Portrait: Bienenfresser

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Rackenvögel (Coraciiformes)
Familie: Bienenfresser (Meropidae)
Gattung: Merops
Art: Bienenfresser (Merops apiaster)

Bienenfresser (Tiergarten Schönbrunn)

Bienenfresser haben eine Körperlänge von 25 bis 29 cm und eine Flügelspannweite von 36 bis 40 cm. Er ist einer der buntesten, kaum zu verwechselnden Vögel Europas. Der Bauch- und Brustbereich ist türkis, Scheitel-, Nacken- und Rückenpartien sind rostbraun, die Flügel ebenfalls, über dem gelblichen Kinn befindet sich ein schwarzer Augenstreif. Weitere Merkmale sind der lange, leicht gebogene Schnabel und die nur bei den Altvögeln vorhandenen, verlängerten mittleren Schwanzfedern, auch Schwanzspieße genannt. Die insgesamt blasser gefärbten Jungvögel sind auf dem Rücken und den Flügeldecken zusätzlich grünlich getönt, von bräunlichem Grau bis schmutzigen Sandfarben. Weiterlesen

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Portrait: Pater-David-Felsenhörnchen

Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)
Gattung: Chinesische Rothörnchen (Sciurotamias)
Art: Pater-David-Felsenhörnchen (Sciurotamias davidianus)

Pater-David-Felsenhörnchen (Tierpark Cottbus)

Das Pater-David-Felsenhörnchen oder Père-David-Rothörnchen erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 19,0 bis 25,0 Zentimetern bei einem Gewicht von etwa 260 Gramm. Der Schwanz wird 12,5 bis 20,0 Zentimeter lang und ist damit etwas kürzer als der restliche Körper. Der Hinterfuß wird 45 bis 59 Millimeter lang, die Ohrlänge beträgt 20 bis 28 Millimeter. Die Rückenfarbe ist olivgrau, die Bauchseite ist gelblich-weiß oder ockerfarben. Im Vergleich zu Forrests Rothörnchen (Sciurotamias forresti) ist es blasser und es besitzt keinen hellen Seitenstreifen, bei einigen Individuen läuft ein dunkler Streifen über die Wange. Die Fußsohlen sind dicht behaart.
Der Schädel hat eine Gesamtlänge von 52 bis 58 Millimetern, er ist breit und flach. Die Art besitzt im Oberkiefer pro Hälfte einen zu einem Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn (Incisivus), dem eine Zahnlücke (Diastema) folgt. Hierauf folgen zwei Prämolare und drei Molare. Im Unterkiefer ist dagegen nur ein Prämolar ausgebildet. Insgesamt verfügen die Tiere damit über ein Gebiss aus 22 Zähnen. Die Paukenhöhle ist klein.
Der Penisknochen ist gebogen, die Spitze ist löffelförmig ausgebildet. Weiterlesen

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Portrait: Blattfisch

Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ovalentaria
Ordnung: Buntbarschartige (Cichliformes)
Familie: Vielstachler (Polycentridae)
Gattung: Monocirrhus
Art: Blattfisch (Monocirrhus polyacanthus)

Blattfisch (Zoo Frankfurt)

Blattfische können eine Standardlänge von 8 cm und eine Gesamtlänge von 10 cm erreichen. Ihr Körper ist oval, seitlich stark abgeflacht und ähnelt in Gestalt und Färbung einem abgestorbenen Blatt. Der Kopf ist zugespitzt, das Maul ist weit vorstülpbar (protaktil). An der Unterkieferspitze steht ein flexibler Bartel, der einem Blattstiel ähnelt. Die Färbung je nach Umgebung kann wechseln. Sie ist in freiem Wasser meist lehmgelb, bräunlich oder dunkelbraun marmoriert. Zwischen Pflanzen nehmen die Fische eine eher grüngelbe Färbung an. Drei Viertel der Schwanzflosse sind beschuppt. Die von Hartstrahlen gestützten Abschnitte von Rücken- und Afterflosse sind genau so gefärbt wie Kopf und Rumpf, die weichstrahligen Abschnitte und der unbeschuppte Teil der Schwanzflosse sind transparent. Der untere Rand des Präoperculums ist glatt. Weiterlesen

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Die Zauneidechse in Brehms Tierleben

Zauneidechse (Brehms Tierleben)

Viel vertrauter als mit der Smaragdeidechse sind wir mit unserer allverbreiteten und überall gemeinen Zauneidechse (Lacerta agilis, Seps coerulescens, argus, varius und ruber, Lacerta vulgaris, varia, stellata, arenicola, stirpium, sepium und Laurentii). Ihre Länge beträgt höchstens zwanzig, meist nur zwölf bis funfzehn Centimeter; der Kopf ist verhältnismäßig dick und stumpfschnauzig, der Schwanz etwa halb so lang als der Leib. Von den vier Zügelschildern stehen die vorderen im Dreieck; der kleine Hinterhauptschild ist trapezförmig; die Schläfengegend wird mit regelmäßigen Schildern gedeckt; die Schuppen des Rückens und der Seiten unterscheiden sich wesentlich durch ihre Größe; die Bauchschilder bilden acht Längsreihen. Im Zwischenkiefer stehen neun, jederseits im Oberkiefer sechzehn, im Unterkiefer bis zwanzig, auf dem Gaumen, einschließlich der kleinen, zehn nach rückwärts und einwärts gerichtete Zähne. In der Färbung des Männchens herrscht oberseits ein mehr oder minder lebhaftes Grün, in der des Weibchens Grau vor; der Scheitel, ein Rückenstreifen und der Schwanz sind stets braun, Kinn und Unterseite grünlich oder gelblich. Der Rückenstreifen und beim Weibchen auch die Seiten werden durch weiße, in Längszügen angeordnete Punkte, welche sich zu Augenflecken vergrößern können, gezeichnet, die Untertheile durch schwarze Punkte gesprenkelt. Vielerlei Abänderungen kommen vor, ohne jedoch das allgemeine Gepräge der Färbung und Zeichnung wesentlich zu beeinflussen. Weiterlesen

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TTT: 10 Bücher, in deren Titel das Wort „Haus“ vorkommt

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Dieter Glandt/Benny Trapp: Heimische Amphibien ganz nah (Rezension)

Amphibien zählen zu den beliebten, aber auch bedrohten Tieren in Mitteleuropa. Fadenmolch, Geburtshelferkröte und Laubfrosch werden u.a. auf der Roten Liste der gefährdeten Arten geführt. Dieses Buch rückt unsere heimischen Amphibien ins Blickfeld, indem es alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz lebenden Arten detailliert vorstellt und dabei besonders auf die faszinierenden Verhaltensweisen und Lebensbedingungen eingeht. Es wendet sich damit an alle, die Freude am Beobachten haben, vermittelt das Wissen für notwendige Schutzmaßnahmen und gibt wertvolle Tipps für die Gestaltung eines amphibienfreundlichen Gartens. Weiterlesen

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Kelly Barnhill: When Women were Dragons (Rezension)

Alex Green ist ein junges Mädchen in einer Welt, die der unseren sehr ähnlich ist, mit Ausnahme eines bahnbrechenden Ereignisses: der Massenverwandlung von 1955, als Hunderttausende von gewöhnlichen Frauen und Müttern Flügel, Schuppen und Krallen entwickelten, eine Spur der feurigen Zerstörung hinterließen und sich in die Lüfte erhoben. War das ihre Entscheidung? Was wird aus denen, die zurückbleiben? Warum hat sich Alex’ geliebte Tante Marla verwandelt, ihre Mutter aber nicht? Alex weiß es nicht. Es ist tabu, darüber zu sprechen. Zum Schweigen gezwungen, muss sich Alex dennoch mit den Folgen dieses erstaunlichen Ereignisses auseinandersetzen: eine Mutter, die sie mehr denn je beschützt, ein abwesender Vater, die beunruhigende Behauptung, dass ihre Tante nie existiert hat, und die Beobachtung, dass ihre geliebte Cousine Bea auf gefährliche Weise von dem Verbotenen besessen ist. Dieser zeitgemäße und zeitlose Roman der preisgekrönten Autorin Kelly Barnhill entlarvt eine Welt, die Mädchen und Frauen klein halten will – ihr Leben und ihre Perspektiven – und erforscht, was passiert, wenn sie sich dennoch erheben – massenhaft – und den Raum einnehmen, der ihnen zusteht. Weiterlesen

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Zoopresseschau

Zoo Berlin 08.11.2024
Preisgekrönter Naturschutz in Aktion
Erster Winter für ausgewilderte Wildpferde in der Steppe Kasachstans | Projekt mit prestigeträchtigem von Prinz William initiierten Earthshot Prize ausgezeichnet In den weiten Steppen Kasachstans steht für die in diesem Jahr vom Tierpark Berlin nach Kasachstan umgesiedelten Przewalski-Pferde der erste Winter in ihrem neuen Lebensraum bevor. Die Wildpferde, die im Juni 2024 im Rahmen des vom Zoo Prag initiierten Projekts „Return of the Wild Horses“ ihre Reise antraten, bereiten sich derzeit in einer geschützten Auswilderungsstation auf das Leben in der rauen Natur der zentralasiatischen Steppe vor. Mit dem nahenden Winter hat nun die entscheidende Phase der Akklimatisierung begonnen, in der sich die Tiere auf Temperaturen von -20 bis -30 Grad Celsius und in extremen Nächten sogar bis -40 Grad, einstellen müssen. „Seit ihrer Ankunft haben die Wildpferde gut an Gewicht zugenommen – eine wichtige Voraussetzung, um den bevorstehenden Winter zu meistern. Unsere Kolleg*innen in Kasachstan werden die Herde weiterhin sorgfältig beobachten, denn die nächsten Monate sind entscheidend für das Überleben der Tiere in der Steppe“, erklärt Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin, der die Pferde im Frühjahr persönlich nach Kasachstan begleitete. Voraussichtlich im kommenden Jahr wird für die Herde, zu der auch die Berliner Wildpferde Umbra, Sary, Wespe und Tessa gehören, der große Moment kommen: Sie werden die Tore der Auswilderungsstation hinter sich lassen und in die kasachische Steppe entlassen. Um das Verhalten der Herde besser nachvollziehen zu können, wird eines der Tiere mit einem GPS-Sender ausgestattet sein.Das Przewalski-Pferd, das als das letzte noch lebende Wildpferd der Erde gilt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in der Wildnis ausgerottet und überlebte nur durch einige wenige in menschlicher Obhut gepflegte Tiere. Dank intensiver Erhaltungszuchtprogramme, die in den 1950er Jahren mit einem internationalen Zuchtbuch im Zoo Prag begannen, existieren heute wieder über 1.500 Przewalski-Pferde. Die ersten erfolgreichen Wiederansiedlungen fanden ab den 1980er Jahren in China und in der Mongolei statt, und nun kehren die Wildpferde auch nach Kasachstan zurück. Der Tierpark Berlin spielt, neben der Projektleitung Zoo Prag, eine Schlüsselrolle als Artenschutzzentrum für das Projekt und züchtet gezielt Przewalski-Pferde zur Wiederansiedlung in Kasachstan. Przewalski-Pferde zeichnen sich durch ihre Robustheit und ihr typisches Aussehen mit fehlendem Schopf und markantem Aalstrich entlang des Rückens aus, die sie klar von domestizierten Pferden unterscheiden. Earthshot Prize für die „Altyn Dala Conservation Initiative“ Parallel dazu wurde die „Altyn Dala Conservation Initiative“, in deren Rahmen die Przewalski-Pferde in die „Goldene Steppe“ zurückkehren, diese Woche mit dem renommierten Earthshot Prize 2024 in der Kategorie „Natur schützen und wiederherstellen“ ausgezeichnet. Dieser vom britischen Prinzen William ins Leben gerufene Preis würdigt weltweit wegweisende Naturschutzprojekte und unterstreicht das herausragende Engagement der beteiligten Partner. Die „Altyn Dala Conservation Initiative“ – eine Kooperation zwischen dem kasachischen Umweltministerium, der Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK), der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Fauna & Flora und der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) – widmet sich der Wiederherstellung von Steppen-, Feucht- und Wüstenökosystemen in Kasachstan. Auf über 75 Millionen Hektar bietet dieses Schutzgebiet bedrohten Arten wie der Saiga-Antilope, dem Steppenadler und nun auch den Przewalski-Pferden wieder einen sicheren Lebensraum. Vera Voronova, Exekutivdirektorin des ACBK, zeigte sich erfreut über die Auszeichnung: „Den Earthshot Prize zu gewinnen, ist eine unglaubliche Ehre und ein Beweis für die Kraft der Partnerschaft im Naturschutz. Die Unterstützung des Preises wird es uns ermöglichen, unsere Initiativen auszubauen und neue Ressourcen zu gewinnen.“ Auch Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin, gratuliert den Partnern in Kasachstan herzlich: „Diese Auszeichnung ist ein wichtiges Signal für den globalen Naturschutz. Wir sind stolz darauf, dass unsere Wildpferde einen Beitrag zur Wiederbelebung der Altyn Dala leisten.“ Der Tierpark Berlin hat sich neben den Wildpferden auch finanziell an der Umsiedlung von Kulanen beteiligt – einer bedrohten Wildeselart. Der Kulan spielt als Schlüsselart der Steppe eine bedeutende Rolle für das Ökosystem, indem er mehrere essenzielle Leistungen erbringt. Dazu gehört das Graben im Schnee und in ausgetrockneten Flussbetten, um knappe Ressourcen zugänglich zu machen, sowie die Verbreitung von Samen über große Distanzen. Dank der Förderung durch den Earthshot Prize plant das Altyn Dala Projekt, die geschützten Flächen der Steppe weiter auszubauen. Steppen sind von entscheidender Bedeutung für den Naturschutz, da sie einzigartige Lebensräume für bedrohte Tierarten bieten und eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen, indem sie große Mengen an Kohlenstoff speichern. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt unterstützt als Hauptpartner der „Altyn Dala Conservation Initiative“ und arbeitet eng mit der ACBK zusammen, um den Erhalt dieses wertvollen Lebensraums langfristig zu sichern. „Es ist eine große Ehre, den Earthshot Prize 2024 zu gewinnen! Diese Auszeichnung würdigt unsere bisherigen Erfolge und wird uns helfen, weiterhin eine lebensfähige Population von Przewalski-Pferden und anderen Arten in Zentralasien zu etablieren“, erklärt Dr. Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Die Altyn Dala Steppe erstreckt sich auf einer Fläche von 750 000 km2 über ganz Kasachstan, von der Grenze zu Usbekistan im Süden bis nach Russland im Norden. Die Kombination aus Grasland, Halbwüste und Feuchtgebieten beherbergt eine große Vielfalt an Wildtieren, darunter Steppenadler und Wölfe. Mehr als 10 Millionen Zugvögel ziehen hier jedes Jahr durch die Feuchtgebiete, die zum UNESCO-Weltnaturerbe gehören. Bis vor rund 200 Jahren gehörte auch das Przewalski-Pferd zu den prägendsten Steppenbewohnern. Weiterlesen

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Ein Wochenende im Zabergäu

Das Wochenende stand ganz im Zeichen einer kleinen Geburtstagsreise. Zum 50. Geburtstag meiner Schwester musste ich mir etwas Besonders einfallen lassen, sozusagen sie Revanche zu meinem 50. Geburtstag (siehe hier). Aber im November etwas passendes zu finden …. nicht unmöglich aber der Monat, bzw. die Jahreszeit limitiert die Auswahl. Schwer war es aber nicht. Das Highlight sollte eine Übernachtung in einem Baumhaus im Wildparadies Tripsdrill sein.
Und auf dem Weg dorthin sollte das Zabergäu erkundet werden …. Weiterlesen

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Neues aus Wissenschaft und Naturschutz

04.11.2024, Universität zu Köln
Erbgut des Auerochsen entschlüsselt
Forschende bestimmen das Genom aller Unterarten des ausgestorbenen Auerochsen und zeigen die Geschichte ihrer Entwicklung bis zum Hausrind / Veröffentlichung in „Nature“
Die Ergebnisse einer internationalen Studie beschreiben die genetische Entwicklung des Auerochsen (Bos primigenius), des wilden Vorfahren des Hausrindes, während und nach der Eiszeit. Die mitteleuropäische Unterart wurde dabei durch Gen-Sequenzierungen bestimmt. Für diese Untersuchung kamen Proben zum Einsatz, die im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Our Way to Europe“ an der Universität zu Köln entnommen wurden. Die Ergebnisse der Studie „The genomic natural history of the aurochs“ wurden nun in Nature präsentiert.
Bereits 2014 ließen Professor Dr. Andreas Zimmermann und seine Mitarbeiterin Dr. Birgit Gehlen vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln zehn Auerochsindividuen am Kölner Accelerator Mass Spectrometer (CologneAMS) datieren. Die Knochen waren in den 1980er Jahren in Bedburg-Königshoven im damaligen Braunkohletagebau ausgegraben worden. „Sie waren durch das damals verwendete Konservierungsmittel verunreinigt, was zu uneinheitlichen und überwiegend falschen Daten geführt hatte“, erklärt Gehlen. „Die Neudatierungen im Rahmen des SFB ergaben ein Alter von etwa 11.700 Jahren. Damit ist Bedburg-Königshoven eine der seltenen Fundstellen des frühesten Holozäns in Mitteleuropa, ein Zeitalter, das von vor 11.700 Jahren bis heute dauert.“
Die Datierung in die früheste Mittelsteinzeit und die verhältnismäßig große Anzahl an Auerochsenknochen – darunter einige größere Schädelfragmente – erregten das Interesse von Dr. Amelie Scheu von der Paläogenetischen Arbeitsgruppe an der Universität Mainz. Sie entnahm Proben von den zehn Auerochsen. Es stellte sich heraus, dass bei zwei Individuen die aDNA (alte DNA) so gut erhalten war, dass sie sich für Tiefensequenzierungen und weiterführende Untersuchungen eigneten. Diese wurden in den darauffolgenden Jahren im Rahmen eines Projektes am Trinity College der Universität Dublin in Irland durchgeführt.
Die Studie deckte insgesamt große genomische Trennungen zwischen dem europäischen Auerochsen, dem nordasiatischen Auerochsen und dem südasiatischen Vorfahren auf, die während der gesamten letzten Eiszeit, mindestens seit dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Ost- und West-Bos primigenius vor ca. 90.000 Jahren, bestehen blieben. Nach dem Höchststand der letzten Eiszeit besiedelten Auerochsen der Iberischen Halbinsel Mitteleuropa wieder. Vor ca. 11.700 Jahren, mit den markanten Klimaverbesserungen am Beginn der Nacheiszeit, begann eine Phase von Migration und Vermischung.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen auch ältere Vermutungen, dass Menschen in der Steinzeit nur bei sehr wenigen Gelegenheiten und innerhalb eines bestimmten historischen Zeitfensters Auerochsen einfingen und isolierten. Zudem geht das europäische domestizierte Hausrind auf eine geringe Anzahl von Individuen der wilden Vorfahren in Vorderasien vor ca. 11.000 Jahren im Nahen Osten zurück. Dieser Befund spricht für eine vom Menschen praktizierte Haltung von Auerochsen, die eine absichtliche Fütterung einschließt. Es handelte sich also nicht um einen passiven, schrittweisen Prozess, sondern um eine gezielte Domestizierung innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne.
„Mithilfe der Proben aus Bedburg-Königshoven konnte das Genom des mitteleuropäischen Auerochsen zum ersten Mal vollständig entschlüsselt und die Geschichte der europäischen und asiatischen Wildrinder und der heutigen Hausrinder besser beschrieben werden“, so Dr. Birgit Gehlen.
Originalpublikation:
https://www.nature.com/articles/s41586-024-08112-6 Weiterlesen

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