Naomi Novik: Drachenprinz (Rezension)

Kaum haben Captain Will Laurence und sein gewaltiger Drache Temeraire ihre erste Bewährungsprobe bestanden, da erscheint eine chinesische Delegation am britischen Königshof und fordert die Rückgabe Temeraires. Als Laurence sich weigert, muss er seinen geliebten Gefährten in den fernen Osten begleiten – ohne zu ahnen, was ihn und Temeraire am Ende ihrer langen, gefahrvollen Reise erwartet …
DRACHENPRINZ ist der zweite Teil der pseudohistorischen Fantasyreihe DIE FEUERREITER IHRER MAJESTÄT. Und es geht spannend weiter. Ich will nicht sagen, dass DRACHENPRINZ besser oder schlechter als DRACHENBRUT ist, der Band stellt eine konsequente Fortführung der Ereignisse dar. Die Beziehung zwischen Laurence und seinem Drachen Temeraire wird vertieft und äußert sich in einigen philosophischen Gesprächen, die der Drache immer gewinnt und die dem Buch einen interessanten Touch verleihen. Die Reise nach China zeigt auch, wie Drachen in anderen Ländern leben und behandelt werden. Vor allem Tremeraire ist von den fremden Sitten begeistert, was Laurence oft zu Zweifeln verleitet. Wird sein Drache in China bleiben? Wird er ihn zu Gunsten einer neuen Freiheit verlassen? Nun ja, ich glaube, es stellt keinen Spoiler dar, wenn ich sage, dass am Ende Tremeraire und Laurence zusammen nach England zurück kehren (weitere Bände der Feuerreiter folgen, also kann man sich das Ende dieses Bandes denken).
Die militärischen Strukturen, gesellschaftlichen Konventionen und politischen Spannungen wirken glaubwürdig und verleihen der Geschichte Bodenhaftung. Novik macht die Unterschiede zwischen Europa und China sehr deutlich, verfällt aber nicht in Klischees oder Vorurteile, sondern kreiert eine fremde und sehr faszinierende Welt. Die kriegerischen Europäer treffen auf zivilisierte Asiaten, die ihre eigenen Traditionen pflegen und eine hohe Kunst der Diplomatie an den Tag legen.
Sprachlich ist Drachenprinz ruhig, präzise und stellenweise bewusst klassisch gehalten, was hervorragend zum historischen Setting passt. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, doch gerade diese Bedächtigkeit erlaubt es, Figuren und Welt organisch zu entwickeln. Wer rasante Action erwartet, braucht etwas Geduld, die Spannung entwickelt sich durch die Unterschiede der Kulturen und natürlich durch die Intrigen am chinesischen Kaiserhof, von denen auch die ausländischen Gäste nicht verschont bleiben.
Stärken des Romans (und der Reihe soweit ich sie bisher kenne) sind die Beschreibungen der Drachen, die historische Einbindung realer Ereignisse und das Worldbuidling, das sich doch von der uns bekannten Welt unterscheidet, aber doch vertraut ist.
Man darf gespannt sein, wie es weiter geht.
Freunde von Drachen in einem (mehr oder weniger) realistisch historischen Setting kommen hier voll auf ihre Kosten.

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