Portrait: Wechselkröte

ohne Rang: Amphibien (Lissamphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Neobatrachia
Familie: Kröten (Bufonidae)
Gattung: Bufotes
Art: Wechselkröte  (Bufotes viridis)

Wechselkröte (Naturkundemuseum Schloss Rosenstein)

„Kröte wechsele dich!“ – diese Redewendung ist gut gewählt. Sie leitet sich von der Fähigkeit des Tieres ab, die Hautoberfläche rasch der jeweiligen Umgebung farblich anzupassen. Auch Licht- und Temperatureinflüsse sind daran maßgeblich beteiligt. Von dunkelbraun bis weißlich-grün finden sich alle Übergänge. Die Epidermis beider Geschlechter ist vom Rücken bis zu den Flanken mit olivgrünen polymorphen Flecken durchsetzt. Die hell-beige gefärbte Bauchseite dagegen ist deutlich geringer strukturiert, zuweilen zeigen sich dort graue Pigmente. Das Zeichnungsmuster der Hautoberfläche ist wie bei Feuersalamander, Gelbbauchunke und Mauereidechse individuenspezifisch und ermöglicht bei mehrmaligen fotografischen Bestandserhebungen eine eindeutige Wiederkennung. Die fotografische Erfassung mit Hilfe des Programms Photographic-Mark-Recapture – PMR ist für die Tiere schonend und damit ethisch vertretbar.
Als zusätzliches Merkmal finden sich an den Hüften und Oberschenkeln kleine rötliche Warzen. Gelegentlich treten auch albinotische Exemplare mit nur geringem Zeichnungsmuster auf. Von albinotischen Larven aus Baden-Württemberg berichtet auch Rainer Flindt.
Die Körpergröße der Männchen schwankt je nach Lebensalter und erreicht bis zu sieben, die der Weibchen bis zu zehn Zentimeter. Nach der gängigen Literatur erreichen Wechselkröten sowohl im Freiland als auch in menschlicher Obhut ein Alter von ca. 10 Jahren. J. Fröchte berichtet 2014 im Feldherpetologischen Magazin von einer in Haltung aufgezogenen 28-jährigen Wechselkröte.
Die dunklen Pupillen sind je nach Helligkeit der Umgebung elliptisch bis kreisrund, die Iris ist zitronengelb bis grünlich. Bei gedämpftem Licht sowie in der Dunkelheit füllen die Pupillen nahezu den gesamten Augapfel aus. Der optische Sinn ist sehr ausgeprägt. Kleinste Bewegungen potentieller Beutetiere werden selbst bei geringem Licht schnell erfasst und lokalisiert. Im Bereich von Millisekunden öffnet sich das rundliche Maul und schleudert die klebrige Zunge Richtung Beute. Insekten, die in Bodennähe auffliegen, können sogar noch im Flug erfasst werden. War der Beutezug erfolgreich, folgen zwei bis drei kräftige Schluckbewegungen, die die Nahrung in den Oesophagus pressen. Die Speiseröhre der Froschlurche ist äußerst dehnbar und ermöglicht das Abschlucken größerer Beuteorganismen ohne Probleme.
Wie alle Echten Kröten besitzt die Art bohnenförmige Ohrdrüsen (Parotiden) hinter den Augen. Sie zeigen sich bereits wenige Wochen nach der Metamorphose und dienen im Bedarfsfall durch die Sekretion von Bufotenin der Feindabwehr. In geringen Mengen finden sich im Sekret weitere Inhaltsstoffe wie Adrenalin, Noradrenalin, Catecholamine und Dopamin.
Feingliedrige Zehen optimieren die Lauf- und Kletterfähigkeiten der Tiere bei ihren Wanderungen und Beutezügen. Kräftige Unterarme sowie polsterartige Schwielen an den Fußgelenken (Fersenhöcker) ermöglichen das Eingraben in lockere Böden, um sich zu verstecken. Adulte Männchen besitzen in der Paarungszeit dunkelbraune Schwielen zwischen den ersten drei Zehen der Vorderextremitäten. Sie unterstützen die axiale Umklammerung des Weibchens während des Paarungsaktes. Weiterlesen

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Portrait: Paradieskasarka

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Halbgänse (Tadorninae)
Tribus: Eigentliche Halbgänse (Tadornini)
Gattung: Kasarkas (Tadorna)
Art: Paradiesgans Tadorna variegata

Paradieskasarka (Zoo Augsburg)

Paradieskasarkas (manchmal auch als Paradiesgänse gezeichnet) sind eine kleine Kasarka-Art. Sie weisen den für diese Gattung charakteristischen gänseähnlichen Habitus auf. Ihre Körperlänge beträgt zwischen 63 und 71 Zentimetern. Sie wiegen zwischen 1,5 und 2 Kilogramm. Die Art zeigt einen auffälligen Geschlechtsdimorphismus. Im Prachtkleid hat der Ganter einen schwarzgrünen Kopf und Hals. Der restliche Körper ist dunkel befiedert. Die Unterschwanzdecke ist von einem kräftigen Lehmbraun. Der Schnabel ist schwarz, im Verhältnis zur Kopfgröße kurz und leicht aufgewölbt. Die Beine und die Füße sind dunkelgrau. Die Augen sind schwarz.
Das Weibchen hat im Prachtkleid einen weißen Kopf und Hals. Der Rücken ist dunkelgrau. Die Flanken und die Unterschwanzdecke sind leuchtend kastanienrot. Beine, Füße, Schnabel und Augenfarbe entsprechen denen des Männchens. Jungvögel gleichen den erwachsenen Männchen. Das Mantelgefieder ist bei ihnen dunkelbraun und schwarzgrau überwaschen. Die Flügel sind wie bei den adulten Vögeln gefärbt, jedoch sind die großen Decken grau und nicht weiß. Der Kopf ist schwarzgrau, die Schnabelwurzel und die Augengegend ist aufgehellt. Junge Weibchen sind etwas kleiner als junge Männchen und haben eine weiße Schnabelbasis. Bei ihnen sind außerdem der Rücken und die Flanken etwas bräunlicher. Der für die Weibchen charakteristische weiße Kopf wird von jungen weiblichen Paradieskasarkas ab dem 2. Jahreskleid gezeigt.
Ausgewachsene Weibchen durchlaufen die Mauser zwischen Januar und März und damit gegen Ende der Fortpflanzungszeit. Sie beginnen mit dem Wechsel des Kleingefieders, wenn die Jungvögel etwa 40 Tage alt sind. Der Abwurf der Schwingenfedern setzt wenig später ein. Sie sind dann für einen Zeitraum von 28 bis 42 Tagen flugunfähig. Weiterlesen

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Portrait: Girgentana-Ziege

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Eigentliche Ziegen (Capra)
Art: Wildziege (Capra aegagrus)
Unterart: Hausziege (Capra aegagrus hircus)

Girgentana-Ziege (Zoo Stralsund)

Die Girgentana-Ziege stammt ursprünglich aus der italienischen Provinz Agrigento (Sizilien). Die Stadt Agrigento hieß bis 1929 Girgenti, nach ihr ist diese Hausziegenrasse benannt.
Die Rasse ist an das trockene, felsige Terrain Siziliens gut angepasst.
Ihre Abstammung ist ungeklärt. Ein besonders auffälliges Merkmal sind ihre – im Gegensatz zu den meisten anderen Hausziegenrassen – spiralartig gewundenen Hörner, die beim Bock eine Länge von 80 cm erreichen können. Dies hat zu Vermutungen Anlass gegeben, die Girgentana-Rasse stamme von der zentralasiatischen Schraubenziege ab. Deren Hörner sind spiralig nach außen gewunden, während bei der Girgentana-Ziege eine Windung nach innen festzustellen ist. Beim ausgewachsenen Bock können sie bis zu 60 cm und bei der Ziege gut 40 cm hoch werden.
Das Fell ist meist weiß bis cremefarben mit vereinzelten grauen oder braunen Flecken. Der Körperbau ist grazil, lang und schmal. Die Kruppe fällt recht steil nach hinten ab. Die Ziege hat immer längliche Glöckchen. Hornlosigkeit kann vorkommen. Es
ist eine Langhaarziege mit mehr oder weniger langem Fell und kaum Unterwolle. Am Kopf und Hals ist das Fell kurz und glatt.
Böcke erreichen eine Widerristhöhe von bis zu 90 cm und ein Gewicht von 70 – 80 kg. Weibchen sind kleiner und leichter. Weiterlesen

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Tierseuchen im Zoo – Herpes

Seit einiger Zeit erhält man kostenfrei das Manati, das Magazin des Tiergarten Nürnberg vor Ort oder online. Dieses beschäftigt sich mit Seuchen im Zoo, die nicht erst seit Vogelgrippe oder MKS gefürchtet und vertreten sind. Im Heft geht es unter anderem um Afrikanische Schweinepest, Tollwut, Toxoplasmose, Blauzungenkrankheit und das Equine Herpesvirus.
Ich werde hier ein paar Herpesviren vorstellen, Tollwut, Toxoplasmose und andere Krankheiten werden irgendwann folgen. Sieht man von den Folgen für die Tieren ab (oder den Menschen ab) sind Virologie, Mikrobiologie und insbesondere die Parasitologie interessante Themen (wenn man sich nicht gerade damit befassen muss Leben zu retten)
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TTT: 10 meiner haptisch größten Bücher

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Anna Täuber: Schräge Vögel – SOKO Neuntöter (Rezension)

Alle Vögel sind schon tot – vier Hobby-Ornithologen ermitteln in ihrem ersten Fall am Chiemsee
Harald, Katja, Thilo und Sabine sind Vogelbeobachter. Oder Birder, wie es in Fachkreisen heißt. Jeden Sonntag treffen sie sich in aller Herrgottsfrühe auf dem Beobachtungsturm im Grabenstätter Moos am Chiemsee, um ihrem Hobby nachzugehen und ein seltenes gefiedertes Exemplar vors Fernglas zu bekommen.
So auch an diesem Sonntag, als sie das Nest eines brütenden Braunkehlchens entdecken. Nur dass sich unweit entfernt ein weniger schöner Anblick bietet. Dort liegt Frank, ebenfalls ein begeisterter Hobby-Ornithologe, tot im Gehölz. Ein tragischer Unfall, sagt die Polizei. Doch davon wollen die Vogelbeobachter nichts wissen. Nach dem längsten Gespräch ihrer bisherigen Bekanntschaft sind sie sich einig: Es war Mord. Und den müssen sie aufklären.
Trotz anfänglicher Turbulenzen wachsen sie bald zu einem gar nicht mal schlechten Team zusammen und beweisen sogar ungeahnte ermittlerische Fähigkeiten. Denn sie lagen goldrichtig mit ihrer Vermutung: Der ach so harmlos wirkende Frank war ein knallharter Staatsanwalt, der sich nicht nur Freunde gemacht hatte …
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Zoopresseschau

Zoo Frankfurt 09.05.2025
Gemischtes Doppel: Die Tiger-Jungtiere im Frankfurter Zoo werden vorgestellt
Am 20. Februar hat die elfjährige Sumatra-Tigerin CINTA Jungtiere zur Welt gebracht. Seitdem war der Katzendschungel des Zoos geschlossen, um der Tiger-Familie möglichst viel Ruhe zu ermöglichen. Die Jungtiere, ein weibliches und ein männliches, haben sich prächtig entwickelt und sind ordentlich gewachsen. Jetzt ist es Zeit, die Besucherinnen und Besucher kennen zu lernen. „Die kleinen Tiger sind einfach unwiderstehlich und eine große Freude“, sagt Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. „Doch es geht um mehr: Die Zucht der hochbedrohten Art in Zoos ist ebenso wichtig wie der Schutz ihrer Lebensräume auf Sumatra, um den sich unter anderem die Zoologische Gesellschaft Frankfurt kümmert. Es ist mehr als erfreulich, dass nun nach der Zustimmung aller politischer Gremien mit der Umsetzung des Masterplans für den Zoo begonnen werden kann, damit er auch in Zukunft seine Aufgaben im Natur- und Artenschutz erfüllen und die ZGF bei ihrer Arbeit in den Herkunftsländern unserer Zootiere unterstützen kann. Mit der umfangreichen Modernisierung des Zoos werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, weiterhin und noch besser als bisher zur Erhaltungszucht, zur Umweltbildung und zur Forschung beizutragen“, so Hartwig. „Genau wie bei ihrem ersten Nachwuchs im Sommer 2023 macht Tigerin CINTA alles richtig“, freut sich Zoodirektorin Dr. Christina Geiger. „Sie ist eine gute und vor allem sehr aufmerksame Mutter. Der Schutz ihrer Jungtiere geht ihr über alles. Auch der fünfzehn Jahre alte Kater EMAS geht behutsam und freundlich mit den Kleinen um. Mit bald drei Monaten sind unsere jungen Tiger schon sehr neugierig und agil. Noch schlafen sie zwar viel, aber wenn sie das nicht tun, rangeln sie miteinander oder erkunden ihre Anlage. Seit der ersten Impfung – unter anderem gegen Katzenschnupfen – wissen wir, dass es sich um ein weibliches und ein männliches Jungtier handelt“, erklärt Geiger. Sumatra-Tiger sind eine sehr selten gewordene Tigerunterart. Schätzungen der Weltnaturschutz-Union IUCN gehen von maximal 400 Tieren aus, die aktuell noch in ihrer angestammten Heimat leben. Die ZGF engagiert sich seit dem Jahr 1998 auf der indonesischen Insel Sumatra für den Schutz der Tieflandregenwälder in der Region Bukit Tiga Puluh. Dort haben viele gefährdete Arten wie Tiger, Orang-Utans und Elefanten ein wichtiges Refugium gefunden. „Bukit Tiga Puluh gehört in Indonesien zu den Tiger-Prioritätsgebieten. Mit etwa 30 Sumatra-Tigern leben dort knapp zehn Prozent des geschätzten Weltbestands“, betont Dr. Antje Müllner, Referatsleiterin für Südamerika und Südostasien bei der ZGF. „Eine große Gefahr für die Zukunft der Tiger in der Region stellt die zunehmende Zerstörung des natürlichen Lebensraums durch die Ausweitung von Palmölplantagen dar. Mit der Wilderei auf Hirsche und Wildschweine werden den Tigern außerdem wichtige Beutetiere und damit die Nahrungsgrundlage entzogen. Mit unserer Naturschutzarbeit dämmen wir diese Bedrohungen ein, aber der Druck bleibt immens“, so Müllner. Wie beim letzten Nachwuchs sollen auch dieses Mal die Namen der kleinen Tiger einen Bezug zum Schutzprojekt der ZGF auf Sumatra haben. Für das weibliche Jungtier hat das ZGF-Team in Indonesien den Namen RASMI ausgewählt. Das bedeutet „lokale Weisheit“, „gewohnheitsmäßige Ordnung“ und „harmonisches Leben“ in malaiischer Sprache. Für das Männchen wurde der Name MANDALA ausgewählt. Mandala steht in Sanskrit für „Kreislauf des Lebens“ und Gleichgewicht oder Balance. Öffnung Katzendschungel: Ab Samstag, 10. Mai, öffnet der Katzendschungel wieder für Besuchende täglich in der Zeit von 9 bis 13 Uhr. Der Zoo behält sich vor, das Haus wieder zu schließen, sollte es zum Schutz der Jungtiere erforderlich sein. Weiterlesen

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Neues aus Wissenschaft und Naturschutz

05.05.2025, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
Kürzere und wärmere Winter könnten Überwinterungsgebiete von Fledermäusen in Europa vergrößern
Ein Forschungsteam untersuchte, wie der Energieverbrauch der Fledermausart Großer Abendsegler von der Temperatur beeinflusst wird, und erstellte ein Modell, mit dem sich vorhersagen lässt, in welchen geographischen Breiten sie den Winterschlaf überleben und wie sich ihre Überwinterungsgebiete im Laufe der Zeit verändern könnten. Es zeichnet die Verschiebung der Überwinterungsgebiete in den letzten 50 Jahren exakt nach und sagt eine weitere Ausdehnung nach Nordosten um bis zu 14 Prozent des derzeitigen Verbreitungsgebiets bis zum Jahr 2100 voraus – bedingt durch kürzere und wärmere Winter in Europa.
Die Umgebungstemperatur hat einen großen Einfluss auf die Physiologie und das Verhalten vieler Wildtierarten. Wo diese für einen effektiven Winterschlaf auf niedrige Temperaturen angewiesen sind, könnte die globale Erwärmung ihr Überleben beeinträchtigen. Die neue Studie wurde am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) von einem wissenschaftlichen Team der Abteilungen für Evolutionäre Ökologie und Evolutionsgenetik durchgeführt. Die Erstautorin Dr. Kseniia Kravchenko ist jetzt Postdoktorandin an der Universität Luxemburg und die Seniorautorin Dr. Shannon Currie ist jetzt Dozentin an der Universität Melbourne. Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift „Ecology Letters“ veröffentlicht.
Der Energieverbrauch von Wildtieren ist eng mit der Umgebungstemperatur verknüpft. Wenn die Bedingungen ungünstig werden, können viele Säugetiere wie Fledermäuse Winterschlaf halten, um Energie zu sparen. „Winterschläfer werden in biophysikalischen Modellen oft übersehen, weil sie während des Winterschlafs zwischen zwei physiologischen Zuständen wechseln, was die Modellierung erschwert“, erklärt Shannon Currie. „Es ist also noch unklar, wie sich der Klimawandel auf diese Arten auswirken wird“.
Um zu untersuchen, wie sich der Klimawandel auf diesen wichtigen evolutionären Mechanismus auswirken könnte, führten Kseniia Kravchenko und ihre Kolleg:innen zwei Experimente durch: „Wir untersuchten, wie viel Zeit die etwa 30 Gramm schweren Großen Abendsegler bei verschiedenen Umgebungstemperaturen im Torpor – dem physiologischen Zustand, in dem sich die Tiere während des Winterschlafs befinden – verbrachten. Um den Torpor festzustellen, maßen wir die Hauttemperatur, denn die Tiere senken ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen“, erklärt Kravchenko. In einem zweiten Experiment maßen die Forschenden die CO2-Produktion als Indikator für den Energieverbrauch der Fledermäuse bei unterschiedlichen Umgebungstemperaturen.
Modelle zeichnen historische Verschiebung der Überwinterungsgebiete exakt nach
Die Ergebnisse der Experimente kombinierte das Team mit Prognosen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung für die tägliche Temperatur in verschiedenen Szenarien des Klimawandels. Auf diese Weise konnten sie das Energiebudget, das zum Überleben des Winters erforderlich ist, für mehr als 12.000 Standorte in ganz Europa berechnen. Sie verglichen die Energiebudgets auf der Grundlage historischer Daten (1901-2019) und mittels Prognosen für die Zukunft (2019-2100) in vier verschiedenen Klimawandel-Szenarien. „Unsere Berechnungen für aktuelle Temperaturdaten ergaben ein Überwinterungsgebiet, das der tatsächlichen räumlichen Verteilung dieser Gebiete sehr nahekommt. Das war beruhigend, denn unsere Modellierung erwies sich damit als sehr exakt, nur auf der Grundlage der Umgebungstemperatur und physiologischer Parameter. Wir waren auch deshalb zufrieden, weil es nach all den experimentellen Arbeiten und dem Programmieraufwand zeigte, dass unser Ansatz tatsächlich funktioniert“, sagt Dr. Alexandre Courtiol, Wissenschaftler und Modellierungsexperte am Leibniz-IZW. „Weitere Berechnungen ergaben, dass sich das Überwinterungsgebiet zwischen 1901 und 2018 in den Nordosten Europas verschob und damit um 6,3 Prozent seiner ursprünglichen Größe vergrößerte.“
Überwinterungsgebiete werden sich voraussichtlich weiter nach Norden und Osten verlagern und ausdehnen
Die Eingabe von verschiedenen Projektionen zukünftiger Klimaszenarien in das Modell zeigt, dass sich sowohl die südliche als auch die nördliche Grenze des potenziellen Überwinterungsgebiets weiter nach Norden verschieben könnte – die südliche Grenze sogar noch stärker als die nördliche. Seit 1901 haben sich die geeigneten Überwinterungsgebiete bereits um 260 Kilometer nach Norden verschoben. „Die derzeitige Ausbreitung nach Nordosten wird sich im Durchschnitt der Modelle um etwa 80 Kilometer fortsetzen, wodurch sich das potenzielle Überwinterungsgebiet zwischen 2019 und 2099 je nach Klimawandelszenario um 5,8 bis 14,2 Prozent vergrößern wird“, so die Forschenden. Im weitreichendsten Szenario des Klimawandels – bei dem mit einem Anstieg der Emissionen, einem Anstieg der Wintertemperaturen um 2,35 °C und einer Verkürzung der durchschnittlichen Winterschlafzeit um 41 Tage gerechnet wird – dürfte diese Nordverschiebung etwa 730 km betragen, sodass eine Gesamtverschiebung von etwa 990 km nach Norden innerhalb von 200 Jahren vorhergesagt wird.
Wie frühere Studien von Kravchenko und Kolleg:innen zeigten, sind Große Abendsegler in der Lage, ihr Verbreitungsgebiet innerhalb weniger Jahrzehnte um mehrere hundert Kilometer zu verlagern. Es ist also möglich, dass diese Art bei weiter steigenden Temperaturen den Veränderungen im potenziellen Überwinterungsgebiet in Europa folgt und dieses kontinuierlich in Richtung Nordosten erweitert. Dies könnte jedoch zu Problemen führen, wenn andere für den Winterschlaf erforderliche Faktoren wie ein geeigneter Winterschlafquartiere und das Vorhandensein von Nahrung vor Beginn des Winters in den neu erschlossenen Gebieten mit geeigneten Temperaturen nicht erfüllt sind.
Das wissenschaftliche Team fand heraus, dass die Winterschlafnische der Großen Abendsegler durch nur zwei einfache statistische Parameter angemessen erklärt und genau modelliert werden kann: die mittlere tägliche Umgebungstemperatur während der Winterschlafzeit und die Dauer des Winterschlafs. „Das bedeutet, dass wir möglicherweise die geeigneten Winterschlafgebiete anderer Arten anhand der gleichen Parameter kartieren könnten. Dennoch müssen wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die Physiologie der Wildtiere noch genauer untersuchen und überwachen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Umweltfaktoren für erfolgreichen Winterschlaf und letztlich das Überleben von Arten vielfältiger und komplexer sind als nur die Umgebungstemperatur“, fasst Prof. Dr. Christian Voigt, Leiter der Leibniz-IZW-Abteilung für Evolutionäre Ökologie, zusammen. Diese ökophysiologische Forschung ist von entscheidender Bedeutung, um in Zeiten des Umweltwandels Naturschutzmaßnahmen und Maßnahmen zum Schutz von Wildtieren anzupassen.
Originalpublikation:
Kravchenko K, Voigt CC, Volkholz J, Courtiol A, Currie SE (2025): Shorter and warmer winters expand the hibernation area of bats in Europe. Ecology Letters 28/5, e70119. DOI: 10.1111/ele.70119 Weiterlesen

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Portrait: Damaraziege

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Eigentliche Ziegen (Capra)
Art: Wildziege (Capra aegagrus)
Unterart: Hausziege (Capra aegagrus hircus)

Damaraziege (Tierpark Hellabrunn)

Die Damaraziege ist eine widerstandsfähige Ziegenrasse, die vor allem in Namibia vorkommt, insbesondere bei den Damara, nach denen sie benannt ist. Hier sind einige wichtige Merkmale:
Es handelt sich um eine muskulöse, mittelgroße Ziegenrasse mit kräftigem Knochenbau. Sie sind häufig einfarbig schwarz, braun oder weiß, es kommen aber auch gescheckte Tiere vor.
Sie ist sehr gut an aride Klimazonen angepasst, übersteht problemlos Hitze und Trockenheit. Die Damaraziege gilt als genügsam, widerstandsfähig gegen Parasiten und Krankheiten.

Damaraziegen dienen vorwiegend der Fleischproduktion. Sie haben eine gute Reproduktionsrate. Zwillingsgeburten sind nicht selten.

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Portrait: Spießente

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Eigentliche Enten (Anas)
Art: Spießente (Anas acuta)

Spießente (Bayerwald-Tierpark Lohberg)

Die Spießente wirkt sehr schlank und weist einen auffallend langen und dünnen Hals auf. Erpel erreichen ausgewachsen eine Körperlänge von 59 bis 76 Zentimetern. Ihr Körpergewicht liegt in einer Bandbreite von 550 bis 1300 Gramm und beträgt im Durchschnitt etwa 850 Gramm. Die durchschnittliche Flügellänge beträgt bei Männchen etwa 27,5 Zentimeter. Weibchen sind mit einer Körperlänge von 51 bis 64 Zentimetern und einer Flügellänge von 26 Zentimetern etwas kleiner und mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 735 Gramm (400–1200 Gramm) auch leichter als die Männchen. Ihr Gewichtsminimum weisen Spießenten in der Regel im Februar eines Jahres auf; das Gewichtsmaximum wird von Erpeln im Oktober und von Weibchen im August erreicht.
Im Prachtkleid sind die Männchen an Kehle, vorderem Unterhals und den Kopfseiten dunkelbraun gefärbt. Der Oberkopf unterscheidet sich von den anderen Kopfpartien durch eine nochmals dunklere Färbung. In der Nackenmitte verläuft ein fast schwarzes Längsband. Der Schnabel ist blaugrau. Ein schmaler weißer und deutlich abgegrenzter Keil reicht an den hinteren Kopfseiten bis etwa zur Schnabelhöhe. Aufgrund dieser charakteristischen Kopfzeichnung sind die Erpel der Spießente eindeutig von anderen Entenarten im Verbreitungsgebiet unterscheidbar. Die Brust und die untere Hälfte des Vorderhalses sind weiß. Die großen Schulterfedern sind stark verlängert und weisen einen breiten, weißgelblichen bis hellbräunlichen Flügelspiegel auf. Die Flanken sind schmal dunkelgrau-weiß gebändert, die Körperunterseite ist weiß. Vor den scharf abgesetzten, schwarzen Unterschwanzdecken findet sich eine weißgelbliche bis hellbräunliche Federpartie. Die langen und spitz ausgezogenen Schwanzfedern weisen eine Länge von bis zu zehn Zentimeter auf. Die mittleren Steuerfedern sind schwarz; die an die mittleren Steuerfedern anschließenden weisen eine schwarze Außenfahne auf, die Innenfahnen sind dagegen graubraun mit hellbräunlichen Rändern. Die außenliegenden Steuerfedern sind außen dunkel und innen hell braungrau. Im Ruhekleid ähnelt der Erpel dem Weibchen. Einzelne Erpel weisen am Rücken, an den Schultern sowie am Bürzel einzelne schwarzgraue Federn mit einer groben graubraunen und weißen Querwellung auf. Die mittleren Steuerfedern sind beim Männchen auch im Ruhekleid leicht verlängert. Der Wechsel ins Ruhekleid beginnt beim Männchen etwa ab Juni. Die Umfärbung ins Prachtkleid beginnt im Dezember und ist meist im Januar bis Februar abgeschlossen.
Ausgewachsene Weibchen haben ein hellbraunes Gefieder. Das Deckgefieder ist breit grau gesäumt. Sie weisen dadurch insgesamt einen ausgeprägteren Grauton als die Weibchen anderer Arten aus der Gattung der Eigentlichen Enten auf. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind der lange Hals und der lange, graue bis bläulich-hornfarbene Schnabel, der im Vergleich zur Stockente deutlich schmaler ist. Wie beim Männchen haben auch die Beine eine graue bis graublaue Farbe. Die Schwimmhäute sind schwärzlich. Bei beiden Geschlechtern ist die Iris braun. Weiterlesen

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