Portrait: Plüschkopfente

Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Meerenten und Säger (Mergini)
Gattung: Eiderenten (Somateria)
Art: Plüschkopfente (Somateria fischeri)

Plüschkopfeiderente (Tierpark Berlin)

Plüschkopfenten sind große Entenvögel, innerhalb der Gattung der Eiderenten jedoch die kleinste Art. Sie erreichen eine Körperlänge zwischen 52 und 57 Zentimetern. Die Männchen wiegen zwischen 1500 und 1850 Gramm. Die Weibchen erreichen ein Gewicht von 1400 bis 1850 Gramm. Die Art ist damit etwas kleiner als die nah verwandte Eiderente.
Die Männchen sind unverkennbar mit ihrem schwarzen Körper, dem weißen Rücken und dem gelb-grünen Kopf, der zwei große, weiße Augenflecke besitzt. Die Nackenfedern sind etwas verlängert, was dieser Ente ein dickhalsiges Aussehen verleiht. Der Schnabel ist orangefarben und bis zu den Nasenlöchern von einem hellgrünen Visier mit weißem Rand bedeckt. Der Schnabelnagel ist hell. Beine und Füße sind hellgelb, die Schwimmhäute sind graugelb. Die Iris ist rotbraun.
Das Weibchen ist überwiegend braun gefärbt, kann aber durch seine Größe und Gestalt von anderen Enten unterschieden werden. Von anderen Eiderenten ist sie durch die deutlich sichtbare Brille und das Visier über der Schnabelwurzel gut zu unterscheiden. Weiterlesen

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Portrait: Buntwaran

ohne Rang: Toxicofera
ohne Rang: Schleichenartige (Anguimorpha)
Familie: Varanidae
Gattung: Warane (Varanus)
Untergattung: Varanus
Art: Buntwaran  (Varanus varius)

Buntwaran „bells phase“ (Haus des Meeres, Wien)

Der Buntwaran wird bis zu 2 Meter lang und wiegt bis zu 14 Kilogramm. Dabei sind Weibchen kleiner als Männchen und erreichen Gesamtlängen von maximal 1,5 Metern. Die größte nachgewiesene Kopf-Rumpf-Länge für den Buntwaran ist 76,5 cm, normalerweise bleibt die Art jedoch kleiner. Die Nasenlöcher liegen seitlich und sind näher an der Schnauzenspitze als am Auge. Um die Mitte des Rumpfes sind etwa 200 Schuppenreihen angelegt. Der lange Schwanz ist recht schlank. Sein Querschnitt ist am Ansatz rund, wird jedoch Richtung Schwanzspitze mehr dreieckig und seitlich zusammengedrückt. Auf der Oberseite des Schwanzes finden sich zwei Schuppenkiele.
Der auf der Körperoberseite dunkelgraue bis trübblaue Buntwaran ist mit zahlreichen cremefarbenen Punkten gezeichnet, die gepunktete oder teils auch durchgehende Bänder bilden. Am Kinn finden sich auffällige schwarze Streifen. Der Schwanz weist am Ansatz auf dunkler Grundfarbe schmale helle Bänder auf, die zum Ende des Schwanzes hin breiter werden. Große Buntwarane sind oft dreckig und sehen auf Distanz daher nicht selten einheitlich dunkelbraun bis grau aus. Jungtiere sind viel heller und deutlicher gezeichnet als Alttiere.
Es existiert eine Morphe, die mit sehr breiten gelben und schwarzen Bändern gezeichnet ist, sie wird als „Bells Waran“ (bells monitor) bezeichnet. Der Bells Waran bewohnt das westliche New South Wales und Nord-Victoria westlich der Great Dividing Range sowie trockene Gebiete von New South Wales und Queensland. Er kommt sympatrisch mit der normalen Farbform vor. Weiterlesen

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Portrait: Hissarschaf

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Schafe (Ovis)
Art: (Armenisches) Wildschaf (Ovis gmelini)
Unterart: Hausschaf (Ovis gmelini aries)

Hissarschaf (Thüringer Zoopark)

Das Hissarschaf (auch Hissar-Fettsteißschaf genannt) gehört zu den größten Schafen der Welt. Dies trifft allerdings nur auf das Gewicht durch ihre Neigung zur „Verfettung“ zu, denn manche Rassen, wie etwa das Gescheckte Bergschaf, sind um einiges größer. Weibliche Tiere wiegen zwischen 80 und 90 Kilogramm, Böcke bis zu 130 Kilogramm. Kräftige Tiere wurden sogar als Reit- und Zugtiere eingesetzt. Die Rasse ist sehr widerstandsfähig gegen starke Temperaturschwankungen, Winde und Niederschläge. Ihre anspruchslose Haltungsform machte sie zur Existenzgrundlage vieler Landwirte im Gebirge.

Die Schafe haben eine sehr talgige Wolle und müssen nicht zwangsläufig geschoren werden, denn die Wolle fällt von selbst ab und dient Vögeln als Baumaterial für Nester. Sie zählen zu den „Kurzwollschafen“. Weiterlesen

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TTT: 10 Bücher mit Raben oder Krähen auf dem Cover

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Annabelle Chase: Spellbound 7 – Nie wieder untot (Rezension)

Für Emma hat sich einiges verändert, seit ihr Geheimnis gelüftet wurde und ihr Liebesleben eine dramatische Wendung nahm. Doch noch immer hat Emma nicht alle Geheimnisse ihrer Vergangenheit aufgedeckt.
Und eine weitere Veränderung steht an: In Spellbound soll der nächste Bürgermeister gewählt werden. Emmas Freundin Lucy kandidiert, und Emma hilft ihr fleißig bei der Kampagne. Die Stimmung während des Wahlkampfes ist aufgeheizt. Und dann wird auch noch einer der Gegenkandidaten ausgerechnet mit dem Pfahl von Lucys Wahlplakat gepfählt. Wollte da jemand die Konkurrenz aus dem Weg räumen? Mitten im magischen Wettstreit um das Bürgermeisteramt stürzt sich Emma in die Ermittlungen …

NIE WIEDER UNTOT – Teil 7 der amüsanten CosyFantasyKrimireihe. Und es passiert sehr viel. Sieht man von der Bürgermeisterwahl mit Mord ab, so bekommt es Emma mit misshandelten Katzen zu tun und muss sich mit selbst entwickelten Zaubersprüchen herumschlagen. Und das führt zu einigen unterhaltsamen Szenen. Liebe und Eifersucht kommt auch nicht zu kurz und so bietet Annabelle Chase alles was das Herz begehrt (auf einem gewissen Niveau, das vielleicht nicht jedermanns Sache ist). Und ja … der Krimiteil ist fast schon nebensächlich, es macht viel mehr Spaß den Alltag der Spellbound-Bewohner zu erleben. Ach ja, der Humor der Serie lässt sich nicht ignorieren, ebenso wenig wie die sexuellen Anspielungen. Herrlich … leichte Kost zum Abschalten…

NIE WIEDER UNTOT bei amazon (AffiliateLink)

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Birgit Christina Susemihl: Weltenfäden – Ein wolltastisches Abenteuer (Rezension)

Hast du dich schon mal gefragt, an was Schafe den ganzen Tag über auf ihrer Weide denken und ob sie sich als Gefährtinnen für ein Abenteuer eignen? Dann ist „Weltenfäden – Ein wolltastisches Abenteuer“ genau der richtige Lesestoff für dich.
Die 13-jährige Jula merkt, dass etwas nicht stimmt in ihrer heilen, geruhsamen Welt zwischen Wiesen und Feldern. Ganz ohne Vorankündigung oder Erklärung verschwindet ihr Bruder. Stattdessen taucht eine unbekannte Schwester auf, als wäre sie schon immer da gewesen. Aber das war sie nicht, da ist sich Jula ganz sicher. Und das bleibt nicht die einzige Seltsamkeit.
Zusammen mit dem Schaf Holly macht Jula sich auf, um dieses Rätsel zu lösen. Dabei decken sie einen fürchterlichen Plan auf, der die ganze Welt verändern könnte. Und nur eine Reise an einen wahrlich wolltastischen Ort kann vielleicht noch Rettung bringen.
Jula und Holly – zwei außergewöhnliche Heldinnen, die bei ihrem Abenteuer tief in die Mysterien der Schafe eintauchen, um die sagenumwobenen Weltenfäden zu finden.
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Internationaler Tag der Artenvielfalt

Heute ist der Internationale Tag der Artenvielfalt.
Trotz zahlreichen Bemühungen ist der weltweite Verlust der Biodiversität alarmierend. Der 22. Mai erinnert jährlich daran, dass es unerlässlich ist, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Zerstörung der Natur aufzuhalten. Der Schutz von Arten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt weltweit braucht viel stärkere Anstrengungen.
Am 22. Mai 1992 wurde in Nairobi Einigkeit über den Text des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt erzielt. Dieses auch Biodiversitäts-Konvention (Convention of biological diversity – CBD) genannte Übereinkommen wurde im Rahmen der UN-Konferenz im Juni 1992 in Rio de Janeiro zur Signatur ausgelegt und trat am 29. Dezember 1993 in Kraft. Heute ist es mit über 196 Vertragspartnern eines der erfolgreichsten Übereinkommen der Vereinten Nationen.
Hauptanliegen der Konvention ist der Schutz der biologischen Vielfalt der Ökosysteme, der Arten bzw. Populationen und deren genetische Differenzierung sowie ihrer Ressourcen. Das Übereinkommen verbindet Schutz und nachhaltige Entwicklung. Weiterlesen

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Zoopresseschau

Zoo Heidelberg 16.05.2025
„Planet A* – Die Ausstellung für Artenvielfalt“ ab sofort im Zoo Heidelberg zu sehen
Multimediale Mitmachstationen laden zum Staunen und Entdecken ein Von WOW! bis CHANGE! behandelt die Wanderausstellung „Planet A* – Die Ausstellung für Artenvielfalt“ mit sechs Ausstellungsinseln ein Thema, das die ganze Welt in Atem hält. Was bedeutet biologische Vielfalt? Warum brauchen wir sie? Und was können Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und wir alle beitragen, um den Verlust der Arten aufzuhalten? Die Wanderausstellung in der Explo-Halle des Zoo Heidelberg gibt Denkanstöße und Antworten auf diese Fragen. Am 16. Mai 2025 wurde sie feierlich eröffnet. „Dass diese moderne multimediale Schau für ein ganzes Jahr in Heidelberg zu sehen sein wird, stellt den Zoo Heidelberg in eine Reihe mit großen renommierten Ausstellungshäusern und ist eine Auszeichnung für die Stadt Heidelberg“, freut sich Axel Schlemann, Leiter der Zoo-Akademie im Zoo Heidelberg. Welche Gedanken der Ausstellung zugrunde liegen und wie sie entstand, stellte Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Sprecher der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA), in einem einleitenden Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung im feierlichen Kreis vor. „Planet A* – Die Ausstellung für Artenvielfalt“ richtet sich vor allem an Jugendliche – aber natürlich nicht nur: Prägnant, plakativ und interaktiv erklärt sie die wichtigsten Fakten zum Thema Artensterben, stellt Forschungen und mögliche Lösungsansätze vor und lädt durch partizipative Elemente zum Reflektieren und Diskutieren ein. An der Ausstellungsinsel WOW! befassen sich die Besucher beispielsweise mit der Wertschätzung von Artenvielfalt, während das Modul CHANGE! konkrete zum Erhalt der Artenvielfalt dringend notwendige Veränderungen in der Landwirtschaft, im Wald und in der Stadt vorschlägt. Im Modul NOW! wartet für die Besucher mit einer beweglich gelagerten Kugelrollbahn, welche durch die vier Bereiche Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Forschung führt, eine echte Herausforderung. Die Botschaft des Spiels lautet: Nur gemeinsam schaffen wir die notwendigen Veränderungen, und in jedem Bereich sind dafür Geschick und Anstrengungen erforderlich, damit die Kugel im Ziel – dem Erhalt der Artenvielfalt – ankommt! Hinter der Ausstellung steht FEdA, die Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Planet A* entstand in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und ist eine der ganz großen, aufwändigen und vielbestaunten Wanderausstellungen zur Zukunft des Planeten geworden. Damit die Ausstellung im Zoo Heidelberg gastieren kann, dankt der Zoo Heidelberg der Sparkasse Heidelberg, die mit einer großzügigen Spende den Transport und Aufbau der Ausstellung unterstützte. Für Zoobesucher ist die Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in die Ausstellung ist bereits im Zoo-Eintritt enthalten. Weiterlesen

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Weltbienentag

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Es ist der Geburtstag von Anton Janscha.

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Neues aus Wissenschaft und Naturschutz

12.05.2025, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
Erster Nachweis von Mutter-Kind-Bindungstypen bei freilebenden Schimpansen
Forschende des CNRS Instituts für Kognitionswissenschaft der Université Claude Bernard in Lyon und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben erstmals verschiedene Typen von Mutter-Kind-Bindungen bei freilebenden Schimpansen im Taï-Nationalpark in der Elfenbeinküste identifiziert. Die Studie zieht Parallelen zur menschlichen Psychologie und liefert überzeugende Belege dafür, dass junge Schimpansen – ähnlich wie menschliche Kinder – sichere und unsicher-vermeidende Bindungsmuster zu ihren Müttern entwickeln.Im Gegensatz zu Menschen und einigen in menschlicher Obhut lebenden Schimpansen zeigen freilebende Schimpansen jedoch keine desorganisierten Bindungen.
Auf den Punkt gebracht
– Mutter-Kind-Bindung in freier Wildbahn: Freilebende Schimpansen entwickeln sichere oder unsicher-vermeidende Bindungen zu ihren Müttern, aber keine desorganisierten Bindungen, was darauf hindeutet, dass dies in freier Wildbahn keine geeignete Überlebensstrategie ist.
– Bindungstypen: Schimpansen mit einer sicheren Bindung sind selbstsicher, während Schimpansen mit einer unsicher-vermeidenden Bindung unabhängiger sind. Desorganisierte Bindung, die bei Menschen und Schimpansen in menschlicher Obhut häufig vorkommt, wird mit emotionalen und psychischen Problemen in Verbindung gebracht.
– Kindererziehung beim Menschen: Ein besseres Verständnis dafür, wie das Umfeld, in dem Kinder aufwachsen, Bindungsmuster beeinflusst und wie frühe Lebenserfahrungen die soziale und emotionale Entwicklung prägen können, hilft möglicherweise dabei, effektivere Erziehungsstrategien zu entwickeln.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Beziehung zu Ihren Eltern in Ihrer Kindheit Sie zu dem Menschen gemacht hat, der Sie heute sind? Forschende wissen seit langem, dass die frühe Bindung an Bezugspersonen eine entscheidende Rolle in der menschlichen Entwicklung spielt, aber wie sieht es bei einem unserer nächsten Verwandten aus, dem Schimpansen?
Indem sie das Verhalten von freilebenden Schimpansen im Taï-Nationalpark in der Elfenbeinküste über einen Zeitraum von vier Jahren beobachteten, fanden Forschende heraus, dass junge Schimpansen, genau wie Menschenkinder, verschiedene Typen von Bindungen zu ihren Müttern entwickeln. Einige fühlen sich sicher, verlassen sich in Zeiten der Not auf ihre Mutter und erkunden selbstbewusst ihre Umgebung, weil sie wissen, dass die Mutter für sie da ist. Andere haben eine unsicher-vermeidende Bindung, was bedeutet, dass sie unabhängiger sind und nicht so sehr den Beistand der Mutter suchen. Im Gegensatz zu Menschen, bei denen 23,5 Prozent der Kinder eine desorganisierte Bindung haben, und in menschlicher Obhut lebenden Schimpansenwaisen, von denen 61 Prozent diesen Bindungstyp aufweisen, zeigen Schimpansen in freier Wildbahn keine Anzeichen desorganisierter Bindung.
Keine desorganisierte Bindung bei freilebenden Schimpansen
Beim Menschen entsteht eine desorganisierte Bindung, wenn ein Kind Angst, Trauma oder Aggression durch seine Bezugsperson erlebt. Als Folge kann das Kind widersprüchliche Verhaltensweisen zeigen, indem es Zuneigung sucht, aber auch Angst vor der Bezugsperson hat. Diese Art der Bindung kann zu Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation, der sozialen Integration und zu langfristigen psychischen Problemen führen. Eine desorganisierte Bindung gilt als maladaptiv bzw. schlecht angepasst, weil sie das Kind im Unklaren darüber lässt, wie es in Zeiten der Not reagieren soll. Das beeinträchtigt die Fähigkeit des Kindes zur effektiven Bewältigung der Notsituation und kann sein Überleben insgesamt gefährden.
In menschlicher Obhut lebende Schimpansen, insbesondere von Menschen aufgezogene Waisenkinder, entwickeln häufig desorganisierte Bindungen, wahrscheinlich aufgrund des Fehlens einer festen Bezugsperson. In freier Wildbahn hingegen, wo Schimpansen in stabilen Familienstrukturen aufwachsen und dem natürlichen Überlebensdruck durch Raubtiere ausgesetzt sind, fanden die Forschenden keine Hinweise auf desorganisierte Bindungen. „In freier Wildbahn haben wir keine Hinweise auf desorganisierte Bindungsmuster gefunden, was die Annahme unterstützt, dass diese Art der Bindung möglicherweise keine adaptive Überlebensstrategie gegenüber Umwelteinflüssen ist“, sagt Erstautorin Eléonore Rolland. Dies deutet darauf hin, dass es zwar gelegentlich zu desorganisierten Bindungen bei freilebenden Schimpansen kommen kann, diese Individuen aber wahrscheinlich nicht überleben oder sich fortpflanzen.
Kindererziehung beim Menschen neu betrachtet
Die Bindungstheorie ist ein Schlüsselkonzept in der Psychologie, das erklärt, wie frühe Beziehungen die emotionale und soziale Entwicklung eines Menschen beeinflussen. Eine sichere Bindung ist mit Selbstvertrauen und Resilienz verbunden, während eine unsichere und desorganisierte Bindung zu Angst, Stress oder Beziehungsschwierigkeiten führen kann. Die Tatsache, dass Schimpansen in freier Wildbahn nur sichere oder unsicher-vermeidende Bindungen zeigen, wirft neue Fragen über die Kindererziehung beim Menschen auf. „Die Ergebnisse unserer Studie erweitern unser Wissen über die soziale Evolution bei Schimpansen und zeigen, dass Menschen und Schimpansen gar nicht so verschieden sind“, sagt Eléonore Rolland. „Sie geben uns aber auch zu denken: Haben sich einige menschliche Institutionen oder Betreuungspraktiken möglicherweise von dem entfernt, was für die Entwicklung von Kleinkindern am besten ist?“
Einblicke in die Ursprünge menschlichen Sozialverhaltens
„Durch die Identifizierung von Bindungsmustern bei freilebenden Schimpansen gewinnen wir wichtige Erkenntnisse über die Ursprünge des menschlichen Sozialverhaltens“, sagt Roman Wittig, leitender Autor und Leiter des Taï Chimpanzee Project. Die Studie schlägt eine Brücke zwischen Psychologie, Tierverhalten und Anthropologie und erklärt, wie sich Bindungsstrategien über Artgrenzen hinweg entwickelt haben könnten. Catherine Crockford, leitende Autorin und Forschungsgruppenleiterin an der Université Claude Bernard Lyon1, fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bindungsstrategien bei Primaten ein gemeinsames evolutionäres Erbe widerspiegeln könnten. Die hohe Prävalenz desorganisierter Bindungen bei Menschen und Schimpansenwaisen in menschlicher Obhut im Gegensatz zu freilebenden Schimpansen unterstützt zudem die Annahme, dass das Umfeld während des Aufwachsens eine wichtige Rolle bei der Ausprägung von Bindungstypen spielt.“
Diese Erkenntnisse helfen uns, Schimpansen und Menschen besser zu verstehen, und regen zum Nachdenken darüber an, wie frühe Lebenserfahrungen die soziale und emotionale Entwicklung verschiedener Spezies beeinflussen können.
Originalpublikation:
Eléonore Rolland, Oscar Nodé-Langlois, Patrick J. Tkaczynski, Cédric Girard-Buttoz, Holly Rayson, Catherine Crockford, Roman M. Wittig
Evidence of organized but not disorganized attachment in wild Western chimpanzee offspring (Pan troglodytes verus)
Nature Human Behaviour, 12 May 2025, https://doi.org/10.1038/s41562-025-02176-8 Weiterlesen

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