Pest ist nicht gleich Pest

Kanadische Wasserpest (Carl Axel Magnus Lindman)

Die Pest ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, die insbesondere durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird. Diese Erkrankung kann in verschiedenen Formen auftreten, unter anderem als Beulenpest (Bubonenpest) und als Lungenpest.
Die Pest ist Infektionskrankheit, deren Erreger erst 1894 entdeckt wurde und seit 1944 Yersinia pestis heißt. Ursprünglich war diese Erkrankung eine Zoonose, also eine von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragbare Krankheit, und wird von Nagetieren übertragen. Es hat sich aber gezeigt, dass die Pest über 200 Säugetierarten befallen kann, also nicht auf Ratten beschränkt ist.
Der Übertragungsweg zum Menschen ist indirekt, klassischerweise über den Biss eines infizierten Flohs, der als Vektor dient; es ist aber auch eine direkte Mensch-zu-Mensch-Ansteckung über Tröpfcheninfektion möglich.
Die Pest führte als sogenannter Schwarzer Tod im 14. Jahrhundert zu einer der verheerendsten Pandemien der Menschheitsgeschichte und bereits im 6. Jahrhundert als Justinianische Pest zu großen Epidemien im Mittelmeerraum.
Neben der durch Yersinia pestis verursachten Krankheit gibt es noch einige andere Krankheiten, die als Pest bezeichnet werden, meist in Verbindung der Tierarten, die sie betreffen (Schweine- oder Geflügelpest). Die Wasserpest dagegen ist keine Krankheit sondern eine Gattung von Pflanzen (Elodea), die weit verbreitet sind (auch als Neophyten) und auch in der Aquaristik von Bedeutung sind. Das aber nur am Rande …

Die Piazza Mercatello in Neapel während der Pest von 1656, Gemälde von Domenico Gargiulo

Die älteste bekannte DNA eines Stammes von Y. pestis wurde aus den Zähnen eines 5000 Jahre alten Jäger-und-Sammler-Skeletts in Lettland gewonnen. Der Tote war sorgsam beerdigt worden, ebenso wie drei andere Personen der gleichen Stätte, deren Zähne allerdings keine DNA-Spuren von Y. pestis aufwiesen. Hieraus schließen die Archäologen, dass der damalige Y.pestis-Stamm nicht so hoch ansteckend und innerhalb von Tagen tödlich war wie die Stämme, die später große Epidemien, wie die Justinianische Pest oder die Pandemie des Mittelalters („Schwarzer Tod“) auslösten.
Die großen Seuchenzüge der Pest durchliefen von der Bronzezeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weite Landstriche und sind ein zentrales Thema der Medizingeschichte. Ihre Erforschung in der Epidemiologie ermöglichte der Medizin (im engeren Sinne der Inneren Medizin und des Spezialgebietes Infektologie/Infektiologie) große Behandlungsfortschritte. Die Seuchen haben nicht selten die politische Landschaft verändert.
Flöhe, insbesondere der Rattenfloh Xenopsylla cheopis können den Pesterreger übertragen. Aber auch Nosopsyllus fasciatus und der Menschenfloh Pulex irritans werden diskutiert, da Xenopsylla cheopis auf tropische Temperaturen angewiesen ist und in Europa nicht überleben kann. Wechselt der Rattenfloh von einem infizierten Nager – beispielsweise der Wanderratte oder der Hausratte – nach dessen Tod auf einen anderen Wirt, etwa Haustiere oder Menschen, ist er in der Lage, diese mit dem Pestbakterium zu infizieren. Dabei kann die Pesterkrankung für den Menschen ebenso tödlich sein wie für die Ratten.

Während die Pest durch ein Bakterium übertragen wird, sind Vogel- und Schweinegrippe(n).

Aviäres Influenzavirus (HPAIV), elektronenmikroskopische Aufnahme (CDC/Dr. Erskine Palmer, 1981)

Die Geflügelpest wird auch als aviäre Influenza, als Vogelgrippe und seit 1981 überwiegend als hochpathogene Influenza-Virus-Infektion (HPAI, Highly Pathogenic Avian Influenza) bezeichnet. Sie ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, von der Hühner, Puten, Gänse, Enten, wildlebende Wasservögel und andere Vögel im Freiland und in menschlicher Obhut betroffen sein können. Bei einer Infektion mit den aggressiveren Virusstämmen führt sie meist zum Tod der infizierten Vögel, sofern sie nicht zu den Reservoirwirten gehören. Einige Varianten der Geflügelpest-Viren, insbesondere die Variante A/H5N1, sind in Einzelfällen auf Menschen, Zootiere wie Leoparden sowie auf Hauskatzen übertragen worden. HPAIV und LPAIV der Subtypen A/H5 und A/H7 bei Wildvögeln und Hausgeflügel unterliegen dem Tierseuchenrecht und sind daher anzeigepflichtig.
Die Geflügelpest wurde erstmals 1878 in Italien beobachtet. In den 1930er Jahren gab es in Europa, Amerika und Asien mehrere Ausbrüche. Als die Vogelgrippe sich 1983 in Irland und den USA ausbreitete, wurden dort zur Eindämmung der Ausbrüche Millionen Vögel getötet. Je einen weiteren großen Ausbruch gab es u. a. 1992 in Mexiko, 1997 in Hongkong, 2015 in den USA, 2016/2017 sowie 2020/2021 in Deutschland, besonders in den putendichten Regionen Niedersachsens.
Die Geflügelpest kann alle Vogelarten infizieren. Als natürliches Reservoir für das Virus gelten wild lebende Enten und andere Wasservögel, die jedoch in der Regel nicht schwer erkranken, denn das Virus hat sich ihnen angepasst. Es benötigt diese Reservoirwirte für seine Vermehrung. Stärker gefährdet sind vor allem Hühner und Puten, aber auch Fasane, Wachteln, Perlhühner und Wildvögel. Wanderwasservögel, See- und Küstenvögel sind weniger anfällig zu erkranken. Sie sind jedoch Vektoren und ihr Wanderverhalten trägt zur weiten geografischen Verbreitung bei. Tauben sollen zwar selbst nicht sehr empfänglich für Vogelgrippeviren sein, es wird jedoch befürchtet, dass sie die Erreger als mechanische Vektoren im Gefieder verbreiten. So wurde vom nordrheinwestfälischen Landesumweltministerium während einer grassierenden Geflügelpest im Jahre 2003 ein Taubenflugverbot ausgerufen.
Säugetiere sind weniger empfänglich für das Virus, werden aber – wie zum Beispiel Hausschweine – gelegentlich infiziert. Aus Thailand wurde berichtet, dass in zwei Zoos Tiger und Leoparden nach dem Verzehr von infiziertem Geflügel an A/H5N1 starben.
Grundsätzlich beobachtet man die gleichen Infektionswege wie bei anderen Influenzaviren. Die Viren verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion über die eingeatmete Luft oder über Kotpartikel an der Kleidung und Geräten. Außerhalb ihrer Wirte sind die Erreger der Vogelgrippe meistens nur wenige Tage, unter günstigsten Bedingungen viele Monate lang funktionsfähig. Aviäre Influenzaviren bleiben im Allgemeinen 105 Tage in Flüssigmist, 30 bis 35 Tage in Kot und Geflügelfleisch oder Eiern bei 4 °C und sieben Tage lang bei 20 °C intakt. Nach bisherigen Erkenntnissen ist eine Übertragung über durchgegarte Geflügel- und andere Fleischprodukte ausgeschlossen.
Bei Ausbrüchen der Geflügelpest in der Tierhaltung wird regelmäßig der gesamte Tierbestand der betroffenen Halter getötet. Die Kadaver werden verbrannt oder auf andere Weise unschädlich gemacht, um eine Übertragung auf andere Tierbestände zu verhindern. Daher ist die Anzahl der getöteten Tiere regelmäßig sehr viel größer als die Zahl der nachweislich infizierten Tiere.
Grundsätzlich können die Tiere auch durch eine vorbeugende Impfung wirksam gegen Geflügelpest geschützt werden. Ein Lebendimpfstoff auf Basis gering pathogener Erreger scheidet jedoch nach heutigem Stand des Wissens wegen des Mutationsrisikos aus. Eine Immunisierung mit inaktivierten Influenzaviren ist unter den Fachleuten aber ebenfalls umstritten, da kein bisher verfügbarer Impfstoff eine spätere Infektion, die nachfolgende Virusvermehrung und das Ausscheiden pathogener Viren verhindert; verhindert wird vielmehr nur die klinische Erkrankung der geimpften Tiere. So können geimpfte Tiere zu Virusträgern werden und pathogene Viren weiterverbreiten. Ein weiteres Problem ist die unsichere (mikrobiologische/serologische) Unterscheidung der geimpften Tiere von erkrankten oder ansteckenden Tieren.

Als Schweinepest werden zwei Krankheiten bezeichnet, die von unterschiedlichen Viren verursacht wird, die aber nicht miteinander verwandt sind, auch wenn sich die Symptome ähneln und die selben Tiere betroffen werden können.

Die Klassische Schweinepest (KSP) (auch Europäische Schweinepest (ESP), englisch swine fever, hog cholera) ist seit 1833 als Infektionskrankheit bekannt. Diese Virusinfektion tritt mit Ausnahme Nordamerikas, Australiens, Neuseelands und Teilen von Europa und Südamerikas weltweit auf. Sie zählt zu den gefährlichsten Schweinekrankheiten überhaupt und ist bis heute schwer kontrollierbar und nicht getilgt.
Der Schweinepesterreger ist das Pestivirus C, auch genannt Klassisches Schweinepest-Virus. Obwohl Verwandtschaften zu Erregern anderer Krankheiten bestehen, ist jedoch keine andere Tierart (inklusive Menschen) empfänglich.
Als ständiges Erregerreservoir kann das Wildschwein gelten. Neben dem Kontakt mit Wildschweinen stellt häufig der Zukauf von bereits infizierten, aber nicht sichtbar kranken Schweinen eine Ansteckungsquelle dar. Daneben kann das Virus aber auch durch sogenannte Vektoren (verunreinigte Fahrzeuge und Gerätschaften, Kleidung oder Speiseabfälle – Verfütterung in Deutschland daher verboten) übertragen werden. Die Ansteckung innerhalb eines Bestandes erfolgt dann direkt von Tier zu Tier hauptsächlich peroral oder über die Atemwege. Die Inkubationszeit hängt von der Virulenz des jeweiligen Erregers ab. Sie kann zwischen 2 Tagen bis über 5 Wochen betragen. Das Virus vermehrt sich zunächst in den Mandeln und den Lymphknoten des Rachenraumes. Bereits nach 24 Stunden befindet sich der Erreger im Blutkreislauf und erreicht innerhalb von einer Woche seine maximale Konzentration. Sofern der Erreger sich im Blut befindet, wird er über Harn, Speichel, Kot, Augen- und Nasensekret ständig (bis zum Tod des Tieres) ausgeschieden. Dieses ist auch der Grund für die seuchenhafte Ausbreitung der Krankheit; große Schweinebestände mit mehreren tausend Tieren können innerhalb von einer Woche vollständig infiziert sein.

Hinweis auf die Schweinepest im Tierpark Hellabrunn

Die Afrikanische Schweinepest (ASP), auch African swine fever, Pestis Africana Suum oder Montgomery-Krankheit ist der Klassischen oder Europäischen Schweinepest (KSP) sehr ähnlich, die Erreger der ASP und der KSP sind aber nicht verwandt. Die Krankheit ist nicht zwischen Tier und Mensch übertragbar und daher für den Menschen ungefährlich. Die Tierseuche war ursprünglich in Afrika beheimatet, sie spielte damals auch auf der iberischen Halbinsel und Sardinien eine Rolle. Durch Verschleppung im Reiseverkehr und Tiertransporte kam es in der Vergangenheit auch in anderen Gebieten zu Ausbrüchen, u. a. in Belgien, Brasilien, China, der Dominikanischen Republik, Frankreich, Haiti, Italien, Kuba, Malta, den Niederlanden, Portugal und Spanien. 2007 wurde die ASP durch ein Transportschiff von Afrika nach Georgien gebracht. Von dort aus verbreitete sich die Tierseuche in die Ukraine, nach Belarus, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Deutschland. 2014 trat die Seuche in östlichen Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf. Bislang ist es in keinem der betroffenen Länder gelungen, den Erreger nach einer Einschleppung in die Wildschweinpopulation wieder auszurotten.
In Deutschland wurde die Krankheit zum ersten Mal im September 2020 bei Wildschweinen festgestellt. Epidemiologische Untersuchungen ergaben jedoch im Nachhinein den Juli 2020 als Zeitraum für den Beginn westlich der deutsch-polnischen Grenze.
Im Gegensatz zur Klassischen Schweinepest sind keine Impfstoffe gegen ASP verfügbar. Versuche ergaben, dass geimpfte Schweine im Blut fast keinerlei Antikörper aufweisen und bei erneuter Infektion wieder erkranken.
Pekaris, die den Altwelt-Schweinen sehr ähnlich sind, sind von der Schweinepest nicht betroffen.

Rinderpest-Ausbruch in Südafrika, 1896

Die Rinderpest war eine Tierseuche, die Rinder, andere Wiederkäuer und weitere Paarhufer wie Flusspferde und einige asiatische Hausschweinrassen befallen konnte. Die Virusinfektion führte bei erkrankten Tieren zunächst zu hochgradigen Entzündungen der Schleimhäute im Kopfbereich, gefolgt von einem schweren Durchfall, der – je nach betroffener Population – in bis zu 90 % der Fälle tödlich verlief.
Die schweren Verluste durch die Rinderpest waren im 18. Jahrhundert Anlass für die Gründung der ersten tierärztlichen Ausbildungsstätten. Dank seuchenhygienischer Maßnahmen trat die Krankheit in der Schweiz zuletzt 1871, in Deutschland zuletzt 1870 auf. Der letzte Ausbruch in Europa war 1954 in Italien, die weltweit letzten Ausbrüche bei Haustieren 2001 in Afrika zu verzeichnen. Die Krankheit wurde seit 1994 innerhalb des Global Rinderpest Eradication Program (GREP) mit einer weltweit koordinierten Impf-, Keul- und Überwachungskampagne bekämpft.
Am 15. Oktober 2010 teilte der Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mit, dass die Rinderpest dank der koordinierten Maßnahmen im Rahmen des GREP ausgerottet werden konnte. Die offizielle Feststellung der Ausrottung erfolgte am 25. Mai 2011. Damit ist es nach den Pocken zum zweiten Mal in der Geschichte gelungen, eine Infektionskrankheit zu tilgen.
Das Rinderpestvirus ist ein Erreger aus der Gattung Morbillivirus und befällt bevorzugt Epithelzellen und Lymphozyten. Es ist eng verwandt mit dem Masern- und dem Hundestaupevirus und wird als Vorgängervirus des Masernvirus, womöglich sogar aller anderen Morbilliviren angesehen. Der Erreger kann bis zu fünf Monate in Heu, Stroh oder in der Erde überleben, wird in Dung oder Stallanlagen aber durch Fäulnisprozesse innerhalb von 24 Stunden inaktiviert.

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