14.04.2025, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Der rätselhafte Erreger: Oropouche-Virus in Lateinamerika häufiger als gedacht
Ähnlich wie Dengue- oder Zika-Viren verursacht das Oropouche-Virus eine Fiebererkrankung, es gibt außerdem Hinweise auf eine mögliche Schädigung des Ungeborenen während der Schwangerschaft. Wie Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt belegen, ist das Virus in Lateinamerika deutlich weiter verbreitet als bisher angenommen. Die im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases* veröffentlichte Studie deutet zudem darauf hin, dass klimatische Bedingungen das Infektionsgeschehen stark beeinflussen.
Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika seit den 1950er Jahren bekannt, über Jahrzehnte wurden allerdings in den meisten Ländern nur wenige Fälle pro Jahr offiziell gemeldet. Ein internationales Forschungsteam um Prof. Jan Felix Drexler, Leiter der Arbeitsgruppe Virusepidemiologie am Institut für Virologie der Charité, hat in einer umfangreichen Studie nun untersucht, wie weit verbreitet der Erreger tatsächlich ist. „Unseren Daten zufolge ist das Oropouche-Virus in Lateinamerika massiv unterdiagnostiziert“, erklärt der Studienleiter, der auch im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) forscht. „In manchen Gegenden hat mindestens jeder Zehnte eine Infektion mit dem Erreger durchgemacht.“
Weiter verbreitet als gedacht – aber noch nicht gut untersucht
Das Oropouche-Virus verursacht unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch Übelkeit oder Hautausschläge. Lange galt die Erkrankung als größtenteils mild, Berichte über schwerere Verläufe mit Hirnhautentzündung waren selten. Aus bisher unbekannten Gründen ist die Zahl der aus Lateinamerika und der Karibik gemeldeten Infektionen seit Ende 2023 auf mehr als 20.000 Fälle in die Höhe geschnellt und es wurden zwei Todesfälle bei jungen, gesunden Frauen beobachtet. Außerdem sind mehrere Fälle beschrieben worden, in denen eine Infektion während der Schwangerschaft offenbar zu Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Ungeborenen geführt haben.
„Wir wissen noch vergleichsweise wenig über das Virus“, erklärt Jan Felix Drexler. „Welche Folgen eine Infektion haben kann, auch auf das ungeborene Leben, muss weiter untersucht werden. Ob es hier Parallelen zum Zika-Virus gibt, steht noch nicht fest. Insgesamt scheint es jedoch weniger häufig zu einer Schädigung des Ungeborenen zu kommen als bei Zika.“ Eine Impfung gegen das Virus oder eine spezifische Therapie gegen das Oropouche-Fieber gibt es nicht.
Für die Studie untersuchte das Forschungsteam mehr als 9.400 Blutproben gesunder und kranker Menschen, die zwischen 2001 und 2022 in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru gesammelt worden waren. Über alle Gebiete hinweg fanden sich in rund 6 Prozent der Proben Antikörper gegen das Oropouche-Virus – ein Hinweis auf eine durchgemachte Infektion mit dem Erreger. Dabei zeigten sich starke regionale Unterschiede: In Costa Rica wiesen durchschnittlich 2 Prozent der Proben Antikörper gegen den Erreger auf, in Ecuador waren es 5 Prozent und in den Amazonasgebieten mehr als 10 Prozent. In großen Höhen hatten die Menschen seltener ein Oropouche-Fieber durchlebt als in der wärmeren Tiefebene. Der Vergleich von Blutproben verschiedener Jahre wies außerdem darauf hin, dass das Infektionsgeschehen von Jahr zu Jahr schwankt.
Studie schätzt Oropouche-Infektionsrisiko für alle Länder Lateinamerikas ab
Was aber treibt das Infektionsgeschehen an? Um das herauszufinden, analysierten die Forschenden per Maschinellem Lernen, ob zwischen Oropouche-Infektionen und einer Reihe von Umwelt- und demografischen Faktoren ein Zusammenhang besteht. Der Auswertung zufolge haben klimatische Bedingungen wie Regen und konstante Temperaturen offenbar den größten Einfluss auf das Vorkommen des Oropouche-Virus. „Wir gehen deshalb davon aus, dass der aktuelle Oropouche-Ausbruch durch Wetterphänomene wie El Niño angeheizt worden ist“, erklärt Jan Felix Drexler. „Hinweise auf veränderte Eigenschaften des Virus als alternative Erklärung für die aktuell hohen Fallzahlen haben wir dagegen nicht gefunden. Ich halte es für möglich, dass sich das Oropouche-Virus im Zuge des Klimawandels in Zukunft noch weiter ausbreiten wird.“
Auf Basis der Erkenntnisse schätzte das Forschungsteam das Oropouche-Infektionsrisiko für ganz Lateinamerika ab und stellte es auf einer Übersichtskarte dar. „Das Hauptverbreitungsgebiet des Oropouche-Virus ist der Amazonas-Regenwald“, resümiert Jan Felix Drexler. „Ein hohes Risiko für Infektionen besteht aber auch in Teilen Zentralamerikas und der Karibik sowie im Süden und an der Küste Brasiliens.“
Schutz vor Infektionen vor Ort
„Neben dem Dengue- und Chikungunya-Virus ist das Oropouche-Virus vermutlich das häufigste von Insekten verbreitete Virus in Lateinamerika“, betont Jan Felix Drexler. Um sich vor einer Infektion zu schützen, rät er bei einem Besuch der Region zu einem konsequenten Schutz vor Insektenstichen. „Zum Schutz gegen das Oropouche-Virus, aber auch gegen andere tropische Viren wie Dengue oder Zika, empfiehlt es sich, lange Kleidung zu tragen und Insektenabwehrmittel mit DEET oder Icaridin zu nutzen“, sagt der Mediziner. „Moskitonetze können ebenfalls Schutz bieten, wenn sie feinmaschig genug sind.“ Das Virus wird hauptsächlich von sogenannten Gnitzen übertragen, also sehr kleinen Stechmücken von bis zu 3 Millimetern Länge, die von herkömmlichen Netzen aufgrund der zu großen Maschen nicht abgehalten werden. Schwangeren empfiehlt Jan Felix Drexler, sich vor einem Aufenthalt in Risikogebieten reisemedizinisch beraten zu lassen, solange das intensive Infektionsgeschehen anhält und die Folgen einer Oropouche-Infektion für Ungeborene noch nicht klar sind.
Originalpublikation:
*Fischer C, Frühauf A, Inchauste L et al. The spatio-temporal ecology of Oropouche virus: a laboratory-based modelling study across Latin America. Lancet Infect Dis 2025 Apr 14. https://.doi.org/10.1016/S1473-3099(25)00110-0
Gelbfiebermücken gelten neben anderen Stechmückenarten als die hauptsächlichen Vektoren des Gelbfiebervirus im urbanen Zyklus sowie der viralen Erreger des Dengue-Fiebers, des Chikungunya-Fiebers, des Rifttalfiebers, des Zika-Fiebers und anderer tropischer Viruserkrankungen.
Traditionelle Methoden zur Bekämpfung der Gelbfiebermücken sind Versuche des Abtötens durch Ausräuchern in Wohngebieten sowie die breit angelegte Beobachtung und gegebenenfalls chemische Behandlung von potenziellen Brutplätzen in Wassertanks, -pfützen und anderen stehenden Wasseransammlungen.
Das britische Unternehmen Oxitec führte im Herbst 2009 den ersten Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten (transgenen) Gelbfiebermücken auf Grand Cayman durch. Die Strategie besteht in der Freisetzung von transgenen Männchen, deren Nachkommen bereits im Larven- oder Puppenstadium absterben, wodurch Populationen verkleinert werden können. Im Feldversuch verringerte sich die Population um 80 %. Luke Alphey, der wissenschaftliche Direktor des Unternehmens, hatte die transgenen Mücken in den 1990er Jahren an der Universität Oxford entwickelt. Die Gates-Stiftung kooperiert im Rahmen ihres Malariaprogramms mit Oxitec. Weitere Feldversuche wurden im Dezember 2010 in Malaysia und seit 2011 auch in Brasilien durchgeführt. Entgegen der ursprünglichen Erwartung, dass die Nachkommen der gentechnisch manipulierten Mücken nicht dauerhaft überlebensfähig sein würden, wurden in Brasilien allerdings noch Jahre später im Genom von vielen Mücken Spuren dieser gentechnischen Veränderungen gefunden. Medien zufolge waren die überlebenden Mücken nun noch widerstandsfähiger. Der Chef des deutschen Instituts Testbiotech habe zudem erklärt, die Versuche der Firma Oxitec hätten „zu einer weitgehend unkontrollierbaren Situation geführt“. In nachfolgenden Versuchen waren transgene Moskitos ausgesetzt worden, deren männliche Nachkommen – und nur diese – lebensfähig sein sollen.
In einem alternativen Ansatz erprobt parallel dazu ein Forschungsteam der Universität Cairns in Australien seit 2011 die massenhafte Aussetzung von Männchen, die mit dem auf die Weibchen übertragbaren Wolbachia-Bakterium infiziert sind, das die Fähigkeit zur eigenen Ansteckung mit dem Dengue-Virus und damit der Weitergabe auf den Menschen verhindert.
Das Denguefieber, auch Dandyfieber, Polkafieber, Knochenbrecherfieber, Siebentagefieber und kurz Dengue ist eine Krankheit, deren Ursache eine Infektion mit dem Dengue-Virus ist. Bei dem Virus handelt es sich um ein 40 bis 60 nm großes, behülltes RNA-Virus mit positiver Polarität aus der Familie der Flaviviren.
Das Virus wird durch den Stich einer Stechmücke übertragen und ist in tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet. Die einzigen bekannten Wirte des Virus sind Primaten und verschiedene Stechmückenarten. Es existieren vier verschiedene Serotypen (Untergruppen) des Virus, die innerhalb der letzten 2000 Jahre in Asien sehr wahrscheinlich unabhängig voneinander von Primaten auf den Menschen übersprangen. Seit dem Zweiten Weltkrieg und der folgenden Globalisierung ist das Denguefieber unter anderem durch die Verbreitung seines Überträgers auf dem Vormarsch und wird oft auch als emerging disease (sich ausbreitende Krankheit) bezeichnet. Bei Denguefieber handelt es sich um die sich am schnellsten ausbreitende virale von Stechmücken übertragene Krankheit; die Fallzahlen haben sich von 1960 bis 2010 verdreißigfacht.
Die Krankheit äußert sich häufig mit unspezifischen Symptomen oder solchen, die einer schweren Grippe ähneln; es kann aber auch zu inneren Blutungen kommen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf können ein sogenanntes „hämorrhagisches Denguefieber“ (DHF) oder ein Dengue-Schock-Syndrom (DSS) auftreten, die beide zum Tode führen können. Die WHO schätzt, dass jährlich 50 bis 100 Millionen Personen erkranken, 500.000 Personen einen schweren Krankheitsverlauf durchleiden und 22.000 Personen an Denguefieber sterben; die meisten der Todesopfer sind Kinder. Wissenschaftler berichteten im April 2013 in der Zeitschrift Nature, dass sich tatsächlich aber laut ihren Untersuchungen jährlich rund 390 Millionen Menschen mit dem Erreger des Dengue-Fiebers infizierten.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht eine Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung, Tod, direktem und indirektem Erregernachweis oder hämorrhagischem Krankheitsverlauf.
Denguefieber ist in tropischen und subtropischen Gebieten endemisch, wobei 75 % der globalen Fälle von Dengue auf die Region Asien/Pazifik entfallen. Zu den Hauptverbreitungsgebieten gehören Lateinamerika, Zentralafrika, Indien, Südostasien, Teile des Pazifiks (u. a. Neukaledonien und Hawaii) und der Süden der USA.
Weltweit lebt ungefähr die Hälfte aller Menschen in endemischen Gebieten, und die offiziellen Schätzungen der WHO belaufen sich auf jährlich 50 bis 100 Millionen Erkrankungen, 500.000 schwere Krankheitsverläufe und 22.000 Todesfälle. In Asien entfallen über 90 % der schweren Erkrankungen auf Kinder. Laut Angaben der WHO hat sich die Zahl der Erkrankungen von 2000 bis 2010 ungefähr verdoppelt. Laos und die Philippinen seien von dieser Entwicklung besonders betroffen. Anfang September 2023 rief Guatemala für zunächst drei Monate den Gesundheitsnotstand aus – hier sei es in den vergangenen Monaten zu mindestens 22 Todesfällen gekommen. Seit Januar 2023 wurden über 12.000 Infektionen gemeldet, die Zahlen stiegen weiter an.
In Europa ist Dengue nicht endemisch, mit Ausbreitung der Überträgermücken Aedes aegypti und vor allem Ae. albopictus steigt aber das Risiko vor Ort (autochthon) übertragener Infektionen, die von importierten Fällen ausgehen. So kam es zwischen September 2012 und März 2013 auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira zu einem Dengue-Ausbruch mit 1.080 nachgewiesenen Fällen. Es gab keine schweren klinischen und keine Todesfälle. Die Überträgermücke war Aedes aegypti, die 2005 auf die Insel eingeschleppt worden war. Die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus ist inzwischen in Südeuropa weit verbreitet und dehnt ihr Siedlungsgebiet weiter aus. Im Jahr 2010 traten erste autochthone Denguefieber-Fälle in Südfrankreich und in Kroatien auf. 2013 wurde in der Nähe von Aix-en-Provence (Südfrankreich) eine weitere vor Ort übertragene Dengueinfektion nachgewiesen. Im August 2015 wurden im südfranzösischen Nîmes zwei autochthon erworbene Fälle von Dengue entdeckt. Im Oktober 2018 wurden weitere fünf autochthon erworbene Fälle in Saint-Laurent-du-Var bekannt. 2020 wurden die ersten autochthon erworbenen Fälle in Italien gemeldet. In der Region Venetien konnte eine vor Ort übertragene Dengueinfektion an zehn Personen nachgewiesen werden. Seit 2019 und bis September 2023 wurden in der EU bzw. dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) 116 autochthone Dengue-Fälle gemeldet. Frankreich ist das Land mit der höchsten Zahl an autochthonen Dengue-Fällen, die in der EU/EWR in diesem Zeitraum gemeldet wurden. Im August 2023 wurden sieben autochthone Infektionen am Westufer des Gardasees gemeldet. In der Schweiz haben sich die registrierten Fälle von Denguefieber im Jahr 2023 auf 261 verzehnfacht, was auf die Wiederaufnahme der Reisetätigkeit nach der COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist, denn alle Ansteckungen erfolgten bei Ferienreisen im Ausland.
Obwohl es seit Ende 2015 einen ersten Impfstoff gegen Dengueviren gibt, kommt aber nach wie vor der Bekämpfung der Überträgermücken eine zentrale Rolle zu. Die Gelbfiebermücke Stegomyia aegypti brütet bevorzugt in Wasseransammlungen, die von Bewohnern in Gebieten mit problematischer Trinkwasserversorgung selbst angelegt wurden oder die sich im Hausmüll ansammeln; insbesondere in Reifen, aber auch in alten Dosen und Plastikgefäßen. Besonders in der Nähe von urbanen Zentren von Entwicklungsländern sind diese Bedingungen oft anzutreffen und bilden ein ausgezeichnetes Habitat für die Gelbfiebermücke. Bei der Bekämpfung der Mücke werden zwei Strategien verfolgt:
Bekämpfung der sich entwickelnden Larven. Eine der zurzeit wichtigsten Strategien fußt auf der möglichst umfassenden und durch die Allgemeinheit unterstützten Beseitigung der Larvengewässer. Neben Maßnahmen zur Verminderung der Larvengewässer werden vor allem chemische Larvizide sowie larvenfressende Fische und Ruderfußkrebse (Copepoda) eingesetzt, welche direkt die Anzahl der Larven und somit indirekt die Anzahl der krankheitsübertragenden Mücken verringern. Die vietnamesische Regierung experimentiert seit 1998 systematisch mit Ruderfußkrebsen der Gattung Mesocyclops zur biologischen Kontrolle der Denguefieber-Erreger. Dies führte dazu, dass in den betroffenen Gebieten zwischen 2002 und 2005 kein Fall von Denguefieber mehr auftrat. Das erfolgreiche Programm wurde in der Folge auf weitere Regionen ausgeweitet, unter Einbeziehung der Lokalbevölkerung. Als chemisches Larvizid wird vorwiegend Pyriproxyfen empfohlen, da es für Menschen ungefährlich und bereits in kleinen Mengen wirksam ist.
Bekämpfung der erwachsenen Gelbfiebermücken. Dabei werden Vorhänge und Abdeckungen von Wasserbehältern mit Insektizid behandelt. Sie töten ruhende oder auf der Suche nach Eiablagegewässern befindliche Mückenweibchen. Weiterhin kann Insektizid in den Innenräumen versprüht werden, was aber von der WHO nicht empfohlen wird. Eine neuere Methode ist der Einsatz spezieller, für den Fang von Tigermücken optimierter Fallen mit einer Lockstoffmischung.
die Verbreitung von Mücken, die durch Bakterien der Art Wolbachia pipientis gegen das Virus immunisiert sind. In einer Studie um die Forschungsgruppe von Adi Utarini mit mehr als 8000 Freiwilligen in der indonesischen Stadt Yogyakarta reduzierte sich mit dieser Methode die Zahl der Infektionen um 77 Prozent, die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Denguefieber ging um 86 Prozent zurück.
Weitere Maßnahmen beinhalten u. a. ein parasitärer Pilz (Beauveria bassiana), der die Mücken tötet oder schwächt und
die systematische Verfolgung und physische Tötung in den Haushalten. Ruhende Stechmücken können mit geeigneten Gegenständen (z. B. Fliegenklatsche), fliegende mit etwas Übung mit den Händen oder mit einer elektrischen Fliegenklatsche unschädlich gemacht werden.
Der Mückenatlas kartographiert mit Hilfe privater Zusendungen die Verbreitung der Stechmückenarten in Deutschland. Das bundesweite Mitmachprojekt (Citizen Science) des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg, und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Institut für Infektionsmedizin (Riems) (IMED) unterstützt seit April 2012 die wissenschaftlichen Arbeiten zum Stechmücken-Monitoring, das von den genannten Forschungseinrichtungen durchgeführt wird.
Mmmh, jetzt ist der Beitrag länger geworden als gedacht … und über Zika gibt es kaum etwas zu lesen (sieht man von der Erwähnung des Namens ab) … also Zika in Kürze:
Das natürliche Vorkommen der Zika-Viren liegt im tropischen Afrika; Infektionsfälle gibt es aber in der gesamten tropischen Klimazone. Reisende haben das Virus gelegentlich auch in andere Klimazonen, beispielsweise nach Europa, verschleppt.
Die Biologie und die Übertragungswege des Zika-Virus waren bis Ende 2015 wenig erforscht. Bekannt war jedoch, dass die Viren wohl vor allem durch Stechmücken Gattung Aedes übertragen werden. In mehreren Laborexperimenten wurde seit 2016 nachgewiesen, dass auch Aedes albopictus – jedoch erst bei Temperaturen über 27 Grad – die Viren übertragen kann. Ob und in welchem Umfang Stechmücken der Art Culex Zika-Viren übertragen, wird noch untersucht. Am besten erforscht ist die Vektorkompetenz von Cx. quinquefasciatus. Noch nie wurde ZIKV-RNA in Stechmücken dieser Art im Rahmen einer Felduntersuchung nachgewiesen. Die Fähigkeit zur Übertragung im Labor wird durch eine überwiegende Anzahl von Studien widerlegt. Es gibt auch Ergebnisse von Experimenten, die dafür sprechen. Dass in Mitteleuropa endemische Culex-Arten an der Übertragung von Zika-Viren beteiligt sind, kann bisher jedoch recht sicher ausgeschlossen werden. Am umfassendsten konnte das Fehlen einer relevanten experimentellen Vektorkompetenz für Zika für die drei in Mitteleuropa häufigsten Arten Cx. p. pipiens, Cx. p. molestus und Cx. torrentium gezeigt werden.
Auch eine Übertragung über sexuellen Kontakt zwischen Menschen ist möglich, wenngleich bislang lediglich Einzelfälle bekannt sind. Bereits aus dem Jahr 2009 ist ein Fall dokumentiert, in dem ein Biologe der Colorado State University seine Frau mit dem Virus angesteckt haben soll. Anfang Februar 2016 gab es erneut Berichte, wonach in Dallas eine sexuelle Übertragung zwischen Menschen nachgewiesen wurde. Im Oktober 2016 wurde in einer Fachzeitschrift publiziert, dass das vollständige Virusgenom aus Samenflüssigkeit isoliert wurde. Einer 2019 veröffentlichten Studie zufolge waren die Viren in Spermaproben bei 8 von 97 untersuchten Patienten mit anfangs hoher Viruslast noch bis zu 38 Tage nach der ersten Diagnose nachweisbar.
Auch im Urin und Speichel von symptomatischen Patienten wurde genetisches Material von Zikaviren nachgewiesen. Inwiefern die Zikaviren auch durch Urin und Speichel übertragen werden können, ist noch nicht bekannt.
Publikationen:
Barry Atkinson et al.: Complete Genome Sequence of Zika Virus Isolated from Semen. In: Genome Announcements. Band 4, Nr. 5, e01116-16, 2016, doi:10.1128/genomeA.01116-16.
Freddy A Medina et al.: Duration of the Presence of Infectious Zika Virus in Semen and Serum. In: The Journal of Infectious Diseases. Band 219, Nr. 1, 2019, S. 31–40, doi:10.1093/infdis/jiy462.