Mein erster Krampuslauf

Mal was ganz anderes:
Am Sonntag war ich Zeuge des Münchner Krampuslaufs… ich war schon von klein auf von den alpenländischen Perchten begeistert, hatte aber nie die Gelegenheit daran teilzunehmen, oder habe einfach nicht daran gedacht. Dass es dergleichen in München gibt hat mich dann doch überrascht, und dabei ist es nicht einmal eine neumodische „Erfindung“.
Aber … ein durchaus unterhaltsames Erlebnis, vor allem für Frauen und Kinder, so hatte ich den Eindruck.
Eindrücke vom Krampuslauf:

 

Krampuslauf München 2025

Im Alpenraum und im südlichen Bayern ist der Krampus der furchteinflößende Begleiter des heiligen Nikolaus. Die Gestalt, die ihre Ursprünge noch in vorchristlicher Zeit hatte, bestrafte einst unartige Kinder, während der Nikolaus Geschenke an die braven verteilte.
Einmal im Jahr zur Adventszeit organisiert die Brauchtums-Gruppe „Sparifankerl Pass“ den Krampuslauf durch die Münchner Altstadt. Dabei ziehen die als Krampusse (oder andere seltsame Gestalten) Verkleideten in aufwändigen und furchterregenden Kostümen durch die Altstadt und sorgen mit ihren Ruten und Glocken für mächtig Lärm. In München ist dieser Brauch bereits seit 1740 dokumentiert, als sogenannte „Klaubaufe“ durch die Stadt zogen.
Kreaturen mit zwei Hörnern sind Krampusse, haben sie mehr sind es Perchten, Gestalten aus dem Alpenland, die eigentlich während der Raunächte den Winter austreiben.
Den Krampuslauf gibt es in dieser Form seit 2004, ein Spaß für Groß und Klein und ein wahrer Touristenmagnet, abseits des Christkindlmarkts am Marienplatz. Man muss wohl früh genug da sein um einen prominenten Platz zu erhaschen, um den Krampussen, Perchten, Engel und Nikololäusen nah genug zu sein… obwohl … manchmal ist das vielleicht gar nicht so wünschenswert, Krampus hat seine Rute dabei … und es gibt mehr als einen Krampus.

Perchtenlauf (ChatGPT)

Die Perchten stehen wohl im Zusammenhang mit der Sagengestalt der Perchta, die allerdings ihrerseits eine ungeklärte Herkunft hat. Die Sprachwissenschaft geht davon aus, dass sich der Begriff von mittelhochdeutsch berchttac, berchtnacht, dem mittelalterlichen Wort für den Feiertag der Erscheinung des Herrn (Epiphanias), heute das Dreikönigsfest am 6. Januar, herleitet; mittelhochdeutsch bercht bedeutete ‚glänzend‘, ‚leuchtend‘ (vgl. englisch bright ‚hell‘).
Lärmende Umzüge mit Masken dämonischer Weiber, heidnischer Göttinnen sowie wilder und zahmer Tiere werden, gemeinsam mit anderen Sitten und Gebräuchen, zu den Kalendenfeiern (römisch-germanische Neujahrs- und Weihnachtsfeste) schon um 500 n. Chr. von Caesarius von Arles beschrieben. So wird die Percht auch mit der Wilden Jagd in Verbindung gebracht. Inwieweit das Perchtenlaufen tatsächlich auf heidnische Bräuche zurückgeht, ist jedoch umstritten. Die Bezeichnung Percht entwickelt sich erst später heraus.
Im 11. Jahrhundert wurde in den Mondseer Glossen die Bezeichnung Giperchtennacht erwähnt, die von Johann Andreas Schmeller und Jacob Grimm als Übersetzung des griechischen Wortes ‚Epiphanie‘ (althochdeutsch (gi)beraht ‚strahlend‘) interpretiert wird.
Mit der fortschreitenden Christianisierung im Alpenraum zu Beginn des Mittelalters wurde die Percht dann zunehmend als Gestalt der Domina Perchta oder auch Frau Welt mit den sieben Hauptlastern in Verbindung gebracht. 1729 bringt Christian Gottlob Haltaus den Perchttag mit einer Göttin Precha in Zusammenhang.
Eine Renaissance erlebten die Perchtenkulte erst wieder mit der Säkularisation und einer sich ändernden Einstellung zur Volkskultur im 19. Jahrhundert, und dann noch einmal gegen Ende des 20. Jahrhunderts.
In Salzburg wurde das Fest der Perchta 1941 zum letzten Mal mit Masken gefeiert, seinerzeit als nationalsozialistisch-neuheidnisches Brauchtum.
Bis heute finden in Österreich, Südtirol (hier vor allem im Ahrntal), der Schweiz und im Süden Deutschlands die Perchtenläufe in der Nachweihnachtszeit statt (den Rauhnächten vom Heiligen Abend bis Dreikönigstag; traditionellerweise haben Perchten auch nur in dieser Zeit etwas mit Brauchtum zu tun).
In der Regel sind es heutzutage örtliche Vereine, die noch Perchtenkostüme herstellen und Perchtenläufe veranstalten. Eine Gruppe, die verkleidet an einem Perchtenlauf teilnimmt, wird eine Pass genannt.

Es war laut, es war lustig, es war gruselig … unterhaltsam war der Krampuslauf auf jeden Fall, auch wenn man manchmal an Alpabtrieb erinnert wurde… Glocken und Hörner, aber … muss man gesehen haben, zumal die Kostüme durchaus sehr liebevoll und kreativ sind. Spaß für die ganze Familie.

Dieser Ausflug in das alpenländische Brauchtum mag mir verziehen werden, aber wenn man sich in die Mythen und Legenden Griechenlands begibt (hier zum Beispiel), dann darf man sich auch in der eigenen Mythologie herumtreiben, auch wenn Krampusse und Perchten keine Tiere sind, und auch nicht ins Gebiet der Kryptozoologie fallen.

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