Portrait: Australischer Gleitaar

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Gleitaare (Elaninae)
Gattung: Gleitaare (Elanus)
Art: Australischer Gleitaar (Elanus axillaris)

Australischer Gleitaar (John Gould)

Australische Gleitaare erreichen eine Körperlänge von 33 bis 37 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 82 bis 94 Zentimetern. Das Gewicht der Männchen wurde mit 181 bis 300, das der Weibchen mit 270 bis 365 Gramm gemessen. Die Vögel zeigen zeichnungsmäßig keinen Geschlechtsdimorphismus. Kopf, Rücken, Brust und Bauch sowie die relativ kurzen Steuerfedern sind weiß gefärbt. Von den hellgrauen Flügeln heben sich schwarze Schulterfedern sowie dunkelgraue Handschwingen deutlich ab. Der kurze Hakenschnabel ist schwärzlich, die Iris rot. Beine und Füße haben eine kräftig gelbe Farbe.

Das Verbreitungsgebiet des Australischen Gleitaars umfasst das gesamte Festland von Australien sowie den nördlichen Teil von Tasmanien. Hauptlebensraum sind Wiesenlandschaften, Savannen und lichte Wälder bis in Höhenlagen von 1500 Metern. Weiterlesen

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Portrait: Gleitaar

Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Gleitaare (Elaninae)
Gattung: Gleitaare (Elanus)
Art: Gleitaar (Elanus caeruleus)

Gleitaar (Friedrich Naumann)

Der Gleitaar erreicht eine Spannweite von 80 bis 90 Zentimetern und wird etwa 30 bis 35 Zentimeter lang. Das Gewicht beträgt zwischen 197 und 343 Gramm. Der größte Teil des Vogels ist weiß, seine Schwingen sind hellgrau mit schwarzen Schultern. Sein Kopf ist relativ groß und der Schwanz sehr kurz. Darüber hinaus hat er leuchtend rote Augen und orange-gelbe Beine.
Der Ruderflug des Gleitaars ist von kurzen Gleitstrecken unterbrochen. Bei geeigneter Thermik schwebt er mit V-förmig gehaltenen Flügeln. Er rüttelt außerdem gegen den Wind, wobei der Flügelschlag langsamer ist als beim Turmfalken. Stoßflüge sind bei ihm selten. Typisch für diese Art ist ein stufenweises Absinken, das von Rüttelflügen unterbrochen ist. Häufig ist er auch bei der Ansitzjagd zu beobachten, wobei er besonders gerne auf hohen Warten sitzt.

Der Gleitaar ist in Südeuropa in Gebieten auf der Iberischen Halbinsel (Portugal, Spanien) und in der Nähe von Soustons in Frankreich, in Nordafrika in Marokko, Algerien und Ägypten, aber auch im übrigen Afrika anzutreffen. Die Brutpopulation Europas besteht aus etwa 1.000 bis 2.000 Paaren. In großen Teilen Südasiens kommt die Unterart E. c. vociferus vor. Außerdem gibt es noch vier weitere Unterarten auf südasiatischen Inseln. Im Jahr 2015 wurde ein Gleitaar im Grünen Band bei Mendhausen im Landkreis Hildburghausen in Thüringen gesichtet.
Gleitaare sind vorwiegend Standvögel, doch vereinzelt leben sie auch als Strichvögel. Sie leben in offenen Gegenden wie Steppen, Halbwüsten oder auch Kulturlandschaften mit vereinzelten Bäumen oder auch hohen Masten zum Ansitzen und Nisten.

Ein Gleitaar ernährt sich von Kleinsäugern (hauptsächlich Nagetiere), verschiedenen Kleinvögeln oder den Jungtieren größerer Vögel und Reptilien (hauptsächlich Eidechsen). Vereinzelt stehen auch Insekten auf dem Speiseplan. Diese jagt er in einem langsamen Suchflug mit gelegentlichem Rütteln oder in der Ansitzjagd.

Zur Fortpflanzung werden in Arbeitsteilung (das Männchen bringt Material ein, das Weibchen verbaut es) Nester auf Bäumen gebaut. Das Gelege besteht dann in der Regel aus drei oder vier Eiern, vereinzelt sind es aber auch nur zwei oder bis zu sechs Eier.

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Die Brandgans in Brehms Tierleben

Brandgans (Brehms Tierleben)

Verschiedenheit des Schnabelbaues und der Färbung des Gefieders trennen die Höhlengänse (Tadorna), welche in Deutschland durch die Brandgans, Wühl-, Erd-, Loch-, Grab- und Krachtgans oder Brand-, Wühl-, Erd-, Loch-, Berg-, Höhlen- und Krachtente (Tadorna cornuta, familiaris, vulpanser, gibbera, littoralis, maritima, Schachraman und Bellonii, Anas tadorna und cornuta, Vulpanser tadorna), vertreten werden, von den Zimmetgänsen. Sie bilden ein zwischen den Gänsen und Enten stehendes Mittel- und Bindeglied beider Unterfamilien. Ihr Schnabel ist vorn breiter als bei letzteren, auch durch einen während der Paarungszeit anschwellenden Höcker am Schnabelgrunde des Männchens ausgezeichnet, der Fuß niedriger, der Flügel kürzer, das Gefieder bunter als bei den Verwandten. Kopf und Hals der genannten Art sind glänzend dunkelgrün, zwei große Flecke auf den Schultern schwarz, ein nach vorn sich verbreiterndes Halsband, der Mittelrücken, die Flügeldeckfedern, die Seiten und die Schwanzfedern bis gegen die schwarzen Spitzen hin blendendweiß, ein breites Brustband und einige der Oberarmschwingen schön zimmetroth, die Mittelbrust und der Bauch grauschwarz, die Unterschwanzdeckfedern gilblich, die Schwingen schwarzgrau, die Federn, welche den Spiegel bilden, metallischgrün. Das Auge ist dunkel nußbraun, der Schnabel karminroth, der Fuß fleischfarben. Die Länge beträgt dreiundsechzig, die Breite einhundertundzehn, die Fittiglänge sechsunddreißig, die Schwanzlänge zwölf Centimeter. Weiterlesen

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TTT: 10 Bücher, die einen Vornamen im Titel haben

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Anette Maas: Ganz große Kacke (Rezension)

Ganz große Kacke!
Egal ob klein oder groß, Säugetier oder Fisch, alle müssen irgendwann aufs „Klo“. Aber da hört die Gemeinsamkeit auch schon auf. So unterschiedlich die Tiere, so unterschiedlich sind auch ihre Hinterlassenschaften: Wombats kacken Würfel, Fledermäuse machen im Flug und Pinguine schießen ihren Kot mit Hochdruck heraus.
Aber warum eigentlich so viele verschiedene Haufen? Kacke ist nicht nur eine Hinterlassenschaft, sondern hat auch viele andere Funktionen, wie das Revier zu markieren, sich vor anderen Tieren zu schützen, als Nahrung und vieles mehr.
In diesem Buch wird alles rund um das Thema Kacke bei Tieren beschrieben, von den verschiedenen Haufenformen, über Reviermarkierung, leise und laute Pupserei bis Kacke als Schutz und Verteidigung, eine Reise durch den Darm und vieles mehr.

Ein Buch auf das die Welt gewartet hat. Erwachsene hören ständig vom Mikrobiom, das streng genommen die Gesamtheit aller Mikroorganismen gemeint, die ein vielzelliges Lebewesen natürlicherweise besiedeln. Oft hört man das auch in Zusammenhang mit dem menschlichen Stuhl. Aber koten muss jeder und manchmal geschieht dies auf unterschiedliche Art und auch das Ergebnis ist sehr unterschiedlich (und manchmal sollte man sich keine großen Gedanken machen über das was man zu sich nimmt … man muss nur an den Waldhonig denken…). Aber so schwierig das Thema oft ist oder auch peinlich witzig, so ist dieses Kinderbuch trotz (oder gerade wegen) des Titels sachlich, informativ und niemals eklig. Das mag an den Texten liegen, aber auch an den Illustrationen von Julia Weinmann, welche die Tiere und ihre Hinterlassenschaften kindgerecht und nicht naturgetreu darstellen, was in meinen Augen aber ein großer Pluspunkt darstellt, da realistische Abbildungen oder Fotografien doch befremdlich wirken könnten und die eigentliche Botschaft dadurch verloren geht. Aber … .
Kinder (und Erwachsene, wenn sie Kindern gegenüber nicht als dämlich dargestellt werden wollen) erfahren hier über Tiere und ihre Verdauung und auch darüber, wozu Tiere ihren Kot oder den Kot anderer nutzen. Da werden Würfel gekackt oder die Kacke der Mutter gefressen, da werden reviere abgesteckt und Pflanzen verbreitet …
Geschissen wird überall und das was dabei herauskommt ist durchaus nützlich. Weiterlesen

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Heuschrecken im Feld bestimmen (Rezension)

Heuschrecken sind faszinierende Tiere und kommen in zahlreichen Lebensräumen vor. Während einige Arten nahezu überall angetroffen werden können, gibt es auch ausgesprochene Spezialisten, die nur in speziellen Laubwäldern oder seltenen Grünlandbiotopen vorkommen. Man kennt die Heuschrecke oft nur als hüpfendes Insekt, dabei können die meisten Arten durchaus fliegen. Dieser, durch Bilder unterstützte Bestimmungsschlüssel hilft, unsere heimischen Arten rasch anzusprechen und lässt sich bei Wanderungen und Streifzügen durch die Natur problemlos mitführen.
Als Kind bin ich oft durch Wiesen und Felder gestreift und habe mir die dort zu findenden Tierwelt angesehen. Damals gab es davon noch viel mehr als heute zu sehen, allerdings sieht man heute auch andere Tiere als damals … aber schon damals waren es nicht unbedingt Insekten oder andere Wirbellose, die mein Interesse weckten. Und so konnte ich zwar Heuschrecken von Grillen unterscheiden, aber die genaue Art (oder Artengruppe) nicht. Und daran hat sich auch heute nichts geändert, auch wenn ich zu damals durchaus auch die eine oder andere Art erkennen würde, was damals nicht der Fall ist. Was ich aber nicht mehr mache ist durch Wiesen und Felder zu streifen. Heute würde ich neben meinem Handy vermutlich nichts weiteres dabei haben, früher hatte ich nicht einmal das (nicht einmal ein gedrucktes Bestimmungsbuch).
Würde mir nun dieser Heuschreckenbestimmungsschlüssel von Hilfe sein können? Ja, wenn auch nur in der Hinsicht, dass ich auf einfache Weise die nähere Verwandtschaftsgruppe feststellen kann. Das ist aber auch auf dem Bestimmungsschlüssel selbst zu lesen:
Der Bestimmungsschlüssel ermöglicht die Identifikation von Artengruppen und einigen charakteristischen Heuschreckenarten. Eine weitere Differenzierung ist nur mit Hilfe der Gattungs-Übersichten im zugrunde liegenden Buch möglich
Dabei handelt es sich um DIE HEUSCHRECKEN DEUTSCHLANDS UND NORDTIROLS, über das ich mich aber nicht weiter äußern werde, da es sich nicht in meinem Besitz befindet.
Heuschrecken im Feld bestimmen enthält einen Bestimmungsschlüssel, welcher die Bestimmung von Artengruppen erlaubt. Die Bestimmung erfolgt mit Hilfe eines dichotomen Schlüssels, der mit sehr guten und detaillierten Fotos der Bestimmungsmerkmale arbeitet und so auch für den Laien gut verständlich ist. Allerdings muss man sich manchmal das Tier schon genauer anschauen und das ist wohl die erste große Hürde vor der Bestimmung. Macht aber bestimmt auch Spaß.
Heuschrecken im Feld bestimmen ist ein reiner Bestimmungsschlüssel mit seinen Grenzen. Wissenswertes über Heuschrecken findet man nicht da könnte man wieder auf das zugrundeliegende Buch hinweisen). Der Schlüssel richtet sich eher an den Heuschreckenfreund der wissen will welche Arten sich in seiner Umgebung befinden. Ob es wirklich bei Wanderungen hilfreich ist? Man darf es gerne ausprobieren. Handlicher als ein hunderteseitenstarkes Buch ist es auf jeden Fall.

(Rezensionsexemplar)

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Tiere des Jahres 023

Bartagame (Zoo Linz)

Vogel: Braunkehlchen
Wildtier: Gartenschläfer
Zootier: Ara
Nutztier: Walchenschaf
Reptil/Lurch: Kleiner Wasserfrosch
Fisch: Flussbarsch
Insekt: Landkärtchen
Spinne: Ammen-Dornfinger
Schmetterling: Ampfer_Grünwidderchen
Wildbiene: Frühlings-Seidenbiene
Libelle: Alpen-Smaragdlibelle
Höhlentier: Feuersalamander
Heimtier: Bartagame

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Zoopresseschau

Zoo Landau in der Pfalz 03.03.2023
Heute schon eine Blume für Bienen gepflanzt?
Bienenrettung leicht gemacht: Pünktlich zum Pflanz-eine-Blume-Tag am 12. März startet die Saison des Bienenautomaten im Zoo Landau in der Pfalz. Der ehemalige Kaugummiautomat ist mit bienenfreundlichem Saatgut bestückt und soll Zoogäste dazu motivieren, ihren Ort aufblühen zu lassen – und das nicht nur am Pflanz-eine-Blume-Tag. Kurz bevor Bienchen und Blümchen aus dem Winterschlaf erwachen, lohnt sich der Gang zum Bienenfutterautomaten im Zoo Landau: Für ein paar Münzen können Zoogäste aus den ehemaligen Kaugummiautomaten bienenfreundliche Kapseln mit regionalem Saatgut ziehen. „Dadurch soll die Nahrungsvielfalt für Bienen, Schmetterlinge und Co. auch mitten in der Stadt weiter verbessert werden“, erklärt Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel. Der gelbe Automat im Zoo ist Teil eines bundesweiten Netzwerks aus über 200 Standorten, die von Vereinen, Schulen, Kommunen, Unternehmen oder Privatpersonen mit viel Engagement betrieben werden. Entstanden ist die Initiative der Bienenfutterautomaten 2019 aus einer Idee des Handwerkmeisters Everding und der Aktion „Lass deinen Ort aufblühen!“ des Frankfurter Bildungsprojekts „Bienenretter“. Nicht nur die Bestäuber, auch die Bienenautomaten waren in den letzten Monaten im „Winterschlaf“. Nun ab dem 12. März, dem Pflanz-eine-Blume-Tag, sind die Automaten wieder gefüllt und warten auf kleine und große Garten- und Balkonbesitzer*innen in Landau und Umgebung. Das eigene Mehrwegsystem mit Pfand-Box für die leeren Kapseln appelliert zudem an das Umweltbewusstsein der kleinen und großen Gärtner*innen. Weiterlesen

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Der Steinadler in Brehms Tierleben

Steinadler (Brehms Tierleben)

Der Steinadler, gemeine, schwarze, braune, ringelschwänzige, der Stock-, Berg- und Hasen- oder Rauchfußadler (Aquila fulva und nobilis, Falco fulvus) ist der größte und stärkste, auch am gedrungensten gebaute unter den zunächst verwandten Arten, der »Adler« ohne weitere Nebenbezeichnung, der Baizvogel aller innerasiatischen Reitervölker, der Held der Fabel und das Urbild des Wappenthieres, das Sinnbild der Kraft und Stärke. Seine Länge beträgt achtzig bis fünfundneunzig Centimeter, die Breite zwei Meter und darüber, die Fittiglänge achtundfunfzig bis vierundsechzig, die Schwanzlänge einunddreißig bis sechsunddreißig Centimeter. Erstere Maße gelten für das Männchen, letztere für das größere Weibchen. Beim alten Vogel ist der Nacken, einschließlich des Hinterhalses, rostbraungelb, das übrige Gefieder in den ersten beiden Wurzeldrittheilen weiß, an der Spitze sehr gleichmäßig dunkelbraun, der Schwanz in seinem Wurzeldrittheil weiß, sodann schwarz gebändert oder gefleckt, in der Endhälfte schwarz. Die Hosen sind braun, die Unterschwanzdeckfedern weiß. Im Jugendkleide ist das Gefieder durchgehends lichter, das Lichtbraun des Nackens viel weiter, bis auf den Scheitel und die Halsseiten, verbreitert, der Flügel durch einen großen weißen Spiegel ausgezeichnet, der Schwanz nur im Enddrittheil schwarz, übrigens grauweiß, die Hose sehr licht, oft ebenfalls weiß.
Mit vorstehenden Worten ist nur die am häufigsten vorkommende Färbung beschrieben, demgemäß hinzuzufügen, daß das Kleid dieses Adlers außerordentlich abändert. Einzelne alte Vögel sind gleichmäßig dunkelbraun, andere goldbraun, andere in der Kropfgegend und am Bauche goldbraun, übrigens dunkelbraun gefärbt; einige behalten den Flügelspiegel bis ins höhere Alter, andere zeigen schön gebänderte Schwingen usw. Ob alle diese Färbungsverschiedenheiten wirklich nur einer Art zustehen oder mehreren zukommen, ist zur Zeit noch nicht entschieden. Weiterlesen

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Neues aus Wissenschaft und Naturschutz

27.02.2023, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
Bitterstoffe verderben Eichenwickler-Raupen den Appetit
Forschungsteam entschlüsselt molekulare Grundlagen des Kampfes zwischen Stieleichen und ihren Fressfeinden
Wehrlos? Von wegen! Bäume verfügen über ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten, Schädlinge, die sie befallen, im Zaum zu halten. Im Laufe der Evolution haben zum Beispiel manche Stieleichen (Quercus robur) die Fähigkeit entwickelt, bei Befall durch Eichenwickler, deren Raupen die Bäume kahlfressen können, flüchtige Signalstoffe abzugeben. Diese chemischen Substanzen halten die weiblichen Eichenwickler-Falter davon ab, den Wirtsbaum zu finden und Eier zu legen. Dies ist jedoch nicht die einzige Abwehrstrategie. Eichenblätter enthalten eine Vielzahl von sekundären Pflanzenstoffen, sogenannte Phytochemikalien, die für den Baum nicht lebensnotwendig sind, aber eine wichtige Rolle bei den Pflanzen-Insekten-Interaktionen spielen. Einige dieser niedermolekularen Verbindungen können den Eichenwickler-Raupen förmlich den Appetit verderben und ihr Wachstum beeinträchtigen.
Forschende des Thünen-Instituts für Forstgenetik in Großhansdorf und des Helmholtz Zentrums München haben nun das „Gesamtpaket“ dieser chemischen Substanzen, die im Stoffwechsel der Bäume gebildet werden – das sogenannte Metabolom – näher untersucht. Dafür haben sie Eichen, die von Eichenwickler-Raupen stark in Mitleidenschaft gezogen werden, mit solchen verglichen, die einen Befall relativ gut tolerieren. Lassen sich zwischen den anfälligen und den toleranten Bäumen Unterschiede im Blatt-Metabolom finden? „Tolerante Eichen investieren mehr Ressourcen in die Synthese von bitteren Polyphenolen. Diese machen als sogenannte Antifeedantien die Blätter für die Raupen schwerer verdaulich“, sagt Dr. Hilke Schröder vom Thünen-Institut für Forstgenetik. Das Forschungsteam hat sich auch den Speichel und den Kot der Raupen näher angeschaut, um herauszufinden, was mit den Blattbestandteilen während und nach der Verdauung geschieht. Die Forschenden fanden heraus, dass pflanzliche Sekundärmetabolite (z. B. Flavonoide; eine zu den Polyphenolen gehörende Gruppe) länger erhalten bleiben und nicht so schnell abgebaut werden wie die Verbindungen aus dem Primärstoffwechsel (z. B. Kohlenhydrate). Darüber hinaus weisen die Stoffwechselreaktionen auf unterschiedliche Abbauwege hin, die die Larven für die Blätter der toleranten bzw. anfälligen Eichen nutzen.
Von Interesse waren auch die Mikroorganismen im Darm der Insekten (das sogenannte Mikrobiom), da die Darmflora eine entscheidende Rolle bei der Verdauung spielt. Die Forschenden fütterten Eichenwickler über mehrere Generationen hinweg mit Blättern, die entweder nur von anfälligen oder nur von toleranten Eichen stammten. Interessanterweise blieb die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm relativ konstant, unabhängig von der Art der Blätter, die den Raupen als Futter dienten. Das deutet darauf hin, dass die Darmflora relativ stabil ist und sich nur wenig an das verfügbare Futter anpasst. Dennoch waren die Eichenwickler-Raupen in der Lage, die ungünstigen Eigenschaften der pflanzlichen Abwehrstoffe zu minimieren – wenn auch unter Einbußen ihrer Wachstumsgeschwindigkeit und ihrer Fitness.
Originalpublikation:
Bertić M, Orgel F, Gschwendtner S, Schloter M, Moritz F, Schmitt-Kopplin P, Zimmer I, Fladung M, Schnitzler J-P, Schroeder H, Ghirardo A (2023): European oak metabolites shape digestion and fitness of the herbivore Tortrix viridana. Functional Ecology. DOI:10.1111/1365-2435.14299 Weiterlesen

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