Wie Intelligenz bei einem Tier nachweisen, das nur wenige Wochen lebt?
Lars Chittka erzählt uns unterhaltsam von den Wundern natürlicher Intelligenz selbst bei winzigen Tieren. Bienen entwickeln im Schwarm faszinierende Fähigkeiten, sind aber auch als Individuen verblüffend intelligent. Neue bahnbrechende Forschungen zeigen, dass sie denken und fühlen, dass sie Persönlichkeit, wenn nicht gar Bewusstsein besitzen. Bienen zählen, erkennen menschliche Gesichter und nutzen Werkzeuge, sie lösen Probleme durch Nachdenken und reagieren individuell auf äußere Reize. Und das alles mit völlig anderen Sinnesorganen: Dank ihres kompakten Nervensystems navigieren sie präzise und speichern Informationen, ihre Antennen sind multifunktional wie Schweizer Messer.
Chittka forscht auf den Gebieten der Entomologie, Evolutionsbiologie, Kognition, Sensorischen Ökologie und Verhaltensbiologie. Sein spezielles Interesse gilt Modellen der Insekten-Pflanzen-Interaktion, insbesondere der Intelligenz von Bienen und Hummeln. Mit seiner Arbeitsgruppe leistete Chittka grundlegende Beiträge zur Funktion kognitiv-verhaltensbezogener Prozesse der Tiere im Ökosystem. Beispielsweise haben Insekten detaillierte Erinnerungen an die Umgebung ihrer Nester. Auch können Insekten zählen und beim Gebrauch von Werkzeug voneinander lernen. Aus den Untersuchungen zu emotionsähnlichen Zuständen, sozialem Lernen und dem Ablauf gezielter Bewegungen bei der Entscheidungsfindung hat Chittka neuronale Modelle abgeleitet.
In IM COCKPIT DER BIENE stellt der Wissenschaftler seine (Er)kenntnisse über das Bewusstsein und die Intelligenz der Bienen einem breiten Publikum vor und nach Lektüre seines Werks wird man nicht anders können als die Bienen (und Hummeln) mit anderen Augen zu sehen. Denn Bienen sind mehr als Honiglieferanten und sie können mehr als man es vermuten würde … wobei … wer macht sich schon groß Gedanken über das Seelenleben, die Bedürfnisse und die Intelligenz von Insekten (außer Wissenschaftler, die danach das Bild der Menschheit verändern).
IM COCKPIT DER BIENE bietet eine umfangreiche Zusammenstellung und Übersicht von Experimenten zur Analyse der geistigen Kapazitäten von Bienen und Hummeln (die auch „nur“ Bienen sind, aber scheinbar das Lieblingstier des Autors). Gut lesbar, leicht verständlich und … das mag man gar nicht glauben, äußerst lebendig und spannend, bringt der Autor dem Leser seine Forschung nahe und ja … am Ende sieht man die kleinen Blütenbestäuber mit ganz anderen Augen.
(Rezensionsexemplar)