Portrait: Wüstenfuchs

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Tribus: Echte Füchse (Vulpini)
Gattung: Vulpes
Art: Wüstenfuchs (Vulpes zerda)
Fennek (Zoo Landau in der Pfalz)

Fennek (Zoo Landau in der Pfalz)

Der Fennek, auch Wüstenfuchs genannt, ist der kleinste aller lebenden Hunde und verfügt über sehr große Ohren. Seine Kopf-Rumpf-Länge beträgt 333–395 mm, der Schwanz wird 125–250 mm lang. Sein Geburtsgewicht beträgt zwischen 80 und 187 g, das Gewicht eines adulten Tieres 1,0 bis 1,5 kg. Die Ohren machen 20 % der Körperoberfläche des Fenneks aus und werden 86–104 mm lang. Damit sind sie proportional größer als bei allen anderen Hunden. Schnauze und Beine sind schlank und zierlich. Der Schädel entspricht in den Proportionen denen anderer Vulpes-Arten, besitzt aber sehr große Paukenhöhlen, ein typisches Merkmal von Wüstenbewohnern. Die Zahnformel lautet I 3/3 – C 1/1 – P 4/4 – M 2/3, der Fennek hat also insgesamt 42 Zähne.

Das Fell des Fenneks ist sandbraun mit einer beigen, rötlichen oder grauen Tönung. Die Körperunterseite ist heller gefärbt als die Oberseite. Die Ohren besitzen eine dunkle Rückseite, ihre Innenseite und ihre Ränder sind hingegen weiß befellt. Die Augen sind verhältnismäßig groß und dunkel, vom Innenwinkel zieht sich eine dunkle Linie hinunter zur Schnauze und umrahmt sie. Ein kürzerer Strich verläuft vom Außenwinkel der Augen in Richtung der Wangen. Die Schenkel sind bei Individuen aus dem nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes rötlich gefärbt. Bei Tieren aus dem Süden besitzen sie eine weiße Färbung. Das Fell ist sehr dicht und lang. Die Behaarung der Zehen reicht bis über die Sohlen hinaus und bildet so ein Polster für die Füße. Der Schwanz ist dicht behaart, seine Spitze und der Bereich um die Violdrüse sind dunkel gefärbt. Die Fähen verfügen über drei Zitzenpaare.

Die Nieren des Fenneks sind darauf ausgelegt, hochkonzentrierten Urin zu filtern und dabei so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen. Die Metabolismusrate des Fenneks ist sehr niedrig und liegt 33 % unter dem Wert, den Tiere seiner Größe gewöhnlicherweise aufweisen. Sein Herz ist 40 % kleiner als es für seine Körpergröße zu erwarten wäre. Unterhalb von 35 °C Außentemperatur atmet der Fennek mit 23 Zügen pro Minute. Wird dieser Wert jedoch überschritten, kann sich die Atemfrequenz auf bis zu 690 Atemzüge pro Minute erhöhen. Die Blutgefäße in den Ohren und Fußsohlen werden bei Hitze erweitert, um möglichst viel Körpertemperatur nach außen abzugeben. Der Fennek hat 2n = 64 Chromosomen.

Das Verbreitungsgebiet des Fenneks umfasst die gesamte Sahara. Die nordwestliche Verbreitungsgrenze bildet der Atlas, während das Artareal in Tripolitanien fast an die Küste reicht. In Ägypten wird es in etwa vom Nil begrenzt, reicht aber im Norden bis auf die Sinai-Halbinsel. Im Sudan umfasst das Verbreitungsgebiet auch weiter westlich gelegene Gebiete als in Ägypten, wie etwa die Nubische Wüste. Insgesamt fehlt der Fennek aber entlang der Küstenregion zum Roten Meer. In Mauretanien und Marokko kommt der Fennek bis knapp an die Atlantikküste vor. Die Südgrenze des Verbreitungsgebiets markiert die nördliche Sahelzone, wo der Fennek etwa bis 14° N vorkommt.

Fennek (Vivarium Darmstadt)

Fennek (Vivarium Darmstadt)

Das Habitat des Fenneks besteht vorwiegend aus ariden Sandwüsten, wo sie in statischen Dünen ihre Bauten anlegen. Nahe der marokkanischen Atlantikküste nutzt der Fennek aber auch moderat bewachsene Dünen für seinen Bau. Der jährliche Niederschlag an der Nordgrenze des Verbreitungsgebiets beträgt rund 100 mm, in der Sahelregion sind es 300 mm. Süßgräser der Gattung Aristida und der Meerträubel Ephedra alata auf Großdünen sowie die Rispenhirse Panicum turgidum und Jochblätter (Zygophyllum spp.) auf kleineren Dünen bilden oft die einzige Vegetation im Lebensraum des Fenneks. Selten finden sich auch Akazien (Acacia spp.) darunter. Der Fennek ist in seinem Lebensraum nicht auf Wasserquellen angewiesen.

Die Nahrung des Fenneks ist vielfältig. Sie umfasst Insekten, kleine Nagetiere, Eidechsen, Skinke, Geckos sowie Eier und kleine Vögel wie Lärchen oder Flughühner. Daneben verzehrt der Fennek auch Früchte und einige Pflanzenknollen.

Fenneks gehen während der Dämmerung und nachts auf Nahrungssuche und meiden die Hitze des Tages. Im Winter reicht die Aktivitätsphase auch bis in den Morgen hinein. Sie zeigen nicht den für andere Vulpes-Arten typischen Mäusesprung, graben aber regelmäßig im Sand nach Insekten und kleinen Wirbeltieren. Die vergrößerten Paukenhöhlen ermöglichen es ihnen, auch sehr tiefe Geräusche wahrzunehmen und damit Bewegungen im Sand zu hören. Überzähliges Futter vergraben sie. Menschliche Siedlungen werden, obwohl sonst gemieden, häufig zur Nahrungssuche aufgesucht.

Fenneks leben wild in kleineren Familienverbänden, die das Elternpaar und die Jungtiere des letzten Wurfes umfassen. Größere soziale Verbände bilden sie nur auf engem Raum in Gefangenschaft, in freier Wildbahn wurde ein solches Verhalten bisher nicht beobachtet. Sowohl Jungtiere als auch ausgewachsene Fenneks spielen häufig. In Gefangenschaft zeigen sie ein hohes Maß an sozialer Bindung und schlafen für gewöhnlich nebeneinander. Kot wird in Gefangenschaft in der Regel vergraben.

Der Bau wird in Sanddünen angelegt, nach Möglichkeit im Schutz von Vegetation. Je fester der Untergrund, desto komplexer ist in der Regel das Gangsystem: Während der Bau in losem Sand oft nur aus einem einzelnen Eingang, einem kurzen Gang und einer Hauptkammer besteht, wurden in kompakterem Boden Bauten auf einer Fläche von 120 m² und 15 Eingängen gefunden. Einzelbauten können nahe bei einander liegen und sogar untereinander verbunden sein.

Die Geschlechtsreife setzt bei Fenneks in einem Alter von neun Monaten bis einem Jahr ein. Der Sexualzyklus der Art umfasst einen Proöstrus von etwa sechs Tagen und einen ein- bis zweitägigen Östrus. Die Paarung dauert ungewöhnlich lange, bis zu 2 Stunden und 45 Minuten. Die Tragezeit des Weibchens beträgt 50–52 Tage, in Gefangenschaft wurden aber auch 62- und 63-tägige Schwangerschaften beobachtet. Der Wurf besteht aus ein bis vier Welpen, die vom Weibchen 61–70 Tage lang gesäugt werden. Während der Brunft-, Trag- und Säugezeit gebärden sich Männchen sehr aggressiv und verteidigen das Weibchen und den Wurf gegen Eindringlinge und Fressfeinde. Das Männchen übernimmt zudem die Nahrungsversorgung, während das Weibchen dazu nicht in der Lage ist. Die Jungen verbleiben rund ein Jahr bei den Eltern, bis die nächste Wurfzeit einsetzt.

Fennek (Zoo Augsburg)

Fennek (Zoo Augsburg)

Zum ersten Mal im taxonomischen Sinne beschrieben wurde der Fennek 1780 von Eberhard August Wilhelm von Zimmermann als Canis zerda in dem Werk Geographische Geschichte des Menschen und der vierfüßigen Tiere. Aufgrund seiner geringen Größe und den anderen morphologischen Besonderheiten des Fenneks stellten ihn viele Autoren in eine eigene Gattung Fennecus. Dem widersprachen ab den 1990er Jahren viele Taxonomen und auch DNA-Studien, die den Fennek innerhalb der Gattung Vulpes verorteten. Der Fennek wird seitdem von allen taxonomischen Autoritäten als Vulpes zerda geführt.

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