Bernhard Kegel: Die Natur der Zukunft (Rezension)

Dürre und Brände in unseren Wäldern, Tintenfische und Doraden in unserer Nordsee
Seit Jahrzehnten steigende Temperaturen sind eine unabweisbare Tatsache. Weltweit haben sich Tausende von Tier- und Pflanzenarten in Bewegung gesetzt, sind bereits viele Kilometer weit polwärts, bergauf oder in tieferes Wasser gewandert. Das Klimasystem ist sehr träge, und es birgt Tücken, Kipp-Punkte, die bis heute noch nicht verstanden sind. Zwei trockene Jahre haben genügt, um den deutschen Wald schwer zu schädigen. Was passiert, sollten weitere folgen? Und welche Konsequenzen wird es haben, wenn natürliche Zyklen kollabieren, etwa wenn Fische schlüpfen, weil die Wassertemperatur ansteigt, aber kein Futter vorhanden ist, da sich Phytoplankton erst vermehrt, sobald die Tage länger werden? Um die für große Teile der Menschheit schon jetzt existenzbedrohenden Folgen des Klimawandels zu begrenzen und uns auf die neuen Gegebenheiten vorzubereiten, müssen wir wissen, wie Tiere und Pflanzen auf die klimatischen Veränderungen reagieren.

In seinem neuesten Buch wagt Bernhard Kegel keinen Blick in die Zukunft, jedenfalls nicht so wie es der Titel vermuten lässt. Viel eher ist er in der Gegenwart verwurzelt und stellt Prognosen an, wie sich die Natur auf die derzeit herrschende Situation einstellt. Und sie wird sich einstellen. Klimawandel hin oder her, man kann es nicht leugnen, es wird wärmer, das Klima verändert sich und wir haben eine große Mitschuld daran. Und vermutlich wagt man sich nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn man behauptet dass der Mensch, der größte Verlierer sein wird. Arten werden verschwinden, andere werden sich anpassen, aber … gehört der Mensch dazu? Man darf es bezweifeln. Aber der Mensch ist in Bernhard Kegels Buch nur eine Randerscheinung.
Akribisch geht der Autor der Frage nach, welche Auswirkungen der Klimawandel tatsächlich auf einzelne Tier- und Pflanzenarten oder Lebensgemeinschaften hat, ohne dabei groß auf die Gründe des Klimawandels einzugehen (dazu gibt es genug andere Bücher). Auch für Laien verständlich beschreibt er wie sich die Tier- und Pflanzenwelt derzeit verändern und welche Auswirkungen das auf uns (und unsere Umwelt) hat.
Bernhard Kegel schreibt Tatsachen. Er erhebt nicht den Zeigefinger und mahnt nicht, trotzdem wird der Leser zum Nachdenken angeregt. Halsbandsittiche sind niedlich, aber Malaria will niemand haben.
Und obwohl der Klimawandel in aller Munde ist hat man nicht den Eindruck, dass nur wiedergegeben wird, was man bereits anderswo zu Genüge gehört oder gelesen hat.
Die Natur der Zukunft ist ein Buch der Gegenwart und es hilft zu verstehen, was wir jetzt für die Zukunft tun. Und wenn wir so weitermachen wie bisher wird die Zukunft ohne uns stattfinden. Aber das sagt Bernhard Kegel nicht so direkt, aber er redet auch nichts schön.

Lesenswert!

(Rezensionsexemplar)

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