Ausgestorbene Vögel (Spätquartäre Avifauna) 3

Die Südinsel-Riesengans (Cnemiornis calcitrans) ist ein ausgestorbener Wasservogel aus der Familie der Entenvögel. Sie war auf der neuseeländischen Südinsel endemisch.
Mit einer Rückenhöhe von 65 Zentimetern, einer Länge von Kopf bis Schwanz von 85 Zentimetern und einem Gewicht von 18 Kilogramm war die Südinsel-Riesengans der größte bekannte neuseeländische Wasservogel. Sie war ein stämmiger Vogel mit einem kurzen und dicken Schnabel. Beine und Becken waren kräftig. Das Skelett weist sie als nahe Verwandte der australischen Hühnergans aus. Im Gegensatz zur Hühnergans, die sehr gut fliegen kann, war die Südinsel-Riesengans jedoch flugunfähig. Darauf deuten die reduzierten Flügel und der rückgebildete Brustkiel hin. Zwischen den Zehen waren Sporne, die die Südinsel-Riesengans vermutlich bei Kämpfen einsetzte. Nach Ansicht von Richard Owen, der die Art 1866 beschrieb, war „die Südinsel-Riesengans vermutlich in der Lage heftiger zuzutreten, als der Kiwi“.
Wie die meisten Gänse bildete die Südinsel-Riesengans vermutlich Scharen und ernährte sich von Gräsern. Die subfossilen Überreste von etwa 250 entdeckten Exemplaren deuten darauf hin, dass die Südinsel-Riesengans hauptsächlich in den östlichen, trockenen Regionen der Südinsel verbreitet war. Sie durchstreifte das offene Gelände und erlebte ihre Blütezeit im Pleistozän, als die Bildung von Gras- und Buschland durch das kältere Klima begünstigt wurde.
Die Südinsel-Riesengans starb vermutlich durch Überjagung aus und verschwand gegen 1400.

Der Neuseelandschwan (Cygnus sumnerensis), in Maori als Poūwa bezeichnet, ist ein ausgestorbener Schwan, dessen fossile Überreste auf den Chatham-Inseln und in der Moncks Cave bei Christchurch auf der Südinsel von Neuseeland gefunden wurden. Das Artepitheton sumnerensis bezieht sich auf Sumner, einem Vorort von Christchurch, wo das Typusmaterial entdeckt wurde.
Der Neuseelandschwan spaltete sich vor ein bis zwei Millionen Jahren vom Trauerschwan (Cygnus atratus) ab. Auf Neuseeland entwickelte er sich zu einer eigenständigen Art, die etwa 20 bis 32 Prozent schwerer als der Trauerschwan war und ein geschätztes Gewicht von 6 bis 10 kg hatte. Zudem hatten die Schwäne auf Neuseeland längere Beine und kürzere Flügel, was auf eine eingeschränkte Flugfähigkeit schließen lässt.
Der Lebensraum dieser kaum bekannten Vogelart waren Lagunen, Seen sowie Sumpf- und Marschgebiete. Wie der Trauerschwan war er Bodenbrüter und ernährte sich von Wasserpflanzen wie den Saldengewächsen, aber auch von Bodenkräutern.
Der Neuseelandschwan starb wahrscheinlich während der frühen Besiedelung Neuseelands zwischen 1280 und 1450 n. Chr. aus. Er reagierte sehr empfindlich auf Störungen und sein Aussterben ist vermutlich auf das extensive Eiersammeln während der Brutzeit und die Bejagung durch die Maori während der Mauser zurückzuführen. In den 1860er Jahren wurde der australische Trauerschwan nach Neuseeland eingeführt.

Oxyura vantetsi ist eine ausgestorbene neuseeländische Entenart. Sie wurde erst 2005 von Trevor H. Worthy als eigenständige Art beschrieben. Oxyura vantetsi war eng mit der Australischen Ruderente (Oxyura australis) verwandt, ihre Knochen sind aber um ein Zehntel kleiner, als die ihrer australischen Verwandten. Der Holotypus wurde 1967 am Lake Poukawa in der Region Hawke’s Bay auf der Nordinsel von Neuseeland gefunden. Der wissenschaftliche Name ehrt den verstorbenen englischen Ornithologen Gerard Frederick van Tets (1929–1995), der als Erster im Jahre 1983 die Verwandtschaft der Art mit den Ruderenten erkannt hatte. Das vorhandene Knochenmaterial konnte lange Zeit nicht beschrieben werden, weil es nicht etikettiert war. So dauerte es bis 2004, bis es Trevor H. Worthy vom Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa gelang, aus den 13.000 am Lake Poukawa gefundenen fossilen Überresten von Wasservögeln 19 Knochen der Art Oxyura vantetsi zu identifizieren. Oxyura vantetsi wurde vermutlich im 16. Jahrhundert durch die Māori ausgerottet.

Malacorhynchus scarletti ist eine ausgestorbene neuseeländische Entenart, die eng mit der australischen Rosenohrente (Malacorhynchus membranaceus) verwandt war. Benannt wurde sie 1977 von Storrs Lovejoy Olson zu Ehren des neuseeländischen Ornithologen Ron Scarlett, der 1941 den Holotypus entdeckte. 1998 wurden jedoch im Otago Museum bis dato unbeschriebene Knochen der Art wiederentdeckt, die bereits im Jahre 1903 gefunden wurden. In den Museumssammlungen sind heute mindestens 32 Knochen bekannt, die im Pyramid Valley und bei Ngāpara auf der Südinsel sowie am Lake Poukawa auf der Nordinsel gefunden wurden.
Mit 800 Gramm war Malacorhynchus scarletti etwa doppelt so schwer wie die Rosenohrente. Wie ihre australische Verwandte hatte auch Malacorhynchus scarletti einen breiten Schnabel, der auf das Filtern der Nahrung im flachen Wasser spezialisiert war. Dies weist auf eine Nahrungsweise hin, bei der die Wasserfläche nach Nahrungspartikeln – vermutlich vornehmlich kleine Wasserinsekten – durchseiht wurde. Aufgrund des wenigen fossilen Materials wird vermutet, dass Malacorhynchus scarletti auch in prähistorischer Zeit in Neuseeland nicht häufig war. Sie präferierte offenbar flache, offene Gewässer, von denen es zu dieser Zeit in dem stark bewaldeten Neuseeland nicht viele gab. Die Rosenohrente ist dagegen sehr gesellig und bildet Schwärme, die in die Tausende gehen.
Knochenfunde aus den Muschelhaufen der Maori in Wairau Bar und am Lake Grassmere in der Region Marlborough lassen den Schluss zu, dass die Art stark bejagt wurde. Sie starb vermutlich im 16. Jahrhundert aus.

Die Madagaskar-Gans (Alopochen sirabensis) ist eine ausgestorbene Vogelart aus der Unterfamilie der Halbgänse. Sie war endemisch auf Madagaskar. Einige Autoren vermuten, dass sie lediglich eine Unterart der ebenfalls ausgestorbenen Mauritius-Gans war.
Die Art Alopochen sirabensis wurde bereits 1897 anhand von subfossilen Knochen von dem britischen Paläontologen Charles William Andrews beschrieben. Die Knochenreste des Tieres wurden 1997 mit Hilfe der Beschleuniger-Massenspektrometrie altersbestimmt. Demnach starb die Vogelart erst im Holozän aus. Die Datierung der Knochenreste gibt das Jahr 1380 (+/− 90 Jahre) an. Die Gründe des Aussterbens sind unbekannt.

Talpanas lippa ist eine ausgestorbene Entenart, die auf der Hawaii-Insel Kauaʻi endemisch war. Sie ist die einzige bekannte Art der Gattung Talpanas. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte im November 2009 durch Storrs L. Olson und Helen F. James im Journal Zootaxa. Die Art ist nur von subfossilem Material bekannt, das in der Makauwahi-Höhle im Māhāʻulepū Valley auf Kauaʻi zu Tage gefördert wurde. Das Alter der Knochen wird auf die Zeit von 4050 v. Chr. (6000 yBP) geschätzt.
Der Tarsometatarsus von Talpanas lippa ist kurz und kräftig. Die Hirnschale ist flach und breit im Verhältnis zur Länge. Die Augenhöhlen (Orbita) und die Foramina optica (Löcher im Schädel, durch die die Sehnerven von den Augen zum Gehirn verlaufen) sind sehr klein. Insgesamt zeigen die Körpermerkmale, dass die Augen und die Sehnerven dieser Ente deutlich reduziert waren. Daher kann davon ausgegangen werden, dass diese Art nahezu blind und vermutlich flugunfähig war. Jedoch sind die Foramina des Ober- und Unterkiefers (Löcher, durch die der Nervus trigeminus hindurchläuft) sehr groß, was darauf hindeutet, dass dort größere Nerven für den Tastsinn vorhanden waren. Olson und James vermuten, dass diese Ente in Abwesenheit eines guten Sehvermögens mit Hilfe von olfaktorischen Reizen und ihres tastempfindlichen Schnabels ihre Umgebung erkundet hat.
Der Holotypus, der aus einem teilweise erhaltenen Schädel besteht, wird unter der Etikettnummer USNM 535683 in der Smithsonian Institution aufbewahrt.
Talpanas lippa hatte vermutlich eine nachtaktive und terrestrische Lebensweise. Wahrscheinlich nahm sie die gleiche ökologische Nische ein, wie heute die Kiwis auf Neuseeland.

Die Chatham-Ente (Pachyanas chathamica) ist eine ausgestorbene Entenart, die auf den Chatham-Inseln endemisch war. Sie ist nur von subfossilem Knochenmaterial bekannt, das in der Te Whanga Lagoon gefunden wurde.
Das Skelett weist die Chatham-Ente als große, kräftig gebaute Ente aus. Mit einem Gewicht von 1,5 Kilogramm wog sie ungefähr so viel wie der rezente Paradieskasarka (Tadorna variegata). Ihre kurzen Flügel deuten darauf hin, dass sie vermutlich flugunfähig war. Sie hatte große Salzdrüsen am Schädel, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass ihr Lebensraum die brackigen Gewässer der Te Whanga Lagoon und geschützte Abschnitte an der Küste waren.
Die verwandtschaftlichen Beziehungen der Chatham-Ente waren lange Zeit unklar. Skeletteigenschaften, wie der hervorstehende Hinterrand des Schulterblatts (Margo caudalis) und ein erhabener dorsaler Höcker am Humerus deuten eher auf eine Verwandtschaft mit den Halbgänsen (Tadorninae) als mit den Schwimmenten (Anatini) hin. Der Schnabel weist jedoch Ähnlichkeiten mit einem Schwimmentenschnabel auf. Untersuchungen der mitochondrialen DNA stellen die Chatham-Ente in die Gattung Anas als basale Art innerhalb einer Klade neuseeländischer und subantarktischer Enten (Aucklandente (A. aucklandica), Neuseelandente (A. chlorotis) und Campbellente (A. nesiotis)).
Die Hauptnahrung, die vermutlich aus Krabben und Schalentieren bestand, fand die Chatham-Ente an der Wasseroberfläche. Möglicherweise ernährte sie sich auch von Wasserpflanzen. Neben der Hawkins-Ralle (Diaphorapteryx hawkinsi) ist die Chatham-Ente die zweite auf den Chatham-Inseln ausgestorbene endemische Wasservogelart aus einer monotypischen Gattung.
Der genaue Zeitpunkt des Aussterbens ist unbekannt. Sie verschwand offenbar zwischen der Ankunft der Polynesier im Jahre 1350 und dem Eintreffen der Europäer im Jahre 1791. Da die Pazifische Ratte nur den Küken gefährlich werden konnte, gilt die Überjagung durch die polynesischen Siedler als wahrscheinlichste Aussterbeursache.

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