Syou Ishida: Das Glück bringt eine Katze (Rezension)

In einem alten Gebäude am Ende einer kleinen Gasse in Kyoto befindet sich die Klinik für die Seele, das Kokoro-Zentrum. Nur wenige Auserwählte, denen Medikamente oder Therapien nicht helfen, können sie finden und bekommen eine einzigartige Behandlung: Hier werden Katzen als Medizin verschrieben. Mit genauen Anweisungen zur Pflege ausgestattet, bekommen die Patient:innen für ein paar Tage, manchmal auch Wochen, einen flauschigen Mitbewohner – und müssen feststellen, dass sich ihr Leben für immer verändern wird. Manchmal sorgt die Katze für ein Lachen, manchmal spendet sie Trost, und manchmal treibt sie den Patienten zur Weißglut. Immer lenkt sie damit das jeweilige Leben in eine neue Richtung.
DAS GLÜCK BRINGT EINE KATZE ist ein liebenswerter, berührender Roman, der mit feinem Gespür für Stimmungen und leise Botschaften überzeugt. Er ist kein dramatisches Meisterwerk, nicht spektakulär in Wendungen, aber gerade darin liegt seine Stärke: Er tröstet, gibt Hoffnung und öffnet Herz und Sinne für das Kleine, das Großes bewirken kann.
Philosophisch, ein bisschen mystisch und mit viel emotionaler Wärme erzählt Syou Ishida in fünf Geschichten menschliche Einzelschicksale, die sich positiv durch eine verschreibungspflichtige Katze ändern (klingt komisch, aber so ist es … und das ist in allen Geschichten gleich: Es wird eine Katze verschrieben, welche die „Patienten“ auch gleich mit nehmen. Und so unterschiedlich die Schicksale der Protagonisten sind, so unterschiedlich sind die Katzen).
Ishidas Erzählstil besticht durch leichte, stimmungsvolle Prosa, mit einem Hang zum Poetischen und viel Raum für Zwischentöne, Gefühle schwingen oft neben der Handlung mit, anstatt groß erklärt zu werden. Es sind sanfte Töne, die sich durch die Geschichten ziehen und es sind normale Schicksale, die erzählt werden.
Die Idee, dass Katzen seelische Heilung fördern könnten, wirkt zunächst märchenhaft, aber gerade in ihrer Sanftheit entfaltet sie eine große Wirkung. Und ich bin mir sicher, dass dem viele Katzenbesitzer/Katzenhalter/Dosenöffner (wie auch immer man sie nennen möchte) zustimmen. Die Geschichten sind alle auf ihre Art zauberhaft, berührend, aber nie kitschig. Die Balance zwischen Hoffnung, Schmerz und leiser Zuversicht gelingt gut, auch wenn manchmal eine gewisse Distanz zum Innenleben der Protagonisten besteht. Die Handlung ist der bedeutende Teil, die Protagonisten dagegen sind nur Skizzen, welche den Zauber der Katzen verdeutlichen. Und ich muss sagen: Die Geschichten wirken auch ohne dass die Protagonisten Tiefe haben. Trotzdem kann man sich in sie hineinversetzen, denn wie gesagt: Es sind einfache Schicksale, nahe an der Realität (die Magie der Geschichten entwickelt sich durch das Hinzufügen einer Katze).
DAS GLÜCK BRINGT EINE KATZE ist kein Roman, aber auch keine Anthologie … irgend etwas dazwischen, aber ein Buch, das jedem Katzenfan ans Herz gelegt werden darf. Ein Buch, dass die Seele wärmt.

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(Rezensionsexemplar)

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