Ausgestorbene Säugetiere seit 1500 – Nagetiere 3 (Wühler, Taschenratten, Taschenmäuse)(Archiv)

(Erstveröffentlichung am 5. Januar 2012)
Wühler

Juscelinomys candango erreichte eine Kopf-Rumpf-Länge von 136 mm, eine Schwanzlänge von 57 mm, eine Hinterfußlänge von 26 mm und eine Ohrenlänge von 15 mm. Der Schädel war robust und die Schnauze war lang. Das agutibraune Rückenfell war kurz. Das Bauchfell war orange. Der ziemlich dicke Schwanz war gut behaart.
Vor der Urbanisierung war der Lebensraum eine parkähnliche Landschaft mit vereinzelten Bäumen und Grasvegetation. Über die Lebensweise ist nur wenig bekannt. Die Art lebte in Bauten. Der Mageninhalt von einem Exemplar bestand aus vegetarischem Material und aus Ameisen.
Juscelinomys candango wurde 1960 vom brasilianischen Zoologen João Moojen im Parco Zoobotanico in Brasilia entdeckt. Neun Exemplare wurden gesammelt. Trotz mehrerer intensiver Suchen wurde die Art in der Folgezeit jedoch nicht mehr wiederentdeckt. Die gesamte Region in der Typuslokalität ist zersiedelt und gehört heute zum Stadtgebiet von Brasília.

Neotoma bunkeri erreichte eine Länge von 390 mm, eine Schwanzlänge von 168 mm, eine Hinterfußlänge von 43 mm und Ohrenlänge von 32 mm. Die Haare der Oberseite waren dunkelgrau mit schwarzen Spitzen. Die Unterseite war tief mausgrau und weiß verwaschen. Der Schwanz war an der Oberseite bräunlich und an der Unterseite weiß. Die Sohlen der Hinterfüße waren an den Fersen nackt.
Die dürftig aus Stängeln von Eisenholz errichteten Nestbauten befanden sich zwischen Lavabrocken und neben Kakteen.
Im Dezember 1931 wurde das Taxon vom Zoologen William Henry Burt entdeckt. Burt sammelte zehn Exemplare auf, die sich heute in der Sammlung des California Institute of Technology befinden. 1932 wurde die Art letztmalig nachgewiesen. Zwischen 1991 und 1999 gab es intensive Suchaktionen auf den Islas Coronado, die jedoch erfolglos verliefen. Als Aussterbeursache werden Katzen vermutet, die von Fischern auf die Insel gebracht wurden, um die Buschratten und Mäuse zu kontrollieren. Zum anderen wurde die Vegetation, die den Buschratten als Nahrung diente und mit der sie ihre Bauten errichteten, als Brennmaterial für Lagerfeuer verwendet.

Mit einer geschätzten Kopfrumpflänge von über 20 Zentimetern war die Galápagos-Riesenratte ein relativ großer Vertreter der Neuweltmäuse. Sie war auf den Galápagos-Inseln vor der Küste Südamerikas endemisch, ihre fossilen Überreste wurden auf den Inseln Isabela und Santa Cruz (Galápagos) gefunden.
Der genaue Zeitpunkt des Aussterbens ist unklar, es ist denkbar, dass die Art bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte. Ursache für ihr Verschwinden waren die Einschleppung von Hauskatzen und Ratten auf ihren Heimatinseln.
Zunächst wurde die Galápagos-Riesenratte als nahe Verwandte der Karibischen Riesenreisratten (Megalomys), die ihr in der Körpergröße ähnelten und ebenfalls ausgestorben sind, betrachtet. Der Gattungsname Megaoryzomys („große Reisratte“) deutet ein Naheverhältnis zu den Reisratten (Oryzomys) an, was nach jüngeren Untersuchungen nicht den Tatsachen entspricht. Möglich, aber unsicher ist eine Verwandtschaft zu den Paramo-Mäusen (Thomasomys). Die Art wird heute in die Sigmodontinae eingeordnet, dort aber als incertae sedis klassifiziert.

Die Darwin-Reisratte erreichte eine Länge von 222 mm. Die Schwanzlänge betrug 89 mm und die Hinterfußlänge 27 mm. Die Oberseite war graubraun, die Unterseite gelbbraun gefärbt.
Die Darwin-Reisratte war endemisch auf der Insel Santa Cruz im Galapagos-Archipel. Sie war vermutlich nachtaktiv und hielt sich tagsüber in Höhlen oder Felsspalten auf.
1906 wurden die ersten beiden Exemplare in der Academy Bay gesammelt, 1929 vier weitere in der Academy Bay und der Conway Bay. 1930 gab es den letzten Nachweis der Art. Ende der 1930er Jahre wurde die Hausratte eingeschleppt; vermutlich starb die Darwin-Reisratte durch mit der Hausratte eingeschleppte Krankheitserreger oder durch die direkte Konkurrenz mit dieser Art aus. Weitere Aussterbeursachen könnten die später ebenfalls eingebürgerten Wanderratten sowie die Nachstellung durch verwilderte Hauskatzen gewesen sein.

Die Fernando-de-Noronha-Ratte lebte nur auf der Insel Fernando de Noronha vor der Ostküste Brasiliens. In den 1970er-Jahren wurden Fossilfunde entdeckt und 1999 als Noronhomys vespuccii erstbeschrieben. Amerigo Vespucci, der 1503 auf der Insel landete, schrieb über sehr große „Ratten“, die dort vorkamen – die eigentlichen Ratten wurden aber erst von den Europäern nach Amerika und auch auf diese Insel eingeschleppt. Möglicherweise handelt es sich dabei um diese Art.
Über den Zeitpunkt und die Ursachen des Aussterbens der Fernando-de-Noronha-Ratte ist nichts Genaues bekannt.
Morphologisch ähnelt sie stark den auf dem Festland lebenden Sumpfratten (Holochilus), sie wird als deren naher Verwandter klassifiziert.

Die Nelson-Reisratte gehörte zu den großen Arten der Gattung Oryzomys und hatte einen Schwanz, dessen Länge deutlich größer war als die Kopf-Rumpf-Länge. Die Gesamtlänge betrug 320 bis 344 mm, die Schwanzlänge 185 bis 191 mm und die Hinterfußlänge 37 bis 39 mm. Die Oberseite war intensiv gelblich rotbraun, die Färbung war auf dem unteren Rücken besonders kräftig und ging auf Kopf, Schultern und unteren Flanken in ein helleres, warmes Beigebraun über. Kopf und Rücken waren durch schwärzliche Haare etwas dunkler. Die Unterseite war weiß, die gelegentlich durchscheinende Unterwolle bleifarben. Die Außen- und Innenseiten der Ohren waren locker mit grauen Härchen bedeckt. Die Schwanzunterseite war basisnah zu einem Drittel oder bis zur Hälfte hellgelb, der übrige Schwanz war dunkel.
Die Nelson-Reisratte kam in feuchten Arealen nahe Quellen und nahe der höchsten Erhebung von Maria Madre in ungefähr 550 m Höhe vor. Der Lebensraum zeichnet sich durch eine üppige krautige Vegetation im Unterwuchs aus. Die Nahrung dürfte aus Samen, Früchten, Gräsern und gelegentlich aus kleinen Fischen und Wirbellosen bestanden haben.
Bei 1991 durchgeführten intensiven Kleinsäugerfängen an der Typus-Lokalität konnten nur noch Hausratten nachgewiesen werden. Die Nelson-Reisratte wird von der IUCN daher seit 1996 als „Ausgestorben“ („extinct“) eingestuft. Ursache für das Verschwinden der Art ist vermutlich die Verdrängung durch die eingeschleppte Hausratte.

Die Pemberton-Hirschmaus erreichte eine Kopfrumpf-Länge von 106 mm und eine Schwanzlänge von 104 mm. Die Hinterfußlänge betrug 24 mm. Die Oberseite war hell zimtfarben bis ocker-sandfarben und am Rücken mit feinen dunklen Linien meliert. Der Kopf war heller als der Rücken. Die Unterseite war weiß. Der Schwanz war zweifarbig, mit einer braunen Oberseite und einer weißen Unterseite.
Die Pemberton-Hirschmaus war endemisch auf der Pazifikinsel Isla San Pedro Nolasco im Golf von Kalifornien. Neben Peromyscus boylii glasselli war die Pemberton-Hirschmaus das einzige weitere Säugetier auf der Insel, die eine Fläche von 3,2 km² hat und ungefähr 10 km westlich vor der Küste des mexikanischen Bundesstaates Sonora liegt. Über die Lebensweise der Pemberton-Hirschmaus ist nur wenig bekannt.
Die Pemberton-Hirschmaus ist nur von zwölf Exemplaren bekannt, die der US-amerikanische Zoologe Dr. William Henry Burt vom California Institute of Technology im Dezember 1931 aufsammelte. Bei nachfolgenden Expeditionen (zuletzt 1997) wurde das Taxon nicht mehr nachgewiesen. Die Gründe für das Verschwinden der Pemberton-Hirschmaus sind weitgehend unbekannt. Hypothesen gehen jedoch in die Richtung, dass Peromyscus boylii glasselli besser um die Nahrungsquellen konkurrieren konnte und die Pemberton-Hirschmaus nach und nach aus ihrem Lebensraum verdrängt hat. Benannt ist die Art nach John Roy Pemberton, einem Ornithologen und Geschäftsmann, der Burts Forschungsarbeit im Golf von Kalifornien finanzierte.

Die Gull-Wiesenwühlmaus, eine Unterart der Wiesenwühlmaus, wurde 1889 entdeckt und 1898 bereits nicht mehr nachgewiesen.
Der letzte Nachweis der Ash-Meadows-Wühlmaus, einer Unterart der Rocky-Mountains-Wühlmaus, war im Jahre 1933.
Eine Unterart der Baumwollmaus, die Chadwick-Beach-Baumwollmaus, wurde zuletzt im Jahre 1938 gesichtet.

Taschenratten

Die letzte Sichtung der Goff-Pinientaschenratte, eine Unterart der Südöstlichen Taschenratte, war 1955. Eine weitere Unterart, die Sherman-Pinientaschenratte, wurde zuletzt 1950 bei Savannah, Georgia gesammelt.
Thomomys bottae abstrusus, eine Unterart der Gebirgs-Taschenratte, ist nur von fünf Exemplaren bekannt, die 1933 gesammelt wurden. Thomomys bottae curtatus ist nur von zwölf Exemplaren bekannt, die 1931 gesammelt wurden.
Thomomys bottae subsimilis ist nur vom 1917 gefundenen weiblichen Holotypus aus den Harquahala Mountains in Arizona bekannt.
Thomomys mazama louiei, eine Unterart der Mazama-Taschenratte, wurde zuletzt im Jahre 1956 gesichtet. Expeditionen in den Jahren 1977, 1986 und 1995 konnten eine weitere Existenz dieser Unterart nicht bestätigen.

Taschenmäuse

Der letzte Nachweis der San-Quintin-Kängururatte war im Jahre 1986. Danach war sie über 30 Jahr verschollen bis sie 2018 „wiederentdeckt“ wurde.
Perognathus alticolus alticolus, die Nominatform der Weißohr-Taschenmaus wurde Zuletzt im Jahre 1934 nachgewiesen.
Dipodomys microps russeolus, eine Unterart der Meißelzahn-Kängururatte, starb bei Überschwemmungen auf Dolphin Island infolge drastischer Wasserstandsschwankungen aus.

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