Ausgestorbene Säugetiere seit 1500 – Raubtiere (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 19. Dezember 2011)

Hunde

Falklandfuchs (John Gerrard Keulemans)

Falklandfuchs (John Gerrard Keulemans)

Der Falklandfuchs war ausschließlich auf den Falklandinseln beheimatet. Durch übermäßige Bejagung wurde im Jahr 1876 der letzte Falklandfuchs geschossen; danach wurde die Spezies nicht mehr gesehen.
Gelegentlich ist der Falklandfuchs auch unter dem Namen „Falklandwolf“ bekannt, was aber bei seiner Körpergröße übertrieben ist: Er hatte eine Kopfrumpflänge von 90 Zentimetern, hinzu kamen 30 Zentimeter Schwanz. Sein Fell war gelbbraun, durch schwarze Haarspitzen erschienen manche Fellpartien dunkler als andere.
Auf den Falkland-Inseln stand dieses Tier am Ende der Nahrungskette. Es war vor der Ankunft des Menschen das einzige heimische Landsäugetier.  Seine Nahrung waren wahrscheinlich bodenbrütende Vögel und Pinguine, vielleicht auch pflanzliche Kost. Als Charles Darwin 1833 die spärlich besiedelten Falkland-Inseln ansteuerte, erlebte er den Falklandfuchs als häufiges und zahmes Tier. Er berichtete, dass die Füchse an die Zelte kamen, um Nahrung zu suchen und aus der Hand zu fressen. Mit massenhafter Einführung der Schafzucht wurde der Fuchs als Bedrohung gesehen und zum Abschuss freigegeben. Ab 1839 zahlte die britische Verwaltung eine Prämie für jeden geschossenen Falklandfuchs. Ob dieses Tier tatsächlich eine Bedrohung für die Schafe war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, darf aber bezweifelt werden. Da es auf den Falkland-Inseln keine Wälder gibt und die Falklandfüchse so zahm waren, erwies sich die Ausrottung als einfach. 43 Jahre nach Darwins Besuch war das einzige heimische Landsäugetier der Falkland-Inseln vollständig ausgerottet.
Die Unterschiede zwischen den Falklandfüchsen auf der östlichen und auf der westlichen Insel gaben Darwin die ersten Hinweise darauf, dass sich Arten unterschiedlich entwickeln können.

Der Honshū-Wolf war eine Unterart des Wolfes und wird gelegentlich gemeinsam mit dem Hokkaido-Wolf als Japanischer Wolf bezeichnet.
Der Honshū-Wolf war eine endemische Art, die nur in Japan vorkam. Er lebte dort auf den Inseln Honshū, Shikoku und Kyūshū. Sein Aussterben wird auf die Verfolgung durch den Menschen sowie eine erstmals im 17. Jahrhundert dort eingeschleppte Tollwutepidemie zurückgeführt. Der letzte Wolf starb 1905 in der Präfektur Nara.
Vom Honshū-Wolf werden heute in unterschiedlichen wissenschaftlichen Institutionen insgesamt noch acht Fellpräparate oder ausgestopfte Tiere aufbewahrt. Ein ausgestopftes Tier befindet sich in den Niederlanden, drei weitere in Japan und das des 1905 erlegten Tieres wird im Britischen Museum aufbewahrt.
Der Honshū-Wolf gilt als die kleinste bekannte Unterart des Wolfes. Seine Körpergröße ist vermutlich ähnlich wie beim Insel-Graufuchs auf die Inselverzwergung zurückzuführen.
Im Gegensatz dazu entspricht der Hokkaidō-Wolf oder Ezo-Wolf der normalen Körpergröße. Sein Verbreitungsgebiet umfasste die japanische Insel Hokkaidō (Ezo). Die letzten Exemplare dieser Unterart starben 1889 aufgrund einer Vergiftungskampagne durch japanische Bauern.
Sowohl dem Honshū-Wolf als auch dem Hokkaidō-Wolf wird in der japanischen Mythologie eher eine wohlwollende Rolle zugewiesen. Vergleichbar zu der römischen Sage von Romulus und Remus sagte man auch dem Clananführer Fujiwara no Hidehira nach, dass er von Wölfen aufgezogen wurde.

Der Florida-Rotwolf wurde erstmals 1791 von William Bartram als eigenständige Art Rufus niger beschrieben. Er ist jedoch eng mit dem Rotwolf verwandt und wurde deshalb 1912 von Gerrit Smith Miller als Unterart klassifiziert. Er erreichte eine Länge von 150 Zentimetern. Sein Fell war vollkommen schwarz. Er war kleiner als der Grauwolf, aber seine Ohren waren länger und die Schnauze breiter als beim Grauwolf.
Er bewohnte die Laub- und Sumpfwälder Floridas, Tennessees, Alabamas und des südlichen Georgias.
Der Florida-Rotwolf ernährte sich von kleinen Säugetieren, Vögeln, Fischen, Eidechsen und Früchten aber auch von Schafen und Hirschen. Im Frühjahr kamen fünf bis sieben Welpen zur Welt.
Der Florida-Rotwolf war einst von Florida über Tennessee bis ins südliche Georgia verbreitet. In Florida wurde das letzte Tier 1908 erlegt. 1894 wurde er aus den großen Sümpfen nahe dem Mobile County und dem Baldwin County in Alabama verdrängt. Gegen 1910 überlebten die letzten Florida-Rotwölfe in einigen hügeligen Gegenden im Colbert County in Alabama. Vom Hunger getrieben, rissen sie die Schafe der Farmer. Daraufhin wurden die letzten Wölfe gnadenlos geschossen, in Fallen gefangen und vergiftet. Der letzte Florida-Rotwolf wurde 1917 getötet. Es stellte sich jedoch später heraus, dass es sich um eine Hybride aus Rotwolf und Florida-Rotwolf handelte.

Hundsrobben

Karibische Mönchsrobbe (George Brown Goode)

Karibische Mönchsrobbe (George Brown Goode)

Die Männchen der Karibischen Mönchsrobbe wurden 2,1 bis 2,4 m lang und erreichten ein Gewicht von 200 Kilogramm. Die Weibchen waren allgemein kleiner als die Männchen. Um den Nacken war eine Fettschicht, das sogenannte Blubber zu erkennen. Der Rücken war braun mit einer gräulichen Tönung. Schnauze und Unterseite waren hellgelb. Die Hand- und Fußflossen waren nackt mit gut entwickelten Nägeln an den Vorderzehen. Das Fell der Neugeborenen war lang und dunkel. Nach älteren Maßangaben wogen die jungen Robben zwischen 16 und 18 kg und erreichten eine Länge von einem Meter.
Das Verbreitungsgebiet der Karibischen Mönchsrobbe war die Karibik. Es erstreckte sich nordwestlich bis zum Golf von Mexiko, von den Bahamas bis zur Halbinsel Yucatán, südlich entlang der mittelamerikanischen Küste und östlich bis zu den nördlichen Antillen. Fossile Funde gibt aus den südöstlichen Vereinigten Staaten.
Die Karibische Mönchsrobbe verbrachte den Großteil ihres Lebens im Wasser. Zum Gebären oder zum Schutz suchte sie felsige oder sandige Küsten auf. Ihre Nahrung bestand aus Aalartigen, Hummern, Kraken und Rifffischen.
Über das Fortpflanzungsverhalten der Karibischen Mönchsrobbe ist nur wenig bekannt geworden. Die Weibchen suchten Sandküsten auf abgelegenen Inseln oder ungestörte Strände auf dem Festland auf. Die Wurfzeit war vermutlich im Dezember, da mehrere im Dezember 1910 auf Yucatán getötete Weibchen gutentwickelte Föten in sich trugen. Die durchschnittliche Lebensdauer betrug ungefähr 20 Jahre.

Ohrenrobben

Der Japanische Seelöwe kam im Japanischen Meer an der Ostküste Koreas, der West- und Ost-Küste Japans, rund um die Kurilen und Sachalin an der südlichen Küste des russischen Fernen Ostens und an der Südspitze der Halbinsel Kamtschatka im Ochotskischen Meer und bei den nördlichen Ryūkyū-Inseln vor.
Der Japanische Seelöwe ähnelte sehr seinem nahen Verwandten, dem Kalifornischen Seelöwen. Männchen waren dunkelgrau bis dunkelbraun, wurden 2,30 bis 2,50 Meter lang und wogen zwischen 450 und 560 kg. Damit wurden sie etwas größer als die Männchen der Kalifornischen Seelöwen. Alte Männchen bekamen ein fast schwarzes Fell. Weibchen blieben mit einer Länge von 1,40 bis 1,64 m bedeutend kleiner. Sie waren heller gefärbt.
Japanische Seelöwen lebten küstennah und wurden nur selten weiter als 16 km von der nächstliegenden Küste entfernt auf offener See angetroffen. Zur Fortpflanzung suchten sie flache, sandige Küstenabschnitte auf.
Der Japanische Seelöwe wurde lange Zeit als Unterart Zalophus californianus japonicus des Kalifornischen Seelöwen eingeordnet. Erst Untersuchungen der Schädelmorphologie im Jahre 2003 sprachen für den Artstatus. Der Schädel des Japanischen Seelöwen ist größer und breiter als der seines kalifornischen Verwandten, hinter den oberen Eckzähnen hatte er sechs weitere Zähne, beim Kalifornischen Seelöwen sind es nur fünf. Die Einordnung als eigenständige Art wurde später durch Genanalysen bestätigt.
Der Hauptgrund für das Aussterben des Japanischen Seelöwen ist die Jagd und die Verfolgung durch Fischer. In der Mitte des 19. Jahrhundert soll die Population noch bei 30.000 bis 50.000 Exemplaren gelegen haben. Trotz einer umfangreichen Suche nach den Tieren in ihrem ursprünglichen Lebensraum gibt es seit den späten 1950er Jahren keine dokumentierten Sichtungen mehr. Die letzten glaubwürdigen Berichte von 50 bis 60 Exemplaren auf den Liancourt-Felsen stammen aus den Jahr 1951. Sichtungen von Einzeltieren aus den 1970er Jahren konnten nicht bestätigt werden und beruhen möglicherweise auf Verwechslungen mit entkommenen Exemplaren des Kalifornischen Seelöwen.

Marder

Der Seenerz oder Seemink lebte an der nordamerikanischen Atlantikküste und ist im 19. Jahrhundert durch übermäßige Bejagung ausgestorben.
Der Seenerz ähnelte im Körperbau dem eng verwandten Amerikanischen Nerz, wurde aber deutlich größer. Allerdings gibt es keine komplett erhaltenen Exemplare, sondern nur Berichte und Knochenfragmente, so dass genaue Angaben schwierig sind. Die Kopf-Rumpf-Länge wird auf 66 Zentimeter geschätzt, wozu noch ein rund 25 Zentimeter langer Schwanz kam. Das Fell war rauer und rötlicher als das des Amerikanischen Nerzes.
Das Verbreitungsgebiet des Seenerzes erstreckte sich entlang der Atlantikküste Neuenglands und Südostkanadas und reichte von Massachusetts bis Neubraunschweig. Sein Lebensraum waren felsige Küstenabschnitte. Seenerze waren vermutlich nachtaktive Einzelgänger, die sich tagsüber in Bau oder Felsspalten zurückzogen. Die Nahrung bestand vermutlich vorwiegend aus Fischen und Krebsen.
Weil diese Tiere größer waren als die Amerikanischen Nerze, war die Pelzjagd effektiver und brachte mehr Gewinn. Das wurde ihnen zum Verhängnis. Jäger ließen Hunde nach den Tieren suchen und gruben sie dann aus oder räucherten die Baue aus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind sie ausgestorben, das letzte Exemplar soll 1894 in Neubraunschweig erlegt worden sein. Ihr Verbreitungsgebiet wurde in der Folge vom Amerikanischen Nerz besetzt.

Kleinbären

Der Barbados-Waschbär ist eine höchstwahrscheinlich ausgestorbene Unterart des Nordamerikanischen Waschbären, die endemisch auf der Insel Barbados war. Nach Ansicht von Experten entwickelte sich vor über 1000 Jahren aus nordamerikanischen Waschbären, die von Arawak-Indianern als Haustiere nach Barbados gebracht wurden, eine eigenständige Unterart, die sich von der Nominatform vor allem durch die kleinere Größe, das dunklere Fell und die größeren Zähne unterschieden hat. Das einzig vorhandene Exemplar wird heute im Barbados Museum aufbewahrt. Der letzte gesicherte Nachweis stammt aus dem Jahre 1964, als ein überfahrener Waschbär auf einer Straße nahe Bathsheba im Saint Joseph Parish, gefunden wurde. Gründe für sein Verschwinden sind möglicherweise die landwirtschaftliche Veränderung des Lebensraumes sowie die Nachstellung durch Farmer. Heute lebt die Nominatform des Waschbären auf Barbados.

Skunks

Zwei Unterarten des Ferkelskunks gelten ebenfalls als ausgestorben. Conepatus leuconotus telmalestes galt 1945 als ausgestorben, nach dem bis dahin nur die Typusexemplare aus dem Jahre 1905 bekannt geworden sind. Ein Skunk, der Anfang der 1960er-Jahre im Waller County, etwa 100 km südwestlich der Typuslokalität, gefunden wurde, könnte dieses Taxon repräsentieren.
Conepatus leuconotus figginsi wurde zuletzt im Jahre 1933 nachgewiesen.

Schleichkatzen

Nachdem das letzte bekannte Exemplar der Malabar-Zibetkatze 1929 in menschlicher Obhut starb, hielt man diese Art für vermutlich ausgestorben, bis die Zoological Survey of India im Jahre 1987 zwei frische Felle erhielt. In der Folgezeit gab es jedoch keine weiteren Nachweise mehr.

Die Königsgenette ist eine kaum erforschte Schleichkatze aus der Gattung Genetta. Sie ist nur von zehn Museumsexemplaren bekannt, von denen die letzten im Jahre 1946 gesammelt wurden.
Die zehn bekannten Exemplare haben eine durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge von 60,2 cm, eine Schwanzlänge von 41,5 cm und ein Gewicht von 2 bis 2,5 kg. Der Körperbau ist robust. Das kurze, raue Rückenfell variiert von hell gelblich-grau bis gelb. Das Bauchfell ist weiß-gelblich bis grau. Die Nackenstreifen sind nicht klar umrissen. Die fortlaufende Mittelrückenlinie ist dunkel und beginnt hinter den Schultern. Es gibt keine Rückenmähne. Die länglichen und eckigen Rückenflecken sind vollständig dunkel und an verschiedenen Stellen des Körpers verschmolzen. Das Gesicht hat eine gut ausgeprägte Maske mit weißlichen Flecken über und unter den Augen sowie einer dünnen, dunklen senkrechten Linie an der Schnauze. Die Ohren haben eine breite Basis und sind leicht gerundet. Der dicht behaarte Schwanz hat vier bis sechs helle Ringe. Die proximale Hälfte des Schwanzes ist dunkel. Die Hinter- und Vorderbeine sind dunkel und gut gefleckt. Die Vorderfüße und Hinterfüße sind oberseits gefleckt und unterseits dunkel.
Die Königsgenette bewohnt Regenwälder in Liberia, der Elfenbeinküste, Ghana, Bioko und in der Demokratischen Republik Kongo. Über ihre Lebensweise ist nichts bekannt.
Die IUCN stuft die Königsgenette in die Kategorie „unzureichende Datenlage“ (Data deficient) ein. Über ihr Verbreitungsgebiet und ihre Lebensraumanforderungen ist nichts bekannt. Da die Bestimmung von Ginsterkatzen auf Artebene jedoch häufig kompliziert ist und diese Art zeitweise mit der Pardelgenette (Genetta pardina) synonymisiert wurde, ist es möglich, dass die Königsgenette häufiger ist als bisher angenommen. Lebensraumzerstörung und Nachstellung für den Bushmeat-Markt sind im Verbreitungsgebiet weit verbreitet.

Bären

Drei Unterarten des Braunbären gelten ebenfalls als ausgestorben.
Das letzte Exemplar des Kalifornischen Grizzlybärs wurde 1922 im Tulare County geschossen.
Die letzten Exemplare des Mexikanischen Grizzlybärs fielen Anfang der 1960er-Jahre den Vergiftungs- und Abschussaktionen der Farmer zum Opfer.
Der letzte sichere Beleg des Atlasbären ist ein Weibchen, das 1840 an den Ausläufern den Petuan-Gebirges in Algerien geschossen wurde. Nach unbestätigten Berichten des Naturforschers Jules René Bourguignat soll es jedoch noch 1867 im Edough-Massiv im östlichen Algerien Bären gegeben haben.

Katzen

Kaplöwe (Friedrich Specht)

Kaplöwe (Friedrich Specht)

Mehrere Katzenunterarten gelten als ausgestorben:
Der letzte reinrassige Kaplöwe wurde 1865 in Natal getötet, der letzte Berberlöwe 1922.
Das letzte Balitigerweibchen wurde am 27. September 1937 geschossen. Die letzte bestätigte Sichtung des Java-Tigers war im Jahre 1980. Berichten zufolge soll das letzte Exemplar des Kaspischen Tigers 1959 im Nordiran geschossen worden sein. Angeblich wurden 1972 frische Felle dieser Unterart im illegalen Handel angeboten.
Der letzte Nachweis des Sansibar-Leopards war im Jahre 1991.
Der letzte bekannte Östliche Puma wurde 1938 in Maine erlegt. 2011 wurde die Unterart vom USFWS offiziell für ausgestorben erklärt.
Das letzte Weibchen des Sardischen Luchs wurde im Jahre 1967 geschossen.
Die letzte Sichtung des Taiwanischen Nebelparders war im Jahre 1983.
Der letzte Nachweis des Berberservals war im Jahre 1937.

Ausgestorbene Säugetiere seit 1500 – Beuteltiere

Dieser Beitrag wurde unter Archiv, Ausgestorben veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert