Portrait: Kragenechse

ohne Rang: Toxicofera
ohne Rang: Leguanartige (Iguania)
Familie: Agamen (Agamidae)
Unterfamilie: Amphibolurinae
Gattung: Chlamydosaurus
Art: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii)
Kragenechse (Vivarium Darmstadt)

Kragenechse (Vivarium Darmstadt)

Kragenechsen erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 95 cm, der Schwanz macht dabei etwa 2/3 der Gesamtlänge aus. Männchen erreichen bei dieser Größe ein Gewicht von 900 g. Die Weibchen haben proportional kleinere Köpfe,bleiben allgemein kleiner und sind deutlich leichter. Ein Weibchen mit 24 cm Kopf-Rumpf-Länge wog 400 g.
Bei beiden Geschlechtern ist der Rumpf seitlich leicht abgeplattet. Die Vorderbeine sind kurz, die Hinterbeine sehr viel länger als die Vorderbeine und bieten so Vorteile bei der zweibeinigen Fortbewegung. Die von außen zweite Zehe ist stark verlängert. Der Körper der Kragenechse ist mit größtenteils kleinen, rauhen, gekielten Schuppen bedeckt, einige leicht vergrößerte Schuppen im Nacken bilden einen kleinen Kamm.
Kragenechsen sind variabel gefärbt, die Oberseite des Körpers und der Schwanz können von orange-braun über grau-braun bis hin zu komplett braun oder fast schwarz sein. Der Bauch ist blassgelb.

Charakteristikum der Art ist der namensgebende Kragen, der im Ruhezustand gefaltet an den Hals und den vorderen Teil des Rumpfes angelegt wird. Er wird von einer großen Hautmembran gebildet, die zwischen knorpeligen Stäben gespannt ist. Der Kragen ist bei beiden Geschlechtern im Verhältnis zur Körpergröße gleich groß, bei kleineren Exemplaren ist das Verhältnis der Kragengröße zur Körpergröße niedriger. Aufgespannt misst er bis zu 30 cm Durchmesser. Die Hautmembran ist im Kontrast zur unauffälligen Körperfarbe rot, schwarz, gelb oder weiß gefärbt, und mit großen, gekielten Schuppen versehen. Wird er aufgestellt, lässt er die Echse größer erscheinen und schüchtert Fressfeinde ein. Ebenso wird er als Drohgebärde bei Revierkämpfen der Männchen verwendet.
Aufgestellt wird der Kragen mit dem Zungenbeinapparat. Stark vereinfacht lässt sich sagen, dass vom Zungenbein lange knorpelige Fortsätze ausgehen, die mithilfe von an Kragen und Unterkiefer ansetzender Muskulatur aufgestellt werden können. Das Zungenbein selbst befindet sich hinten unterm Maul. Die Ceratobranchiale genannten knorpeligen Stäbe sind beweglich mit dem Zungenbein verbunden; sie erstrecken sich als sehr spitze Kegel aus dem Körper heraus nach hinten und sind in die Haut des Kragens eingebunden. Mit den Ceratobranchialen verbunden sind Muskeln des Hyomandibulare und der Musculus hyoglossus, welche am Unterkiefer und Zungenbein ansetzen. Der M. sternohyoideus und der M. omohyoideus wiederum verbinden Schultergürtel und Ceratobranchiale. Die Hyomandibularmuskeln und der M. hyoglossus öffnen den Kragen, M. sternohyoideus und M. omohyoideus legen den Kragen wieder zusammen.

Die Populationen im nördlichen und nordöstlichen Australien sind etwas lebhafter gefärbt als die Tiere aus Queensland, die meist zu einem eintönigen, düsteren braun oder grau neigen. Die Kragenechsen des Northern Territory werden etwas größer als die Kragenechsen Queenslands. Auch in der Färbung des Kragens weisen die nördlichen Populationen ein lebhaftes rot oder orange auf, während die Kragen der Kragenechsen in Queensland gräulich sind.

Das Verbreitungsgebiet der Kragenechse umfasst das nördliche Australien und einen schmalen Küstenstreifen des südlichen Neuguinea. In Western Australia beschränkt sich das Verbreitungsgebiet der Art auf den äußersten Nordosten; im Northern Territory finden sich Kragenechsen in den nördlichen Landteilen und in Queensland von Cape York bis Brisbane. Innerhalb ihres Verbreitungsgebiets bewohnen Kragenechsen unter anderem Buschland, offene Wälder und tropische Baumsavanne.

Kragenechse (Wilhelma Stuttgart)

Kragenechse (Wilhelma Stuttgart)

Die Kragenechse ist ein Baumbewohner. Sie ist ein geschickter Kletterer, der bei 1,3 m weiten Sprüngen zwischen Ästen beobachtet wurde. Kragenechsen verbringen 90 % ihrer Zeit ruhend auf Ästen oder senkrecht an Baumstämme mit rauer Rinde geklammert, wo sie durch ihre Farbe gut getarnt sind. Radiotelemetrische Studien zeigten, dass sich Kragenechsen nur gelegentlich für die Jagd oder Interaktionen mit Artgenossen auf den Boden begeben, und die untersuchten Exemplare blieben nie länger als 5 Minuten am Boden. Kragenechsen bevorzugen als Aufenthaltsorte vor allem Bäume mit dicken Stämmen, wenig verzweigten Ästen und dunkler Rinde, auf der sie vor Räubern wie Greifvögeln oder Hunden getarnt sind. Sie meiden einerseits Bäume mit glatter Rinde, welche schwer zu erklettern sind, und andererseits vor allem Bäume mit heller Rinde, auf der sie keine Tarnung besitzen.
Kragenechsen sind tagaktiv und regulieren aktiv ihre Körpertemperatur. Am frühen Morgen sonnen sich die Tiere, bis ihre Körpertemperatur nach rund 40 Minuten etwa 2–3 °C über der Umgebungstemperatur liegt. Dann ziehen sie sich in den Schatten zurück, um der heißen Mittags- und Nachmittagssonne zu entgehen. Durch gleichzeitiges Ansteigen der Lufttemperatur im Schatten hält die Kragenechse so ihre Temperatur recht konstant einige Grade über der Umgebungstemperatur.
Die von Kragenechsen bewohnten, tropischen Gegenden sind von markanten klimatischen Unterschieden zwischen Trocken- und Regenzeiten geprägt. Hitze und Wassermangel in der Trockenzeit (Mai–August) begegnet die Kragenechse mit einer Reihe von physiologischen Anpassungen. Während der Trockenzeit wird die Stoffwechselrate um 23 % gesenkt, und die Tiere verbringen die meiste Zeit bewegungslos in den schattigen Baumkronen und wechseln seltener ihre Bäume als in der Regenzeit. Die Körpertemperatur wird auf diese Weise niedrig gehalten und Überhitzung vermieden, energieintensive Aktivitäten wie Territorialverhalten werden in die Regenzeit verlegt. Die Nahrungsaufnahme wird auf die Hälfte reduziert, doch die Echsen verlieren durch die starken Einschränkungen des Stoffwechsels nur 1,3 % ihres Gewichts pro Monat. Andererseits bleibt in der Trockenzeit auch das Wachstum aus.

Kragenechsen jagen vor allem am Morgen und späten Nachmittag. Sie sind Lauerjäger und beobachten in Höhen von 2–3 m an einen Baumstamm oder auf einem Ast sitzend die Umgebung. Falls sie ein Beutetier entdecken, klettern sie ihren Ansitz herunter und rennen auf zwei Beinen schnell zur Beute, um dann wieder auf alle viere zu sinken. Anschließend wird das Beutetier gefasst, zerkaut und geschluckt. Danach klettert die Echse wieder auf ihren Ansitz.

Die Nahrung von Kragenechsen besteht insbesondere aus Insekten und Spinnen. Bei 124 auf ihre Mageninhalte untersuchten Museumsexemplaren konnten überwiegend Schmetterlingsraupen (56 %) als Nahrung festgestellt werden, ebenfalls häufig waren Weberameisen und Termiten sowie Käfer. Kragenechsen rauben auch gelegentlich Vogelnester aus. Ameisen und Termiten werden an Ameisenstraßen in großen Mengen mit der Zunge aufgeleckt.
In Australien sind Buschfeuer keine Seltenheit, und scheinen den Nahrungserwerb der Kragenechse zu begünstigen. Bei den schwächeren Bränden zu Beginn der Trockenzeit ist die Mortalität unter den Kragenechsen sehr niedrig, da sie auf Bäumen Zuflucht finden. Weil aber die Bodenvegetation vom Feuer zerstört wird, sind mögliche Beutetiere deckungslos. Daher können Kragenechsen größere Mengen und eine größere Vielfalt von Insekten erbeuten. Kragenechsen wandern auch aktiv in kürzlich abgebrannte Gebiete ein, um das kurzfristig gesteigerte Nahrungsangebot zu nutzen. Nur während der heftigen Brände am Ende der Trockenzeit ist die Mortalität von Kragenechsen hoch, und bis etwa 29 % der Kragenechsen im Einzugsbereich des Feuers sterben.

Die Paarungszeit beginnt mit der Regenzeit, und reicht weit in sie hinein. Während der Paarungszeit verteidigen die Männchen intensiv ihr Territorium mit Drohgebärden, Fauchen und Kämpfen. Die Männchen besetzten zu dieser Zeit Reviere von durchschnittlich 2,5 ha, und legen pro Tag 50–80 m zurück. Die nicht territorialen Weibchen haben nur etwa 0,7 ha große Streifgebiete und legen täglich im Schnitt 23 m zurück. Im Kampf um ihr Territorium drohen die Männchen mit dem aufgestellten Kragen und geöffnetem Maul, und verbeißen ihre Kiefer ineinander. Oft brechen sich die Männchen dabei Kieferknochen oder verlieren Zähne, die Mageninhalte verletzter Exemplare zeigen jedoch, dass derartige Verletzungen die Nahrungsaufnahme nicht beeinflussen.

Kragenechse (Zoo Köln)

Kragenechse (Zoo Köln)

Die Weibchen legen pro Saison 1–2 Gelege von 8–14 Eiern in ein 10–20 cm tiefes Erdnest. In Freiheit schlüpften die Jungtiere eines genauer beobachteten Nests nach 69 Tagen, in Gefangenschaft schlüpfen die Jungtiere nach 54–92 Tagen. Die Jungtiere messen beim Schlupf rund 4–5 cm Kopf-Rumpf-Länge. Die Kragenechse gehört zu den Reptilien, bei denen die Bebrütungstemperatur der Eier das Geschlecht bestimmt (Temperaturabhängige Geschlechtsbestimmung). In einem Experiment wurde ein Gelege bei rund 26 °C, ein anderes bei 29 °C und ein weiteres bei 32 °C bebrütet. Bei 29 °C schlüpften ausschließlich Männchen, bei den weiteren Gelegen ausschließlich Weibchen.
Die Jungtiere eines Geleges bleiben noch etwa 10 Tage in einer Gruppe zusammen. Dieses Verhalten könnte dem Schutz vor Angreifern dienen, ähnlich wie es vom Grünen Leguan bekannt ist. Die Geschlechtsreife erreichen Männchen im Schnitt mit 18,5 cm Kopf-Rumpf-Länge, Weibchen mit 17,5 cm Kopf-Rumpf-Länge.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert