Ordnung: | Paarhufer (Artiodactyla) |
Familie: | Hornträger (Bovidae) |
Unterfamilie: | Bovinae |
Tribus: | Rinder (Bovini) |
Gattung: | Eigentliche Rinder (Bos) |
Art: | Auerochse (Bos primigenius) |
Unterart: | Hausrind (Bos primigenius taurus) |
Das Hausrind ist die domestizierte Form des Auerochsen. Es wurde zunächst wegen seines Fleisches, später auch wegen seiner Milch und Leistung als Zugtier domestiziert.
Die bisher angenommene Abstammung von der europäischen Unterart des Auerochsen (Bos primigenius primigenius) wird von der Genforschung bestritten; heute geht man davon aus, dass die heutigen Hausrinder (sog. taurine oder echte Hausrinder) ursprünglich aus Anatolien und dem Nahen Osten stammen, wo eine andere Form des Auerochsen, der Afrikanische Auerochse (Bos primigenius mauretanicus), vorkam. Die Domestizierung zum Hausrind erfolgte bereits vor dem 9. Jahrtausend v. Chr. Als Beleg gilt, dass ab 8.300 v. Chr. Rinder zusammen mit Ackerbauern auf das bis dahin rinderlose Zypern gelangten. Zebus oder Buckelrinder stammen von einer anderen Unterart des Auerochsen ab als taurine. Nach Auffassung mancher Experten könnte die Urform des Zebus eine eigene Art (Bos indicus) neben dem Auerochsen darstellen. Genetische Untersuchungen belegen, dass die heutigen Hausrinder nicht wie lange geglaubt einem Stamm angehören, sondern von zwei verschiedenen Linien abstammen. Beide Formen scheinen sich schon im wilden Zustand vor rund 600.000 Jahren getrennt zu haben.
Seitdem hat der Mensch eine Anzahl unterschiedlicher Rinderrassen gezüchtet, in die teilweise auch Wildrinder eingekreuzt wurden.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden durch Kreuzung verschiedener Hausrinderrassen mit Amerikanischen Bisons ein besonders widerstandsfähiger und pflegeleichter Misching. Das sogenannte Beefalo benötigt weniger Hilfe beim Kalben als Hausrinder, ist fruchtbarer, kälteresistenter und schädigt das Weideland weniger. Das Fleisch des Beefalo ist, ähnlich dem Bisonfleisch, magerer als das des Hausrindes. Das „europäische Gegenstück“ ist der Żubroń, oder eingedeutscht Zubron, ein Hybrid aus Hausrind und Wisent (polnisch Żubr).
Ein Dzo ist eine Kreuzung zwischen einem Yak und einem Hausrind. Die Bezeichnung Dzo bezieht sich dabei eigentlich nur auf den männlichen Nachkommen einer solchen Kreuzung. Weibchen werden als Dzomo oder Zhom bezeichnet. Gelegentlich wird für diese Kreuzung auch der aus dem Englischen abgeleitete Begriff Yakow verwendet, bei dem die Wörter Yak und Cow zusammengezogen wurden.
Auch andere Vertreter der Wildrinder wurden domestiziert:
Der Hausyak aus dem Wildyak, das Balirind aus dem Banteng, der Gayal aus dem Gaur und der Hausbüffel aus dem Wasserbüffel.
Hausrinder sind in mehrerer Hinsicht nützlich, wobei einige Rassen im Hinblick auf eine oder mehrere bestimmte Nutzungsarten besonders gezüchtet wurden. Man unterscheidet dabei die Zweinutzungsrassen von den milch- und fleischbetonten Rassen. Neben Milch, Fleisch und Leder liefern Rinder Gülle oder Jauche und Mist, die in der Landwirtschaft als natürliche Düngemittel oder auch als Brenn- und Baumaterial eine wichtige Rolle spielen, außerdem erfüllen besonders Ochsen in vielen Teilen der Welt noch heute als Zugtiere für Karren oder zum Pflügen eine wichtige Funktion. Des Weiteren sind Tiere wie das Heckrind ein wichtiger Faktor in der Landschaftspflege und im Naturschutz (Almwirtschaft).
Bei den Rindern selbst lassen sich die Nutzungsrichtungen Milchproduktion und Fleischproduktion unterscheiden. Es gibt Rassen, die überwiegend auf eine der beiden Nutzungsrichtungen hin gezüchtet wurden, aber auch solche, bei denen beide Nutzungsrichtungen züchterisch bearbeitet werden (=Doppelnutzung, DN). Die Unterschiede zwischen beiden Richtungen sind genetisch bedingt.
Rassen mit hoher Milchleistung zeigen typischerweise hohe Spiegel endogen synthetisierter Wachstumshormone (Somatotropin, BST). Typische Milchvieh-Rassen sind beispielsweise Holstein-Friesian (= Rot- und Schwarzbunte, HF), Braunvieh (= Brown Swiss, BS) oder Fleckvieh (= Simmentaler, FV) als Doppelnutzungsrind.
Fleischrinder haben eine günstigere Struktur des Fleisches (Faserigkeit, Marmorierung). Früher wurden männliche Tiere zur Verbesserung des Fleisches kastriert und somit zu Ochsen gemacht. Heutzutage ist dies in Deutschland nur noch in extensiven Haltungsformen üblich. Es werden sowohl männliche als auch weibliche Tiere geschlachtet. Verbreitete Fleischrassen sind beispielsweise Hereford, Charolais und Limousin, daneben andere, mehr regional verbreitete Rassen wie Angus und Galloway. Bei der Nutzungsrichtung Fleischproduktion wird zwischen Rassen unterschieden, die ein schnelles Wachstum aufweisen, aber nicht zwangsläufig großrahmig sind (zum Beispiel Limousin) und solchen Rassen, die auf ein hohes Endgewicht kommen (beispielsweise Charolais).
Das Hausrind ist weltweit verbreitet, wobei die Zebu-Rassen wesentlich besser an die Tropen angepasst sind als Rassen eurasischen Ursprungs. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts brachten Europäer das Hausrind nach Amerika, auf viele Inseln und nach Australien und Neuseeland, wo sich bald große verwilderte Bestände entwickelten, die jedoch ab dem 18. Jahrhundert zusammenbrachen. Heute gibt es lediglich auf der Insel Amsterdam noch eine Population verwilderter Hausrinder. Seit Anfang der 1980er Jahre gibt es eine Population von Heckrindern im Oostvaardersplassen, die weitgehend ohne Einfluss des Menschen lebt.
Indien ist das Land mit dem größten Hausrind-Vorkommen: Dort leben ca. 226 Millionen Rinder. In Brasilien gibt es etwa 200 Millionen Schlachtrinder. In China sind es 108 Millionen Rinder, in den USA 96 Millionen und in Deutschland knapp 14 Millionen. Insgesamt leben etwa 1,5 Milliarden Rinder auf der Erde, deren Gesamtmasse ist fast doppelt so hoch wie die der Menschen.
Kühe wiegen etwa 500 bis 800 kg, Bullen 1000 bis 1200 kg. Die natürliche Lebenserwartung einer Kuh beträgt maximal 20 Jahre. Im Regelfall haben Kühe Hörner. Bei einem Kalb kann das Hornwachstum durch einem heißen Metallstab, der auf die Hornansätze gepresst wird, verhindert werden. Hornlose Rinderrassen sind die Ausnahme.
Kühe sind wie Pferde auch Pflanzenfresser, nutzen aber als Wiederkäuer wie auch Schafe und Kamele die Nahrung weit besser aus. Sie können das Gras aber nicht so kurz abfressen wie Pferde.
Das Gebiss des Rindes enthält beim erwachsenen Tier 32 Zähne. In jeder Hälfte des Unterkiefers befinden sich drei Schneidezähne und ein Eckzahn, der die gleiche Größe hat. Außerdem befinden sich auf jeder Seite sechs Backenzähne. Im Oberkiefer fehlen Eck- und Schneidezähne. Stattdessen ist dort eine Knorpelleiste vorhanden. Wie der Unterkiefer besitzt er auf jeder Seite ebenfalls sechs Backenzähne. Zwischen den Eckzähnen des Unterkiefers und der Knorpelleiste des Oberkiefers und den Backenzähnen ist jeweils eine große Lücke vorhanden. Kurzes Gras wird zwischen den Schneidezähnen und der Knorpelleiste eingeklemmt und mit einem Kopfruck abgerupft.
Die Nahrung durchläuft vier Mägen (Pansen, Netzmagen, Blättermagen, Labmagen). Der Kuhkot, landläufig als Kuhfladen bezeichnet, hat einen nennenswerten Brennwert. Getrocknete Kuhfladen werden deshalb in der dritten Welt als raucharmer Brennstoff benutzt und geschätzt.
Die Kuh macht beim Fressen und Wiederkäuen pro Tag 30.000 Kaubewegungen und produziert bis zu 150 Liter Speichel. So verwundert es nicht, dass sie an heißen Tagen bis zu 180 Liter Wasser zu sich nimmt und dabei bis zu 25 Liter pro Minute schluckt. Hochleistungskühe produzieren unter günstigen Ernährungs- und Haltungsbedingungen innerhalb eines Jahres weit über 10.000 Liter Milch.
Bei der Verdauung der Nahrung entstehen im Pansen wie bei allen Wiederkäuern Fermentationsgase, die vom Tier „herausgerülpst“ werden und die beim Hausrind neben Kohlenstoffdioxid einen besonders hohen Anteil von Methan enthalten, insbesondere bei Raufutter. Dies kann bei Massenrinderhaltung zum Problem werden, da die entstehenden Treibhausgasemissionen zur globalen Erwärmung beitragen.
Es gibt eine große Zahl von Rinderrassen, die für verschiedene Ansprüche gezüchtet werden. Allerdings gehen gerade in der heutigen Zeit wegen der durch den wirtschaftlichen Druck verstärkten Massentierhaltung und Technisierung der Landwirtschaft viele Rassen verloren. Aus diesem Grund wird jedes Jahr in Deutschland durch die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) eine gefährdete Haustierrasse des Jahres gewählt, um auf diese Situation aufmerksam zu machen. Insbesondere von diesem Rückgang betroffen sind Rassen, die für spezielle Lebensräume oder als Zugtiere optimiert wurden.
Das Zebu wird vor allem in tropischen und subtropischen Klimaten gehalten.
Es ist wesentlich besser an das dortige Klima angepasst, aber auch weniger züchterisch bearbeitet worden als europäische („taurine“) Hausrindrassen. In Afrika sind viele Hausrindrassen aus Kreuzungen zwischen Zebus und europäischen oder taurinen Rindern entstanden. Seit dem 20. Jahrhundert hat man auch in anderen Teilen der Welt mit tropischem Klima Zebus in taurine Rinderrassen eingekreuzt, um sich deren Hitzverträglichkeit und Krankheitsresistenz zu Nutze zu machen. Ursprüngliche Zeburassen geben nur wenig Milch und wachsen langsamer heran als taurine Rinder.