Portrait: Afrikanischer Wildesel

Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie: Pferde (Equidae)
Gattung: Pferde (Equus)
Art: Afrikanischer Wildesel (Equus asinus)
Afrikanischer Wildesel (Zoo Basel)

Afrikanischer Wildesel (Zoo Basel)

Der Afrikanische Wildesel, manchmal auch nur als Wildesel bezeichnet (im Gegensatz zum Asiatischen Esel oder Halbesel) ist die Stammform des Hausesels. Seit dem Aussterben des Syrischen Halbesels stellt der Afrikanische Esel die kleinste rezente Art der Gattung Pferde dar.

Der Afrikanische Esel erreicht je nach Unterart und Geschlecht eine Körperlänge von bis zu 200 Zentimeter, eine Schulterhöhe von 120 bis 145 Zentimeter, eine Schwanzlänge von gut 45 Zentimeter sowie ein Gewicht von 250 bis 430 Kilogramm. Die Färbung des dichten aber recht kurzen Felles kann sehr variabel sein. Es gibt sowohl braune, schwarze, graue, rotbraune als auch weiße Esel. Auch gescheckte oder gesprenkelte Variationen sind durchaus in Bereich des Alltäglichen. Die meisten Tiere weisen dorsal einen deutlich sichtbaren Aalstrich auf, der sich über den gesamten Rücken zieht. Bei einigen Unterarten, wie zum Beispiel dem Somaliwildesel, zeigt sich an den Extremitäten eine dunkle Querstreifung. Dies dient ähnlich wie bei den Zebras der Tarnung. Die Bauchseite ist zumeist sehr hell bis fast weiß.
Charakteristisch sind vor allem die weißlichen Ränder um Maul und Augen. Der Schwanz endet in einer dunklen buschigen Quaste. Einige Unterarten verfügen über eine Stehmähne, die sich vom Nacken bis zum Rückenansatz erstreckt. Die Ohren sind lang und dicht befellt.

Der Afrikanische Esel benutzt sowohl den Sehsinn als auch das Gehör und den Geruchssinn zur Kommunikation. Wichtig für die olfaktorische Wahrnehmung ist das Flehmen mit erhobenem, vorgestrecktem Kopf, aufgestellter Oberlippe und gewinkelten Nasenrändern. Es sind insgesamt fünf verschiedene Lautäußerungen bekannt. Der typische Esellaut ist dabei die komplexeste Art und wird bei innerartlichen Treffen, während der Kopulation, bei Begegnungen von Gegnern oder aber vom Fohlen bei der Trennung vom Muttertier ausgestoßen. Ein hörbares Schnüffeln erfolgt bei Begegnungen mit anderen Tierarten, während ein Grunzen und Knurren als Aggressionslaute gelten. Ein Schnauben weist auf Gefahr hin und wird von alarmierten Tieren benutzt.

Das heutige Verbreitungsgebiet des Afrikanischen Esels beschränkt sich auf das nordöstliche Afrika (Äthiopien, Eritrea und Somalia), wo nur noch wenige Hundert dieser Tiere leben. Einzelne Populationen werden auch für Ägypten, Sudan und Dschibuti angenommen, doch gibt es hier seit einigen Jahren keine verlässlichen Informationen mehr. Die Populationsdichte ist sehr gering und wird mit 0,6 Individuen auf 100 km² für Äthiopien angegeben. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet umfasste einst ganz Nordafrika (von Marokko bis Somalia) und die Arabische Halbinsel (von Mesopotamien bis zum Jemen). Schon in römischer Zeit ist die Pferdeart aus weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes verschwunden. Aufgrund von Bejagung, Lebensraumzerstörung, Vermischung mit verwilderten Hauseseln und Übertragung von Krankheiten von diesen sind ihre Bestände immer weiter zurückgegangen.
Der Lebensraum umfasst trockene, hügelige oder gebirgige Regionen, meist mit steinigem Untergrund. So kommt der Afrikanische Esel in Äthiopien bis in eine Höhe von 2000 m vor. Bewachsen sind diese Regionen mit Buschland oder Steppe, gelten allgemein aber als karg. Weiterhin zeichnet sich die bewohnte Landschaft durch harte Klimabedingungen mit hohen Temperaturen aus, die bis zu 50 °C erreichen können. In historischer Zeit überschnitt sich sein Verbreitungsgebiet im Osten mit dem des Asiatischen Esels, der aber tieferliegende und flachere Landschaften bevorzugte.

Afrikanischer Wildesel (Erlebniszoo Hannover)

Afrikanischer Wildesel (Erlebniszoo Hannover)

Afrikanische Esel ernähren sich herbivor. Ihre Hauptnahrung stellen Gräser dar. Darüber hinaus fressen sie aber auch schmackhafte Kräuter und Laub von Bäumen oder Büschen. Sie können zwar über mehrere Tage hungern, aber sie brauchen täglich Wasser zum Trinken. Daher halten sich die Herden stets in der Nähe von Quellen oder Gewässern in Form von Flüssen oder Seen auf.

Als sowohl nacht- als auch tagaktives Tier begibt sich der Afrikanische Esel zu unterschiedlichen Tageszeiten auf Nahrungssuche, in der größten Tageshitze ruht er aber meist. Er lebt vorwiegend solitär, eine engere Bindung gibt es nur zwischen dem Muttertier und dem neugeborenen Fohlen. Allerdings kommen auch Gruppenbildungen vor, die häufig klein sind mit bis zu sechs Individuen. Diese Herden können sowohl eingeschlechtig als auch gemischt sein, wobei es keine festgelegte Hierarchie in der Gruppe gibt. Führungstiere wechseln beständig, was ohne aggressive Auseinandersetzung erfolgt. Bei Wanderungen werden häufig begangene Pfade und Wege benutzt und diese teilweise mit Fäkalien markiert. Gelegentlich treffen sich mehrere Kleingruppen und bilden größere Verbände von mehr als 60 Tieren. Dies erfolgt aber weitgehend nur während der Nahrungsaufnahme, anschließend lösen sich diese Großverbände wieder auf.
Dominante Hengste halten teilweise auch Reviere, die ebenfalls mit Urin und Kot markiert werden, wobei der Kot häufig zu hohen Haufen geformt wird. Die Territorien können 12 bis 40 km² umfassen, die Abstände liegen bei 4 bis 7 km. In der Regel werden die Territorien aber nur wenige Wochen gehalten. Allerdings verteidigt der Besitzer in dieser Zeit sein Revier gegen Eindringlinge. Fremde Artgenossen werden zuerst beschnüffelt und anschließend vertrieben, es kommt aber selten zu schweren Auseinandersetzungen, jedoch sind Bissmarken bekannt.

Afrikanischer Wildesel, Jungtier (Tiergarten Nürnberg)

Afrikanischer Wildesel, Jungtier (Tiergarten Nürnberg)

Ein weiblicher Afrikanischer Wildesel ist mit rund anderthalb Jahren geschlechtsreif, eine Stute bringt aber in der Regel mit zwei bis drei Jahren ihr erstes Fohlen zur Welt. Hengste haben mit zwei Jahren ihre sexuelle Reife erreicht. Dabei sind Stuten in der Regel ganzjährig paarungsbereit, der Östrus kann bis zu acht Tage andauern. Häufig erfolgt die Paarung nur seitens dominanter, territorial lebender Hengste. Die Paarung findet in der Regel in der Regenzeit statt und verläuft ritualisiert. Stuten nehmen einen auffälligen Stand mit geöffneten Hinterbeinen ein, während der Hengst ihre Genitalien beschnüffelt. Gelegentlich schlägt das weibliche Tier nach hinten aus, meist läuft es aber davon, worauf das Männchen ihm bis zu 20 m folgt. Der Geschlechtsakt beginnt mit dem Aufsitzen des Hengstes auf der Stute, die Ejakulation erfolgt sehr schnell. Der ganze Prozess ist mit zahlreichen Lautäußerungen verbunden, meist seitens des Hengstes. Danach nehmen beide Tiere Nahrung zu sich und trennen sich.
Nach einer rund zwölfmonatigen Tragzeit – es werden 330 bis 370 Tage angegeben – bringt die Stute in der Regel ein einzelnes, selten auch zwei Jungtiere zur Welt. Muttertier und Fohlen haben eine enge Bindung und stehen anfangs sehr nah beieinander, häufig nur mit einem Meter Abstand. In dieser Zeit wird das Fohlen auch stark vom Muttertier beschützt. Das Jungtier beginnt ab dem fünften Tag bereits Pflanzennahrung aufzunehmen, die Entwöhnung erfolgt aber nicht vor dem zwölften Monat. Während dieser Zeit beginnen auch die Abstände zwischen Mutter- und Jungtier größer zu werden und betragen bis zu zehn Meter. Das Höchstalter des Afrikanischen Esels liegt bei über 20 Jahren.

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