Ordnung: | Paarhufer (Artiodactyla) |
Familie: | Hornträger (Bovidae) |
Unterfamilie: | Antilopinae |
Tribus: | Ziegenartige (Caprini) |
Gattung: | Schafe (Ovis) |
Art: | (Armenisches) Wildschaf (Ovis gmelini) |
Unterart: | Hausschaf (Ovis gmelini aries) |
Das Karakul oder Karakulschaf (in Namibia offiziell Swakara) wird vor allem das Fleisch, das Fell, die Wolle und das Schwanzfett.
Das Karakulschaf ist ein schlankes Steppenschaf mittlerer Größe. In der Regel wirft das Muttertier pro Saison nur ein Lamm. Die Lämmer kommen schwarz, grau, braun oder goldfarben zur Welt. Ausgewachsene Tiere sind meist schwarz; graue und braune Tiere sind relativ selten. Die Beine sind vom Knie abwärts schwarz. Der Kopf ist länglich, schmal mit leicht nach außen gewölbter Nasenpartie (Ramskopf) mit zumeist breiten, langen Hängeohren. Die Böcke sind gehörnt, die weiblichen Tiere sind hornlos oder mit Hornstummeln. Das Gewicht der Böcke beträgt 60 bis 70 kg, das der Muttertiere 40 bis 50 kg.
Der Wollertrag eines Muttertieres beträgt 2,5 bis 3 kg, vom männlichen Tier etwa 4 kg Schweißwolle. Die Wollqualität ist mäßigund wird zumeist zur lokalen Gewinnung von Filz verwandt; auf dem Weltmarkt sind die Qualitäten kaum gefragt.
Die langlebige Rasse ist anspruchslos und widerstandsfähig, gut an die Gegebenheiten trockener Steppen- und Halbwüstengebiete angepasst und weniger für Gegenden mit feuchtem Klima geeignet. Traditionell ziehen die Hirten mit ihren Herden weiträumig umher. Gräser und Kräuter bilden die Hauptnahrung der Schafe im Frühjahr und Sommer, Laub und Zweige im Herbst und Winter. Inzwischen wird neben dem Herdenumtrieb auch die Stallhaltung praktiziert. Das Karakulschaf ist ein Fettschwanzschaf, das zur Überbrückung von Perioden ohne Futter ein besonderes Fettdepot anlegt.
Die ursprüngliche Heimat der Karakulschafe ist vermutlich Arabien. Abbildungen aus der Hethiterzeit (etwa 2650 v. Chr.) zeigen Könige mit gelockten Kopfbedeckungen, die auf die Nutzung Karakul-ähnlicher Schafe hinweisen. Die ersten Fettschwanzschafe dürften um 2000 v. Chr. in das heutige Gebiet von Syrien und Israel gekommen sein und wurden bald danach in Ägypten eingeführt. Erst im 8. Jahrhundert n. Chr. gelangten diese Schafe mit arabischen Hirtenvölkern nach Usbekistan, wo in den Khanaten Buchara und Chiwa eine Zucht aufgebaut wurde.
Die Bezeichnungen, unter denen Karakulschafe bekannt sind, sind eng mit den Handelswegen der Felle dieser Schafsrasse verbunden.
Seit etwa 1000 Jahren ist in Europa bekannt, dass Lockenschafe hauptsächlich im zentralasiatischen Buchara und Chiwa gezüchtet werden, die heute zu Usbekistan gehören. Um 1850 setzte eine erhöhte Nachfrage nach karakulartig gelockten Lammfellen in Europa ein. Damals wurden die Felle auf Kamelen zunächst westwärts durch Kasachstan nach Astrachan transportiert, einem wichtigen Haupthandelsplatz an der Mündung der Wolga in Nähe des Kaspischen Meers. Wolgaaufwärts wurden die Felle dann zur Pelzmesse in Nischni Nowgorod verschifft. Hier wurden sie anfangs von russischen und später auch von deutschen Fellhändlern gekauft.
1835 erwähnt der Engländer Alexander Burnes erstmals den Ort Karakul (Qorakoʻl) in Usbekistan: „… die Karawanen sammeln sich … sie waren mit kostbaren Fellen aus dem kleinen Bezirk von Karakool beladen, wo wir fast einen Monat mit Torkmanen und Schäfern verbracht hatten, die von nichts als Vliesen und Märkten sprechen …“. Es spricht einiges dafür, dass die Schafe nach diesem Ort (im Norden von Buchara) dann Karakulschafe genannt wurden. Eine andere Auslegung sagt, dass es ursprünglich von assyrisch „kara-gjull“ bzw. türkisch „kara gül“, übersetzt „Schwarze Rose“ stammt. Eine weiter verbreitete Deutung ist die Herkunft aus „kara kul“ und „kara köl(e)“, beides türkisch für „schwarzer Sklave“ oder „kara kül“ für „schwarze Asche“ bzw. „kara göl“ für „schwarzer See“ (das Haarbild des Lamms beschreibend, „Wellen“ und „Spiegel“).
Die Bezeichnung „Persianer“ für das gelockte Lammfell ist kein Ursprungsbegriff für Karakulschafe oder deren Felle. Die Bezeichnung weist eher auf die persischen Händler hin, durch deren Hände zeitweilig ein großer Teil der Felle auf die europäischen Märkte gelangte.
Die Bezeichnung „Breitschwanz“ für das Fell zu früh geborener Karakullämmer taucht gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Prospekten großer internationaler Rauchwarenfirmen auf, bis dahin wurden diese Felle zum Verpacken der regulären Karukulfelle benutzt und hatten keinen weiteren Wert. Als Persianer-Breitschwanz wird das Fell eines besonderen Entwicklungsstadiums von Föten des Karakulschafs bezeichnet, wenn es sich durch eine besondere, weniger lockige als eher moirisierende Behaarung auszeichnet.Breitschwanz-Persianer dagegen ist das Fell des normal geborenen Lamms aus Namibia (Handelsbezeichnung Swakara). Die Felle namibischer Karakul zeigen ein dem Persianer-Breitschwanz ähnliches Fellmuster.