Mark Spörrle: Der Maulwurf (Rezension)

Eine Familie. Ein Maulwurf. Und jede Menge Ärger.
Schluss mit Großstadt, ab aufs Land! Sascha und Anna kaufen ein Haus und ziehen mit Teenietochter Marie in die Dorfidylle. Das passt prima zu Saschas neuer Stelle als Nachhaltigkeitsbeauftragter und dazu, dass Anna für ihren beruflichen Neustart Freiraum braucht. Marie, als engagierte Umweltaktivistin, liebt die Natur sowieso, nur die Spinnen nicht. Doch das Landleben wird schwieriger als gedacht. Es gibt manipulative Rasenmäherverkäufer und argwöhnische Nachbarinnen, und da ist dieser Maulwurf, der bald den ganzen Garten umpflügt. Ordnungsfreak Sascha sagt ihm den Kampf an. Doch bald muss sich die Familie fragen, wer hier eigentlich in wessen Territorium eingedrungen ist. Und was der Tote nebenan damit zu tun hat.

Anhand des Klappentextes hatte ich ja eine absurde Satire ähnlich wie Tom Sharpe erwartet, aber ganz so ist es dann nicht. Was mich auf den ersten Blick tatsächlich enttäuscht hat, im Nachhinein aber nicht mehr gestört. Nicht ganz so skurril und abgedreht wie die Bücher von Tom Sharpe werden bei DER MAULWURF die Lachmuskeln schon stark strapaziert. Man glaubt gar nicht, was so ein Maulwurf für Stress verursachen kann. Und dabei ist er noch das kleinste der Probleme. Da gibt es Arbeitskollegen und Nachbarn, Umweltaktivisten und Baumarktverkäufer, Facility Manager und Maulwurfkiller, und eine Leiche, von der man viel erwartet, die aber tatsächlich sehr spät auftaucht und eher Beiwerk ist, so dass man nicht von Krimi sprechen kann. Der Maulwurf mag das anders sehen und auch Saschas Leben wird durch den Umzug aufs Land nicht einfach.
Mark Spörrle erzählt eine unterhaltsame, wirklich komische Geschichte, die jedoch nicht verhehlt, dass es sich teilweise um ernste Themen handelt (da ist Klimawandel nur eines davon, wenn auch aus offensichtlichen Gründen das naheliegendste) und Protagonist Sascha hat es wirklich nicht leicht. Nicht ganz so ein nervliches Frack wie Henry Wilt aus Puppenmord macht er doch einiges durch. Aber auch seine Frau hat ihre eigenen Probleme. Abwechselnd wird aus beider Sichtweise erzählt, und schnell merkt man, welchen Stellenwerk der Maulwurf einnimmt, auch wenn er meist unsichtbar bleibt und nur durch seine Haufen zeigt, dass er da ist … und sein Territorium verteidigt (durch bloße Anwesenheit).
Klischees werden bedient (wobei es manchmal erschreckend sein kann, wenn man diese Klischees im eigenen Umfeld erleben muss) und kein Blatt vor dem Mund genommen. Man mag verleitet werden DER MAULWURF als seichte Literatur zu betrachten, aber das ist es nicht, trotz des leichten Schreibstils. Man kann lachen und schmunzeln, aber … auch zum Nachdenken wird man angerregt.
Vielleicht ein bisschen vergleichbar mit Isabel Bogdans DER PFAU, und wer dieses Buch mochte, der wird auch den MAULURF mögen.

(Rezensionsexemplar)

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