Lea Weisz: Die Bärenführerin (Rezension)

Es ist nicht so leicht, den Anfang dieser Buchbesprechung zu finden, vor allem, da ich Vergleiche zu SHADES OF GREY ziehen werde, was in Bezug auf einen historischen Roman etwas befremdlich wirken mag und im Nachhinein betrachtet dem zu besprechenden Buch nicht gerecht wird.
Man mag mir aber den Ausflug in die Erotik der Neuzeit verziehen.
Ich habe SHADES OF GREY nur gelesen, nachdem Arbeitskolleginnen so entsetzt waren. Nicht wegen der erotischen Szenen, sondern weil es schlecht geschrieben war. Und manchmal ziehen mich schlechte Sachen (ich mag auch schlechte Filme, die manchmal durchaus einen gewissen Unterhaltungswert haben können … anders wäre es wohl auch nicht zu erklären, dass sie hin und wieder auch den Weg in den Blog finden). Also habe ich SHADES OF GREY gelesen. Und es war nicht nur schlecht geschrieben, es hatte einen gewissen Unterhaltungswert. Selten habe ich so gelacht. Nun … als ich mit der Lektüre von Die Bärenführerin angefangen habe, habe ich auch gelacht. Ich fühlte mich nicht ins 14. Jahrhundert zurückversetzt, die Reaktionen/Beschreibungen kamen mir zu modern vor … und ich musste lachen. Und ich wurde an SHADES OF GREY erinnert, denn es ist etwas anderes über ein witziges Buch zu lachen, als über ein nicht lustiges Buch zu lachen. 

Aber anders als bei SHADES OF GREY fand das Lachen nach einigen Seiten ein Ende, ich habe mich wohl an die Schreibweise gewohnt. Und ich bin in die Geschichte eingetaucht:
In der Eifel, 1347: Agnes, die siebzehnjährige Tochter des Grafen Werner von Langerode, ist mit Bernard von Hinzweiler verlobt. Doch bereits beim ersten gemeinsamen Ausritt stellt sich heraus, dass er eine hochmütige und brutale Ader hat. Ihre forsche Schwester Beth versucht vergeblich, ihr die Angst vor der Heirat zu nehmen.
Als ihr treuer Hund stirbt, engagiert der Graf eine Gauklergruppe, um seine Töchter aufzuheitern. Agnes hat von Kindheit an eine tiefe Verbundenheit zu Tieren sowie die Gabe, sich in deren Wesen hineinzuversetzen. Als der Tanzbär der Gauklergruppe schwer erkrankt, steht sie ihm in seinen letzten Stunden bei. Dabei knistert es gewaltig zwischen ihr und dem Bärenführer Kilian. Doch diese Verbindung wäre nicht standesgemäß, denn die Grafentochter würde unwiderruflich die Ehre der Familie zerstören, und auch für Kilian hätte es schlimme Folgen. Agnes muss eine Entscheidung treffen – soll sie dem Ruf Ihres Herzens folgen oder den Wünschen ihres geliebten Vaters gerecht werden?

Ein hinreißender historischer Mittelalter-Roman über Liebe, Hass, Intrigen und die Magie zwischen Mensch und Tier.
Nun ja, ich gebe zu, dass es mir schwer viel mich in die entsprechende Zeit hineinzuversetzen. Manchmal kamen mir vor allem die Denk- und Handlungsweisen der Frauen etwas zu modern vor (und die entsprechenden Reaktionen der Männer auch).
Die Liebesgeschichte zwischen Agnes und Killian hat mich aber bei der Stange gehalten, ebenso die Beziehungen die Agnes zu den unterschiedlichen Tieren (nicht nur den Bären, wie es der Buchtitel vermuten lässt).
Der Roman ist nicht schlecht, verliert aber gegen andere historische Romane. Mit knapp 350 Seiten erscheint das Buch auch dünner als so manch anderer Historienschinken, aber das erscheint tatsächlich als Nachteil, da die Geschichte um Agnes und Killian noch um einiges ausgebaut werden könnte. So wird etwas Potential verschenkt, was zu einer geradlinigen Erzählweise und einem schnellen Ende führt.

Die Bärenführerin ist kein schlechtes Buch, aber eines der weniger guten im Genre der historischen Romane. Fast bin ich geneigt den Roman in Fantasynähe einzuordnen, denn die Beziehungen, die Agnes zu den Tieren hat, ist schon etwas besonderes (und hätte durchaus ausgebaut werden können) und eher ungewöhnlich.

Aber …
Die Bärenführerin ist kein Highlight, das Flair, das historische Romane ausmacht fehlt, die Ausdrucksweise ist zu modern, die Tierbeziehungen zu fantastisch. Es ist ein Buch, das man lesen kann, aber ein MUSS ist es bei weitem nicht.
Schade eigentlich, denn (unter dem Gesichtspunkt der FANTASY) es hätte eine interessante Geschichte werden können, so wie es der Klappentext verspricht. So wird Die Bärenführerin wohl in der Mittelmäßigkeit versinken.

(Rezensionsexemplar)

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