H. G. Wells: Das Reich der Ameisen (Kurzgeschichte)/Das Imperium der Ameisen (Hörspiel) (Rezension)

Im September erschien bei FOLGENREICH eine moderne Version des Klassikers „Die Zeitmaschine“ von H. G. Wells als Hörspiel. Im November folgte ein weiteres Hörspiel nach H. G. Wells: Das Imperium der Ameisen.
Die Zeitmaschine ist ein Klassiker und dürfte ziemlich bekannt sein (auch wenn man das Buch nicht unbedingt gelesen, oder die Filme gesehen haben muss). Weitere Klassiker des Autors sind „Die Insel des Dr. Morreau“ und „Der Unsichtbare„. Aber es war ein weniger bekanntes Werk von Wells, das in ein modernes Hörspiel umgesetzt wurde.

Das Imperium der Ameisen“ basiert auf der Kurzgeschichte „Das Reich der Ameisen„, die in der Sammlung „Das Kristallei“ erschienen ist.
Das Reich der Ameisen“ (Empire of the Ants, 1905) handelt von einem brasilianischen Kapitän und seiner Mannschaft, die Einwohner eines Dorfes bei einer Ameisenplage helfen sollen. Unterstützung finden sie bei dem englischen Ingenieur Holroyd. Das normale Verhalten der Ameisen wird wie folgt beschrieben: Sie kommen, die Bewohner verlassen die Häuser, die Ameisen gehen, die Bewohner kehren zurück und finden ihre Behausungen ungezieferfrei. Diese neuen Ameisen, die auch etwas größer als die bisher bekannten sind, verlassen die Häuser jedoch nicht und schrecken auch nicht davor diese zu verteidigen, was auch zu menschlichen Todesopfern führt.
Kapitän Gerilleau und seine Mannschaft treffen erstmals auf die Ameisen als sein Schiff auf ein anderes trifft, dessen Besatzung tot ist. Ameisen sind die einzigen Lebewesen. Nachdem auch ein Mitglied seiner Mannschaft durch die Ameisen den Tod findet fackelt er das Schiff ab.
Im Dorf angekommen, fehlt von den menschlichen Bewohnern jegliche Spur.
Gerilleau verlässt den Ort, Holroyd kehrt nach England zurück und berichtet von den Ameisen und ihrer beobachteten Intelligenz und Gefährlichkeit.
Ich kenne bisher nicht viele Kurzgeschichten von H. G. Wells (zumindest kann ich mich nicht erinnern, jemals welche gelesen haben, erst nachdem ich Das Imperium der Ameisen gehört habe, habe ich angefangen einige Geschichten aus „Das Kristallei“ zu lesen), aber „Das Reich der Ameisen“ ist nicht sonderlich gruselig oder spannend, sieht man von den letzten Sätzen ab. Ich weiß nicht, warum man aus diesem Stoff ein Hörspiel machen muss.

Aber es ist gelungen und der in meinen Augen nicht sehr interessante Stoff wird zu einem spannenden Hörspiel verarbeitet. Verlegt in die Gegenwart ist Holroyd ein junger Geologe, der eher ungern sein trautes England (und sein Büro) verlassen möchte, aber sein Boss läst ihn keine andere Wahl. Also macht er sich auf, um in Peru einen verschollenen Arbeitskollege zu suchen.
Und dort tauchen dann auch die Ameisen auf. Das Grundgerüst der Story ist noch vorhanden, aber einige Dinge wurden verändert, hinzugefügt und modernisiert. So ist am Schluss ein wirklich beängstigendes Hörspiel gelungen, das zwar auf große Monster oder verstörende Ereignisse verzichtet, aber in seiner Erzählweise sehr eindringlich ist.
Ich mag Hörspiele (und ziehe sie auf jedem Fall Hörbüchern vor) und die Umsetzung dieser Geschichte ist ein kleines Highlight.
Produziert hat das Ganze Oliver Döring. Dieser wurde bekannt als Bearbeiter und Regisseur der seit 2000 erscheinenden Neuproduktion der Hörspielserie Geisterjäger John Sinclair. Auch die anderen beiden H.G. Wells-Hörspiele (neben Die Zeitmaschine und Das Imperium der Ameisen wird das Der Krieg der Welten sein, das 2018 erscheinen wird) wurden von ihm produziert.
Wer nun denkt, das Tierhorror altmodisch ist und man seit den Klassikern TARANTULA und FORMICULA bereits alles gesehen hat was Krabbeltiere zu bieten haben, der wird hier eines besseren belehrt. Mit schlaflosen Nächten muss man nicht rechnen, aber spannende Unterhaltung ist garantiert.

Und noch einmal zurück zum Kristallei. Derzeit ist das Buch nur gebraucht erhältlich (auch ein ebook existiert nicht, jedenfalls ist mir keines untergekommen). Es beinhaltet insgesamt 17 Kurzgeschichten.
Erwähnenswert sind noch „In der Tiefe„, in der bei einem Tauchgang mit einer modernen Erfindung eine fremde Zivilisation im Ozean entdeckt wird. „Die Äpyornis-Insel“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich nach Madagaskar begibt, um Eier der ausgestorbenen Elefantenvögel zu suchen…
Beide Geschichten fand ich interessanter als „Das Reich der Ameisen„.

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