Douglas Preston: Extinction (Rezension)

Das sind einige der Nebendarsteller in EXTINCTION. Leider kommt ihnen keine große Rolle zu, denn auch wenn Ähnlichkeiten zu DinoPark von Michael Crichton vermutet werden … ist es dann doch etwas anders. Aber leider legt schon das Cover des Buchs nahe, dass es um Dinosaurier geht, nur … die spielen keine Rolle, gar keine. Als ob ein Mammutskelett oder vergleichbares nicht weniger reißerisch sein kann. Aber das hätte wenigstens zum Inhalt gepasst.
Sie haben etwas Böses erweckt. Und nun wird es sie jagen …
Im Thriller »Extinction« trifft »Relic« auf »Jurassic Park« – Bestseller-Autor Douglas Preston sorgt für filmreifen Nervenkitzel der Extraklasse!
Tief in den Rocky Mountains liegt das gigantische Ferienresort Erebus. Dank modernster Gentechnik können die betuchten Gäste wie vor Jahrtausenden wollige Mammuts, gewaltige Riesenhirsche und meterhohe Riesenfaultiere in ihrem natürlichen Habitat erleben.
Als ein Millionärssohn und seine Frau entführt und im Hinterland tot aufgefunden werden, gerät eine Gruppe von gewaltbereiten Öko-Terroristen in Verdacht. FBI-Agentin Frances Cash und Sheriff James Colcord sollen den Fall schleunigst aufklären. Doch dann häufen sich die Morde, und der 400 Quadratkilometer umfassende Ferienort muss evakuiert werden.
Inmitten der prähistorischen Flora und Fauna werden Cash und Colcord mit etwas Bösem konfrontiert, dem es nicht ums Neubeleben, sondern ums Auslöschen geht …

De-Extinction, die Wiederbelebung ausgestorbener Tiere bietet den Ausgangspunkt/Hintergrund für Prestons Buch. Und natürlich kann ich bei einem Thema wie diesem nicht widerstehen. Obwohl ich mir für die entsprechenden Tiere mehr Platz gewünscht hätte. Sie sind nur nettes Beiwerk, aber nicht so weit von der Realität entfernt wie es die Dinosaurier aus Michael Crichtons Roman sind (mehr dazu siehe hier).
Ich war sehr gespannt, aber am Ende war ich dann doch etwas enttäuscht. Ich hatte mehr, bzw. etwas anderes erwartet.
Preston nutzt das Motiv der „De-Extinction“ weniger als Spektakel, sondern als moralische und philosophische Fragestellung: Welche Gefahren birgt es, wenn Menschen sich erdreisten, die Grenzen des Todes und der Natur zu überschreiten?
Aber es ist trotzdem ein Action-Thriller, so dass Spannung und Action nicht auf der Strecke bleiben. Die oben gezeigten Tiere spielen dabei aber keine Rolle. Wer sich also über marodierende Mammutherden oder wild um sich schlagende Riesenfaultiere freuen will … wird das in EXTINCTION nicht finden.
Dabei ist das Szenario der Wiederbelebung ausgestorbener Arten faszinierend aber gleichzeitig auch beängstigend. Preston gelingt es, das wissenschaftliche Element glaubwürdig in die Erzählung zu integrieren, ohne in zu technische Details abzurutschen. Und wie gesagt … an den Haaren herbeigezogen ist der Hintergrund der Geschichte nicht, auch wenn die Wissenschaft noch nicht so weit ist Mammuts und Co. auf die Welt loszulassen (eine Diskussion über den Sinn dieses Projekts erspare ich mich, auch wenn Preston eine etwas beängstigende Erklärung findet, aber seine Geschichte und seine Charaktere sind rein fiktiv … Ähnlichkeiten mit existierenden Firmen sind nur oberflächlich … hoffe ich)
Der Erzählfluss ist flüssig und temporeich, mit kurzen Kapiteln und Cliffhangern, auch wenn manches dann doch sehr vorhersehbar ist. Denn leider ist schnell ersichtlich wer hinter dem Verschwinden des Pärchens steckt … aber zumindest werfen die Ermittlungen der beiden Protagonisten genug Fragen auf um eine oberflächliche Erregung zu erzeugen.
Die abgelegene Berglandschaft, die isolierte Forschungsanlage, die latent bedrohliche Stimmung — all das trägt zur erwartungsvollen Atmosphäre bei. Auch das Gefühl, dass etwas Uraltes und Unbekanntes lauern könnte, erzeugt Gänsehaut.
Die Unterschiede der beiden Ermittler und die Haltung von Erebus und diversen Reportern/Politikern sorgen für genügend Zündstoff.
Frankie Cash wirkt gelegentlich klischeehaft oder wird zu sehr auf Äußerlichkeiten (Gewicht, Diät, Aussehen) reduziert dargestellt. Diese Fokussierung auf Selbstzweifel und äußere Attribute lässt ihre Rolle als kompetente Ermittlerin manchmal unglaubwürdig erscheinen.
Manche Nebencharaktere bleiben mitunter blass und bestehen eher, um Plotfunktionen zu erfüllen als echte Tiefe zu zeigen und sind auch nicht von diversen Klischees befreit.
Die Parallelen zu Michael Crichtons Jurassic Park sind offensichtlich, werden aber auch nicht verschleiert. Aber Preston folgt einem anderen Ansatz. Vergleiche sollte man aber nicht ziehen, da hat der Dinothriller definitiv die Nase vorne, meiner Meinung nach. Aber auch hier haben ausgestorbene Tiere, wissenschaftliche Hybris ein gewisses Katastrophenpotenzial. Und das funktioniert auch ohne die großen Raubtiere der vergangenen Zeit, denn … Säbelzahntiger gibt es keine.
Manche Passagen, etwa kriminaltechnische Details oder forensische Ermittlungen, werden ausführlich behandelt, aber oft bleibt unklar, wie diese Details für die Lösung entscheidend sind. Die Balance zwischen Wissenschaft, Action und Ermittlung ist nicht immer gleichmäßig. Und das Ende wirkt dann auch etwas zu unbefriedigend und abrupt.
EXTINCTION bietet eine gute Idee, die nicht ausreichend umgesetzt wird und die trotz interessantem Hintergrund eher oberflächlich erscheint. Überzeugt hat mich die Geschichte nicht, aber vielleicht habe ich auch wegen des Themas etwas anderes erwartet.
Kann man lesen wenn man ScienceThriller mit ausgestorbenen und wiederbelebten Tieren mag und sich sich mal außerhalb der Dinosaurierblase bewegen möchte. Muss man aber nicht lesen. Da ist das Stöbern bei Colossal Biosciences spannender.

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