Wollmäuse? Mammutmäuse?


Ein ewiges Thema ….
Die „Wiederbelebung“ ausgestorbener Tierarten (im Englischen auch „De-Extinction“ oder „Resurrection Biology“ genannt) bezieht sich auf den Prozess der Wiederbelebung ausgestorbener oder der Erhaltung stark bedrohter Tierarten insbesondere mittels genetischer Methoden. Obwohl bis heute keine erfolgreiche Anwendung existiert, erscheint zahlreichen Wissenschaftlern die Wiederbelebung schon mit derzeit bekannten Techniken weiterhin prinzipiell möglich. Über mögliche Anwendungen, ihre Folgen und damit verbundene ethische Probleme entwickelt sich eine wissenschaftliche Debatte mit zunehmender Außenwirkung.
Viele Wissenschaftler (und Laien, da bin ich mir sicher) träumen von Mammuts und anderen großen Tieren, die es einmal gab, und die wieder auf unserem Planeten heimisch werden könnten …
Teilerfolge gab es … aber lebensfähig waren die „Versuchsergebnisse“ nicht:
Die Halbwertzeit von DNA liegt unter realistischen, halbwegs günstigen Bedingungen bei einigen hundert Jahren. Das Klonen von DNA wird von Wissenschaftlern daher ausgeschlossen, soweit das Alter der DNA diesen Zeitraum übersteigt. Es erscheint zwar nicht ausgeschlossen, eventuell kurze Sequenzbruchstücke in Fossilmaterial z. B. aus dem Mesozoikum zu finden. Das Vorliegen längerer Sequenzen oder gar eines ganzen Genoms ist aber insoweit ausgeschlossen. Alle bisher publizierten Angaben über solch alte Sequenzen haben sich als durch Verunreinigungen verursachte Artefakte erwiesen.
Eine Unterart des Iberiensteinbocks, der Pyrenäensteinbock (Capra pyrenaica pyrenaica) ist im Jahr 2009 unter Zuhilfenahme von Hausziegen-Leihmüttern geklont worden, nachdem das letzte bekannte Exemplar im Jahr 2000 im pyrenäischen Ordesa-Nationalpark bei einem Unfall gestorben war. 439 Embryonen wurden aus gefrorenen Gewebeproben des letzten Tieres erzeugt; 57 von ihnen konnten in Ziegen implantiert werden, wobei sich jedoch nur sieben erfolgreich in die Gebärmutterschleimhaut einnisteten. Schließlich wurde ein Klon geboren, dieser verstarb jedoch überraschend schnell innerhalb von wenigen Minuten nach der Geburt an einer Lungenembolie.
Im März 2013 gelang es der University of New South Wales, lebende Embryos des Südlichen Magenbrüterfrosches (Rheobatrachus silus), einer Art aus der Gattung der Magenbrüterfrösche, durch Einnistung aufgetauter („abgestorbener“) Genome aus Tiefkühlkonservierung in Eizellen einer entfernt verwandten Froschart heranwachsen zu lassen. Zwar haben die entstandenen Embryos das Frühstadium nicht überlebt, jedoch sollen ihre Zellen im weiteren Verlauf des „Lazarus-Projekt“ dazu dienen, mittels Klonen erstmals eine ausgestorbene Tierart „wiederzubeleben“.
Besteht Hoffnung?
Und wenn ja, stellt sich mir (und anderen) immer die Frage: Warum?
Was haben wir davon, wenn es gelingen würde ein Mammut wiederzubeleben? Was hat das Mammut davon? Wohin mit dem Tier?
Beweidungsprojekte bieten großen Pflanzenfresser eine natürliche Umgebung, allerdings handelt es sich hierbei neben Hirschen und Wildpferden, meist um Haustiere (Hauspferde, Rinder). Passt da ein Mammut hinein? Ist es gut genug an die derzeitigen Begebenheiten angepasst? Und wie viele Mammuts verträgt die Welt, bzw. wie viele Mammuts sind nötig um eine gesunde Population zu erhalten?
Und es geht nicht nur um Mammuts (siehe hier).
Zurück zu den Mammuts, beziehungsweisen den Wollmäusen. Ein Team von US-Wissenschaftlern (Colossal Bioscience) behauptet, eine genetisch veränderte Maus mit Merkmalen des längst ausgestorbenen Wollmammuts entwickelt zu haben, der erste Schritt in Richtung De-Extinction?

Sinnvoll wäre es sich eher um das Wohlergehen und Überleben bestehender Arten zu kümmern als versuchen ausgestorbenes wiederzubeleben. Zeiten ändern sich (und der Mensch hat seit seinem Erscheinen viel geändert), da bleibt die Frage (Wunschdenken hin oder her) sind prähistorische Tiere noch zeitgemäß, bzw. unabhängig vom Menschen überlebensfähig?
Brauchen wir das Mammut oder ist das nur ein Prestigeobjekt?

Zurück zur Wollmaus….
Die Wollmaus wurde von Colossal Biosciences im Rahmen der Bemühungen zur Wiederbelebung des Wollmammuts entwickelt. Die Mäuse weisen Merkmale auf, die von Mammuts inspiriert sind, darunter Wollfell und andere genetische Veränderungen, die auf Kältetoleranz abzielen. Das Wollmausprojekt ist Teil eines umfassenderen Programms zur Wiederbelebung des Wollmammuts. Das Unternehmen bemühte sich, Wollmammuts durch genetische Manipulation asiatischer Elefanten wiederherzustellen, indem es mammutähnliche Merkmale einführte, die es der daraus resultierenden Art ermöglichen würden, in kalten Umgebungen zu überleben.
Das Unternehmen glaubt, dass Herden genetisch veränderter Elefanten mit mammutähnlichen Merkmalen durch ihre Auswirkungen auf die arktischen Ökosysteme dazu beitragen könnten, den Klimawandel zu mildern. Der Hypothese des Unternehmens zufolge würden diese Tiere auf eine Weise grasen, die die Entwicklung von Grasland in Tundraregionen fördert und das Auftauen des Permafrosts reduziert, wodurch die Freisetzung von Kohlendioxid aus dem Schmelzen des Permafrosts verringert wird. (Was zu beweisen wäre…)
Die Maus ist nur der Anfang, bis Ende 2028 soll das erste genetisch veränderte Elefantenkalb mit Mammutmerkmalen existieren.
Für die Entwicklung der Wollmaus wurden verschiedene Genomeditierungstechnike verwendet, darunter die direkte genetische Veränderung befruchteter Mäuseeier und die Veränderung embryonaler Mausstammzellen, die dann in Mäuseembryonen injiziert wurden. Anschließend folgte die Implantation modifizierter Embryonen in Ammenmäuse.
Die Wissenschaftler zielten auf neun spezifische Gene ab, die mit Haarmerkmalen (Farbe, Textur, Länge, Muster und Follikelentwicklung) in Zusammenhang stehen. Sieben der Gene wurden aufgrund früherer Erkenntnisse über ihren Einfluss auf das Fell von Mäusen ausgewählt, wobei die Veränderungen darauf abzielten, Merkmale zu erzeugen, die Mammutmerkmalen ähneln, wie z. B. goldfarbenes Fell. Dazu gehörten FGF5 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor 5), der am Haarwachstumszyklus beteiligt ist, und MC1R (Melanocortin-1-Rezeptor), der an der Regulierung der Melaninproduktion beteiligt ist. Zwei der Zielgene hatten direkte Mammut-Gegenstücke, von denen angenommen wurde, dass sie zum Wollfell der Art beitragen. Zusätzlich modifizierte das Team ein Gen, das mit dem Fettstoffwechsel bei Mäusen in Verbindung steht und auch bei Mammuts vorkommt, und stellte die Hypothese auf, dass die Modifikation die Kälteanpassung verbessern könnte.
Während sich viele der experimentellen Embryonen nicht zu lebensfähigen Jungen entwickelten, wiesen die erfolgreich geborenen Mäuse ein Wollfell mit verlängertem Haar von etwa 5 Zentimetern Länge auf, das eine goldbraune Färbung aufwies. Die Effizienz der genetischen Bearbeitung variierte zwischen den Exemplaren, wobei viele Individuen 100 % der versuchten genetischen Modifikationen aufwiesen. Insbesondere zeigten Mäuse mit dem modifizierten Fettstoffwechsel-Gen keinen signifikanten Unterschied in der durchschnittlichen Körpermasse im Vergleich zu denen ohne diese Modifikation.
Die Paläontologin Dr. Tori Herridge von der University of Sheffield betonte, dass die Entwicklung eines wollmammutähnlichen Elefanten im Vergleich zu Mäusen eine deutlich größere Herausforderung darstellt. Dazu gehörten Elefanten, die eine weitaus größere Zahl der am Phänotyp beteiligten Gene in sich trugen, deren genetische Mechanismen weniger gut verstanden waren und bei denen es zu möglichen Komplikationen kam, wenn man ein ungewöhnliches Versuchstier als Ersatz verwendete.
Also 2028 … man darf gespannt sein. Und wenn es gelingen sollte, was passiert dann?
Vor allem muss auch bedacht werden, dass es leichter ist Mäuse zu züchten (Tragzeit 21 Tage) als Elefanten (640 Tage)

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