Das Wort Psychopompos (Plural Psychopompoi) oder eingedeutscht der Psychopomp kommt vom griechischen ψυχοπομπός (mask.) und bedeutet wörtlich übersetzt „Seelengeleiter“: Er geleitet die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits. Der Namensteil πομπός (pompos) stammt vom Verbum πέμπω (pempo) ab, das „führen“ und „geleiten“ bedeutet.
Amélie Nothomb alias Fabienne Claire Nothomb (* 9. Juli 1966 in Etterbeek, Brüssel oder 13. August 1967 in Kōbe, Japan laut „État présent de la noblesse belge“) ist eine belgische Schriftstellerin.
Von den bis 2009 erschienenen 17 Werken hatten fünf autobiografischen Charakter, in denen eine Identität von Autorin, Erzählerin und Protagonistin gegeben scheint. Sie schreibt aber auch ihrem Erstlingswerk, in dem das Mädchen Léopoldine die ersten Anzeichen der Pubertät mit Magersucht zu unterdrücken sucht, autobiografische Züge zu. An der autobiografischen Glaubwürdigkeit Nothombs darf der Leser allerdings zweifeln. Ihre bevorzugte Schreibform ist der Dialog, in dem das Gegenüber übertrumpft und gedemütigt werden soll, bis es auf dem Boden kriecht, wie schon der Protagonist Prétextat Tach in Die Reinheit des Mörders. Ob in diesem Dualismus das Tugendhafte und Schöne über das Schändliche und Hässliche siegt, ist allerdings am Ende nicht ausgemacht, die Journalistin Nina wird zur Mörderin Tachs, in Reality Show beendet die Böse, nicht die Tugendhafte, die mörderische Schau.
Schon als Kind ist Amélie fasziniert von dem Märchen des Kranichs, der aus seinen eigenen Federn ein Gewebe macht, so schön, wie es noch nie jemand gesehen hat. Sie fühlt sich ihm verwandt und studiert fortan die Vögel all jener Weltteile, in die sie als Diplomatentochter kommt: Japan, China, USA, Bangladesch, Bhutan. Sie lernt von ihnen den Aufschwung, den Sturzflug, das Leben. Aber auch den Übergang ins Reich der Toten – und die Kunstflüge des Schreibens.
Ist PSYCHOPOMPOS autobiografisch? Man mag es annehmen, und muss es nicht unbedingt anzweifeln. Die Autorin führt den Leser durch ihre Kindheit und ihre Faszination für Vögel, mit Beobachtungen verschiedener Arten und Überlegungen zur Existenz der Kanarienvögel. Irgendwann kommen Gedanken über den Tod hinzu, und der Wunsch als Psychopomp sterbende Seelen zu begleiten. Leicht ist es mir nicht gefallen, ihren Gedanken geradlinig zu folgen. Immer gegenwärtig, der Wunsch zu fliegen, dann wieder Kindheitserinnerungen, Gedanken an ihren Vater, Erinnerungen an den eigenen literarischen Werdegang, Reisen durch die Welt …
So ganz weiß ich nicht, was das Buch bezweckt, oder was es in mir auslösen soll.
PSYCHOPOMPOS soll Nothombs persönlichstes Buch sein. Sie verarbeitet ihre Kindheit als Botschaftertochter. Ein zentrales Leitmotiv sind Vögel, die für ihr Leben, ihren Ängste und ihre spätere Berufung als Schriftstellerin stehen und sie und den Leser durch das gesamte Buch begleiten.
Zugleich thematisiert sie ein traumatisches Ereignis in ihrer Kindheit – einen Übergriff in Bangladesch –, der zu ihrer späteren Essstörung beitrug. Sie beschreibt diesen Weg als eine Art inneren Tod und Wiedergeburt: Die Vogel-Metapher wirkt als Heilmittel und als Begleiter zwischen Leben und Tod.
Ich kannte die Autorin vorher nicht, fühlt mich vom Klappentext angesprochen, aber das Buch selbst berührte mich nicht. Vielleicht muss man mit dem Werk Nothombs vertraut sein um PSYCHOPOMPOS etwas abgewinnen zu können. Mich hat es fragend und ratlos zurück gelassen.
PSYCHOPOMPOS bei amazon (AffiliateLink)
(Rezensionsexemplar)