Warum sterben Haustierrassen aus

Kärntner Brillenschaf (Zoo Heidelberg)

Nicht nur Wildtiere sterben aus den unterschiedlichsten Gründen aus. Auch Haustiere sind vom Aussterben betroffen, aber da darf man sich auch die Frage stellen, ob man sich dabei Sorgen machen muss. Natürlich ist dadurch die gerne herbeizitierte Diversität in Gefahr und die Beschränkung auf bestimmte oder wenige Rassen öffnen Inzuchtschäden und Krankheiten Haus und Hof.
Wenn eine Hunde- oder Katzenrasse nicht mehr existiert, wird das aber auch weniger bedeuten als wenn es sich dabei um eine Nutztierrasse handelt.
Das Aussterben von Haus- und Nutztierarten oder -rassen ist ein vielschichtiges Phänomen, das in der Regel auf eine Kombination ökonomischer, technologischer, gesellschaftlicher und ökologischer Faktoren zurückzuführen ist.

1. Wirtschaftliche Selektion
Höhere Produktivität moderner Rassen: Rassen mit hoher Milch-, Fleisch-, Woll- oder Legeleistung verdrängen traditionell gehaltene, weniger ertragreiche Rassen.
Kosten-Nutzen-Kalkulation: Alte Rassen gelten oft als unwirtschaftlich – sie wachsen langsamer, haben kleinere Würfe oder geringere Erträge.

2. Intensivierung der Landwirtschaft
Industrielle Tierhaltung: Die moderne Landwirtschaft bevorzugt standardisierte Tiere, die sich gut für automatisierte Haltungssysteme eignen.
Verlust traditioneller Haltungsformen: Mit dem Rückgang kleinbäuerlicher Betriebe verschwinden auch die an regionale Bedingungen angepassten Rassen.

3. Globalisierung
Einheitliche Rassen weltweit: Der weltweite Handel fördert wenige, international etablierte „Hochleistungsrassen“ – lokale Varianten verlieren an Bedeutung.
Import fremder Rassen: Neue, wirtschaftlich erfolgreichere Rassen ersetzen lokale Bestände.

4. Strukturwandel in der Landwirtschaft
Betriebsaufgabe kleiner Höfe: Alte Rassen waren oft an kleine oder spezialisierte Betriebe gebunden, die zunehmend verschwinden.
Verlust von Wissen und Zuchtlinien: Mit dem Ende traditionsreicher Höfe geht auch züchterisches Know-how verloren.

5. Nachfragerückgang
Veränderte Konsumgewohnheiten: Weniger Nachfrage nach z. B. Wolle, Ziegenmilch oder Kaninchenfleisch macht die Haltung bestimmter Rassen unattraktiv.
Modeerscheinungen: Manche Tierrassen geraten buchstäblich aus der Mode oder verlieren ihre Bedeutung (z. B. als Arbeitstiere).

6. Genetische Verdrängung
Hybridisierung: Kreuzung mit moderneren Rassen kann zur genetischen Verwässerung oder zum Verschwinden alter Typen führen.
Inzuchtprobleme: Kleine Restpopulationen leiden unter genetischer Verarmung, was die Erhaltung erschwert.

7. Verlust traditioneller Nutzungsräume
Veränderung der Landschaft: Trockenlegung von Feuchtgebieten, Aufforstung oder Verbuschung lassen Weiden und typische Lebensräume verschwinden.
Aufgabe extensiver Alpwirtschaft: Alte Gebirgsrassen verlieren ihre natürliche Umgebung und Funktion.

8. Fehlende Fördermaßnahmen oder Schutzstatus
Ohne gezielte Erhaltungszucht, Förderprogramme oder nationale Zuchtverbände sind seltene Rassen besonders gefährdet.

Es gibt Organisationen, die sich um den Erhalt vom Aussterben bedrohter Haus- und Nutztierrassen bemühen, und sogenannte Arche-Höfe (darunter auch Zoos), die bedrohte Haus- und Nutztierrassen halten und züchten.
Siehe auch:
ProSpecieRara (Schweiz)
GEH – Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (Deutschland)
ARCHE AUSTRIA (Österreich)

Der Beutelwolf-Blog stellt auch einige ausgestorbene Haustierrassen vor und wird das auch in Zukunft tun.
Beispiele: Berchtesgadener Katze, Kupferziege, Zaupelschaf

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