Portrait: Zaupelschaf

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Schafe (Ovis)
Art: (Armenisches) Wildschaf (Ovis gmelini)
Unterart: Hausschaf (Ovis gmelini aries)

Waldschaf (Wildpark Hundshaupten)

Das Zaupelschaf war ein kleines, zierliches Tier mit feinem Knochenbau, vielfältiger Farbgebung und charakteristischer Mischwolle. Während die Böcke beeindruckende Hörner trugen, waren weibliche Tiere teilweise hornlos. Auffällig waren die kleinen, waagrecht abstehenden, spitzen Ohren, das unbewollte Gesicht mit einer geraden Nasenlinie und einem markanten Wollschopf auf der Stirn, der sogenannten Schaupe. Zudem hatte das Zaupelschaf einen langen, dicht bewollten Schwanz, der bis mindestens zu den Sprunggelenken reichte. Bis in die Neuzeit war es die dominierende Schafrasse im Alpenraum, und sein genetisches Erbe lebt in den heutigen traditionellen alpenländischen Schafrassen weiter.

Der direkte Vorfahr des Zaupelschafes war das Torfschaf. Es gilt als neolithische Ursprungsrasse der Hausschafe im westlichen Mitteleuropa. Es war ein kleines und zierliches Tier – Schätzungen gehen von einer Widerristhöhe von 45 bis 55 cm und einem Gewicht von 30 bis 40 kg bei Mutterschafen sowie 40 bis 50 kg bei Böcken aus – mit grober Mischwolle. Beide Geschlechter trugen Hörner. Es gibt zahlreiche Funde aus den Schweizer Pfahlbausiedlungen. Es wurde vor allem zur Herstellung von Wollgeweben gehalten, diente aber sicher auch als Lieferant für Fleisch, Felle/Leder und Horn.

Das Zaupelschaf wurde 1536 erstmalig in einem Dekret von Herzog Ulrich von Württemberg erwähnt, in dem er bei Strafe die Haltung dieser Schafrasse verbot. Er betrachtete sie wegen der groben, filzigen Wolle und des geringen Fleischertrags als minderwertig. Mit der Verbreitung flämischer Schafe im 16. Jahrhundert, Merinoschafen ab 1765 und später britischer Fleischrassen wurde das Zaupelschaf zunehmend in abgelegene, klimatisch ungünstige Regionen verdrängt. Dort blieb es jedoch für die bäuerliche Selbstversorgung geschätzt.
Die Kreuzung mit flämischen Schafen führte zur Entstehung des „deutschen schlichtwolligen Schafs“. Wirtschaftliche Nachteile verdrängten das Zaupelschaf weiterhin in Rückzugsgebiete mit rauen klimatischen Bedingungen. Dort wurde es in kleinen Gruppen gehalten und blieb für kleinbäuerliche Betriebe in extremen Lagen wegen seiner Anspruchslosigkeit, Widerstandsfähigkeit und Fruchtbarkeit geeignet.

Waldschaf (Zoo Linz)

In diesen Regionen entwickelten sich drei genetisch leicht unterschiedliche Rassen:
das Waldschaf in Österreich und Deutschland
das Šumavská-Schaf in Tschechien
das Cikta-Schaf in Ungarn
1991 wurden diese als eigenständige Rassen anerkannt, wobei der Begriff „Zaupelschaf“ fortan als Überbegriff für diese verwandten Rassen diente. Spätere Angaben zu angeblichen Zaupelschaf-Beständen sind daher irreführend.
Bis etwa 1900 existierten Restpopulationen des ursprünglichen Zaupelschafs. Unbestätigte Angaben über sein Vorkommen reichen bis in die 1940er-Jahre.

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