(Erstveröffentlichung am 17. Oktober 2012)
COREGONIDAE
Coregonus
Coregonus ist eine Gattung von Fischen aus der Ordnung der Lachsartigen. Deutsche Namen sind Reinanken, Renken, Felchen, Coregonen, Schnäpel, Maränen usw. Dabei kann ein deutscher Name für verschiedene Arten stehen; viele Arten haben mehrere Namen je nach Region.
Viele Coregonen und Maränen gehören zu den gefährdeten Fischarten. Sowohl in Nordamerika als auch in Europa wurden die Bestände im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert stark überfischt. Darüber hinaus brachen aufgrund der Konkurrenz mit faunenfremden Fischarten die Bestände zusammen. Heute gilt vor allem die Gewässerverschmutzung als größte Gefährdung. Eine weitere Ursache für die Seltenheit dieser Fische sind die stark eingeschränkten Verbreitungsgebiete, die zum Teil nur ein bestimmtes Seengebiet umfassen. Zwölf Taxa gelten als ausgestorben oder mutmaßlich ausgestorben: Coregonus alpenae, Coregonus johannae, Coregonus reighardi (offiziell als kritisch gefährdet gelistet, aber seit den 1980er-Jahren nicht mehr nachgewiesen), Coregonus gutturosus, Coregonus bezola, Coregonus restrictus, Coregonus fera, Coregonus nigripinnis, Coregonus hiemalis, Coregonus hoferi (offiziell als kritisch gefährdet gelistet, aber seit den 1940er-Jahren nicht mehr nachgewiesen), Coregonus oxyrhynchus (Fisch des Jahres 1999) und Coregonus kiyi orientalis. Weitere 19 Taxa, darunter Coregonus arenicolus, Coregonus bavaricus, Coregonus kiyi, Coregonus candidus und Coregonus confusus, gelten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Maränen sind sehr selten in europäischen Zoos zu finden und die gezeigten Arten gehören nicht zu den gefährdeten Arten.
Ammersee-Kilch
Der Ammersee-Kilch ist eine im bayerischen Ammersee entlang der Ortschaften Dießen, Utting und Schondorf endemische Fischart aus der Ordnung der Lachsartigen.
Der Ammersee-Kilch erreicht eine Standardlänge von 241 bis 245 mm. Die Anzahl der Kiemenreusen beträgt 18 bis 30. Die kurze Brustflosse erreicht den Rand des Mauls, wenn sie vorwärts gefaltet wird. Der Kopf und die Flossen sind kurz. Das Maul ist fast endständig und der Oberkiefer erreicht den vorderen Augenrand. Die Schnauze ist stumpf. Die Körper- und Flossenfärbung von in Ethanol konservierten Exemplaren ist silbrig-gelb. Bei einem im Jahre 2003 gefangenen Individuum hat die Brustflosse einen hellgrauen Anflug.
Die Tiefengewässer des Ammersees sind der weltweit einzige Lebensraum des Ammersee-Kilchs
Der Ammersee-Kilch bewohnt die tieferen Gewässer des Ammersees bis in Tiefen zwischen 60 und 85 Meter. Im Sommer verbleiben sie in Tiefen von 60 Metern. Die Laichzeit ist gewöhnlich zwischen dem 15. Juni und dem 15. Juli. Der Laich wird in Tiefen zwischen 40 und 50 Meter auf dem Grund abgelegt.
1909 wurde der Ammersee-Kilch noch als wirtschaftlich bedeutender Speisefisch beschrieben. 1933 fand der deutsche Ichthyologe Erich Wagler bei Studien am Ammersee heraus, dass der Bestand dieser Art stark eingebrochen sei, was vor allem auf die Überfischung der kleineren Individuen zurückzuführen war. Wagler bemerkte außerdem, dass sich die Begradigung des Zuflusses Ammer negativ auf die Lebensbedingungen des Ammersee-Kilchs ausgewirkt hätte. Zu Beginn der 1950er-Jahre wurde der Ammersee stark eutrophiert. Durch den Bau eines Ring-Kanals im Jahre 1971, der die Abwässer aus dem Ammersee fernhält, konnte die Wasserqualität wieder verbessert werden. Heute hat sich die Population vermutlich auf einem sehr geringen Niveau stabilisiert
Kurznasenmaräne
Die Kurznasenmaräne erreicht eine maximale Länge von 36 cm und ein maximales Gewicht von 540 g. Von anderen Maränen unterscheidet sie sich vor allem durch ihren dickeren Körperbau (fast rund im Querschnitt), den kürzeren Kopf (der dieser Art den Namen gegeben hat) und die kleinen Augen. Wie viele andere Maränenarten ist auch die Kurznasenmaräne kaum erforscht. Über ihr Brutverhalten und ihren Lebenszyklus ist nur wenig bekannt, außer dass sie im Frühjahr auf dem Seeboden laicht. Das älteste gefangene Exemplar hatte ein Alter von 8 Jahren erreicht. Die Nahrung besteht aus Krebstieren, Weichtieren und Zooplankton.
Diese Art ist heimisch in der Nearktischen Region und kam früher im Huronsee, im Michigansee und im Ontariosee in Kanada und den Vereinigten Staaten vor. Die letzte bekannte Population war auf die Georgsbucht im Huronsee in Kanada beschränkt.
Von der IUCN wird sie gegenwärtig noch als „vom Aussterben bedroht“ gelistet. Der United States Fish and Wildlife Service und das Ministerium für Naturressourcen von Ontario betrachten diese Art jedoch als ausgestorben, weil seit 1985 kein Exemplar mehr nachgewiesen werden konnte. Diese Art war bis 1964 im Ontariosee präsent, wurde zuletzt 1974 im Michigansee gesehen und 1985 in der Georgsbucht. Der Parasitismus des invasiven Meerneunauges (Petromyzon marinus) in Kombination mit der kommerziellen Überfischung hat zum dramatischen Zusammenbruch der Populationen und ihrer möglichen Ausrottung beigetragen.
LACHSFISCHE
Apacheforelle
Die Apacheforelle ist der Nationalfisch des US-Bundesstaats Arizona und kommt im oberen Salt River und im Little Colorado River sowie deren Nebenflüssen vor.
Apacheforellen erreichen meist eine Länge von 20 bis 40, maximal von etwa 60 Zentimetern. Das berichtete Höchstgewicht betrug 2,36 Kilogramm. Die Tiere sind gelb bis goldfarben mit regelmäßig verteilten schwarzen Punkten auf Kopf, Körper und Flossen und oranger bis gelboranger Bauchseite. Hinter den Augen liegt ein großer schwarzer Fleck. Die Spitzen der Rückenflosse, der Afterflosse und der Bauchflossen sind weiß. Das Seitenlinienorgan ist vollständig entwickelt und verläuft durch 112 bis 124 Schuppen.
Die Tiere besiedeln klare Bergflüsse, -bäche und -seen in Höhen von meist über 2500 Metern. Sie benötigen stilles Wasser zum Laichen, sowie schattenspendende Ufervegetation. Als Beute dienen vor allem verschiedene Insekten. Die Laichzeit beginnt bei Erreichen einer Wassertemperatur von etwa 8 °C. Die 100 bis 4000 Eier werden in Bodengruben an der Abflussseite natürlicher Wasserbecken abgelegt.
Die ursprünglich häufige Art wurde früher intensiv befischt und gesalzen als Wintervorrat verwendet. Durch Überfischung, Hybridisierung mit der Regenbogenforelle und die Konkurrenz durch eingeführte Forellen (Salmo trutta) und Bachsaiblinge ist das Verbreitungsgebiet der Art auf etwa 5 % der ursprünglichen Ausdehnung geschrumpft.
Gardaseeforelle
Die Gardaseeforelle kommt, wie der Name vermuten lässt. endemisch im norditalienischen Gardasee vor.
Ausgewachsene Gardaseeforellen sind außerhalb der Paarungszeit silbrig mit nur sehr wenigen schwarzen Punkten auf dem Körper und fast keinen Punkten auf dem Kopf. Während der Paarungszeit entwickeln einige Männchen eine dunkel-marmorierte Körperfärbung. Gardaseeforellen erreichen eine Länge von bis zu 50 Zentimetern.
Gardaseeforellen leben vorwiegend in Wassertiefen von 100 bis 200 Metern. Sie ernähren sich von Zooplankton, im Sommer auch von bodenbewohnenden Krebstieren. Die Männchen werden mit zwei, die Weibchen mit drei Jahren geschlechtsreif. Die Paarung findet alle ein bis zwei Jahre statt. Der Laich wird in 50 bis 300 Meter Tiefe in der Nähe unterirdischer Quellen abgegeben. Das Höchstalter beträgt fünf Jahre.
Salmo ezenami
Salmo ezenami kommt endemisch im Kesenoi-Am-See im nördlichen Kaukasus vor. Salmo ezenami war bis zur Einführung der Karpfenfische Gobio holurus und Squalius cephalus die einzige Fischart im See. Salmo ezenami wurde auch im Mochokh-See eingeführt.
Von Salmo ezenami sind zwei Formen bekannt, von denen die eine ausgewachsen eine Länge von 16 bis 26 Zentimetern und ein Gewicht von 200 bis 350 Gramm erreicht, während die andere Längen von 38 bis 113 Zentimetern und ein Gewicht von einem bis zu 17 Kilogramm erreicht. Die Tiere sind auffällig gefärbt mit 10 bis 30 sechs bis sieben Millimeter großen karminroten Flecken über dem Seitenlinienorgan, kleinen schwarzen Flecken auf dem Rücken und roten Flecken auf der Rückenflosse, der Fettflosse und dem oberen Lappen der Schwanzflosse. Die 16 bis 21 Kiemenreusendornen sind kurz und breit. Die Mundwinkel erreichen nicht die Höhe des hinteren Augenrands.
Jungtiere ernähren sich vor allem von Zuckmückenlarven und Bachflohkrebsen (Gammarus), größere Tiere von Weichtieren, anderen bodenbewohnenden Wirbellosen und Fischbrut. Große Exemplare ernähren sich, vor allem seit der Einführung von Gobio holurus vor allem von Fischen. Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit zwei, Weibchen mit drei Jahren. Laich wird über das ganze Jahr produziert und in der Nähe von Unterwasserquellen abgelegt. Große Tiere wandern zum Laichen wahrscheinlich auch in die Zuflüsse.
Als wichtigste Bedrohung gilt die eingeführte Fischart Squalius cephalus, die den Laich von Salmo ezenami frisst.
Anatolische Forelle
Die Anatolische Forelle ist im mittleren Süden der Türkei in den Flüssen Karagöz, Soguksu und Uzunyayla endemisch. Die Art könnte auf ausgesetzte Forellen (Salmo trutta) zurückgehen, mit der die Anatolische Forelle möglicherweise konspezifisch ist. Die Fische sind relativ häufig, gelten aber auf Grund ihres kleinen Verbreitungsgebiets als bedroht.
Anatolische Forellen haben einen breiten Kopf mit stumpfer Schnauze. Sie sind düster braun gefärbt mit hellerem Bauch. Die Flossen sind groß mit hellen Rändern. Die Rückenflosse weist drei Hart- und 10 Weichstrahlen auf, die Afterflosse drei Hart- und acht Weichstrahlen. Die Brustflossen weisen 14, die Bauchflossen neun Strahlen auf. Das Seitenlinienorgan verläuft durch 109 bis 110 Schuppen. Die Kiemenreuse trägt am ersten Bogen 23 oder 24 Dornen.
Die Art kommt in schnell fließenden Gebirgsflüssen vor. Die Laichzeit liegt im Herbst. Es wird ein Alter von etwa 10 Jahren erreicht.