Die Vogelgrippe-Fallzahlen schnellen aktuell in die Höhe. Vor allem industrielle Geflügelhaltungen sind davon betroffen. In den vergangenen Wochen sind bereits über 1,5 Millionen Tiere in deutschen Geflügelhaltungen wegen Vogelgrippe-Nachweisen getötet worden. Die Fallzahlen steigen dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge steiler als in der Saison 2020/21, einem der bisher schlimmsten Geflügelpest-Winter für die Betriebe.
Man könnte und muss sich wohl darauf einstellen, dass die Weihnachtsgänse knapper und teurer werden. Allerdings gibt es genug Alternativen, so dass man sich auch über vegetarische/vegane Alternativen Gedanken machen kann. Es muss nicht immer Gans sein (bei uns gab es, bis zum Tod meines Vaters, Karpfen zu Weihnachten … muss auch nicht unbedingt sein, aber das ist meine persönliche Meinung. Es gibt so viele Möglichkeiten für ein leckeres und spezielles Weihnachtsmenü … aber das ist hier nicht das Thema und wird es wohl auch in Zukunft im Blog nicht sein).
Ein Massensterben etwa unter Seevögeln, wie es das damals an den Nordwestküsten Europas gab, scheint hingegen auszubleiben. Allerdings scheint es bei vielen Wildvogelbeständen aufgrund der vergangenen Ausbrüche die Immunität bei den Altvögeln ausgeprägt. Die Tiere infizieren sich zwar immer noch, erkranken aber nicht, können aber weiterhin das Virus übertragen.“
Früher galten Wildenten als Frühwarnsystem, aber die wenigen toten Tiere geben kaum Auskunft über eine Virusinfektion und ihre Ausbreitung. Das Virus wird weitgehend unauffällig beispielsweise über Kot verteilt. Das bedeutet, dass sich Geflügelhalter nicht wirklich sicher sein können, ob der Virus nicht doch in der Nähe ist und eine Gefahr für den Tierbestand darstellen könnte .
Die außergewöhnlich hohe Zahl seit Anfang Oktober betroffener Betriebe weist aber darauf hin, dass die Vogelgrippe stärker vertreten ist als zu erkennen ist. Ein merkliches Abflauen ist noch nicht festzustellen.
Dass in diesem Herbst auf ihrem Zug nach Süden so viele Kraniche sterben, könnte darin liegen, dass die über Deutschland ziehende Population vom Virus in den Vorjahren weitgehend verschont blieb. Auf anderen Zugrouten sah das anders aus. Man hofft aber, dass sich der Virus und die Todesfälle nicht negativ auf den Kranichbestand auswirken.
Andere Wildvogelarten haben sich seit seit den Ausbrüchen in Wildvogelbrutkolonien im Sommer 2023 erholt. Das heißt aber nicht, dass sich erneut ein Subtyp des Virus als Gefahr herausstellen könnte.
Australien gilt derzeit als der einzige Kontinent, auf dem der hochansteckende Subtyp HPAI H5N1 noch nicht nachgewiesen wurde.
Die australische Regierung und zuständige Behörden haben umfangreiche Vorbereitungen getroffen — etwa Überwachung (Wildvogelprogramme), Biosicherheitsmaßnahmen, Forschungsprogramme und Frühwarnsysteme.
In Australien wurden zwar Ausbrüche von anderen HPAI-Stämmen (z. B. H7-Subtypen) in der Geflügelhaltung gemeldet. Beispielsweise wurde im Februar 2025 in Victoria ein Ausbruch von HPAI H7N8 bei kommerzieller Geflügelhaltung bestätigt, in Bezug auf Wildtiere sind in Australien bislang keine Fälle von HPAI (H5) bei Wildvögeln oder Wildtieren offiziell bestätigt.
Lange Zeit war auch die antarktische Region virusfrei geblieben.
Es gibt jedoch einen Verdacht, dass der H5‐Stamm (oder zumindest eine hochansteckende Variante) auf dem außertropischen australischen Gebiet Heard Island (Sub-Antarktis, australisches Außengebiet) bereits aufgetreten sein könnte — dort beobachteten Wissenschaftler ungewöhnlich viele Todesfälle bei See-Elefanten und es wird untersucht, ob es sich um H5 handelt. Zwar noch nicht bestätigt, aber diese Entwicklung zeigt, dass Australien nicht immun ist – und dass der Eintritt des Virus über ungewöhnliche Wege (z. B. sub-antarktische Inseln, Wildvogelzugrouten) möglich ist.
Ein vermehrter Kontakt mit dem Geflügelpest-Virus wurde unter anderem auch schon bei wildlebenden Fleischfressern in Deutschland wie Füchsen und Waschbären erfasst. Bei bis zu 25 Prozent dieser Tiere ließen sich in einem Monitoring-Projekt Antikörper gegen den Erreger nachweisen, was auf eine frühere Infektion mit dem Virus hinweist .
Eine H5N1-Infektion beim Menschen ist dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge in Deutschland bisher nicht bekannt geworden. In den USA wurde kürzlich weltweit erstmals eine Ansteckung mit dem Vogelgrippe-Subtyp H5N5 nachgewiesen, der besonders in Nordamerika und Nordeuropa ebenfalls unter Wildvögeln zirkuliert. Betroffen war ein Geflügelhalter im Bundesstaat Washington.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim RKI empfiehlt „aufgrund der zunehmenden Zirkulation von Influenza-A-Viren mit zoonotischem Potenzial“ seit Juli zusätzlich auch Personengruppen in der privaten sowie wirtschaftlichen Nutztierhaltung eine jährliche Influenza-Impfung. Personen mit häufigem und direktem Kontakt zu potenziell infizierten Tieren wie Geflügel oder Schweinen hätten ein mögliches Risiko dafür, sich gleichzeitig mit Influenza und einem Vogel- oder Schweinegrippevirus anzustecken.
Sogenannte Ko-Infektionen können Experten zufolge zu einer Mischung beider Viren führen, aus der ein neuartiges, potenziell sehr gefährliches Virus hervorgeht. Das Risiko dafür ist vermutlich dort am größten, wo Geflügel und Schweine nah beieinandergehalten würden. Das dürfte vor allem bei Zoos, Wildparks und ähnliche Tierhaltungen der Fall sein. Diese sind jedoch gut auf die Vogelgrippe vorbereitet. Viele Zoos haben Maßnahmen ergriffen, um einen Kontakt zwischen Mensch und Vogelbestand auf ein Minimum zu konzentrieren. Das zeigt sich vor allem durch die Schließung begehbarer Anlagen, dem „Einsperren“ freilaufender Vögel (wie Pfauen, Perlhühner und anderer Hühnervögel) und Desinfektionsmatten (deren Sinn und Zweck ich mir allerdings zu hinterfragen wage)
Vögel in Zoos und Tierparks haben ein hohes Risiko, wenn das Virus über Wildvögel eingeschleppt wird (z. B. durch offene Volieren, gemeinsame Gewässer mit Wildvogelkontakt, Futter-/Wasservorrichtungen). Besonders gefährlich ist die Lage bei seltenen oder bedrohten Vogelarten, ein Ausbruch kann dort nicht nur Tierverluste bedeuten, sondern auch Zuchtprogramme und Artenschutzprojekte gefährden. Und einige Vogelarten sind in ihren Lebensräumen stark bedroht (man denke an die Balistare oder Socorrotauben, von denen ich aber ausgehe, dass sie vor der Vogelgrippe sicher untergebracht sind).
Mir sind keine umfassenden öffentlichen Fallzahlen speziell für Zoos bekannt, die zeigen wie viele Vogelverluste dort exakt auf Vogelgrippe zurückzuführen sind.
Für Zoos in Deutschland gilt ein relativ strenger Rechtsrahmen auch im Seuchenfall. Dabei stehen folgende Ziele im Vordergrund:
Schutz der Tiere im Zoo vor Erkrankung bzw. Eindringen einer Seuche
Schutz der Öffentlichkeit und anderer Tierbestände, dass sich die Seuche nicht ausbreitet
Transparenz und Kontrolle durch Behörden über Tierbestände, Hygiene- und Schutzmaßnahmen
Eingriffsmöglichkeiten für Behörden: Meldung, Quarantäne, Schließung, Genehmigungswiderruf
Informationen zur Lage der Vogelgrippe in industriellen Betrieben findet man hier (neben vielen anderen Informationen zur betrieblichen Geflügelhaltung)
Vogelgrippe-Newsletter
In der Zoopresseschau wird (u. a.) auch über die aktuelle Vogelgrippe-Lage in den DACH-Zoos berichtet.
Ich gehe davon aus, dass ich aus meiner Sicht zum Thema Vogelgrippe gesagt habe, was es zu sagen gibt, oder von dem ich denke, dass es einen gewissen Informationswert hat. Jetzt kann ich mich wieder anderen Zoonosen zuwenden (zum Thema Mücken gibt es zum Beispiel noch viel zu sagen)



