Portrait: Beutelwolf

Unterklasse: Beuteltiere (Metatheria)
Überordnung: Australidelphia
Ordnung: Raubbeutlerartige (Dasyuromorphia)
Familie: Thylacinidae
Gattung: Thylacinus
Art: Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus)
Beutelwolf 1928 im Zoo von Hobart - Fotografiert von Benjamin A. Sheppard

Beutelwolf 1928 im Zoo von Hobart – Fotografiert von Benjamin A. Sheppard

Der Beutelwolf, auch Tasmanischer Wolf, Beuteltiger oder Tasmanischer Tiger genannt, war das größte fleischfressende Beuteltier, das je auf dem australischen Kontinent lebte. Das letzte bekannte Exemplar starb im September 1936 im Beaumaris Zoo in Hobart.

Der Beutelwolf war der einzige lebende Vertreter der Familie der Beutelwölfe (Thylacinidae), die zur Ordnung der Raubbeutlerartigen (Dasyuromorphia) gerechnet wird. Die Familie selbst ist seit dem Oligozän belegt und mit zahlreichen ausgestorbenen Gattungen bekannt.

Beutelwölfe erreichten eine Kopfrumpflänge von 85 bis 130 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 38 bis 65 Zentimetern und ein Gewicht von 15 bis 30 Kilogramm. Ihre Schulterhöhe betrug rund 60 Zentimeter. Ihr Fell war kurz und rau, grau oder gelbgrau gefärbt. Auffällig waren die 13 bis 19 schwarzbraunen Querstreifen am hinteren Teil des Körpers und an der Schwanzwurzel, denen er auch seinen Namen „Beuteltiger“ verdankt. Im Gesicht hatte er weiße Zeichnungen um die Augen und Ohren. Der Beutelwolf wies im Körperbau verblüffende Ähnlichkeiten mit Hunden auf, aber der Schädel war etwas breiter gebaut und sein Gebiß besaß 46 Zähne (Wölfe besitzen 40 Zähne). Ähnlich wie bei Hunden waren die Eckzähne lang und die Backenzähne scharf. Die Gliedmaßen waren eher kurz, die Beine endeten jeweils in fünf Zehen.

Zur Zeit der Ankunft der Europäer in Australien lebte der Beutelwolf vermutlich nur noch in Tasmanien, auf Neuguinea und dem australischen Festland verschwand er bereits vorher. Sein ursprünglicher Lebensraum waren offene Waldgebiete und Grasländer, in den letzten Jahrzehnten seiner Existenz wurde er aber durch den Menschen in dichte Wälder abgedrängt.

Beutelwölfe waren in der Regel nachtaktiv, konnten aber beim Sonnenbaden beobachtet werden. Über die Jagdtechnik gibt es unterschiedliche Berichte. Nach manchen Berichten verfolgte er seine Beute, bis sie ermüdet war und er sie überwältigen konnte, nach anderen Berichten schlich er sich an seine Opfer an und überrumpelte sie. Dabei half ihm sein kräftiger Kiefer – einem Bericht zufolge zermalmte er den Schädel eines Hundes mit einem einzigen Biss. Auf alle Fälle war er kein allzu schneller, sondern ein ausdauernder Läufer. Manchmal richtete er sich auch känguruartig auf seine Hinterbeine auf, wobei der Schwanz als Stütze diente. Er lebte vorwiegend allein, manchmal jagte er aber auch in Paaren oder kleinen Gruppen. Zu den bekannten Lauten zählten ein dumpfes Bellen während der Jagd, ein Knurren, wenn er verärgert war, und ein Jaulen, das vermutlich der Kommunikation mit Artgenossen diente.

Als die ersten Menschen den australischen Kontinent besiedelten, waren Beutelwölfe in Australien und Neuguinea weit verbreitet, was auch Felszeichnungen der Ureinwohner belegen. Aus unbekannten Gründen starben Beutelwölfe jedoch auf Neuguinea und dem australischen Festland aus, die jüngsten Fossilfunde vom Festland datieren auf 3000 v. Chr. Es wird oft vermutet, dass der Dingo, der vor einigen tausend Jahren durch den Menschen in Australien eingeführt wurde, den Beutelwolf verdrängte. Gestützt wird dies durch die Tatsache, dass der Beutelwolf auf Tasmanien, wo Dingos nie auftauchten, bis ins 20. Jahrhundert überlebte.

Einer weiteren Theorie zufolge wird das Verschwinden des Beutelwolfs mit dem Bevölkerungswachstum der Menschen in Zusammenhang gebracht. Es gibt Hinweise auf dramatische Veränderungen der menschlichen Population in vielen Gebieten Australiens, welche aber nie Tasmanien erreichten. Diese Veränderungen beinhalteten eine Vielfalt an Neuerungen von Jagdwerkzeugen, Populationsanstieg in mehreren Gebieten, eine Intensivierung der Nutzung von Ressourcen und einer Besiedlung neuer Gebiete bis in die Wüsten hinein. Zudem gibt es Hinweise auf eine Sesshaftwerdung in einigen Gebieten. Dadurch könnte es zur Verringerung vieler Beutearten gekommen sein. Zudem könnte das Aussterben durch direkten Jagddruck bewirkt worden sein (Felszeichnungen aus Nordaustralien zeigen wie Beutelwölfe als Beute weggetragen wurden). Dies wird durch Grabfunde mit Schmuck aus Beutelwolfzähnen sowie der Tatsache, dass Ureinwohner Tasmaniens Beutelwölfe gejagt und gegessen haben unterstützt.

Die Intensivierung, die Ankunft des Dingos und das Aussterben des Beutelwolfs fallen ebenso mit einer Klimaveränderung hin zu kurzzeitig trockenerem Klima zusammen. Eine Klimaveränderung wird aber nicht als Hauptgrund für das Aussterben angesehen, da die Trockenheit verhältnismäßig mild war und Tasmanien ebenso beeinflusste. Es ist aber auch möglich, dass diese Veränderung die Auswirkungen der Intensivierung und des Dingos noch beschleunigte. Ebenso ist es möglich, und sehr wahrscheinlich, dass die Auswirkungen der Intensivierung und des Dingos miteinander verbunden waren und der Dingo einer der Gründe für die Intensivierung war.

Wann dieses Aussterben letztendlich wirklich stattfand, ist umstritten; es gibt Behauptungen, wonach eine kleine Population im nördlichen Australien bis nach der Ankunft der Europäer überlebt haben könnte. Gelegentlich gibt es Behauptungen über Sichtungen auf dem Festland, dafür gibt es jedoch keine Belege.

In Tasmanien, wo es nie Dingos gab, waren Beutelwölfe noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. Nach Einführung von Schafen auf der Insel bekam der Beutelwolf den Ruf eines blutrünstigen Jägers, obwohl in Wirklichkeit die meisten Schafe von verwilderten Haushunden getötet wurden. In den 1830er-Jahren setzte die Regierung eine Belohnung von 25 Cent für den Kopf eines Beutelwolfes aus. In den 1860er-Jahren war die Art auf die unzugänglicheren Bergregionen im Südwesten der Insel beschränkt, die Jagd mit Fallen und Hunden ging jedoch unvermindert weiter. Um das Jahr 1910 galt die Art als selten. Zoos auf der ganzen Welt machten sich auf die Suche nach Tieren. Obwohl sie in verschiedenen Tiergärten gehalten wurden, gelang dort jedoch nie die Nachzucht. Die letzte bekannte Tötung eines Tieres in der Natur war im Jahr 1930; das bis heute letzte bekannte Exemplar starb in der Nacht vom 6. auf den 7. September1936.

Es gibt auch Vermutungen, dass das Aussterben des Beutelwolfs durch eine Krankheit gefördert wurde. Hinweise hierauf sind ein plötzlicher Rückgang der geschossenen Tiere um 1906 und ein zeitgleiches Aussterben über Tasmanien verteilt und Augenzeugen.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Beutelwolf ausgestorben. Dennoch wird heutzutage immer wieder von Sichtungen lebender Tiere aus Tasmanien berichtet, eindeutige Fotografien oder Videoaufzeichnungen dieser Sichtungen existieren jedoch nicht.

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