Rüdiger Schaper: Elefanten – Ein Portrait (Rezension)

Elefantengeschichte ist Menschheitsgeschichte – und umgekehrt. Für den Menschen ist das schwerste Landsäugetier alles zugleich: Statussymbol und Fleischreservoir, Kriegswerkzeug und Arbeitstier, Rohstoffressource und Entertainer, Trophäe und Traumbild, Monster und Maskottchen. Mit ihrem sanften, aber auch reizbaren Wesen, ihrer mächtigen Masse auf säulenartigen, doch leisetreterischen Beinen und ihrer zentimeterdicken bis papierdünnen Haut vereinen Elefanten die Widersprüche des Lebens in sich. In seinem so zärtlichen wie erhellenden Portrait folgt Rüdiger Schaper den wendungsreichen Trampelpfaden realer und imaginärer Rüsseltiere durch Kultur- und Naturgeschichte, straft die Wendung vom Tölpel im Porzellanladen ebenso Lügen wie die irreführende Bezeichnung ›Dickhäuter‹, schwebt in Thailand schaukelnd auf einer Elefantin in der Höhe und lässt – die als Sensationen zur Schau gestellten Tiere vor Augen – keinen Zweifel daran, dass wir es sind, die von den Elefanten lernen können, und nicht umgekehrt. »Der Umgang mit Elefanten hat etwas ungeheuer Befreiendes: Er wirft einen mächtig auf sich selbst zurück.«
Bisher konnten mich die von mir gelesenen Bücher der NATURKUNDEN (Füchse, Krähen, Esel) nicht überzeugen. Die Aufmachung ist zwar ein Hingucker und wirklich liebevoll gestaltet, der Inhalt ist aber meist nicht sehr vielversprechend und weniger als man erwarten könnte. Tatsächlich sind die Artenportraits die einzigen Lichtblicke, die ich aus dieser Reihe entnehme und mich immer wieder dazu verleiten zu den Büchern zu greifen. Andererseits … vielleicht ist auch mal ein Highlight dabei. Elefanten gehört nicht dazu und stellt bisher den schwächsten Band der Reihe dar (soweit ich das anhand der mir bekannten Bände beurteilen kann).
Das Buch enthält mir zu viel Persönliches vom Autor. Es ist nicht sonderlich interessant welche Gegenstände mit Elefantenbezug sich in seiner Wohnung befinden. Etwas kürzer und weniger ausführlich wäre angemessener gewesen. Auch wirkt einiges zu sehr nach Urlaubserinnerungen, das ist mir zu persönlich und bietet nicht unbedingt das, was ich an Kulturgeschichte erwarte.
Elefantenfreunden mag das vielleicht egal sein, wer aber ein Interesse an der Kulturgeschichte der Elefanten und ihre Zoologie hat wird enttäuscht zurück bleiben.
Natürlich sind auch hier die Portraits am Ende das Interessanteste: Neben den drei rezenten Arten werden auch ausgestorbene Elefanten vorgestellt.
Aber als Fazit bleibt zu sagen: Eine schöne Aufmachung täuscht nicht über die inhaltlichen Schwächen hinweg.

Dieser Beitrag wurde unter Rezension veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert