Portrait: Jaguar

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Eigentliche Großkatzen (Panthera)
Art: Jaguar (Panthera onca)
Jaguar (Zoo Olomouc)

Jaguar (Zoo Olomouc)

Die Kopf-Rumpf-Länge des Jaguars beträgt 112 cm bis 185 cm, hinzu kommt ein 45–75 cm langer Schwanz. Die Schulterhöhe liegt im Durchschnitt bei etwa 70 cm. Obwohl insgesamt kräftiger und massiger gebaut als der Leopard, ist sein Schwanz deutlich kürzer als der des afrikanisch-asiatischen Verwandten. Das Körpergewicht schwankt zwischen 36 und 158 kg. Weibchen sind dabei etwa 10–20 % kleiner und entsprechend leichter als männliche Tiere. Darüber hinaus besteht eine ausgeprägte geographische Variation. So sind Jaguare in Nord- und Mittelamerika deutlich kleiner als Jaguare in Südamerika. Männliche Tiere in Belize haben im Schnitt etwa ein Gewicht von 60 kg, während Jaguarmännchen in Venezuela und Brasilien um die 90–100 kg wiegen. Weibliche Jaguare in Brasilien wiegen durchschnittlich fast 80 kg.
Im Vergleich mit einem Leoparden hat der Jaguar einen massiveren Körperbau, ist wesentlich schwerer und wirkt in seiner Erscheinung sehr „kompakt“ und kraftvoll. Besonders charakteristisch sind die muskulösen Beine, die etwas kürzer als beim Leoparden sind, der breitere und rundere Kopf der Großkatze und die extrem kräftigen Kieferknochen und die äußerst starke Kiefermuskulatur. Der Schädel ist sehr robust. Trotz seiner im Vergleich zum Sibirischen Tiger geringeren Körpergröße verfügt der Jaguar von allen Katzen über das kräftigste Gebiss, mit dem er nicht nur mühelos Schildkrötenpanzer knackt, sondern seine Beute häufig durch einen Biss mit den langen Eckzähnen (Canini) durch die Schädeldecke tötet. Diese Tötungsweise ist für andere Großkatzen nicht belegt, die ihre Beute ersticken oder ihr das Genick brechen. Die Beißkraft eines Jaguars ist zweimal so hoch wie die eines Löwen, und der Jaguar hat nach der Tüpfelhyäne das zweitstärkste Gebiss aller an Land lebenden Raubtiere. Der besonders kräftige Schädel des Tieres stellt vermutlich eine Anpassung an das Beutespektrum dar.

Das Fell des Jaguars ist relativ kurz und nur an Hals, Brust, Bauch sowie den Innenseiten der Pfoten etwas länger. Die Fellgrundfarbe ist ein kräftiges Goldgelb, das manchmal ins Rötliche übergeht. Jaguare, die im Regenwald leben, sind grundsätzlich dunkler gefärbt als Individuen in Savannengebieten. Am Bauch, den Innenseiten der Beine, an der Brust und am Maul ist das Fell jedoch weiß. Die Schwanzunterseite ist ebenfalls weiß, die Schwanzspitze generell schwarz. Der Körper ist mit schwarzen oder auch dunkelbraunen Ringflecken übersät, die manchmal ein oder mehrere kleine Tupfen umschließen. Diese rosettenförmigen Flecken sind viel größer als die des Leoparden. An Kopf, Nacken und Gliedmaßen besteht das Fellmuster aus vollständigen Flecken, die im Brustbereich verlängert sind und häufig zu einer Linie verschmelzen. Die Ohren des Jaguars sind klein und rund und auf der Rückseite schwarz, mit einem hellen, manchmal weißen Fleck versehen, wie er auch beim Tiger zu finden ist.
Wie beim Leoparden ist Melanismus eine häufige Erscheinung. Bei diesen Schwärzlingen ist im Gegenlicht ebenfalls stets das Fleckenmuster zu erkennen. Die Schwärzlinge werden manchmal, wie auch beim Leoparden, als „Panther“ beziehungsweise „Schwarze Panther“ oder, aufgrund des kontinentalen Vorkommens, als „Amerikanischer Panther“ bezeichnet. Neben vollständig schwarzen Tieren kommen gelegentlich auch Tiere vor, die nur zum Teil schwarz sind und daneben helle Stellen besitzen. Albinotische Tiere sind sehr selten.
Sind die Elterntiere schwarz und normal gefärbt, kann der Wurf sowohl ein normalfarbiges als auch ein schwarzes Jungtier oder auch nur normalfarbige Junge haben.

Der Verbreitungsschwerpunkt des Jaguars liegt heute im tropischen, amazonischen Regenwald. Er bevorzugt als Lebensraum dichte Vegetation und die Nähe von Flüssen und Seen. Außerdem gibt es Jaguare in ganz Süd- und Mittelamerika, von Mexiko bis nach Argentinien. Sie waren noch in historischer Zeit im Südwesten der USA verbreitet, nordwärts erreichte der Jaguar in historischer Zeit mindestens den Grand Canyon.[8] Mit zunehmender menschlicher Besiedelung wurde der Jaguar in den USA immer weiter dezimiert, im Jahr 1963 wurde das letzte weibliche Exemplar auf US-Boden geschossen, zwei Jahre später schließlich das letzte männliche Tier. 1969 verbot der Bundesstaat Arizona die Jagd auf Jaguare. 1971 und 1986 tauchten wieder Exemplare in Arizona auf, wurden allerdings von Jägern oder Jagdhunden getötet. Seit dem Nachweis eines Jaguars im Südwesten der USA 1996 und weiteren Sichtungen in New Mexico und Arizona kann wieder von einer Jaguarpopulation in den USA gesprochen werden, die aber sicher aus sehr wenigen Exemplaren besteht.

Jaguar (Bergzoo Halle)

Jaguar (Bergzoo Halle)

Jaguare kommen sie in verschiedensten Lebensräumen vor, die genügend Deckung, Beutetiere und Wasserzugang bieten. Zu den Lebensräumen zählen tropische Regenwälder, Trockenwälder, Savannen, Pampasgebiete, Buschland, Sumpfgebiete und auch Halbwüsten. Allerdings bevorzugen Jaguare feuchte und ufernahe Lebensräume und sind dort häufig an Flussläufen anzutreffen. Hier finden sie nicht nur Beutetiere, sondern verbringen auch ihre Ruhezeit an Uferplätzen. Es gibt jedoch Berichte über Sichtungen, denen zufolge vereinzelte Jaguare in höheren Gebirgslagen, beispielsweise auf Costa Rica, in einer Höhe von bis zu 3800 m angetroffen wurden. In den Anden kommen Jaguare ab einer Höhe von 2700 m hingegen nicht mehr vor. Generell wird angenommen, dass sich Jaguare eher schlecht auf kältere klimatische Regionen einstellen können.

Die Kenntnisse über Verhalten und Lebensweise des Jaguars sind unvollständig. Sie basieren vorwiegend auf mit Sendehalsbändern versehenen Exemplaren oder direkten Beobachtungen. Die Schwierigkeit besteht insgesamt darin, dass Jaguare schwer zu fangen sind, um sie mit Sendehalsbändern zu versehen, und die Großkatze zudem sehr zurückgezogen lebt.
Sie sind Einzelgänger, die in Abhängigkeit von möglicher Beute feste Reviere von mindestens 25 bis 150 Quadratkilometern beanspruchen. Es gibt aber auch Berichte über Reviere von 15 bis 800 Quadratkilometern. Die Territorien der Männchen überlappen mit denen von Weibchen. Allerdings kann dies auch bei männlichen Tieren der Fall sein, die sich aber in der Regel rechtzeitig aus dem Weg gehen, bevor es zu ernsthaften Revierstreitigkeiten kommt. Die Reviere werden, wie bei anderen Großkatzen auch, durch Urin oder Kratzspuren an Bäumen gekennzeichnet. Die Einzelgänger finden wie alle Großkatzen (mit Ausnahme des Löwen) nur zur Paarung zusammen.
Trotz ihres schweren Körperbaus können sie sehr gut klettern. Jungtiere klettern nachgewiesenermaßen häufiger als erwachsene Tiere. Aufgrund ihres Beutespektrums sind sie sehr gute Schwimmer. Der Jaguar durchschwimmt auch Flüsse über längere Strecken, eine Eigenschaft, die sonst so nur beim Tiger anzutreffen ist. Untersuchungen mit Hilfe der Radiometrie stellten fest, dass Jaguare außerdem durchaus tagaktiv sind. Sie verbringen dennoch 40 bis 50 Prozent des Tages ruhend.

Der Jaguar hat ein weites Beutespektrum. Er ernährt sich von alle, was er habhaft werden kann. Auch Reptilien und Vögel gehören zu seiner Nahrung. An Gewässern jagt er oft nach Schildkröten, Fischen und Kaimanen. Seine kräftigen Kiefer haben selbst mit einem Schildkrötenpanzer keine Probleme. Durch den Rückgang und die Zerteilung (Fragmentierung) ihres natürlichen Lebensraumes infolge der Ausbreitung des Menschen und seiner Farmen und der Viehwirtschaft reißen Jaguare auch häufiger Vieh.

Im Gegensatz zu etlichen Caniden wie Wölfen oder Wildhunden, die ihre Beute mittels Hetzjagd erlegen, sind Jaguare typische Lauerjäger (Ansitzjäger). Sie sind auch keine schnellen Sprinter wie der Gepard, sondern pirschen sich wie die übrigen großen oder kleinen Katzen lautlos und möglichst nahe an ihre Beute heran oder lauern ihr auf. Nach einem kurzen Spurt wird die Beute zu Boden gerissen und mit einem Biss in den Hals, die Kehle oder den Schädel getötet. Der Biss in den Schädel des Beutetieres erfolgt meist in der Nähe der Ohren. Häufig finden sich bei den Überresten von Beutetieren auch ausgerenkte oder zermalmte Halswirbel. Darüber hinaus sind Jaguare durch ihre kräftige Schädelstruktur und starke Kiefermuskulatur in der Lage, gut gepanzerte Reptilien wie Schildkröten zu öffnen. Zahlreiche Überreste von gefundenen Schildkrötenpanzern lassen vermuten, dass der Jaguar eine Vorliebe für diese Reptilien hat. Dies ist bereits durch fossile Carapax-Funde aus dem Verbreitungsgebiet des Jaguars aus dem Pleistozän bekannt, die zum einen Bissspuren von Großkatzen aufweisen und die zusammen mit fossilen Jaguar-Knochen gefunden wurden. Seine Vorliebe für Schildkröten, aber auch Kaimane, Fische und Wasserschweine ist vermutlich der Grund, weshalb der Jaguar die Nähe von Gewässern bevorzugt.

Jaguar (Zoo Saarbrücken)

Jaguar (Zoo Saarbrücken)

Die Paarungszeit des Jaguars dauert das ganze Jahr an. In den nördlichen Verbreitungsgebieten ist sie auf die Zeit von Ende November bis Ende Januar eingeschränkt. Die Tragzeit beträgt in etwa 100 Tage und entspricht im Durchschnitt der anderer Großkatzen. Ein Wurf hat eines bis vier Jungtiere, meist jedoch zwei. Die Jungen kommen meistens im April oder Juni zur Welt, deren Geburtsgewicht zwischen 700 und 900 Gramm liegt. Als Geburtsort wählt das Jaguarweibchen einen geschützten Platz, wie etwa eine Höhle oder einen hohlen, alten Baumstamm. Die Jungen werden hilflos und blind und mit weichem, bereits deutlich geflecktem Fell geboren, ihr Gesicht weist schwarze Streifen auf. Die Augen öffnen sie nach etwa 13 Tagen. Die Aufzucht der Jungen nimmt vor allem die Mutter wahr, gelegentlich auch der Vater. Zwischen dem 9. und 19. Tag brechen die unteren Schneidezähne durch, die oberen nach 11 bis 23 Tagen. Die unteren Eckzähne (Canini) folgen nach 30 Tagen und die oberen nach 36 bis 37 Tagen. Das bleibende Gebiss entwickelt sich analog der anderer Katzen. So beginnen junge Jaguare bereits in der 10. bis 11. Lebenswoche mit der Nahrungsaufnahme von Fleisch, werden jedoch weiterhin – bis zu fünf oder sechs Monate – gesäugt. Nach sechs Wochen ist der Nachwuchs etwa so groß wie eine erwachsene Hauskatze und beginnt, seinen Eltern auf Streifzügen zu folgen. Mit etwa sieben Monaten haben sie die vollständige Fellfärbung eines erwachsenen Tieres. Die Jungtiere verlassen ihre Familie ab einem Alter von etwa einem bis zwei Jahren. Wie auch beim Tiger kommt es vor, dass zwei Jungtiere zusammen die Eltern verlassen, um nach einem eigenen Revier zu suchen. Geschlechtsreif werden weibliche Jaguare mit zwei bis drei Jahren, männliche Tiere mit drei bis vier Jahren etwas später. Die Lebenserwartung beträgt im Schnitt 10 bis 12 Jahre in der Wildnis und 20 bis 22 Jahre in Gefangenschaft.

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