Das ganze Leben ist ein Spiel – und der Tod auch. Eternity Online ist ein faszinierender Fantasyroman über die Welt der Online-Rollenspiele.
Eternity Online ist das größte Online-Rollenspiel der Welt. Aber nicht jeder darf hinein: Erst nach dem Tod in der wirklichen Welt kann man das Nachleben in einer virtuellen verbringen. Abenteuer erleben, Monster bekämpfen und gemütlich in Tavernen abhängen bis in alle Ewigkeit.
Rob ist nur einer von zahllosen Frischlingen, die in Avataris ihr neues Leben beginnen – natürlich ohne die geringste Erinnerung an ihre Vergangenheit. Doch irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Die Bewohner reagieren seltsam, die ganze Umgebung scheint ihm feindlich gesonnen. Und spätestens als eine Scharfrichterin ihn gefangen nimmt und mit dem endgültigen Tod bedroht, ahnt er, dass eine fast unmögliche Quest vor ihm liegt.
Es ist ein bisschen schade, dass der interessante Plot bereits im Klappentext verraten wird und ETERNITY ONLINE etwas an Spannung verliert. Ich bin kein Onlinegamer, aber ich habe jahrelang P&P gespielt und im Großen und Ganzen ähneln sich die Rollenspiele sehr. Nur … es macht mehr Spaß selbst beteiligt zu sein als darüber zu lesen. Über andere zu lesen, die Questen erledigen … das könnte spannend sein, wird hier aber eher konventionell umgesetzt und beschränkt sich auf: Finde etwas, töte es, bringe mir einen Beweis und du bekommst etwas. Als Einführung in die Welt, und Avataris ist eine interessante Welt mit einigen als kreativ zu bezeichnenden Rassen („Meerschweinchen“, „Bären“ …). Aber der spannende Teil, wie Rob die Hintergründe der Welt entdeckt und auch sein eigenes früheres Leben mehr und mehr begreifen lernt, ist eher eine Nebenhandlung und spielt scheinbar keine Rolle und wird eher stiefmütterlich behandelt. Hin und wieder hier ein Hinweis, dort eine Diskrepanz im Handlungsablauf, aber der Leser weiß ja bereits mehr. So zieht sich das Ganze doch etwas dahin. Die Charaktere sind ganz nett, bleiben aber doch farblos und so bleibt der Leser unberührter Zuschauer, der sich von Quest zu Quest hangelt. Erst gegen Ende wird klar, was für ein genialer Roman mit ETERNITY ONLINE geschaffen hätte werden können, wenn Mikkel Robrahn seinen Protagonisten mehr in der realen Welt hätte agieren lassen. Eine Mischung aus Fantasyroman und Thriller. Unmengen an Potential, aber … ETERNITY ONLINE ist ein Roman, der mich nicht überzeugt hat und mich streckenweise auch gelangweilt hat. Tatsächlich ist das Beste am Hörbuch der Sprecher Louis Friedemann Thiele, der die Geschichte mit seiner vielseitigen Stimme nicht zur totalen Katastrophe verkommen lässt.
Vielleicht bin ich zu lange Rollenspieler gewesen, vielleicht hatte ich andere Erwartungen an das Buch, aber ich bevorzuge Rollenspielbücher mit Wiedererkennungswert, da habe ich mehr davon als ein frei erfundenes, das sich dann lange mit den üblichen Rollenspielproblemen (Charaktererstellung und – entwicklung, Ausrüstung, Questen…) auseinandersetzt. Hilfreich für Nichtrollenspieler, wobei fraglich ist, warum sie das lesen oder hören sollen/wollen, für Experten aber ermüdend…
Da hätte man mehr daraus machen können.
(Rezensionsexemplar)
