Internet Hoaxes (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 3. September 2015)

Ursprünglich wollte ich einen Beitrag über menschenfressende Fische schreiben, aber davon bin ich teilweise abgekommen, nachdem ich bei meinen Recherchen (oder dem Surfen durch die Weiten des WWW) auf diverse unterhaltsame Hoaxe gestoßen bin, und darunter fallen auch die menschenfressenden Fische (da ich damit nicht an Haie gedacht habe, die dafür auch tatsächlich bekannt sind).
Diverse andere Hoaxe findet man bereits im Beutelwolf-Blog (z. B. hier).
Aber es gibt noch einige zahlreiche mehr (und für einige würde auch das Montauk-Monster darunter fallen) und die vorgestellten Beispiele hier sind nur eine kleine Auswahl und auch nicht unbedingt aktuell.

Unter amerikanischen GIs kursieren die wildesten Gerüchte über die Kamelspinne. Sie springt ihre Opfer im hohen Bogen an oder pirscht sich nachts an seine (menschlichen) Opfer heran, um sie mit ihrem Gift zu betäuben und dann zu verspeisen. Aber anders als normale Spinnen zerreißen sie mit ihren starken Kiefern das Fleisch und verspeisen es, ohne es vorverdaut zu haben.
Aber trotz des merkwürdigen Aussehens sind Kamelspinnen eher harmlos. Geläufiger in der deutschen Sprache ist der Begriff Walzenspinnen. Sie bilden eine eigene Ordnung innerhalb der Spinnentiere und sind näher mit den Pseudoskorpionen verwandt. Auch wird ihre Größe etwas übertrieben: Ausgewachsene Walzenspinnen messen von Kopf bis Hinterleib höchstens bis zu 70 mm.
Außerdem ist ihr Gift nur schwach giftig, einen Menschen können sie damit nicht betäuben.
Roger Corman produzierte 2011 einen Film zur Thematik: Camel Spiders – Angriff der Monsterspinnen.

Wels (H. G. Seeley, 1886)

Wels (H. G. Seeley, 1886)

Aber zurück zu den menschenfressenden Fischen.
Aus der Gruppe der Welse sind einige besonders große Arten bekannt: Europäische Welse erreichen, abhängig von ihrem Lebensraum, meist Körperlängen von einem bis eineinhalb Metern und dabei ein Gewicht von etwa 10 bis 50 Kilogramm. Da die Tiere zeitlebens wachsen, können sie allerdings auch deutlich größer und schwerer werden. Die Angaben über die Maximalmaße unterscheiden sich dabei bei verschiedenen Autoren beträchtlich. Häufig wird heute eine Länge von bis zu drei Metern und ein Gewicht von dann 150 Kilogramm angegeben. Aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert liegen allerdings Berichte über deutlich größere Tiere vor. So wurde von bis zu fünf Meter langen und über 300 Kilogramm schweren Welsen im Dnepr in der Ukraine berichtet und ein ohne Eingeweide 375 Kilogramm schweres Tier soll 1731 in der Oder gefangen worden sein. Diese Maße werden von einigen Autoren bis heute übernommen und häufig mit der Anmerkung versehen, dass Tiere dieser Größe heute nicht mehr vorkommen. Die verlässlich dokumentierten größten Fänge mit der Angel waren ein 144 Kilogramm schweres und 2,78 Meter langes Tier aus dem Po und ein 148 Kilogramm schweres Exemplar, das in Bulgarien gefangen wurde.
Südostasiatische Mekong-Riesenwelse können eine Körperlänge von drei Metern und ein Gewicht von über 300 kg erreichen.
Der ebenfalls aus Südostasien stammende Bagarius yarrelli erreicht eine Länge von zwei Metern und wird damit etwas kleiner als die bisher genannten Arten.
Der südamerikanische Riesenantennenwels erreicht eine Länge von 360 cm.
Mit Ausnahme des Riesenwels sind alle genannten Arten Fleischfresser. In Mägen des Riesenantennenwelses wurden auch schon menschliche Leichenteile gefunden, aber es ist eher unwahrscheinlich dass diese Tiere sich aktiv an der Menschenjagd beteiligen. Eher wahrscheinlich sind Übergriffe auf Menschen, wenn diese die Fische in die Enge getrieben haben.
Tödliche Unfälle mit Riesenantennenwelse sollen sich ereignet haben, als Fischer von den sehr kräftigen Tieren ins Wasser gezogen wurden und ertranken.
Eher unangenehm und nicht unbedingt für Horrorfilme geeignet sind die Harnröhrenwelse oder Candiru.
Harnröhrenwelse können aber auch durch ins Wasser urinierende Säugetiere oder Menschen angelockt werden und es kann dann dazu kommen, dass die Welse in die Harnröhre einschwimmen. Daher haben sie ihren Trivialnamen erhalten. In dieser Umgebung sind sie nicht lebensfähig, verhaken sich deshalb im Todeskampf mit ihren Kiemenhaken und sterben ab. Oft lassen sich ihre Kadaver nur durch einen operativen Eingriff wieder entfernen. Die Indigenen in den betroffenen Gebieten schnüren sich beim Baden deshalb ihre Geschlechtsteile zu oder schützen sich durch spezielle Kleidungsstücke. Schon früh führten teils unsachgemäße Beobachtungen und Schlussfolgerungen zu wahren Horrorvorstellungen, wonach befallene Männer ihr Leben nur durch Selbstkastration retten können.
Harnröhrenwelse werden von 2,7 cm (Paracanthopoma parva) bis zu 17 cm (Vandellia cirrhosa) lang. Sie sind extrem schlank, große Arten wurmförmig. Sie haben nadelförmige Zähnchen, mit denen sie die Aorta der Wirtsfische perforieren können. Alle Arten besitzen hinter den Kiemen Haken, mit denen sie sich nicht nur festhalten, sondern die sie auch dazu benutzen können, an geeignetem Untergrund hochzuklettern.

Die bekanntesten menschenfressenden Fischen (neben den Haien) sind die Piranhas.
Der Ursprung der vielfältigen und weitverbreiteten Vorurteile bezüglich der Piranhas ist bereits bei den ersten Forschern und Entdeckern zu suchen, die Südamerika bereist haben; Alexander von Humboldt, der Pygocentrus cariba 1821 zuerst beschrieb, fasste seine Charakterisierung folgendermaßen zusammen:
„Bei San Fernando auf dem Rio Apure. Am Morgen fingen unsere Indianer mit der Angel den Fisch, der hierzulande Caribe oder Caribito heißt. Er fällt die Menschen beim Baden und Schwimmen an und beißt ihnen oft ansehnliche Stücke Fleisch ab. Ist man anfangs auch nur unbedeutend verletzt, so kommt man doch nur schwer aus dem Wasser, ohne schwere Wunden davonzutragen. Gießt man ein paar Tropfen Blut ins Wasser, so kommen sie zu Tausenden herauf.“
Ähnlich äußerte sich etwa einhundert Jahre später der ehemalige US-amerikanische Präsident Theodore Roosevelt über die Piranhas in seinem 1914 veröffentlichten Bericht über seine Entdeckungsreise durch den Regenwald Brasiliens: „Sie zerreißen und verschlingen bei lebendigem Leibe jeden verletzten Menschen und jedes verwundete Tier; denn Blut im Wasser bringt sie zur Raserei.“ Herbert R. Axelrod berichtet, dass der brasilianische Ichthyologe Miranda-Ribeiro dem amerikanischen Präsidenten bei seiner Reise durch den Mato Grosso 1913 ein besonderes Schauspiel bot. Im eigens nach ihm benannten Rio Theodore Roosevelt, einem Seitenfluss des Rio Aripuanã, welcher zum Flusssystem des Rio Madeira gehört, wurde ein Flussabschnitt mit Netzen abgedeckt und mit unzähligen von Fischern gefangenen Roten Piranhas besetzt. In diesen abgetrennten Gewässerabschnitt wurde eine verletzte Kuh hineingetrieben und von den tausenden, durch Klaustrophobie in Panik geratenen Piranhas angegriffen. Sie wurde erst in die Beine gebissen, fiel dann um und wurde schließlich von den Raubfischen skelettiert. Beeindruckt durch dieses blutige Schauspiel ließ er diese Piranhaart Serrasalmus roosevelti (jetzt Pygocentrus nattereri) benennen. Diese völlig verfälschte Darstellung des Raubverhaltens von Piranhas ging durch die US-Presse und trug maßgeblich zur Legendenbildung bei.
Der Wissenschaftler Philip Street schreibt 1971 in seinem Werk Die Waffen der Tiere:
„Der Menschenhai und der Barracuda sind furchterregende Geschöpfe, aber an rasender Wildheit und Gefährlichkeit für den Menschen kommt nichts, was im Meer schwimmt, einem kleinen, in den Flüssen Südamerikas lebendem Fisch gleich. Das ist der Piranha. Er steht mit Recht im Ruf eines Menschenfressers, obgleich seine Länge selten 17,5 cm übersteigt und 25 cm bilden einen Rekord. Der Tod durch den Hai oder den Barracuda ist meist rasch und, verglichen mit dem Piranha, geradezu gnädig zu nennen. Jeder Mensch und jedes Tier, denen das Unglück widerfährt, an einer von diesem blutdürstigen Fisch heimgesuchten Stelle in den Fluss zu fallen, wird buchstäblich bei lebendigem Leibe aufgefressen, Hunderte erscheinen aus dem Nichts, und das Fleisch des Opfers wird in Zehntausenden kleiner Bisse abgefressen, bis nichts übrigbleibt als das nackte Skelett. Das grausige Werk ist kurz. Bei einer neueren Untersuchung wurde der Kadaver eines Schweines von 400 Pfund in einen Fluss herabgelassen, von dem man wußte, dass er von Piranhas wimmelte. Nach 10 Minuten waren nur noch die Knochen übrig. So klein er ist, besitzt der Piranha ein unglaublich scharfes Gebiß, mit dem er einen Finger samt Knochen auf einmal glatt durchbeißen kann. Gewöhnlich ist der Piranha ein geruhsamer Fisch, doch das Erscheinen des Opfers scheint ihn in eine Art von Raserei zu versetzen, und es ist nicht der Hunger allein, der ihn treibt. Lange nachdem sie sich sattgefressen haben, fahren sie mit ihren wütenden Angriffen fort, bis auch nicht das geringste bißchen Fleisch mehr übrig ist; die Abfälle häufen sich am Boden des Flusses, bis die Strömung sie wegschwemmt. Kein Lebewesen entgeht ihrer Aufmerksamkeit, auch keines der eigenen Gattung, und es ist unmöglich, mehr als einen von ihnen in einem Aquarium zu halten.
Jan H. Mol untersuchte 2006 in Suriname Unfälle zwischen Piranhas und Menschen. Untersucht wurden drei Regionen der Flüsse Suriname und Wayambo und es stellte sich heraus, dass die meisten Opfer Kinder waren, die beim Baden von größeren vereinzelten Exemplaren des Serrasalmus rhombeus in die Füße gebissen wurden. Angriffe mehrerer Fische auf Menschen kamen sehr selten vor. Beißattacken erfolgten nur vereinzelt, das Opfer wurde nicht weiter verfolgt.
Charakteristisch war, dass fast alle Angriffe zur Trockenzeit stattfanden und in von Essensresten, Fischabfällen und Blut verunreinigten Gewässerzonen.
Die Berichterstattung der spanischen Konquistadoren über Piranhas erzählt von Beißangriffen während der Dschungelkämpfe mit Indiokriegern, einerseits durch das Blut der Gefallenen im Wasser und andererseits durch die rote Beinbekleidung der europäischen Eroberer. Einige Piranha-Arten reagieren aggressiv auf die Farbe Rot.
Ein stark überstrapaziertes Bild ist das kranke Rind, das bei einer Flussüberquerung in der Orinoco- oder Amazonasregion stets den Piranhas geopfert werden muss, um die Raubfische vom Rest der Herde abzulenken. Die Vielzahl von Gewässern und die Armut der Rinderhirten weist diese Vorstellung als unsinnig nach.
In einer Siedlung der „Ribeirinhos” (auf Hausbooten lebende Fischer) soll es zu einem tödlichen Unfall gekommen sein, als ein Kleinkind ins Wasser fiel, während seine Mutter in der Nähe Fische ausnahm und durch das dabei entstehende Blut und Fischschuppen die Piranhas in einen Fressrausch versetzte. Besonders gegen Ende der Trockenzeit im September und Oktober werden die Piranhas lokal gefürchtet.
Tatsächlich kommt es zu Verletzungen mit Piranhas zumeist nicht im, sondern eher außerhalb des Wassers, wenn etwa versucht wird, einen gefangenen Piranha unsachgemäß vom Angelhaken zu lösen.

Bei HoaxFactor gibt es einige interessante Videos zu sehen, die bereits gezeigten sind nur Beispiele und nicht immer spielen Tiere eine Rolle.

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