Der Weltbienentag wird seit dem Jahr 2018 am 20. Mai gefeiert. An diesem Tag des Jahres 1734 wurde Anton Janša geboren, der als Pionier der modernen Imkerei gilt. Der Feiertag wurde von Slowenien im Rahmen der Organisation der Vereinten Nationen vorgeschlagen und am 20. Dezember 2017 angenommen. 2019 wurden auf drei Kontinenten verteilt 15 offizielle Veranstaltungen durchgeführt. In Rom fand ein Internationaler Runder Tisch statt.
Ziel des Weltbienentages ist es, einer breiten Öffentlichkeit die immense Bedeutung von Bienen aufzuzeigen. Aufgrund ihrer unverzichtbaren Bestäubungsleistung fördern sie die biologische Artenvielfalt und die Nahrungssicherung der Menschen, aber auch der Tiere. Weiterhin soll mit diesem Gedenktag auf den starken Rückgang der Bienenpopulation und den erforderlichen Schutz dieser Insekten hingewiesen werden.
Bienen sind bekannt für ihre Rolle bei der Bestäubung und Honigbienen außerdem für die Produktion von Honig und anderen Bienenprodukten. Neben der Honigbiene existieren weltweit etwa 30.000 Wildbienenarten. Davon leben in Deutschland je nach Experten, Jahr der Publikation und verwendetem Artkonzept 548, gut 550, oder sogar 574 Arten, von denen fast die Hälfte als bedroht gelten.
Mehr Infos zum Weltbienentag gibt es hier.
19.05.2022, NABU
NABU zum Weltbienentag (20.5.): Was wir tun müssen, damit es wieder summt und brummt
Miller: Dramatischer Rückgang unserer Wildbienen steht exemplarisch für das voranschreitende Insektensterben
Zum Weltbienentag macht der NABU auf den dramatischen Rückgang der Wildbienen und weiterer Insektenarten aufmerksam: Fast die Hälfte aller in der Roten Liste bewerteten Bienenarten sind bestandsgefährdet oder schon ausgestorben, nur etwa 37 Prozent gelten als ungefährdet. Ein Trend, der sich nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt abzeichnet: So werden in der Datenbank des internationalen Biodiversitäts-Netzwerks GBIF immer weniger Beobachtungen von Wildbienenarten gemeldet – zwischen 2006 und 2015 waren es 25 Prozent weniger als noch vor 1990.
NABU-Geschäftsführer Leif Miller: „Der dramatische Rückgang unserer Wildbienen steht exemplarisch für das voranschreitende Insektensterben in Deutschland und weltweit. Für Mensch und Natur ist die Insektenvielfalt jedoch überlebenswichtig. Sie sind für die Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen zuständig, verbessern die Fruchtbarkeit des Bodens, sind wichtige Nützlinge in der Forst- und Landwirtschaft und bilden eine wichtige Nahrungsquelle für eine Vielzahl weiterer Tiergruppen wie Vögel, Säugetiere, Amphibien oder Reptilien. Um sie effektiv zu schützen, müssen wir bei den verschiedenen Treibern des Insektensterbens ansetzen. Es ist vor allem die Kombination aus intensiver und strukturarmer Landwirtschaft, Klimawandel, Flächenversiegelung und Lichtverschmutzung, die die Insektenpopulationen so schnell schwinden lassen.“
Vor allem die monotone, strukturarme Agrarlandschaft sorgt für einen starken Artenverlust. Um dem entgegenzuwirken, fordert der NABU einen Anteil nicht-bewirtschafteter Flächen von mindestens zehn Prozent. Denn Brachen bieten – neben Hecken und anderen Strukturelementen – Wildbienen und Co. einen wichtigen Lebens- und Rückzugsraum und damit die Chance zu überleben.
Dr. Laura Breitkreuz, NABU-Referentin für Biodiversität und Entomologie: „Landwirtschaftlich intensiv und einseitig genutzte Gebiete sind sehr bienenarm. In strukturreichen Lebensräumen mit einem vielfältigen Nahrungsangebot von nektar- und pollenspendenden Wildpflanzen sowie ausreichend Nistplätzen findet man hingegen die größte Artenvielfalt an Bienen. Damit es auf unseren Wiesen und Feldern also wieder summt und brummt, braucht es ein Netz von nicht-bewirtschafteten Landschaftselementen wie Hecken und Brachen.“
Neben einer strukturreicheren Landschaft gilt es auch das Risiko durch Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, um die Insektenvielfalt nicht noch weiter zu dezimieren, betont Dr. Verena Riedl, NABU-Referentin für Biodiversität und Ökotoxikologie: „Eine nationale Reduktionsstrategie mit verbindlichen Maßnahmen, die zu mindestens einer Halbierung des Pestizidrisikos bis 2030 führen, ist überfällig. Außerdem besteht großer Handlungsbedarf, das Risiko für Wildbienen und weitere Insekten endlich ausreichend in der Risikobewertung von Pestiziden abzubilden und bei Zulassungsentscheidungen zu berücksichtigen.“
Mitmachaktion NABU-Insektensommer
Augen auf, Lupe raus und Stift gezückt: Beim NABU Insektensommer vom 3. bis 12. Juni und vom 5. bis 14. August sind Groß und Klein dazu aufgerufen, Sechsbeiner zu beobachten und zu zählen. Hummeln – die übrigens auch Wildbienen sind – stehen in diesem Jahr ganz besonders im Fokus der Aktion. „Kannst Du Hummeln am Hintern erkennen?“, lautet die Entdeckungsfrage 2022 für alle, die zum ersten Mal genauer bei den Insekten hinschauen. Beobachten und zählen kann jeder und das fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich, Bach oder Fluss. Gezählt wird bis zu eine Stunde lang. Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular oder mit der kostenlosen Web-App NABU Insektensommer. Beide Meldewege sind unter www.insektensommer.de zum Aktionsstart abrufbar.
Weitere Informationen zur Roten Liste der Bienen Deutschlands: https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Download-Wirbellose-Tiere-1875.html
19.05.2022, BUND
Zierpflanzentest zum Weltbienentag: Fast jede Probe pestizidbelastet
Viele Zierpflanzen sind stark pestizidbelastet. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Pflanzentest, den die Partnerorganisationen Global 2000 aus Österreich und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich des morgigen Weltbienentags (20. Mai) veröffentlichen. Auch dieser zweite Test in Folge weist erneut zahlreiche Rückstände gefährlicher Pestizide nach. Das alarmierende Ergebnis: Fast alle der 44 Proben waren belastet, im Schnitt mit 7,7 unterschiedlichen Wirkstoffen.
Hoch bienengiftige Substanzen waren auf etwa 40 Prozent der Proben zu finden, während knapp jede fünfte Pflanze gleich mit mehreren dieser Pestizide belastet war. Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchungen 64 verschiedene Pestizide nachgewiesen, darunter elf, die als hoch giftig für Bienen eingestuft werden.
„Der Zierpflanzenanbau hat katastrophale Auswirkungen auf Bienen und andere Insekten“, sagt BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. „Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Bienen retten und das Insektensterben stoppen. Sie kaufen Blühpflanzen, die vom Handel als bienenfreundlich angepriesen werden. Pflanzen wie Sonnenblumen, Lavendel oder Hyazinthen können jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten. Bienen nehmen diese schädlichen Insektengifte über Nektar und Pollen auf. So wird die gewünschte Bienenrettung zur Giftfalle.“
Auf fast 40 Prozent der in diesem Jahr getesteten Pflanzen befanden sich Pestizide, die zum Zeitpunkt der Probenahme keine EU-Zulassung mehr besaßen. „Skandalös ist die Tatsache, dass europäische Herstellerfirmen Pestizide in Länder des globalen Südens verkaufen, die aufgrund ihrer Gefahr für Mensch und Umwelt in Europa nicht mehr zugelassen sind. Sie werden dort zum Beispiel im Zierpflanzenbau eingesetzt, gefährden Arbeiterinnen und Arbeiter und belasten die Umwelt. Der Giftkreislauf schließt sich, wenn EU-Mitgliedstaaten Zierpflanzen importieren, die solche Pestizide ohne EU-Zulassung enthalten“, sagt Hölzel.
Um das Insektensterben, insbesondere das Bienensterben, zu stoppen und Arbeiterinnen und Arbeiter auf Blumenplantagen weltweit zu schützen, fordert der BUND von der Bundesregierung ein Exportverbot von Pestiziden, die keine Zulassung in der EU haben. Weiterhin muss der Pestizideinsatz zügig deutlich reduziert werden, für Mensch und Umwelt besonders gefährliche Pestizide müssen auf EU-Ebene verboten werden. Für Verbraucher*innen ist die beste Empfehlung, Bio-Pflanzen zu kaufen oder Zierpflanzen, die vollständig in der Region gezogen werden.
Die Testergebnisse finden Sie hier: www.bund.net/zierpflanzentest_2022
Übrigens … die Rainfarn-Maskenbiene ist Wildbiene des Jahres 2022. Diesen Titel verleiht das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ jedes Jahr einer Wildbienenart, um damit auf die Vielfalt dieser wild lebenden Insekten und deren Bedeutung für die natürlichen Kreisläufe hinzuweisen.
Angela Niebel-Lohmann: Wildbienen artgerecht unterstützen ist zwar kein Bestimmungsbuch für Wildbienen, aber es enthält doch einige Porträits heimischer Vertreter.
Und … was auch nicht vergessen werden darf: Auch Hummeln sind Wildbienen. Dave Goulson hat ein sehr interessantes und kurzweiliges Buch über die Hummeln geschrieben: Und sie fliegt doch.
Und natürlich wäre es schön, wenn man auch außerhalb des Weltbienentags an die Bienen und ihre Verwandten denken würde.
Natürlich denkt man bei Wildbienen auch an Insektenhotels, aber auch wenn es einfach klingt einfach ein (käuflich zu erwerbendes) Insektenhotel aufzustellen, so muss man doch einiges dabei beachten und nicht jedes Insektenhotel ist brauchbar. Und … auch der Standort ist wichtig.
Zum Thema Insektenhotels gibt es hier einen Beitrag. Und auch beim NABU gibt es einiges zum Thema.