Heinrich Dathe: Zoologe und Tiergärtner aus Leidenschaft (Rezension)

Zum 100. Geburtstag Dathes veranstalteten der Geburtsort, die Stadt Reichenbach im Vogtland, und die Regionalgruppe des NABU Deutschland, die Deutsche Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie sowie die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz – in Reichenbach und Berlin ein Gedenkkolloquium und ein wissenschaftliches Symposium, deren Beiträge hier vorgestellt werden.
Weggefährten, Tiergärtner, Zoologen und Naturschützer, Pädagogen und Historiker erhellen – in enger Verbindung zur Familie Dathe – wichtige Prägungen und Wirkungen seiner Person, interessante Hintergründe und Besonderheiten seines Werkes sowie augenfällige Chancen und Grenzen seiner Zeit.

Heinrich Dathe (1910–1991) war einer der bedeutendsten deutschen Zoologen und Tiergärtner des 20. Jahrhunderts. Geboren am 7. November 1910 in Reichenbach im Vogtland, studierte er Zoologie, Botanik und Geologie an der Universität Leipzig, wo er 1934 promovierte. Früh zeigte sich seine Leidenschaft für Tiere und die Vermittlung zoologischen Wissens an ein breites Publikum. Nach verschiedenen wissenschaftlichen Tätigkeiten leitete er ab 1955 den neu gegründeten Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, den er innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der größten und bedeutendsten Tiergärten Europas ausbaute.
Dathe verstand den Tierpark als Ort der Bildung und des Erlebens, als „Volkszoo“, der Wissenschaft, Artenschutz und Erholung vereint. Durch seine charismatische Persönlichkeit und seine Auftritte in Rundfunk und Fernsehen wurde er zu einer populären Figur der DDR. Seine Sendungen machten zoologische Themen einem breiten Publikum zugänglich und förderten das Interesse an Natur und Tierwelt.
Trotz politischer Zwänge und materieller Engpässe gelang es Dathe, ein international anerkanntes zoologisches Zentrum zu schaffen. Er blieb bis 1990 Direktor des Tierparks und starb am 6. Juni 1991 in Berlin. Heinrich Dathe hinterließ ein Vermächtnis aus Leidenschaft, Wissensdurst und unermüdlichem Engagement für die Tiere und die Zoologie.

Die Beiträge des Symposiums, das zu seinem 100. Geburtstag stattfand sind sehr unterschiedlich. Sie beschreiben seine Zeit in Reichenbach, heben seine Bedeutung für die Ornithologie hervor und vergessen natürlich auch nicht seine Zeit in Leipzig und vor allem Berlin, dessen Tierpark er jahrzehntelang prägte.
Der Band zeichnet sich durch eine ausgewogene Mischung aus biografischem Erzählen, wissenschaftlicher Kontextualisierung und persönlicher Erinnerung aus. Er richtet sich sowohl an zoologisch Interessierte als auch an Leser, die sich für Zeitgeschichte und Kulturgeschichte der DDR interessieren. Man spürt in jeder Zeile die Bewunderung, aber auch die kritische Distanz der Autoren: Sie verschweigen nicht, dass Dathes Karriere eng mit den Strukturen des sozialistischen Staates verflochten war und dass sein Erfolg auch auf diplomatischem Geschick im Umgang mit der Politik beruhte.
Die reichhaltige Bebilderung – historische Fotos, Tierparkpläne, private Aufnahmen – ergänzt die Texte hervorragend.
Dathe wird gewürdigt, aber nicht in den Himmel hoch gelobt, wobei natürlich kritische Stimmen anlässlich der Größe des Mannes verstummen (und bei eines Lobessymposium nichts zu suchen haben).
Wer sich für das Leben Heinrich Dathes, den man durchaus als Zoologen und Tiergärtner wahrnehmen kann, interessiert, der wird an diesem Buch zum Symposium noch einiges erfahren, auch wenn (meiner Meinung nach) sehr viel von und über H. Dathe veröffentlicht wurde. Aber es scheint noch nicht alles gesagt zu sein.

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