Qualzuchten bei Hunden

Englische Bulldogge

Als Qualzucht bezeichnet man bei der Zucht von Tieren die Duldung oder Förderung von Merkmalen, die mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden sind. Betroffene Tiere werden auch als Qualzüchtungen bezeichnet.
Die Qualzucht von Wirbeltieren ist nach § 11b Tierschutzgesetz verboten – außer, sie ist für wissenschaftliche Zwecke nötig; sie ist nach § 18 Abs. 1 Ziff. 22 TierSchG eine Ordnungswidrigkeit. Ein Beispiel für eine Ausnahme ist die als Modellorganismus vielfach verwendete Nacktmaus (athymische Maus).
Das am 2. Juni 1999 im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichte Gutachten zur Auslegung von § 11b TierSchG (Verbot von Qualzüchtungen) „soll insbesondere allen Züchtern von Heimtieren helfen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Vorschriften des Tierschutzgesetzes, welche die Züchtung betreffen, in vollem Umfang zu beachten. Ziel ist das vitale, gesunde, schmerz- und leidensfreie Tier.“ Laut einer darin enthaltenen Definition ist die Qualzüchtung gegeben, wenn „… bei Wirbeltieren die durch Zucht geförderten oder die geduldeten Merkmalsausprägungen (Form-, Farb-, Leistungs- und Verhaltensmerkmale) zu Minderleistungen bezüglich Selbstaufbau, Selbsterhaltung und Fortpflanzung führen und sich in züchtungsbedingten morphologischen und/oder physiologischen Veränderungen oder Verhaltensstörungen äußern, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind.“ Das Gutachten beschäftigt sich vor allem mit Hunden und Katzen, berührt aber auch Kaninchen, Fische und Vögel.
Seit dem 1. Januar 2022 dürfen Hunde mit Qualzuchtmerkmalen nicht mehr ausgestellt werden.
Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe äußert sich hier dazu.

Mops

Ein direktes „Verbot von Hunderassen“ im deutschen Tierschutzgesetz (TierSchG) gibt es nicht. Das TierSchG (§ 11b) regelt v. a. das Verbot der Qualzucht: Es ist untersagt, Tiere so zu züchten, dass bei ihnen erblich bedingt Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten. Das betrifft viele Rassen mit extremen Merkmalen (z. B. Mops, Bulldogge, Shar-Pei, Nackthunde). Ein komplettes Haltungsverbot ergibt sich daraus aber nicht automatisch.
Es gibt ein Qualzucht-Verbot, das alle Hunde betrifft, wenn sie mit Merkmalen gezüchtet werden, die Leiden verursachen.
Beispiel: Zu kurze Schnauze (Atemnot), überlange Ohren (Entzündungen), extreme Falten (Hautprobleme).
Aber, wie bereits erwähnt: Es gibt keinen „Katalog“ verbotener Rassen, sondern eine Einzelfallprüfung (Gesundheit/Zuchtpraxis). Es ist also nicht verboten Chihuahuas, Möpse oder Dackel zu halten. Bei Extremformen dieser Rassen sieht es dagegen anders aus. Dackel mir besonders langem Rückgrad, sehr Kurzschnäuzige Möpse … das wären Beispiele für Qualzuchten.

Einige Rassen (bereits genannte Möpse zum Beispiel) werden häufig als Qualzucht eingestuft oder wegen rassetypischer, gesundheitlich problematischer Merkmale kritisch gesehen werden.

Ein paar Beispiele


Mops
Problematische Zuchtmerkmale: Extrem kurzer Schädel (Brachycephalie), zu enge Nasenöffnungen, hervorstehende Augen, Ringelschwanz (Wirbelmissbildungen)
Typische gesundheitliche Folgen: Atemnot, Hitzestau, Hornhautverletzungen, Wirbelsäulenprobleme

Französische Bulldogge
Problematische Zuchtmerkmale: Extrem kurzer Schädel (Brachycephalie), kurze Rute (Fehlbildungen), enge Atemwege, Hautfalten
Typische gesundheitliche Folgen: Atemnot, Bandscheibenvorfälle, Hautentzündungen, Augenprobleme

Englische Bulldogge
Problematische Zuchtmerkmale: Extreme Brachycephalie, sehr breite Brust, kurze Gliedmaßen, starke Faltenbildung, verkürzte Rute
Typische gesundheitliche Folgen: Kaiserschnitt nötig, Atemnot, Gelenkprobleme, Hautentzündungen

Chihuahua
Problematische Zuchtmerkmale: Sehr kleiner Körper, übergroßer Kopf, zu große Augen, offene Fontanelle, Miniaturisierung
Typische gesundheitliche Folgen: Zahnprobleme, Hydrozephalus, Knochenbrüche, Geburtsschwierigkeiten

Bloodhound
Problematische Zuchtmerkmale: Sehr lange Lefzen und Ohren, übermäßige Haut
Typische gesundheitliche Folgen: Augenentzündungen, Ohrenentzündungen, Hautprobleme

Bassett
Problematische Zuchtmerkmale: Sehr lange Ohren, kurze Gliedmaßen, lose Haut
Typische gesundheitliche Folgen: Ohrenentzündungen, Hautfaltenprobleme, Rückenleiden

Shar-Pei
Problematische Zuchtmerkmale: Extreme Hautfalten, enge Lidspalten (Entropium)
Typische gesundheitliche Folgen: Chronische Hautentzündungen, Augenverletzungen

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