Frank Westerman: Sieben Tiere schlagen zurück (Rezension)


Frank Westerman nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine packende Reise zu sieben Tieren, die sich gegen den Menschen behaupten – und dabei unsere Sicht auf Natur, Geschichte und Verantwortung herausfordern. In seinem Buch verbindet der Bestsellerautor Nature Writing mit historischer Reportage und philosophischer Tiefe. Für alle, die sich für ökologische Zusammenhänge, spannende Erzählungen und kluge Reflexionen begeistern.
Westerman, einer der wichtigsten Autoren im erzählenden Sachbuch der Niederlande, erzählt sieben Geschichten von sieben verschiedenen Tierarten:
Wie der Stoßzahn eines Narwals einen Terroranschlag verhindert
Was Walt Disney mit der Legende vom kollektiven Selbstmord der Lemminge zu tun hat
Wie es dazu kam, dass der erste Versuch, Tieren Rechte zuzuerkennen, im Fall von Tierquälerei bei Aalen zu einem Volksaufstand führte
Wie die Ringelgans fast ausstarb, weil sie von Gulag-Häftlingen gejagt wurde, die damit dem Hungertod entgehen wollten
Was Westerman und seine Tochter am nördlichsten Campground auf Spitzbergen erleben, am Ort eines tödlichen Eisbärenangriffs
Wie Russland und Norwegen ihren neuen Kalten Krieg auf dem Rücken von Rentieren austragen
Warum die Königskrabbe als invasive Art Karriere machen konnte
Unterschiedliche Geschichten, unterschiedliche Tiere, alle auf unterhaltsame Weise präsentiert. Besonders witzig (und auch etwas skurril) war die Geschichte mit den Narwalen.
Jede Tierart ist Protagonist in seiner Geschichte. Zentral ist dabei aber immer die Frage: Was passiert, wenn Mensch und Natur sich „in die Quere kommen“, etwa im Zuge des Klimawandels, der Arktis-Erwärmung, geopolitischer Machtspiele und moralischer Verantwortung. Gleichzeitig ist es eine Reise in die Vergangenheit, und einer der bedeutendsten Entdecker/Forscher des 16. Jahrhunderts, Willem Barents, ist omnipräsent. Willem Barents gilt als Entdecker Spitzbergens. Er war der erste europäische Entdeckungsreisende der Neuzeit, der eine Überwinterung in der Arktis unternahm. Nach ihm wurden die Barentssee (ein Teil des Nördlichen Eismeers), die Barentsinsel (ein Teil der Inselgruppe Spitzbergen) und die Bergarbeitersiedlung Barentsburg benannt.
Die Tiere stehen aber nicht nur für sich, sondern werden verwoben mit menschlichen Geschichten, Machtspiele, Wissenschaft, Popkultur, historische Anekdoten (nicht nur Willem Barents betreffend, auch wenn man den Anschein hat, dass er als Roter Faden fungiert, der in jeder Geschichte eine Rolle spielt, er oder die Orte, die nach ihm benannt sind). Das schafft Tiefe und Komplexität und regt zum Nachdenken an.
Der Schreibstil verleiht Authentizität und Spannung. Der Leser wird mitgenommen in Polarregionen, in historische Verstrickungen, zu Mythen und Wissenschaft.

SIEBEN TIERE SCHLAGEN ZURÜCK ist ein überzeugendes und lohnendes Sachbuch, das durch literarisches Erzählen ein wichtiges Thema zugänglich macht: Unser Verhältnis zu Tieren, Umwelt, Natur und damit unweigerlich zu uns selbst. Wer Lust hat auf eine Mischung aus Nature Writing, Reportage und philosophischer Reflexion wird hier gut bedient.
Aber ein wirkliches Zurückschlagen der Tiere ist es nicht, sieht man vielleicht von den Kapiteln über den Narwal und den Eisbären ab. Es gibt keine Rache der Lemminge oder der Ringelgänse und die Königskrabbe ist (als invasive Art) eher ein Ärgernis …

SIEBEN TIERE SCHLAGEN ZURÜCK bei amazon (AffiliateLink)

(Rezensionsexemplar)

Dieser Beitrag wurde unter Rezension veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert