(Erstveröffentlichung am 17. April 2018)
Der Beutelwolf oder Tasmanischer Tiger hat seinen Namen durch seine Ähnlichkeit mit Wolf und Tiger. Sieht man sich die drei Tierarten aber genauer an sind die Gemeinsamkeiten eher gering, sieht man davon ab, dass es sich um Fleischfresser handelt (und die Ähnlichkeit zwischen Tiger und Beutelwolf größer sind als Zebra und Beutelwolf).
Obwohl sich die Vorfahren von Wolf und Beutelwolf stammesgeschichtlich sehr früh in der Kreidezeit teilten, entwickelte sich in der Gruppe der Beuteltiere und der Höheren Säugetiere jeweils ein Raubtier mit verblüffenden Übereinstimmungen. Generell überwiegen beim Vergleich deutlich die Ähnlichkeiten in Ausbildung und Proportionen, so dass man in diesem Fall von einem Paradebeispiel für Konvergenz sprechen kann. Beide besitzen ein Raubtiergebiss mit sehr kleinen Schneidezähnen und großen, gebogenen Eckzähnen. Die Vorbackenzähne sind einhöckrig und die Backenzähne besitzen mehrere Höcker. Die Zahnformeln lauten:
für den Beutelwolf: 4 1 3 4 / 3 1 3 4 = 46
für den Wolf: 3 1 4 2 / 3 1 4 2 = 40.
Vergleicht man die Schädel dieser Tiere, fällt nicht nur Ungeübten die Unterscheidung sehr schwer. Nebenstehende Abbildung zeigt den Schädel von Beutelwolf (rote Markierung) und Wolf (grüne Markierung) in verschiedenen Ansichten. Die deutlichsten Unterschiede im Vergleich zum Wolf sind:
in der Seitenansicht: die Schädelbasisfläche knickt im Profil stärker zum Nasenrücken hin ab; der Stirnbereich ist voluminöser; der Jochbogen reicht weiter nach hinten und erweitert sich dort; der Unterkiefer ist etwas schmaler.
in der Aufsicht: Insbesondere der Vorderschädel ist schmaler geformt; deutlicher ist der aufgewölbte Stirnbereich erkennbar; das Hinterhaupt wirkt im Vergleich abgestutzt. Der Hirnschädel des Wolfs ist proportional wesentlich größer als der des Beutelwolfs.
bei der Betrachtung der Schädelunterseite: im Bereich des Hinterrandes des Gaumens finden sich zwei Öffnungen, die sog. Gaumenfenster (Merkmal ursprünglicher Säugetiere); am Hinterrand der Jochbogen fallen die sehr kleinen Gehörblasen auf.
bei der Betrachtung von schräg hinten auf das Hinterhaupt: die Winkelfortsätze am Unterkiefer sind wie bei fast allen Beuteltieren nach innen gebogen.
Und natürlich haben (weibliche) Beutelwölfe einen Beutel, der weiblichen Wölfen (und Tigern) fehlt.
An den Modellen erkennt man die Unterschiede ganz gut…die Ähnlichkeiten sind nur oberflächlich (aber die australische Tierwelt wurde und wird oft mit der bekannteren europäischen Tierwelt verglichen: Beutelratten, Beutelmäuse und Beutelmarder sind nur ein paar Beispiele…)