Können Tiere von Natur aus böse sein? Überlebens- und Fortpflanzungsstrategien in der Natur sind das Ergebnis evolutionärer Anpassung. Somit sind die Beteiligten nicht wirklich Verbrecher. Die Verbrechen im Tier- und Pflanzenreich gehen weit über das Fressen und gefressen werden hinaus. Dieses Buch geht auf die wahren Verbrechen in der Natur ein, deckt aber auch die Hintergründe auf. Farina Graßmann geht raffinierten Täuschungsmanövern, hinterlistigen Fallen und dreisten Dieben in der Tier- und Pflanzenwelt auf den Grund und zeigt, welche Strategien dahinterstecken.
Vielleicht eine kleine Warnung vorweg: TRUE CRIME IN NATURE ist nichts für schwache Nerven. Das Cover gibt schon einen guten Eindruck davon, was man erwarten kann.
Blutige Verbrechen, die dann auch noch fast straffrei vollzogen werden können. Mit den Texten von Farina Graßmann und den comichaften, aber passenden Illustrationen von Cornelis Jettke. Und es geht wirklich zur Sache. Da muten diverse Jagdszenen richtig harmlos an. Buckelwale haben eine besondere Art der Jagd entwickelt, aber das sind dann schon die größten Vertreter (wenn man vielleicht davon absieht dass das Wurzelwerk von Bäumen und/oder Pilzen vielleicht sogar größer sein können). Viele der von der Autorin beschriebenen Verbrechen finden in viel kleinerem Maßstab statt. Was sie zum einen zwar fast unmerklich vor unseren Augen passieren lassen, aber an Grausamkeit kaum zu überbieten sind. Da gibt es bekannte Phänomene, wie Spinnenweibchen, die ihre Männchen bei der Paarung verspeisen, oder Schlupfwespen, die ihre Eier in andere Insekten legen und diese dann von den Nachkommen innerlich verspeist werden. Klingt ja schon sehr gruselig, aber es gibt noch viel viel mehr. Da ist der der Kuckuck noch einer der harmloseren Verbrecher (wenn man nicht gerade ein kleiner Singvogel ist …).
Das Land muss Farina Graßmann auch nicht verlassen (sieht man von der Knoblauch-Rauke in Nordamerika und einigen Meeresbewohnern ab): Alle Verbrechen kann man mehr oder weniger vor der Haustür beobachten (wobei das bei Buckelwalen und ein paar anderen Tieren vielleicht etwas schwierig wird). Es sind auch nicht nur tierische Verbrechen, die unter die Lupe genommen werden. Unter den Pflanzen und den Pilzen sowieso, findet man auch den einen oder anderen Verbrecher. Und das sind nicht nur die offensichtlichen Kandidaten wie die fleischfressenden Pflanzen.
TRUE CRIMES IN NATURE ist ein bisschen eklig, aber sehr wahr, und … sehr spannend und informativ. Mehr Verbrechen bekommt man kaum geboten … Und wenn man danach noch schlafen kann … hat man einiges an Wissen gewonnen und sieht die Welt mit anderen Augen.
(Rezensionsexemplar)