Erin Bow: Alpakas, Agathe und mein neues Leben (Rezension)

Urkomisch und herzzerreißend. Von ausgebüxten Emus, einem tollpatschigen Hund und drei unvergesslichen Freunden
Simons wohl größter Ruhm ist seine Flucht vor aufgebrachten Alpakas. Die ging auf YouTube viral. Aber die Geschichte, die die ganze Welt über ihn erzählt, ist eine andere – eine, die er unbedingt vergessen möchte. Zwei Jahre sind seitdem vergangen. Jetzt zieht er mit seinen Eltern in die National Quiet Zone, den einzigen Ort in den USA, in dem es kein Internet gibt. Sein Dad beginnt dort als Diakon, seine Mutter arbeitet als Bestatterin, und endlich findet Simon auch neue Freunde: die wunderbare Agate vom Angoraziegenhof und Kevin mit den grünen Haaren. Zusammen faken sie Signale aus dem All, verwirren die ortsansässigen Wissenschaftler und sorgen für eins: dass Simon ein neues Leben hat.

Also vorweg gesagt: Alpakas spielen eine eher untergeordnete Rolle, aber da gibt es genug andere Tiere, die mehr oder weniger dafür sorgen, dass das Leben von Simon und seinen Freunden alles andere als gewöhnlich ist. Mein Liebling ist das Jesus-Eichhörnchen, welches leider ein tragisches Schicksal erleidet, aber … das passt zur Atmosphäre des Buchs. Ja, es ist lustig, ja, es bietet skurrile Begebenheiten und merkwürdige Gestalten. Es ist im großen und ganzen witzig, und so wie das Buch sein will, ist auch der Schreibstil, denn es ist Simon, der uns seine Sicht der Dinge erzählt… wenn er nach AUGEN-ZU-UND-DURCH zieht, wo seine Mutter das renommierte (und einzige) Bestattungsunternehmen GEMETZEL & SÖHNE führt (und ja, ich hätte mir mehr aus dem Alltag des Unternehmens gewünscht, auch wenn das nicht Teil der Geschichte ist, aber das was da so angedeutet wird … köstlich). Aber es hat einen Grund warum Simon mit seiner Familie in dieses komische Kaff ziehen muss, in dem es kein Internet gibt, und dieser ist eher traurig. Es ist erstaunlich, wie es die Autorin schafft diesen wirklich witzigen Roman mit ernsten Untertönen zu versehen, ohne dass dabei ein fader Beigeschmack entsteht. Es passt alles zusammen und auch wenn man durchaus ins Nachdenken gerät, kann man sich an der Geschichte erfreuen. Nie wird es rührselig oder kitschig und selbst wenn man denkt abgedrehter kann es gar nicht werden, muss man sich eingestehen… vielleicht ist es doch irgendwie normal. ALPAKAS, AGATHA UND MEIN NEUES LEBEN ist eine Geschichte über Trauer und Trauma, aber auch über Menschlichkeit und Freundschaft. Und ein Buch, das man auch als Erwachsener lesen und genießen kann. Liebenswerte Protagonisten, absurde Handlungen und viele Tiere …
Ich gebe zu, dass es nicht das war was ich erwartet habe, aber ich würde sehr angenehm überrascht. Ein Buch, das ich gerne in Erinnerung behalten werde.

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(Rezensionsexemplar)

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