Häufiger als irgend eine andere Wühlechse, mit alleiniger Ausnahme der deutschen Blindschleiche, sehen wir in unseren Käfigen die aus Neuholland stammende Stutzechse (Trachysaurus rugosus, Scincus pachurus, Trachysaurus Peronii), eine durch die absonderliche Bildung ihres Schwanzes mehr als durch alle übrigen Merkmale auffallende Schuppenechse, welche eine gleichnamige, nur von ihr gebildete Sippe (Trachysaurus) vertritt. Der stumpfpyramidenförmige Kopf ist deutlich von dem kurzen, dicken Halse abgesetzt, der Leib lang und dick, merklich abgeplattet, der Schwanz sehr kurz, breit, flach und am Ende gerundet; die vier niedrigen, stämmigen Beine haben kurze Füße, deren fünf, unter sich wenig verschiedene Zehen mit starkgekrümmten Nägeln bewehrt werden. Sehr dicke, rauhe, höckerige Schuppendecken die ganze Oberseite, dünnere und glattere die Unterseite; erstere zeigen auf schwärzlichem Grunde überall, anscheinend durch Abreibung entstandene, unregelmäßige horngelbe Flecken, welche so überhand nehmen können, daß das Gelb zur vorherrschenden Farbe wird; die Unterseite ist mehr oder weniger lebhaft gelb gefärbt. Die Gesammtlänge des Thieres beträgt höchstens vierzig Centimeter, wovon der Schwanz etwa den vierten Theil in Anspruch nimmt.
Ueber das Freileben der Stutzechse kenne ich keine Angabe, über ihr Gefangenleben vermag ich wenig zu berichten. Ich habe sie zwar oft gepflegt, jedoch nichts an ihr wahrgenommen, was einer längeren Schilderung würdig wäre. Die Thiere sitzen übertages ruhig und langweilig auf einer und derselben Stelle, lassen sich kaum herbei ihre Stellung zu verändern und starren anscheinend theilnahmslos ins leere. Ihre Bewegungen sind in der Regel langsam, kriechend, so daß der Leib fast oder wirklich auf dem Boden schleppt, ihre übrigen Lebensäußerungen dem entsprechend. Kaum daß sich die Stutzechse zu einer mäßigen Erregung aufschwingt, sei es, indem man sie stört oder sonstwie behelligt, sei es, indem man ihr Futter vorsetzt. Sie verzehrt Kleingethier aller Art, insbesondere Kerbthierlarven und Würmer, nimmt aber auch rohes, in feinzertheilten Stücken ihr vorgelegtes Fleisch an. Gegen den Wärter scheint sie nach und nach eine gewisse Zuneigung zu gewinnen, sich mindestens an ihn zu gewöhnen. Sie dauert, auch bei sorgfältiger Pflege, selten lange Zeit im Käfige aus, geht vielmehr leicht ein, ohne daß man die Ursache davon zu ergründen und somit dem Mangel in der Pflege abzuhelfen vermöchte.
Mit dem Namen »Chalcis« bezeichneten die griechischen, mit dem Namen »Seps« die späteren römischen Forscher eine höchst zierliche Wühlechse, welche sie leicht beobachten konnten, demungeachtet aber als ein überaus fürchterliches Thier schilderten. Ihr Biß soll sofort Fäulnis oder Brand hervorrufen, und der Leidende in wenigen Tagen sterben, ja, schon eine einfache Berührung ihres Leibes große Gefahr hervorrufen. Das gemeine Volk Italiens glaubt noch heutigentages an diese Giftigkeit, obgleich wälsche Forscher, insbesondere Sauvage und Cetti, das Thier als ein ganz unschuldiges, harmloses und anmuthiges Geschöpf geschildert haben.