Der Rasmalos, wie der Ararakakadu auf Neuguinea genannt wird, übertrifft die meisten Araras an Stärke. Sein Gefieder ist gleichmäßig tiefschwarz gefärbt und schillert etwas ins Grünliche, bei dem lebenden Vogel aber vorherrschend ins Grauliche, weil mehliger Staub auf den Federn liegt.
Die nackten, faltigen Wangen sind roth gefärbt. Die Holle besteht aus langen und schmalen Federn, deren Färbung mehr ins Grauliche spielt als das übrige Gefieder.
Ueber das Freileben des Vogels ist wenig bekannt. Mac Gillivray fand ihn in der Nähe des Vorgebirges York ziemlich häufig, in der Regel paarweise. Er lebte hier auf den höchsten Gummibäumen, ließ ein gellendes Geschrei wie »wit wit« vernehmen, war sehr scheu und ernährte sich vorzugsweise von Palmnüssen, welche neben Quarzstücken den Magen der getödteten füllten. »Der Ararakakadu«, sagt von Rosenberg, welcher neuerdings einige Nachrichten über die Papageien der Inseln des Stillen Meeres gab, »ist nicht selten auf Waigiu, Misul, Galawati und an der Küste von Neuguinea selbst. Meistens sitzt er in der Krone der höchsten Bäume, ist daselbst beständig in Bewegung und läßt während des Sitzens oder, wenn er mit kräftigem Flügelschlage in hoher Luft dahinfliegt, seine schnarrende, von der weißer Kakadus ganz verschiedene Stimme hören. Die Eingeborenen nehmen die jungen Vögel aus dem Neste, ziehen sie auf und verkaufen sie nachher an Händler. In der Gefangenschaft verzehren sie am liebsten die Frucht des Kanaribaumes, deren eisenharte Schale sie gemächlich aufsprengen. Sie werden sehr zahm. Einer dieser sogenannten Kakadus, einem Bewohner von Amboina gehörig, streicht fliegend in der ganzen Stadt umher und kommt zu gehöriger Zeit nach Hause, um zu essen und zu schlafen«.
Wallace beobachtete und sammelte ihn auf den Aruinseln. »Er bewohnt hier die niedrigen Stellen des Waldes und wird einzeln, aber meist zu zweien oder dreien gesehen, fliegt langsam und geräuschlos und verzehrt verschiedene Früchte und Samen, besonders aber den Kern der Kanarinuß, welche an hohen, in Fülle vorhandenen Waldbäumen auf allen von ihm bewohnten Inseln in Menge wächst. Die Art, wie er diesen Samen frißt, deutet auf eine Wechselbeziehung zwischen Bildung und Gewohnheit, welche die Kanarinuß als seine besondere Nahrung erscheinen läßt. Die Schale dieser ziemlich dreieckigen, außen ganz glatten Nuß ist so außerordentlich hart, daß nur ein schwerer Hammer sie aufbrechen kann. Der Ararakakadu nimmt ein Ende in seinen Schnabel, hält es mit seiner Zunge fest und schneidet durch seitliche sägende Bewegungen der scharfrandigen unteren Kinnlade ein queres Loch hinein. Darauf faßt er die Nuß mit dem Fuße, beißt ein Stück davon ab und hält es in der tiefen Kerfe des Oberkiefers fest, ergreift sodann die Nuß, welche jetzt durch das fasernde Gewebe des Blattes am Hinausgleiten gehindert ist, wieder, setzt den Rand des Unterkiefers in dem Loche ein und bricht mit einem mächtigen Rucke ein Stück der Schale aus. Nunmehr nimmt er die Nuß wieder in seine Krallen, sticht die sehr lange und scharfe Spitze des Schnabels in das Innere und bohrt den Kern heraus, welchen er Stück für Stück verspeist. So scheint jede Einzelheit in Form und Bau des außerordentlichen Schnabels seinen Nutzen zu haben, und wir können leicht einsehen, daß die Ararakakadus im Wettkampfe mit ihren thätigen und zahlreicheren weißen Verwandten sich erhalten haben durch ihre Fähigkeit, eine Nahrung zu verwenden, welche kein anderer Vogel aus seiner steinigen Schale herauszulösen vermag. Anstatt des rauhen Gekreisches der weißen Kakadus läßt er ein klagendes Pfeifen vernehmen.« Als besonders auffallend hebt Wallace noch die Hinfälligkeit des gewaltigen Vogels hervor, welcher einer verhältnismäßig leichten Wunde erliegt.
Von Martens sah einen Gefangenen dieser Art auf Mahai. »Der schwarze Kakadu«, bemerkt er, »ist ein drolliger Gesell. Steif da sitzend mit dem rothen Gesichte, dem mächtigen Schnabel und seinem stets aufgerichteten Federbusche sieht er aus wie ein alter General, und macht namentlich wegen seiner Häßlichkeit einen lebhaften Eindruck. Auch er ist ruhig und langweilig, läßt aber bei Annäherung eines Fremden, wie auch sonst zuweilen zum Vergnügen seine knarrende Stimme hören. Die Eingeborenen und deshalb natürlich auch die einheimisch gewordenen Europäer behaupten, die Speiseröhre sitze bei ihm in der Zunge.«
Auf Amboina wird der Rasmalos nach Rosenbergs Angabe oft gesehen. Das Stück kostet dort zwanzig bis fünfundzwanzig Gulden. In Europa gehört er zu den größten Seltenheiten der Sammlungen. Gegenwärtig lebt einer dieser merkwürdigen Vögel im Thiergarten zu Amsterdam. Westerman, der Vorsteher dieser ausgezeichneten Anstalt, hat die Güte gehabt, mir nachstehendes über ihn mitzutheilen: »Wir besitzen unseren Rasmalos seit dem achtundzwanzigsten Mai 1860. Es ist uns nur mit großer Mühe geglückt, ihn an ein geeignetes Futter zu gewöhnen. In der Freiheit scheinen diese Vögel ausschließlich von Kernfrüchten zu leben; der unserige ist auf der ganzen Reise mit Kanarikörnern gefüttert worden und hat sich erst nach und nach zu anderem Futter bequemt. Jetzt frißt er Hanf und alles, was ich esse, Fleisch ausgenommen. Bei dieser Nahrung befindet er sich gesund und wohl. Abweichend von allen anderen mir bekannten Papageien, gebraucht der Rasmalos seine eigenthümlich gestaltete Zunge in absonderlicher Weise. Er nimmt das Futter mit dem Fuße an, bringt es an den Schnabel, zerstückelt es und drückt nur die Spitze seiner Zunge, welche mit einem runden, hornartigen Blättchen versehen ist, auf den abgetrennten Bissen, welcher auf dem Blättchen kleben bleibt. Nun wird die Zunge zurückgezogen und der Bissen verschluckt. Das geht langsam vor sich, und daraus folgt, daß die Mahlzeit sehr lange währt.«
Auch Schmidt schildert die Art und Weise, wie der Ararakakadu frißt, in eingehender Weise. »Die Nahrung, ein Hanfkorn z.B.«, sagt er, »wird unter stetem Betasten mit der Zunge und von beiden Schnabelhälften ergriffen, mit der Zunge gegen den zahnartigen Absatz des Oberschnabels gestemmt und durch die untere Lade aufgeknackt. Nun fassen Unterschnabel und Zunge das Korn, und der Zahn des Oberschnabels reibt den Kern heraus, welcher zwischen beiden Schnabelhälften unter steter Mitwirkung der Zunge vorsichtig zerdrückt und zerrieben wird. Ist dies geschehen, so klemmt ihn die letztere, indem sie sich etwas aufrichtet, zwischen sich und den Zungenbeinapparat in die dort befindliche Querfurche. Nun wird rasch die Zunge zurückgezogen, der Bissen gegen den Gaumen geführt, und, indem die Zunge wieder vorschnellt, an der vordersten Querwulst des Gaumens abgestreift, wobei er über die Stimmritze hinweg in den Bereich der Schlundkopfmuskeln gelangt. Während des Zerkleinerns wird das Futter zuweilen mit dem Fuße festgehalten, ein kleineres Stück auch wohl auf den rückender Zehen gestützt. Da der Vogel jede Nahrung nur in durchaus zermahlenem und zerfasertem Zustande und überdies in ganz kleinen Stücken hinabschluckt, dauert das Fressen jedesmal sehr lange. Beim Trinken steckt der Ararakakadu den vorderen Theil des Unterschnabels in das Wasser, hebt hierauf den Kopf rasch schief vorwärts nach oben und schöpft sich so förmlich seinen Trank. Rohes Fleisch verzehrt er sehr gern, Reis liebt er nicht besonders und von dem Mais nimmt er nur den innersten zarten und mehligen Kern heraus. Brod und in noch höherem Grade Obst sind Leckerbissen für ihn.«
Die Stimme, welche durch die Laute »Ira-a« wiedergegeben werden kann, erinnerte Schmidt an das Knarren einer Thüre. Wenn der Lautleise hervogebracht wird, scheint er Behaglichkeit auszudrücken, wenn er laut hervorgestoßen wird, Langeweile oder Sehnsucht zu äußern. Unter solchen Umständen stößt der Rasmalos die Laute rasch und wiederholt aus, und das Geschrei erinnert dann an das eines gemeinen Makalen. Im Zerstören leistet der riesige Vogel außerordentliches. »Nicht wenig verwundert habe ich mich«, schließt Schmidt seinen trefflichen Bericht, »über die Härte und Kraft, welche der Schnabel besitzt. Unser Gefangener hatte sich die Vernichtung seiner Futtergeschirre zur Lieblingsaufgabe erkoren und leistete darin fast unglaubliches. An zwei Schüsseln von gebrannten und verglastem Thone biß er eines Tages den etwa sechs Millimeter hohen und funfzehn Millimeter dicken Rand vollständig weg. Am folgenden Tage wurden ihm zwei Porzellangefäße von gleicher Stärke vorgesetzt, doch auch ihre Ränder waren in kürzester Frist bis auf den Boden abgenagt. Nunmehr ließ ich gußeiserne Schmelzpfännchen als Futtergeschirre verwenden. Aber schon nach zwei Stunden hatte der Rasmalos in den Rand des einen Gefäßes eine bis zum Boden herabreichende Scharte gebrochen. Das Spiel fand erst dadurch ein Ende, daß ich schwere Geschirre aus Schmiedeeisen anfertigen ließ, welche er weder zu zerbeißen noch umzustürzen vermochte. Ich muß ausdrücklich bemerken, daß ihn Bedürfnis nach Kalk nicht zu diesen Ausschreitungen nöthigte. Denn er berührte weder die zu seinem Verfügen stehende Rückenschulpe des Tintenfisches noch den seinem Schnabel erreichbaren Kalkanwurf der Wand.
Leider ging das merkwürdige Thier, nachdem es nur drei Jahre bei uns gelebt hatte, an Abzehrung ein.«
Ueber die Fortpflanzung des Ararakakadu sind mir keinerlei Mittheilungen bekannt.