Ausgestorbene Hunderassen (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 27. November 2014)

Harlekinpinscher (Urheber mir unbekannt)

Harlekinpinscher (Urheber mir unbekannt)

Nicht nur Wildtiere können vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben sein, Haus- und Nutztiere können das selbe Schicksal erleiden. Gründe hierfür sind vielseitig, entweder entsprechen sie nicht mehr den geforderten Ansprüchen, wie es bei vielen Nutztierrassen der Fall ist. Haustiere entsprechen nicht mehr der Mode oder gehen in anderen Rassen auf. Nachfolgend werden einige Hunderassen vorgestellt, die bereits seit einiger Zeit ausgestorben sind.

Agassin
Der Agassin war ein Hundetyp, der in altrömischen Quellen erwähnt wird und heute von einigen Autoren als Vorfahre der Terrier angesehen wird. Arrianus erwähnt in seinem Commentario, dass die Einwohner Britanniens Hunde für die unterirdische Jagd besitzen, die in der örtlichen Sprache als Agassin bezeichnet wurden. Um das Jahr 200 beschreibt Oppian von Apamea in seinem Werk De Venatione („Über die Jagd“) ebenfalls Hunde dieses Namens und erwähnt auch die alternative Bezeichnung Agasses. Gemäß seiner Beschreibung handelt es sich bei den Hunden um kleinere Terrier.
Inwieweit der Agassin tatsächlich mit den heutigen Terrierrassen verwandt ist, ist unbekannt.

Basset d’Artois (P. Mahler)

Basset d’Artois (P. Mahler)

Basset d’Artois
Der französische Niederlaufhund Basset d’Artois stammt vom Chien d’Artois und gilt als der direkte Vorfahre des Basset Artésien Normand. Sein Ursprung war in Nordfrankreich; er ist nach der Provinz Artois in der Normandie benannt.
Die Rasse gilt als ausgestorben, da sie gänzlich in der Züchtung des Basset artésien normand aufgegangen sein soll. Sie wurde daher 1938 auf Veranlassung der Société Centrale Canine (S.C.C.) aus den FCI-Listen gestrichen

Braque Belge
Die Braque Belge (Belgische Bracke) ist eine als ausgestorben geltende Hunderasse aus Belgien.
Die Widerristhöhe lag bei 65 cm bei einem Gewicht von 25 kg. Der Kopf war breit, die Ohren auf Augenhöhe angesetzt, hängend, mittellang. Die Augen waren gelb oder kastanienfarben. Der Braque Belge war in der Regel weiß mit großen braunen Flecken, das Haar war fein, dicht und kurz. Der Körperbau war eher breit, länger als hoch, nicht auf Geschwindigkeit ausgelegt, sondern auf kraftvollen Einsatz. Ihr wurde ein etwas übermütiges Temperament nachgesagt, aber auch Liebenswürdigkeit.
Nachdem es kaum noch Exemplare dieser Rasse gibt, hat die Fédération Cynologique Internationale (FCI) sie aus ihren Registern gestrichen. Die Braque Belge gilt somit als ausgestorben, wenn auch diese Entscheidung noch nicht endgültig ist: Die Streichung gilt als „provisorisch“.

Braque Dupuy

Braque Dupuy (W. E. Mason)

Braque Dupuy (W. E. Mason)

Die Braque Dupuy oder Braque Lévrier war eine von der FCI anerkannte französische Hunderasse (ehemals FCI-Gruppe 7, Sektion 1.1, Standard-Nr. 178), die heute noch von der SCC anerkannt wird. Sie gehörte zu den Bracken.
Die Braque Dupuy wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einem Jäger aus dem Poitou namens Pierre Dupuy entwickelt. Zu ihren Vorfahren gibt es verschiedene Theorien, unter anderem soll sie auf eine Kreuzung zwischen einer Braque Français und einem Windhund (frz. Lévrier) zurückgehen. Demzufolge wäre die Rasse ursprünglich als Lurcher zu betrachten gewesen.
Der letzte publizierte Rassestandard der Braque Dupuy datiert von 1963. Die FCI betrachtet die Rasse als inzwischen ausgestorben und hat sie aus ihren Listen gestrichen.
Die Braque Dupuy war ein großer, eher leicht, aber dennoch kräftig gebauter Hund von eleganter Erscheinung. Rüden waren im Allgemeinen stärker gewinkelt als Hündinnen, besonders in der Hinterhand. Der Kopf war eher lang, ohne Hautfalten, mit anliegenden Lefzen, ohne Stop; die Augen waren gelb oder braun, die Ohren sehr fein und glatt, auf Augenhöhe angesetzt, eher lang als kurz und leicht nach hinten gefaltet.
Das Fell war glatt und ziemlich kurz, besonders am Kopf und an den Ohren. Die Farbe war weiß mit braunen Flecken, bevorzugt mit braunem Sattel, wobei Schnauze und Augenbrauen immer weiß zu sein hatten.

Chambray
Der Chambray war eine von der FCI anerkannte französische Hunderasse (ehemals Gruppe 6, Sektion 1, Standard-Nr. 26).
Der Chambray war ein muskulöser, eher schwer als leicht gebauter kurzhaariger französischer Laufhund. Seine Farbe war weiß mit gelblichen Flecken, die mit zunehmendem Alter verblassten. Diese Flecken variierten in Form und Größe und waren manchmal auch zu einem Mantel verbunden. Die Nase der Hunde war meistens hell, die Hautfarbe entsprach derjenigen des Fells.

Chien de Trait Belge (W. E. Mason)

Chien de Trait Belge (W. E. Mason)

Chien de Trait Belge
Der Chien de Trait Belge (fr. für Belgischer Zughund) war eine von der FCI anerkannte Hunderasse aus Belgien (FCI-Gruppe 2, Sektion 2, Standard-Nr. 69). Die Rasse gilt als ausgestorben und wurde von der FCI aus ihren Listen gestrichen.
Der Chien de Trait Belge war ein großrahmiger Hund vom Typ Molosser, der als Zughund für kleinere Wagen und auch als Wächter für Haus und Hof verwendet wurde. Geschätzt wurde er wegen seines ruhigen Wesens und guten Gehorsams. Das Fell war kurz und glatt, in den Farben falb, gestromt, gelegentlich mit weißen Abzeichen, eine dunkle Maske war zulässig. Der Kopf war schwer, mit breiter Schnauze und halb hängenden Kippohren.
Der erste Standard wurde 1899 erstellt, 1900 wurde in Brüssel der erste Zuchtverein für die Rasse gegründet. Der Niedergang der Rasse begann bereits während des Ersten Weltkriegs: Die Hunde wurde vom Militär eingezogen, da man sie als Zugtiere für Waffen, insbesondere Maschinengewehre, benötigte; nur sehr wenige Exemplare überlebten. Die nach dem Krieg einsetzende Motorisierung machte die Rasse als Zughund zunehmend obsolet, so dass der Bestand weiter abnahm. Einige Hunde lebten noch um 1960 und 1970.
Heute wird in Belgien versucht, die Rasse wieder entstehen zu lassen.

Deutsche Sauerländer Bracke
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland viele verschiedene Brackenschläge. Sie wurden in den 50er Jahren jedoch allesamt unter dem Namen „Deutsche Bracke“ als eine Rasse zusammengefasst. So verschwand wohl auch die Sauerländer Bracke als eigenständiger Schlag und wurde von der FCI als ausgestorben erklärt. Sie war ein leichter, relativ hochstehender Hund mit einem edlen Kopf und elegantem Körperbau, dabei niemals dackelartig lang.
Das kurze, dichte und fast stockige Fell war rot bis gelb mit schwarzem Sattel und dem typischen weißen Brackenabzeichen (durchgehende Blässe, weißer Fang und Halsring sowie weiße Brust, Läufe und Rutenspitze).
Die Nasenkuppe hatte bei dunklen Hunden einen hellen, fleischfarbenen Streifen über die Mitte, während der Rest ganz normal schwarz pigmentiert war. Die Rute war zum Schutz gegen Verletzungen reichlich behaart, dick und fast wurstartig.

Harlekinpinscher
Der Harlekinpinscher oder Karlsbader Pinscher entstand um 1880 in Deutschland als gefleckter Schlag des Zwergpinschers. Er galt als äußerst anhänglicher und liebenswerter Haushund, als intelligent und freundlich. Sein Gewicht betrug etwa 12 kg. Das Fell war kurz, die Farbe war gescheckt oder gestromt mit weißer oder heller Grundfarbe.
Da das Merle-Gen nicht nur für die hübsche Färbung, sondern auch für eine große Zahl von Erbkrankheiten verantwortlich war wurde der Harlekinpinscher schon bald vom Pinscher-Schnauzer-Klub abgelehnt. Seine Zuchtlinien sind seit 1930 erloschen. Die FCI strich ihn aus ihrer Liste, und er gilt heute als ausgestorben.

Hawaiian Poi Dog
Der Hawaiian Poi Dog ist eine ausgestorbene Hunderasse aus Hawaii (USA).
Bei der polynesischen Besiedelung Hawaiis vor etwa 1000 Jahren brachten die Einwanderer auch ihre Hunde mit, die der Obhut der Frauen unterstanden. Die Hunde dienten sowohl als Nahrungsquelle als auch als Glücksbringer: Bei der Geburt eines Kindes bekam es einen Welpen geschenkt. Starb das Kind vor dem Hund, wurde der Hund getötet und mit begraben. Starb der Hund zuerst, wurde aus dessen Zähnen eine Halskette gefertigt, die das Kind weiter schützen sollte. Die Hunde wurden ausschließlich vegetarisch ernährt und mit Poi gemästet, einer Paste aus gebackener Tarowurzel.
Schon James Cook beschrieb in einem seiner Reiseberichte 1779: „Die Poi Dogs bellen selten, treten in vielen Farben auf und werden zusammen mit den Schweinen gehalten (die gleichfalls die Doppelrolle spielen: Spielgefährte und Fleischlieferant)“. Die Schriftstellerin Elenor Dewire berichtete, dass es nicht selten vor kam, dass ein Hund morgens noch ein Spielkamerad war, abends aber geschlachtet und verspeist wurde.
Anfang des 19. Jahrhunderts kam es zu Vermischungen mit anderen Hunden, reinrassige Exemplare gab es kaum noch. Es wurde versucht, im Zoo von Honolulu die Rasse zu rekonstruieren, der Versuch wurde aber nach 12 Jahren eingestellt.
Die Hunde werden als lethargisch und wenig intelligent beschrieben. Inzwischen steht die Bezeichnung Poi dog in Hawaii eher für Mischlingshunde als für eine Hunderasse. Es gibt jedoch auch Autoren, die davon ausgehen, dass Poi dogs nie eine Rasse waren, sondern durch ihre Haltung (Mast mit Poi) gekennzeichnet waren.

Levesque
Der Levesque war eine ehemals von der FCI anerkannte französische Hunderasse (ehemals FCI-Gruppe 6, Sektion 1.1, Standard Nr. 23).
Die Zucht der Rasse begann mit einer Kreuzung zwischen einer Hündin aus der Meute des Conte de Chabod mit einem Rüden aus einer anderen Meute. Auf der Basis der Hunde aus diesem Wurf begann der Züchter Rogatien Levesque zwischen 1873 und 1880 mit der Zucht einer neuen Rasse, die nach ihrem Erstzüchter benannt wurde. Daran beteiligt waren neben Chabods Hunden der Grand Bleu de Gascogne, der Grand Gascon Saintongeois und der English Foxhound. Das Ziel war ein Meutejagdhund mit guter Nase, schnell und kräftig.
Die Rasse war lange Zeit von der FCI anerkannt, wurde aber auf Antrag der Société Centrale Canine wieder aus den Listen gestrichen, da es sich nach Ansicht dieses Verbandes beim Levesque lediglich um eine Variante des Grand Gascon Saintongeois handelte.
Im Vergleich zu anderen französischen Jagdhunden war der Levesque leichter gebaut: 25–30 kg, bei 66–72 cm Widerristhöhe. Das Haar war kurz und glatt in den Farben Tricolor: auf den Kopf beschränkte Lohfarbe, schwarz als Mantel oder Decke, reinweiß ohne Tüpfelung.

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Eine Antwort zu Ausgestorbene Hunderassen (Archiv)

  1. Das Tierelend im Krieg.

    Heute werden noch ebenfalls viele Hunde in den Armeen eingesetzt, sie verrichten oft die gefährlichen Aufgaben.

    Auch bei der Polizei sind sie unersetzbar und leisten hervorragende Dienste.

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