Der Ohridsee ist der zweitgrößte See der Balkanhalbinsel sowie einer der ältesten der Erde. Er gehört zum größeren Teil zu Nordmazedonien, dessen größtes Gewässer er ist, zum kleineren Teil zu Albanien. Der Wasserspiegel liegt 695 m ü. A. Die maximale Tiefe beträgt 288 Meter. Seine Fläche wird in Nordmazedonien mit 349 Quadratkilometern angegeben, während amtliche albanische Quellen sogar von 362,6 Quadratkilometern sprechen und sich in der Literatur auch weitere Zahlen wie 358 Quadratkilometer finden.
Vom Ohridsee habe ich bisher bewusst nichts gewusst, aber in letzter Zeit habe ich ein paar Reisedokus gesehen, welche den Ohridsee als kaum bekannte Touristenattraktion Nordmazedoniens vorstellten. Aber auch Kunstliebhabern ist der See und seine Orte ein Begriff.
Der See ist im Zentrum des UNESCO-Welterbes Natur- und Kulturerbe der Ohrid-Region. 1979 wurde der jugoslawische Teil des Sees als Naturerbe eingetragen, im Folgejahr wurde es um das kulturelle Erbe der Region und die – stark religiös geprägte – Kulturlandschaft rund um den See erweitert. 2019 wurde auch der albanische Teil ins Welterbe aufgenommen.
Ein besonderes Mitbringsel aus Ohrid sind die sogenannten Ohridperlen. Die Perlen selbst stammen zwar nicht aus dem See, aber sie werden mit den Schuppen der Ohridforelle veredelt werden.
Diese Forelle ist nur eine von mehreren Fischen die im See (oder dem Balkan) endemisch vorkommen und in ihrem Bestand bedroht oder bereits ausgestorben sind. Die Ohridforelle ist wegen Überfischung bedroht und wird in Fischfarmen gezüchtet.
Die Ohridforelle (Salmo letnica) wird rund 60 Zentimeter lang. Der silbrige Körper ist vor allem im oberen Teil von schwarzen Flecken gesäumt. Rote Punkte finden sich vor allem entlang der Seitenlinie. Das Fleisch ist rosa.
Die Ohridforelle ist ein wohlschmeckender Speisefisch, was zu einer starken Überfischung führt, so dass sie auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet geführt wurde. 2001 wurde der Status auf keine ausreichenden Daten geändert. Während der Fisch in Nordmazedonien nach einem Verbot im Jahr 2005 kaum mehr aus dem See gefischt wird, kümmerte sich auf der albanischen Seite des Sees – von der Armut gedrängt – lange niemand um den Artenschutz: Der Fisch wurde rücksichtslos gejagt. Seit dem 14. November 2013 wurde jedoch auch in Albanien jegliches Fischen im Ohridsee verboten. In beiden Ländern wird die Forelle auch gezüchtet. Von 1985 bis ins Jahr 2000 wurden jeweils über 100.000 Kilogramm Forellen aus dem See gefischt, wobei ein starker Rückgang auf mazedonischer Seite seit 1991 auf albanischer Seite rasch wettgemacht wurde. Heute wird versucht, die Art durch Fischzucht an Instituten in Ohrid und Struga zu unterstützen.
Als die Bestände noch nicht bedroht waren, wurden Fische von bis zu fünf Kilogramm gefangen. Als Extrema gelten eine Länge von 76 Zentimeter und ein Gewicht von 6490 Gramm. Aussetzungen in anderen Seen haben sich früher als wenig erfolgreich erwiesen. In den 2020er Jahren wurden auf albanischer Seite jeweils im September und Oktober bis zu zwei Millionen Jungfische ausgesetzt, die bei Lin gezüchtet werden. Dadurch sei der Bestand deutlich gestärkt.
Die Ohridforelle ist jedoch nicht der einzige Lachsfisch, der im Ohrid vorkommt:
Salmo ohridanus wird intensiv befischt und auch in Aquakultur gezogen, wobei sie seit etwa 50 Jahren auch mit der Ohridforelle (Salmo letnica) hybridisiert wird.
Salmo ohridanus erreicht eine Länge von bis zu 35 Zentimetern. Der Körper ist gelblich-silbrig ohne Zeichnung oder mit wenigen hellrosafarbenen X-förmigen Flecken. Das Seitenlinienorgan verläuft durch 100 bis 114 Schuppen, zwischen ihm und der Afterflosse liegen 11 oder 12 Schuppen. Am Pflugscharbein sitzen die Zähne bis an den hinteren Rand. Die Kiemenreuse hat 18 bis 22 Dornen.
Die Art besiedelt den See bis zu 20 Metern Tiefe. Im Winter halten sie sich in flachem Wasser in Ufernähe auf. Die Tiere bilden größere Gruppen. Laich wird von Dezember bis Februar in Ufernähe abgegeben.
Salmo balcanicus kommt endemisch im Nordwesten des Ohridsee an der albanisch-nordmazedonischen Grenze und an dessen Ausfluss vor. Da die Laichgründe am Ausfluss des Sees durch ein Wehr und zwei Staubecken verbaut sind, ist die Art möglicherweise ausgestorben.
Salmo balcanicus erreicht eine Länge von 40 Zentimetern, möglicherweise auch mehr. Äußerlich ist sie der Ohridforelle (Salmo letnica) und Salmo aphelios sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von diesen Arten durch ihr blassrosa Fleisch. Kopf und Körper sind silbrig mit schwarzen Flecken. Rote Flecken sind vor allem auf dem Seitenlinienorgan vorhanden.
Die Art laicht von Oktober bis Januar am Ausfluss des Sees, wodurch sie von der im Januar und Februar laichenden Art Salmo letnica und der im Mai bis Juli an der Ostküste des Sees laichenden Salmo aphelios in der Fortpflanzung getrennt ist.
Salmo aphelios ist ebenfalls im Ohridsee endemisch, erreicht eine Länge von 40 Zentimetern, möglicherweise auch mehr. Äußerlich ist sie der Ohridforelle (Salmo letnica) und der Art Salmo balcanicus sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von diesen durch ihr oranges Fleisch. Kopf und Körper sind silbrig mit schwarzen Flecken. Rote Flecken sind vor allem auf dem Seitenlinienorgan vorhanden
Die Art laicht von Mai bis Juli an der Ostküste des Sees, wodurch sie von der im Januar und Februar laichenden Art Salmo letnica und von der von Oktober bis Januar am Ausfluss des Sees laichenden Salmo balcanicus in der Fortpflanzung getrennt ist.
Salmo lumi ist eine Fischart aus der Familie der Lachsfische (Salmonidae), die endemisch im Norden und Westen des Ohridsee an der albanisch-nordmazedonischen Grenze vorkommt. Der Status als eigene Art ist nicht abschließend geklärt.
Salmo lumi erreicht eine Länge von 38 Zentimetern. Äußerlich ist sie den anderen Lachsfischen im Ohridsee sehr ähnlich. Eindeutige Unterscheidungsmerkmale sind nicht bekannt. Kopf und Körper sind silbrig mit schwarzen Flecken. Rote Flecken sind vor allem auf dem Seitenlinienorgan vorhanden
Die Art laicht von Dezember bis Februar in Zuflüssen des Sees, wodurch sie zeitlich und räumlich von den anderen Arten des Sees in der Fortpflanzung getrennt ist.
Viele der in den übrigen europäischen Gewässern typischen Fischarten fehlen, z. B. alle Echten Barsche, die Äschen, Saiblinge und Coregonen, der Hecht und der Dreistachlige Stichling.
Dagegen kommen hier einige auf dem Balkan endemische Karpfenfische vor, z. B. der Barbengründling (Aulopyge huegelii) und Vertreter aus den Gattungen Pachychilon und Phoxinellus. Etwa ein Drittel der 21 bekannten Fischarten im Ohridsee sind endemisch.