Der Kiebitz, Kiwüt, Geisvogel, Riedstrandläufer oder Feldpfau (Vanellus cristatus, vulgaris, gavia, bicornis, crispus und aegyptius, Tringa va nellus, Charadrius vanellus und gavia), vertritt eine gleichnamige Sippe (Vanellus), deren Kennzeichen in den vierzehigen Füßen, den stumpfen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte die längste ist, und der Federholle auf dem Kopfe zu suchen sind. Oberkopf, Vorderhals, Oberbrust und die Hälfte des Schwanzes sind glänzend dunkelschwarz, die Federn des Mantels dunkelgrün, blau oder purpurn schillernd, Halsseiten, Unterbrust, Bauch und die Wurzelhälfte der Schwanzfedern weiß, einige Ober- und die Unterschwanzdeckfedern dunkel rostgelb; die Haube besteht aus langen, schmalen Federn, welche eine doppelte Spitze bilden. Das Weibchen unterscheidet sich durch kürzeren Federbusch und weiß und schwarz gefleckten Vorderhals. Ihm ähneln die Jungen, nur mit dem Unterschiede, daß deren Kleid schmutzigere Farben und breite, rostgelbe Federränder auf dem Oberkörper zeigt. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß schmutzig dunkelroth. Die Länge beträgt vierunddreißig, die Breite siebzig, die Fittiglänge zweiundzwanzig, die Schwanzlänge zehn Centimeter.
Vom einundsechzigsten Grade nördlicher Breite an bis Nordindien und Nordafrika hat man den Kiebitz in allen bekannten Ländern der Alten Welt beobachtet. Er ist in China an geeigneten Orten ebenso gemein wie in Großbritannien und wandert von seiner Heimat aus allwinterlich südlich bis in die zwischen Nordindien und Marokko gelegenen Länder, verfliegt sich auch wohl bis auf die Färinseln und Island, selbst bis Grönland.
In Griechenland wie in Spanien, in Kleinasien wie in Nordafrika, in Südchina wie in Indien erscheint er in namhafter Menge vom Ende des Oktober an, bezieht Flußthäler, sumpfige Niederungen oder die Küste des Meeres und wandert zu Anfang des März wieder nach dem Norden zurück. Nach Jerdon soll er nur im Punjab vorkommen, dort aber auch brüten. Radde fand ihn am mittleren Amur und sehr häufig am Tarai Noor, während des Sommers jedoch nicht an den Rändern des Salzsees, sondern auffallenderweise in der trockenen, hohen Steppe; Sewertzow begegnete ihm in Turkestan sogar noch in Höhen zwischen zwei- und dreitausend Meter über dem Meere. Unter den europäischen Ländern beherbergt Holland unzweifelhaft die meisten Kiebitze: sie sind hier Charaktervögel des Landes, welche ebenso zur Landschaft gehören wie die Wassergräben, die schwarzweißen Kühe, die Windmühlen und die von hohen Bäumen beschatteten Landhäuser. Doch ist der Vogel auch in Deutschland keineswegs selten, mit Ausnahme höherer Gebirge vielmehr überall vorhanden.
Der Kiebitz gehört zu den ersten Boten des rückkehrenden Frühlings; denn er stellt sich ungefähr um dieselbe Zeit bei uns ein, wie der muntere Staar oder die Feldlerche, trifft sogar bereits dann in der Heimat ein, wenn der Winter noch die Herrschaft festhält und er ein kümmerliches Leben zu führen gezwungen wird. Mehr als von anderen Vögeln hat man von ihm beobachtet, daß dem großen Wanderheere einzelne vorausziehen, welche gewissermaßen bestimmt zu sein scheinen, den Hauptzug anzusagen und Herberge zu machen. Sie werden oft bitter getäuscht, wenn das Wetter sich ändert. Spät im Frühjahre fallender Schnee deckt ihnen die Nahrung zu; sie scheinen auf Besserung zu hoffen, können sich nicht zum Rückzuge entschließen, irren von einer Quelle zur anderen, streifen im Lande umher, verkümmern mehr und mehr, harren und hoffen und verderben. Während der Zugzeit vernimmt man zuweilen selbst in der Nacht ihre bezeichnende Stimme, und übertags gewahrt man, namentlich in Flußthälern, zahlreiche Haufen, welche meistens ohne Ordnung, aber doch geschart, ihre Wanderung ausführen.
Sobald eine Kiebitzschar in der Heimat sich festgesetzt hat, zertheilt sie sich einigermaßen auf den betreffenden Standorten und beginnt nunmehr ihr Sommerleben. Der Kiebitz liebt die Nähe des Menschen nicht, meidet deshalb, vielleicht mit Ausnahme der Marschländer, die Wohnung desselben soviel wie möglich. Hauptbedingung des Brutplatzes ist die Nähe von Wasser. Es kommt zwar auch, jedoch selten, vor, daß Kiebitze hochgelegene Bergebenen zum Nisten wählen; wenn es aber geschieht, darf man mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß die sonst benutzten Nistplätze im Laufe des Sommers werden überschwemmt werden. Auf diesen Nistplätzen nun sieht oder hört man den Kiebitz zu jeder Tageszeit. Ganz abgesehen von seiner Wachsamkeit, welche in jedem anderen Geschöpfe, vielleicht mit Ausnahme der Rinder und Schafe, ein gefährliches Wesen erkennen will, gefällt sich der Vogel in einer fast ununterbrochenen Beweglichkeit, und da er lieber fliegt als läuft, zur Kundgabe seiner Liebesgefühle oder auch seines Aergers und mancher Spiele, deren Grund man nicht recht begreift, hauptsächlich seine Schwingen benutzt, kann es nicht fehlen, daß man ihn wahrnimmt. Am lebhaftesten geberdet er sich, so lange seine Eier im Neste liegen oder seine Jungen noch unfähig sind, herannahender Gefahr fliegend zu entrinnen. Um diese Zeit wird jeder Mensch, welcher in die Nähe ihres Brutortes kommt, unter lautem »Kiwit« umschwärmt, und zwar mit einer Kühnheit, welche wahrhaft in Erstaunen setzt; denn der um seine Brut besorgte Vogel stößt oft so dicht an dem Kopfe des Menschen vorbei, daß dieser den durch schnelle Bewegung erzeugten Luftzug deutlich verspüren kann. Der Flug ist vortrefflich und durch die mannigfaltigsten Wendungen gleichsam verschnörkelt. Nur wenn der Kiebitz über dem Wasser dahinstreicht, fliegt er mit langsamen Schwingenschlägen seines Weges fort; sowie er in höheren Luftschichten sich bewegt, beginnt er zu gaukeln, gleichsam als wolle er jedes Gefühl durch eine besondere Bewegung ausdrücken. Wenn sich ihm oder seinen Jungen wirklich Gefahr naht, führt er die kühnsten Schwenkungen aus, stürzt sich fast bis auf den Boden herab, steigt aber sofort steil wieder in die Höhe, wirft sich bald auf diese, bald auf jene Seite, überschlägt sich förmlich, senkt sich auf den Boden herab, trippelt ein wenig umher, erhebt sich von neuem und beginnt das alte Spiel wieder. Kein Vogel unseres Vaterlandes fliegt wie er, keiner versteht es, in derselben Weise alle nur denkbaren Bewegungen mit den Fittigen auszuführen. Eigenthümliches Sausen und Wuchteln, welches bei den schnellen Flügelschlägen entsteht, zeichnet diesen Flug noch außerdem so aus, daß man in der Lust dahinziehende Kiebitze auch in finsterer Nacht von jedem anderen Vogel unterscheiden kann. Der Gang ist zierlich und behend; der Lauf kann zu großer Eile gesteigert werden. Im Fliegen wie im Gehen spielt der sonderbare Geselle dabei fortwährend mit seiner Holle, welche er bald wagerecht niederlegt, bald hoch aufrichtet. Von seiner Stimme macht er sehr oft Gebrauch, und obgleich dieselbe nicht wechselvoll genannt werden kann, weiß er doch die wenigen Töne, aus denen sie besteht, vielfach vertönend zu verbinden. Der Lockton ist das bereits erwähnte »Kiwit«, welches bald mehr, bald weniger gedehnt, überhaupt verschieden betont wird und dann auch verschiedenes ausdrückt; der Angstruf klingt wie »Chräit«, der Paarungsruf besteht aus einer eng verbundenen Reihe von Lauten, welche man durch die Silben »Chäh querkhoit kiwitkiwitkiwit kiuiht« ungefähr ausdrücken kann. Daß dieser Ruf nur im Fluge ausgestoßen und von den mannigfaltigsten Gaukeleien begleitet wird, braucht kaum erwähnt zu werden. Ruf und Gaukelflug sind, wie Naumann sagt, unzertrennlich und bilden zusammen ein ganzes; sie drücken unverkennbar die hohe Freude, das ganze Liebesglück des Vogels aus.
Ebenso eigenartig, wie sich der Kiebitz im Fluge zeigt, ebenso absonderlich ist sein Gebaren, wenn er auf seiner Weide nach Nahrung umherläuft. Liebe hat ihn im Zimmer eingehend beobachtet, alles, was er ihm abgesehen, dann auch im Freien bestätigt gefunden, und ihm so manches abgelauscht, was bis dahin noch unbekannt oder doch nicht veröffentlicht war. »Geht der Kiebitz«, so schreibt er mir, »nach Nahrung aus, so läuft er mit ruhig gehaltenem Körper schnellen Schrittes etwa einen Meter weit gerade aus, hält dann mit einem Rucke ganz still, indem er auf einem Ständer steht und den anderen nach hinten gestreckt auf die Zehenspitzen stützt, und unterzieht, ohne den Kopf zu bewegen, den kleinen Fleck Landes um sich her der sorgfältigsten Prüfung, was nur dadurch möglich wird, daß die prächtig braunen Augen groß genug sind und etwas hervortreten. Nachdem er die Stelle abgeäugt hat, rennt er wieder mit größter Gewandtheit über Stellen und Grasstubben weg einen Meter weit vor und bleibt wiederum in der angegebenen Stellung stehen, und so fort. Wie viele andere Vögel wippt auch er mit dem Schwanze; aber dieses Wippen ist langsam und gravitätisch und theilt sich mit Ausnahme des Kopfes dem ganzen Körper mit, so daß dieser in schaukelnde Bewegung geräth. Fast heftig wird das Wippen und Schaukeln, wenn der Vogel ein Bad nimmt. Sehr sonderbar ist eine andere Bewegung der Kiebitze, welche man aber nur dann sieht, wenn sie sich aus der Luft auf einer Wiese oder einem Felde niedergelassen haben, oder wenn ihnen in der Ferne etwas auffällt, oder endlich, wenn sie beisammen stehen und sich stumm unterhalten. Wie die Waldsänger oder Steinschwätzer sich schnell bücken, so schnellen die Kiebitze im Steigenden Kopf bei sonst wagerechter Haltung desselben auf einen Augenblick senkrecht in die Höhe. Diese vollständig gewohnheitsmäßige Bewegung gehört zu denen, welche ich sichernde nenne; denn sie durchspähen so die weitere Umgebung nach etwaigen Gefahren. Wieder eine andere Bewegung, welche ich zu den spielenden zähle, weil man sie nur sieht, wenn sie sorglos beisammen stehen und durch Zeichen und auch durch leicht krächzendes Gemurmel eine Art Unterhaltung pflegen, ist die, daß sie den Kopf seitlich niederstrecken, als ob sie etwas von dem Boden aufheben wollten. Bei starker Erregung wiederholen sie diese Bewegung öfters und führen sie schneller aus. Namentlich kann man dies beobachten bei Gelegenheit der Hochzeitsspiele. Das Männchen umschwenkt dann das am Boden stehende Weibchen zuerst mit den wunderbarsten Flugkünsten und stürzt sich endlich, wenn sich letzteres in eine kleine Bodenmulde geduckt hat, in der Nähe desselben auf die Erde, geht aber keineswegs immer sogleich zu ihm hin, sondern liebäugelt zuvor auf eine wunderliche Weise, trippelt bald rechts, bald links vor, immer mit kurzen Pausen, ehe es ganz still steht, und macht dabei jene eben beschriebene Bewegung, welche tiefen Verbeugungen auf das Haar gleicht. Jetzt wird das Weibchen rege, hebt sich ein wenig in den Fersen, schaukelt sich hin und wieder unter leichtem Schwanzwippen und läßt dabei ein halblautes, recht unangenehm klingendes, krächzendes Geschwätz hören, mit welchem es das Männchen zu ermuntern scheint. Dieses kommt nun näher heran und gibt seinen warmen Gefühlen dadurch Ausdruck, daß es einige Schritte zu dem Weibchen vorläuft, stehen bleibt, dann Binsenhalme, ein Stengelchen oder sonst dergleichen mit dem Schnabel faßt und über den Rücken hinter sich wirft, das Spiel auch öfters wiederholt. Ein ähnliches Liebeswerben habe ich bei keinem anderen Vogel beobachtet. Ob das Männchen damit auf den Nestbau andeuten will, um im Weibchen günstige Gefühle zu erwecken? Ich möchte das fast glauben, so dürftig auch der Nestbau ist.«
Je mehr man den Kiebitz beobachtet, um so fester wird man überzeugt, daß er ein sehr kluger Vogel ist. Die Wachsamkeit, welche den Jäger ärgert, gereicht ihm zum höchsten Ruhme. Er weiß genau, welchen Menschen er trauen darf und welche er meiden muß. Mit Hirten und Bauern tritt er in ein gewisses Freundschaftsverhältnis; dem Jäger weicht er so ängstlich aus, daß man meinen möchte, er kenne das Gewehr. Eine böse Erfahrung vergißt er nie, und derjenige Ort, an welchem einen seiner Art ein Unglück traf, bleibt den übrigen jahrelang im Gedächtnisse. Allen Raubthieren gegenüber legt er den tiefsten Haß an den Tag, bethätigt zugleich aber hohen Muth, ja förmliche Tollkühnheit. Wüthend stößt er auf den schnüffelnden Hund herab, oft so dicht an dem Kopfe desselben vorüber, daß der geärgerte Vierfüßler sich veranlaßt sieht, nach ihm zu schnappen. Reineke wird ebenso eifrig angegriffen, aber nicht immer besiegt und vertrieben, ergreift vielmehr nicht selten einen der kühnsten Angreifer und mordet ihn dann vor den Augen der Genossen, welche voll Entsetzen in alle Winde zerstieben und fern vom Walplatze den verunglückten Gefährten beklagen. Kühn greift der Kiebitz Raubvögel, Möven, Reiher und Störche an, von denen er weiß, daß sie nicht im Stande sind, im Fluge es ihm gleich zu thun; aber vorsichtig weicht er denjenigen gefiederten Räubern aus, welche im Fluge ihn überbieten. Es ist ein höchst anziehendes Schauspiel, Kiebitze zu beobachten, welche einen Bussard, einen Weih, einen nach den Eiern lüsternen Raben oder einen Adler anfallen: man glaubt ihnen die Siegesgewißheit und dem Räuber den Aerger anzumerken. Einer unterstützt dabei den anderen, und der Muth steigert sich, jemehr Angreifer durch den Lärm herbeigezogen werden. Der fliegende Räuber wird dadurch so belästigt, daß er es vorzieht, von aller Jagd abzustehen, um nur die Kläffer los zu werden. Das Strandgeflügel lernt sehr bald auf ihn achten und entzieht sich, Dank seiner Vorsicht, vielen Gefahren. Deshalb nennen die Griechen ihn bezeichnend »gute Mutter«.
Regenwürmer scheinen seine Hauptnahrung zu bilden; nächstdem werden Kerbthierlarven aller Art, Wasser- und kleine Landschnecken usw. aufgenommen. Zur Tränke geht er, wenn er in der Nähe des Wassers lebt, mehrmals im Laufe des Tages; Bäder im Wasser sind ihm Bedürfnis.
Das Nest findet man am häufigsten auf weiten Rasenflächen, feuchten Aeckern, selten in unmittelbarer Nähe des Wassers und niemals im eigentlichen Sumpfe. Es besteht aus einer seichten Vertiefung, welche zuweilen durch einige dünne Grashälmchen und zarte Wurzeln zierlich ausgekleidet wird. Die Zeit des Legens fällt in günstigen Jahren in die letzten Tage des März, gewöhnlich aber in die ersten Tage des April. Die vier verhältnismäßig großen, durchschnittlich sechsundvierzig Millimeter langen, zweiunddreißig Millimeter dicken Eier sind birnförmig, am stumpfen Ende stark, am entgegengesetzten spitz zugerundet, feinkörnig, glattschalig und auf matt olivengrünlichem oder bräunlichem Grunde mit dunkleren, oft schwarzen Punkten, Klexen und Strichelchen sehr verschiedenartig gezeichnet, liegen im Neste stets so, daß ihre Spitzen sich im Mittelpunkte berühren und werden vom Weibchen immer wieder so geordnet. Letzteres brütet allein, zeitigt die Eier innerhalb sechzehn Tagen und führt die Jungen dann solchen Stellen zu, auf denen sie sich verstecken können. Beide Eltern gebaren sich, so lange sie Eier und Junge haben, kühner als je, gebrauchen auch allerlei Listen, um den Feind zu täuschen. Weidenden Schafen, welche sich dem Neste nähern, springt das Weibchen mit gesträubtem Gefieder und ausgebreiteten Flügeln entgegen, schreit, geberdet sich wüthend und erschreckt die dummen Wiederkäuer gewöhnlich so, daß sie das weite suchen. Auf Menschen stoßen beide mit wahrem Heldenmuthe herab; aber das Männchen versucht auch, indem es seinen Paarungsruf hören läßt und in der Luft umhergaukelt, durch diese Künste den Gegner irre zu führen. Die schlimmsten Feinde sind die nächtlich raubenden Vierfüßler, vor allen der Fuchs, welcher sich so leicht nicht bethören läßt; Weihen, Krähen und andere Eierdiebe hingegen werden oft vertrieben. Sind die Jungen flugbar geworden, so gilt es nur noch, Habicht und Edelfalken auszuweichen. Ihnen gegenüber benimmt sich der kluge, gewandte Vogel sehr ungeschickt, schreit jämmerlich, sucht sich in das nächste Gewässer zu stürzen und durch Untertauchen sein Leben zu retten, ist aber im seichten Wasser jedesmal verloren.
In Deutschland wird dem Kiebitze nicht besonders nachgestellt, weil sein Fleisch mit Recht für unschmackhaft gilt; die Südeuropäer theilen diese Ansicht nicht und verfolgen die Wintergäste ebenso eifrig, als ob sie Schnepfen wären. Hier und da stellt man übrigens doch einen Kiebitzherd, und wenn man es geschickt anzufangen weiß, erlangt man auf solchem reiche Beute.
Gefangene Kiebitze sind unterhaltend, und namentlich diejenigen, welche jung erlangt wurden, lernen es sehr bald, sich in die veränderten Verhältnisse zu fügen, werden zahm und zutraulich gegen den Pfleger, nehmen diesem das Futter aus der Hand, folgen ihm auch wohl eine Strecke weit nach, befreunden sich sogar mit Hunden und Katzen und maßen sich über andere Strandvögel die Oberherrschaft an. Wenn man ihnen anfänglich zerstückelte Regenwürmer vorwirft, gewöhnen sie sich auch leicht an ein Ersatzfutter, Milchsemmel nämlich, und halten bei dieser Nahrung jahrelang aus, falls man die Vorsicht braucht, sie mit Einbruch kühler Witterung in einem geschützten Raume unterzubringen.