Das Reh in Brehms Tierleben

Reh (Brehms Tierleben)

Das Reh (Cervus Capreolus, C. Pygargus, Capreolus vulgaris) wird 1,3 Meter lang und am Kreuze bis 75 Centimeter hoch; das Stumpfschwänzchen erreicht kaum eine Länge von 2 Centim. Sein Gewicht beträgt 20 bis 25, in seltenen Fällen sogar bis 30 Kilogramm.
Im Vergleiche zum Edelhirsche ist das Reh gedrungen gebaut, der Kopf kurz und abgestumpft, der Hals schlank und länger als der Kopf, der Leib verhältnismäßig wenig schlank, vorn etwas stärker als hinten, auf dem Rücken fast gerade, am Widerriste niederer als am Kreuze; die Läufe sind hoch und schlank, die Hufe klein, schmal und spitzig, die Lichter sind groß und lebhaft, am obern Lide lang gewimpert, ihre Thränengruben sehr klein, eigentlich nur schwach angedeutet, da sie bloß bis 6 Millim. lange, seichte, kahle Vertiefungen von abgerundeter, dreieckiger Gestalt bilden; das Gehör ist mittellang und steht weit auseinander. Das Gehörn zeichnet sich durch breite Rosen und durch verhältnismäßig starke, mit weit hervortretenden Perlen besetzte Stangen aus. Gewöhnlich setzt die Hauptstange nur zwei Sprossen an; allein die Entwickelung, welche das Rehgehörn erreichen kann, ist damit noch nicht beendet. »Die jagdmäßige Zählung der Rehbocksenden«, sagt Blasius, »beabsichtigt nicht, einen Ausdruck für das Naturgesetz der Gehörnbildung zu geben. Will man das thierkundliche Bildungsgesetz aussprechen, so kommt es weniger auf die Anzahl der Enden als auf die Gesammtform des Gehörns an, mit deren Verbindung die Endenzahl eine Bedeutung gewinnt. Im ersten Winter erhält der Schmalbock unzertheilte, schlanke Spieße mit schwacher Rose an der Wurzel der Stange; beim Gabelbocke ist die Stange ungefähr in der Mitte getheilt. Die Hauptstange richtet sich von der Theilung an in einem Winkel nach hinten, der Nebensproß nach vorn. Diese knieförmige Biegung der Hauptstange ist weit wichtiger als der vordere Nebensproß, und man kann den Bock dem Alter nach für einen Gabler ansprechen, wenn die Biegung vorhanden ist und der Nebensproß fehlt. Beim Sechsender theilt sich die nach hinten gebogene Hauptstange zum zweitenmale und biegt sich nach der Theilung wieder nach vorn vor, während sich der zweite hohe Nebensproß nach hinten wendet. Die zweite knieförmige Biegung kennzeichnet den Sechsender, und man kann den Bock dem Alter und Gehörn nach als Sechser ansprechen, wenn er beide knieförmige Biegungen der Hauptstange zeigt, auch wenn die Nebensprossen beliebig fehlen. Mit dem Sechsender schließt gewöhnlich die Gesammtentwickelung ab, indem der Rehbock bei ferneren Aufsätzen in der Regel dieselbe Anzahl von Enden wieder erhält. Die regelrechte Entwickelung kann jedoch weiter fortschreiten. Beim Achter theilt sich die über der zweiten Gabel oder Kniebiegung und die nach oben oder nach hinten gerichtete Spitze aufs neue und setzt einen Nebensproß ab. Der Zehnender ist die höchste regelmäßige Entwickelung des Rehgehörns, welche ich kenne. Er entsteht, wenn die beiden oberen Spitzen des Sechsenders sich gabelig zertheilen; das Gehörn besteht dann aus einem vorderen Mittelsproß, einer oberen Endgabel und einer hinteren Nebengabel. Gehörne dieser Form kenne ich nur aus Syrmien und Kroatien. Häufig zeigen die Rehgehörne eine Neigung, inwendig an der Hauptstange, unterhalb des nach vorn gerichteten Mittelsprosses und gleichmäßig an jeder Seite eine auffallend lange Perle zu entwickeln. Diese Perle wird zuweilen bis 25 Millimeter lang und kann dann jagdmäßig als Ende gezählt werden.«

Mißbildungen aller Art sind bei dem Rehgehörn außerordentlich häufig. In Sammlungen sieht man Stangen von der sonderbarsten Gestaltung: manche mit einer ganzen Reihe von jagdgerechten Enden, andere schaufelartig verbreitert und mit Randsprossen besetzt. Es kommen Rehböcke mit drei Stangen und drei Rosenstöcken oder solche mit einer einzigen Rose und einem einfachen Stocke vor etc. Auch sehr alte Ricken erhalten einen kurzen Stirnzapfen und setzen schwache Gehörne auf. Radde erhielt im Sajan ein solches, welches die Ricke mitten auf der Stirne trug. Es zeigt vier längere, aus einem Grunde entspringende Sprossen, welche in abweichender Richtung zu einander ausgewachsen sind. Von einem anderen derartigen Gehörn theilt mir Block mit, daß es aus zwei, gegen fünf Centimeter langen Stangen bestand, und selbst einen alten Weidmann täuschen konnte, welcher die Ricke als Bock ansprach und erlegte.

Die dichte Behaarung des Rehes ändert sich je nach der Jahreszeit, indem, meiner Auffassung nach, wie beim Hirsche, im Sommer nur das Grannenhaar, im Winter ausschließlich das Wollhaar zur Entwickelung gelangt. Ersteres ist kurz, straff, hart und rund, letzteres lang, gewellt, weich und zerbrechlich, auch durchaus anders gefärbt als jenes. Ober- und Außenseite des Körpers sind im Sommer dunkel-rostroth, im Winter braungrau, Unterseite und Innenseite der Gliedmaßen immer heller gefärbt. Auf der Stirne und dem Nasenrücken mischt sich Schwarzbraun, an den Seiten des Kopfes und rückwärts über den Augen rothgelb ein; Kinn, Unterkiefer und ein kleiner Fleck jederseits der Oberlippe sind weiß; hinter der Mitte der Unterlippe tritt ein kleiner brauner Fleck hervor. Das Gehör ist auf der Außenseite etwas dunkler als der übrige Leib, innen mit gelblichweißen Haaren besetzt. Steiß und der Hintertheil der Keulen sind, scharf abgegrenzt, lichtfarbig, im Sommer gelblich im Winter weiß. Bei den Kälbern treten auf der röthlichen Grundfarbe kleine, rundliche, weiße oder gelbliche Flecken in Reihen hervor. Verschiedenartige Spielarten sind bekannt worden; manche von ihnen erhalten sich sogar durch mehrere Geschlechter hindurch. In der Grafschaft Denneberg soll es tusch-, in der Grafschaft Schaumburg rabenschwarze Rehe geben, welche gleichgefärbte Kälber erzielen; in dem Erbach’schen hat man bleifarbige Böcke erlegt. Häufiger sind ganz weiße, seltener gefleckte alte Rehe, höchst selten silberfarbene.

In der Weidmannssprache heißt das männliche Reh nach seiner Geburt Bockkalb oder Kitzbock, nach zurückgelegtem ersten Jahre Spießbock oder Schmalrücken, nach vollendetem zweiten Jahre Gabelbock, vom dritten Jahre ab endlich Bock, guter und braver Bock, das weibliche Reh dagegen in denselben Altersstufen Reh-oder Kitzkalb und Kitzchen, sodann Schmalreh, endlich Rike, Ricke, Hille, Rehgeis, Rehziege und zuletzt alte, beziehentlich gelte Rike. Der lange Haarbüschel, welcher am vordern Ende der Brunstruthe des Bockes herabhängt, heißt Pinsel, der Haarbüschel, welcher aus dem Feigenblatte oder Geburtsgliede der Rike hervortritt, Schürze oder Wasserzeichen, die lichte Stelle am Steiße der Spiegel. Das Reh bildet einen Sprung oder ein Rudel, wenn es sich gesellschaftsweise vereinigt; es schreckt, schmält oder meldet sich, wenn es seinen kurzen Schrei von sich gibt, oder klagt, wenn es von Hunden oder Raubthieren ergriffen wird und laut aufschreit. Im übrigen gebraucht man von ihm dieselben Ausdrücke wie vom Hochwilde.

Das Reh verbreitet sich mit Ausnahme der nördlichsten Länder über ganz Europa und den größten Theil von Asien. Es lebt noch gegenwärtig in Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien, Holland, England und Schottland, Ungarn, Galizien, Siebenbürgen, den Donautiefländern, im südlichen Schweden, Polen, Lithauen und den Ostseeprovinzen, ist selten in der Türkei und Griechenland, fehlt im nördlichen und mittlern Rußland, tritt jedoch in der Ukräne und der Krimm wieder auf, bewohnt Kaukasien, Armenien, Kleinasien, Palästina und Persien, ebenso das mittlere und südliche Sibirien, soweit es bewaldet ist, östlich bis zum Mündungslande des Amur, nach Süden hin bis zu den indisch-mandschurischen Hochgebirgen, kommt jedoch in den kahlen, waldlosen Hochsteppen nur noch selten und sehr einzeln vor. In der Schweiz ist es bis auf einzelne Trupps ausgerottet, geht da, wo es vorkommt, auch nicht hoch im Gebirge empor, wogegen es im Kaukasus bis zu 2000 Meter, in den Gebirgen des südlichen Sibirien selbst bis zu 3000 Meter unbedingter Höhe aufsteigt. Im allgemeinen kann man sagen, daß es sich innerhalb seines Verbreitungsgebietes in allen größeren Waldungen findet, gleichviel, ob solche in Gebirgen oder ebenen Gegenden liegen, ob sie aus Schwarz- oder Laubholz bestehen. Gerade das letztere scheint dem Reh besonders zu behagen, während es anderseits wieder trockene Gegenden vorzieht. Waldungen mit viel Unterholz, junge Baumschläge, Vor-und Feldhölzer, welche Dunkel und Schatten bieten, sagen ihm zu. Im Winter zieht es sich von den Höhen zur Tiefe herab, im Sommer steigt es höher empor. In Sibirien wandert es mit einer gewissen Regelmäßigkeit überall, wo es ihm beschwerlich oder unmöglich wird, auf seinen Sommerständen zu überwintern. Schon in unseren Hoch- und Mittelgebirgen findet etwas ähnliches statt, nur daß hier die Wanderungen nicht über so weite Strecken sich ausdehnen; in Sibirien aber verläßt es mit Eintritt der kalten Jahreszeit bestimmt seine sommerlichen Aufenthaltsorte, schart sich in zahlreiche Rudel und meidet nun das Gebirge gänzlich, um in den Wäldern der Ebene den Winter zu verbringen. Bei dieser Gelegenheit kommt es zuweilen mit der Kropfantilope zusammen, welche doch eine von der seinigen gänzlich abweichende Lebensweise führt. Die Wanderungen beginnen unmittelbar nach der Brunst und dauern, streng genommen, während des ganzen Winters fort, wogegen mit Beginn der Schneeschmelze ein allmähliches Aufrücken in den Gebirgen stattfindet. Sowohl im Sommer wie im Winter meidet das Reh in Sibirien die reinen Schwarzwälder, bevorzugt dagegen die Thalmündungen, die flachen Vorländer, die sanfthügeligen, nicht sehr dicht bewaldeten Vorberge oder hält sich in den dichten Unterhölzern des alpinen Gürtels auf, hier mit Vorliebe die Dickichte der Eiche, Kiefer und sibirischen Tanne zu seinem Standorte wählend. Bei uns zu Lande lebt es gern in Vorhölzern, auch in solchen, welche mit geschlossenen Waldungen nur lose zusammenhängen, nicht selten inmitten größerer Feldfluren, zieht sich auch im Vorsommer gänzlich in die Felder zurück und thut sich über Tages im hohen Getreide nieder. Standwild im strengsten Sinne des Wortes ist es nur da, wo es sich vollkommen sicher fühlt; aber auch hier unternimmt es gern weitere Streifzüge, sei es um eine gewisse Aesung, sei es, um andere seiner Art aufzusuchen. Mehr als der Hirsch, ungleich mehr als der Damhirsch, liebt es Freiheit in jeder Beziehung, insbesondere Veränderung des Standes, der Aesung, selbst der Gesellschaft. Es ist nicht allein wählerisch, sondern förmlich launenhaft, gefällt sich heute hier, morgen dort, läßt sich unter Umständen allerlei Störungen gefallen und nimmt sie wiederum so übel, daß es gelegentlich gänzlich auswechselt.

Die Bewegungen des Rehes sind behend und anmuthig. Das Reh kann erstaunlich weite, bogenförmige Sätze ausführen und über breite Gräben, hohe Hecken und Sträuche ohne irgend welche bemerkbare Anstrengungen fallen, schwimmt sehr gut und klettert recht leidlich. Es vernimmt, wittert und äugt vortrefflich, ist listig, vorsichtig und sehr scheu. »Freundlichkeit, Zuthunlichkeit«, sagt Dietrich aus dem Winckell, »spricht aus jedem seiner Blicke, und doch läßt es nur, von der zartesten Jugend an von dem Menschen künstlich erzogen, sich zähmen; im entgegengesetzten Falle behält es selbst bei der besten Pflege die im wilden Zustande eigene Schüchternheit und Furcht vor Menschen und Thieren bei. Diese geht so weit, daß es, wenn es überrascht wird, nicht nur zuweilen einen kurzen Laut des Schreckens von sich gibt, sondern auch den Versuch, sich durch die Flucht zu retten, oft aufgeben muß, indem es leicht völlig aus dem Sprunge kommt und dann, auf einem engen Raume sich ängstlich gleichsam herumtummelnd, nicht selten ein Opfer gemeiner, gar nicht rascher Bauernhunde, vorzüglich aber der Raubthiere wird. Nur in Gehegen, wo die Rehe sehr wenig beschossen werden und immer Ruhe haben, legen sie ihre Scheu vor dem Menschen insoweit ab, daß sie, wenn er in einer Entfernung von zwanzig bis dreißig Schritten an ihnen vorübergeht, sich im Aesen nicht stören lassen. Im Bette wird keine andere Wildart häufiger überrascht als das Reh; wahrscheinlich muß es schlafen oder, wenn es sich wachend niedergethan hat, um das Geschäft des Wiederkäuens zu verrichten, unter einem dicken Strauche oder in hohem Grase vor den spähenden Blicken seiner Verfolger sich hinlänglich gesichert glauben.« Im übrigen ähnelt das Wesen des Rehes dem unseres Edelwildes sehr. Es ist ebensowenig ein kluges und ebensowenig ein liebenswürdiges Thier wie der Hirsch, vielmehr ebenfalls heftig, reizbar und jähzornig, auch rauf- und kampflustig. Von der »Freundlichkeit und Zuthunlichkeit«, welche Winckell rühmend hervorhebt, nimmt man bei innigerem Umgange mit dem Rehe herzlich wenig wahr. So lange es jung ist, zeigt es sich allerdings höchst liebenswürdig, im Alter aber sehr eigenwillig, trotzig und bösartig. Schon die alte Rike hat ihre Mucken, jedoch zu wenig Kraft, um ihren Absichten den erwünschten Aus- und Nachdruck zu geben; der Bock aber ist ein unverträglicher, boshafter, selbst- und herrschsüchtiger Gesell, behandelt schwächere seiner Art stets, die Rike nicht selten ganz abscheulich, mißhandelt ohne Erbarmen seine Sprößlinge, sobald er meint, daß sie seinen Gelüsten im Wege stehen könnten, zeigt allen Geschöpfen, welche er nicht fürchten muß oder aus Gewohnheit nicht mehr fürchtet, das Gehörn und gebraucht es in höchst gefährlicher Weise. Zu trauen ist ihm nie; denn sein Sinn ist im höchsten Grade unbeständig und wetterwendisch, seine Reizbarkeit unglaublich groß und seine störrische Beharrlichkeit nicht zu unterschätzen. Wirkliche Anhänglichkeit, hingebende Aufopferung kennt er nicht: bei Gefahr ist er der erste, welcher sich, nicht ohne bemerkenswerthe List und Verschlagenheit, davon zu machen sucht; Vertheidigung der Rike und seines Sprößlings kommt ihm nicht in den Sinn. Er hält sich nicht immer, aber oft zu beiden, jedoch kaum aus warmer Zuneigung, sondern wohl hauptsächlich aus Liebe zur Geselligkeit und Bequemlichkeit, da er weiß, daß die vorsichtige Rike unablässig um die Sicherheit ihres Kälbchens besorgt ist, und er sich dies zu Nutze zu machen sucht. Selbst während der Brunstzeit bekundet er der Rike gegenüber eigentlich weder Liebe noch Zärtlichkeit, sondern nur Sinnlichkeit und Begierde. Vollendete Selbstsucht ist der Grundzug seines Wesens.

Niemals bildet das Reh so starke Trupps wie das Edelwild. Während des größten Theiles des Jahres lebt es familienweise zusammen, ein Bock mit einem, seltener mit zwei bis drei Riken und deren Jungen; nur da, wo es an Böcken fehlt, gewahrt man Trupps von zwölf bis funfzehn Stücken. Der Bock trennt sich wahrscheinlich bloß dann von der Familie, wenn jüngere seine Stelle vertreten, und er es für gut befindet, grollend in die Einsamkeit sich zurückzuziehen. Dies geschieht hauptsächlich im Frühsommer, währt aber nie länger als bis zur Brunstzeit; dann trollt er unruhig umher, um Schmalrehe aufzusuchen. Nach der Blattzeit bleibt er meistens beim Schmalreh; wenn die nunmehrige Rike aber hochbeschlagen ist, sucht er sich eine andere, und diese bleibt bis zum nächsten Frühlinge seine bevorzugte Gefährtin. Im Winter vereinigen sich zuweilen mehrere Familien und leben längere Zeit mit einander. Die Kälber halten sich bis zur nächsten Brunstzeit zu den Rehen, werden dann von diesen abgeschlagen und bilden oft eigene Trupps für sich.

Ueber Tages hält sich das Reh in einem ruhigen und Deckung bietenden Theile des zeitweiligen Wohngebietes auf, gegen Abend, in geschützten Gehegen bereits in den späteren Nachmittagsstunden, tritt es auf junge Schläge, Wald- und Flurwiesen oder Felder heraus, um sich zu äsen; gegen Morgen begibt es sich wieder nach der Dickung oder ins hohe Getreide zurück, schlägt mit den Vorderläufen die Moos-oder Rasendecke weg und bereitet sich so sein Bett oder Lager, um hier zu ruhen. Einen bestimmten Wechsel hält es gern, obschon nicht ganz regelmäßig ein, und auf ihm pflegt der Bock vorauszuschreiten, während bei der Flucht regelmäßig die Rike die Spitze nimmt. Während der Brunstzeit ändert das Reh wie alle Hirsche seine gewohnte Lebensweise sehr wesentlich.

Die Aesung ist fast dieselbe, welche das Edelwild genießt; nur wählt das leckere Reh mehr die zarteren Pflanzen aus. Blätter und junge Schößlinge der verschiedensten Laubbäume, Nadelholzknospen, grünes Getreide, Kraut und dergleichen bilden wohl die Hauptbestandtheile der Aesung. Bei uns zu Lande ernährt es sich von den Blättern und jungen Trieben der Eiche, Ulme, Birke, Aspe, des Hornbaumes, Spitzahorns sowie der Nadelhölzer, insbesondere der Fichte, von jung aufschießendem Raps, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, Kraut und Klee, allerlei Gräsern, auch Eicheln und anderen Baumfrüchten, in Sibirien außer diesen und ähnlichen Pflanzenarten auch von den Trieben der Wermutarten, Potentillen etc. Salz leckt es sehr gern, und reines Wasser ist ihm Bedürfnis; es begnügt sich aber bei Regen oder starkem Thaufalle mit den Tropfen, welche auf den Blättern liegen. Hier und da kommt es zuweilen auch wohl in die Gärten herein, deren leckere Gemüse ihm behagen, und setzt dabei kühn und geschickt über ziemlich hohe Zäune weg. Vom Hirsche unterscheidet es sich dadurch, daß es die Kartoffeln nicht ausscharrt und in den Feldern nicht soviel Getreide durch Niederthun umlegt; dagegen verbeißt es in Forsten und Gärten die jungen Bäume oft in schlimmer Weise und wird dann empfindlich schädlich.

Merkwürdigerweise ist erst in neuerer Zeit die Fortpflanzungsgeschichte des Rehes festgestellt worden. Lange Jahre hat man sich hin und her gestritten, wann eigentlich die Brunstzeit des Rehes eintrete. Man wollte eine wahre und eine falsche Brunst unterscheiden, erstere als in den August, letztere als in den November fallend. Dietrich aus dem Winckell hat den Beschlag der Rehe im August beobachtet und ist gleichwohl geneigt zu glauben, daß er sich im November wiederhole, trotzdem er weiß, daß um diese Zeit die Rehböcke längst abgeworfen haben. »Alles mögliche«, sagt Blasius, »ist gegen die Novemberbrunst geltend gemacht worden: die wirklich bekannte Begattung im August, die Feistzeit vor dem regelmäßigen Zustande der Böcke, das Abwerfen der Geweihe im Oktober und die Neubildung derselben während der angeblichen Novemberbrunst, das Beschlagen im August und das später sich Vereinzeln der Rike, wobei sie im Mai gesetzt – aber alles vergebens! Ein harmloses Necken und Jagen in diesen Wintermonaten sollte alle Gegengründe aufwiegen! Man muß wenig Sinn für die Deutung von Thatsachen verrathen, wenn man nach der Haltung der Rehe in der sogenannten Blattzeit noch an der wirklichen Brunst zweifeln will. Die Böcke führen zuweilen in dieser Zeit Kämpfe mit einander auf Tod und Leben und verflechten durch heftiges Schlagen hin und wieder ihre Gehörne unentwirrbar in einander. In heftigem Kampfe stellen sie sich auf die Hinterbeine und rennen mit den Köpfen gegen einander, wie die Ziegen, oder nehmen Anlauf, um einander zu durchbohren, während sie zu jeder andern Zeit sich friedlich unter einander vertragen.

Bei allen hirschartigen Thieren steht die geschlechtliche Erregung mit der Hautthätigkeit in einer zeitlichen Wechselfolge. Nach der Befruchtung geht der Wechsel des Haares und des Geweihes vor sich: das Haar bildet sich aus, und das Geweih wird abgeworfen. Das neue Geweih entwickelt sich während der Sommermonate und hat seine Ausbildung erreicht, wenn das Sommerhaar auftritt. Die Kälber werden gesetzt, wenn das Sommerkleid ausgebildet ist.«

Die Fortpflanzungsgeschichte des Rehes ist kurz folgende. Nachdem das im Oktober oder November abgeworfene Geweih des ältern Bockes sich neu gebildet und vereckt, der Bock auch gefegt hat, was zu Ende März, spätestens im April zu geschehen pflegt, zeigt sich der Bock zwar nicht mehr so harmlos als während der Zeit seiner Waffenlosigkeit, aber doch auch noch nicht erregt, sondern benimmt sich eher als erträglicher Genosse der Rike und zuweilen selbst als theilnehmender Vater seiner oder anderer Böcke Sprößlinge. Um die Mitte des Juli endet dieses schöne Verhältnis. Unruhe, Rauf- und Kampflust machen sich geltend; der starke Bock trennt sich unter allen Umständen von den bisherigen Genossen, beziehentlich der Familie, schweift weit umher, tritt anderen Böcken herausfordernd entgegen, läßt öfters seine Stimme, ein dumpfes, kurz ausgestoßenes »bäö, bäö« oder »bö, bö, bö«, vernehmen und beginnt junge, zwar sehr verliebte, aber züchtige Riken zu treiben, d.h. hitzig hin und her zu jagen. Seine Erregung steigert sich von Tag zu Tage; er bekämpft mit oft sinnloser Wuth seine Nebenbuhler, bindet selbst mit anderen Geschöpfen, in seltenen Fällen sogar mit dem Menschen an, mißhandelt, ja tödtet die Kitzen, falls deren Vorhandensein ihm hinderlich zu sein scheint, und behandelt auch die Riken, welche sich seinen Wünschen nicht sofort fügen wollen, mit ebensoviel Ungestüm als Rücksichtslosigkeit. Seine Eifersucht und Raufsucht geht so weit, daß er die begehrte Schöne meist ob des Nebenbuhlers hintansetzt, indem er auf Böcke, welche gleich ihm eine Rike treiben, wüthend und kampfeifrig losstürzt, ohne sich um die Geis weiter zu bekümmern. Diese ist fast ebenso erregt als er, gibt ihren Gefühlen auch entsprechenden Ausdruck, indem sie den Bock durch einen »fippenden« Laut, welcher wie »ī, ī, īĕ, īĕ, ī, īĕ« klingt, auf sich aufmerksam macht und zu sich einladet. Auf dieses Zeichen hin eilt der junge Bock hitzig und unbedacht, der ältere vorsichtiger, der alte, erfahrene schleichend wie ein Fuchs herbei, um der Minne Sold zu fordern. Die alte Rike gewährt letzterem meist ohne Umstände, das Schmalreh dagegen widerstrebt dem ungestümen Bewerber, läßt sich längere Zeit treiben, geräth auch meist in große Angst und gibt diese durch die Laute »ī, īă, īăīă« zu erkennen, fügt sich jedoch endlich ebenfalls dem Willen des Bockes. Da dieser, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat, regelmäßig Schmalrehe treibt und die alten Riken mehr oder weniger vernachlässigt, finden gemeiniglich die jungen Böcke bei letzteren williges Entgegenkommen. Ueberwiegt in einem Reviere das eine Geschlecht, so wandert der nicht zur Paarung gelangende Theil aus, um anderswo sein Glück zu suchen.

Das befruchtete Ei geht, wie die Untersuchungen des Jägermeisters von Veltheim, Pockels, Zieglers und zumal Bischoffs mit nicht mehr anzufechtender Bestimmtheit dargethan haben, in kurzer Zeit durch den Eileiter, furcht sich hier und gelangt in seiner ursprünglichen Größe in die Gebärmutter, in welcher es gewöhnlich übersehen wird, da es nur die allersorgfältigste Beobachtung zu entdecken vermag. In dieser verweilt es, ohne sich irgendwie zu verändern, etwa vier Monate, bis nach Mitte December, in demselben gänzlich unentwickelten Zustande, beginnt aber sodann mit ungewöhnlicher Schnelligkeit in regelrechter Weise sich auszubilden, bis der Keimling im Mai oder Juni seine vollständige Reife erlangt hat. Somit geht das Reh ebenfalls ungefähr vierzig Wochen hochbeschlagen, und die Entwickelung seiner Frucht unterscheidet sich, soviel bekannt, einzig und allein dadurch von der anderer Hirsche, daß der Keimling eine allerdings ungewöhnlich lange Zeit in einem sich gleichbleibenden Zustande verharrt.

Dies ist die Regel, Ausnahmen hat aber auch sie. Es kann nämlich vorkommen, daß eine Rike erst mehrere Wochen später beschlagen wird und dennoch rechtzeitig setzt. Gefangene Riken z.B., welche während der Brunstzeit mit dem Bocke nicht zusammenkommen konnten und erst im Spätherbste einen solchen zum Gesellen erhielten, werden unter besonders günstigen Umständen ausnahmsweise um diese Zeit noch brünstig, empfangen ebenfalls und bringen kaum später als andere ihr Kälbchen zur Welt. Es sind mir über diese verspätete Rehbrunst von den verschiedensten Seiten her so übereinstimmende Mittheilungen zugegangen, daß ich an der Richtigkeit der Beobachtungen nicht wohl zweifeln darf. Gerade das lange Verharren des befruchteten Eies in einem Zustande scheinbarer Nichtentwickelung dürfte es ermöglichen, daß die zwischen der Befruchtung und der ersichtlichen Weiterbildung liegende Zeit abgekürzt werden kann. Ich unterlasse es, die angefangenen Rehen gesammelten Erfahrungen auch auf freilebende zu beziehen, bemerke jedoch noch, daß auch unter diesen ein Beschlagen im Oktober und November thatsächlich beobachtet worden ist.

Etwa vier oder fünf Tage vor dem Setzen sucht die Rike in einem einsamen, möglichst abgelegenen Theile des Waldes einen stillen Platz und bringt dort ihre Kälber zur Welt. Jüngere Riken setzen gewöhnlich nur ein einziges Kalb, ältere deren zwei, in seltenen Fällen selbst drei. Die Mutter verbirgt ihre Sprößlinge vor jedem sich nahenden Feind mit Sorgfalt und gibt ihnen bei der leisesten Ahnung einer Gefahr warnende Zeichen durch Aufstampfen mit dem einen Laufe oder durch einen kurzen zirpenden Laut. In der zartesten Jugend drücken sich die Kälber, sobald sie diesen vernehmen, auf der Stelle nieder; späterhin entfliehen sie mit der Mutter. Während der ersten Tage des Lebens, wann die Kälber noch zu unbehülflich sind, nimmt die Rike zur Verstellungskunst ihre Zuflucht und sucht den Feind von sich abzulenken. Wird ihr ein Junges geraubt, ohne daß sie es hindern kann, so folgt sie dem Räuber, auch dem Menschen, lange nach und gibt ihre Sorgen durch beständiges, ängstliches Hin- und Herlaufen und durch Rufen zu erkennen. »Mich hat diese Mutterzärtlichkeit«, sagt Dietrich aus dem Winckell, »mehr als einmal dahin vermocht, das Kalb, welches ich schon mitgenommen hatte, wieder in Freiheit zu setzen, und die Mutter belohnte mich reichlich dafür durch die sorgsamen Untersuchungen, ob dem Kinde ein Unfall zugestoßen sei oder nicht. Freudig sprang sie um das unbeschädigt gefundene Kleine herum und schien es mit Liebkosungen zu überhäufen, indem sie ihm zugleich das Gesäuge zur Nahrung darbot.« Etwa acht Tage nach der Geburt nimmt die Rike ihre Kälber mit auf die Weide, und nach zehn bis zwölf Tagen sind sie vollkommen stark genug, ihr nachzueilen. Nun kehrt sie mit ihnen auf den alten Stand zurück, gleichsam in der Absicht, dem Vater seine Sprößlinge jetzt vorzuführen. Diese besaugen ihre Mutter bis zum August, nehmen aber schon im zweiten Monate ihres Lebens feineres, grünes Geäse mit an; die Mutter lehrt sie die Auswahl treffen. Mit dem Alter von vierzehn Monaten sind sie fortpflanzungsfähig geworden und bilden nunmehr eine Familie für sich.

Schon zu Ende des vierten Monats wölbt sich das Stirnbein des jungen Bockes, in den folgenden vier Wochen bilden sich kleine, immer höher werdende Kolben, und in den Wintermonaten brechen dann die ersten, acht bis zehn Centimeter langen Spieße hervor. Im März fegt der junge Bock »mit Wollust und wahrem Uebermuthe«, im nächsten December wirft er die Spieße ab. Binnen drei Monaten hat sich das zweite Gehörn gebildet. Es wird seiner Zeit etwas früher als im vorigen Herbste abgeworfen und durch das dritte ersetzt. Alte Böcke werfen, wie bemerkt, schon im November ab.

Man jagt das Reh fast in derselben Weise wie anderes Hochwild, obwohl man gegenwärtig mehr das glattläufige Schrotgewehr als die Kugelbüchse zu seiner Erlegung anwendet. Von geübten Jägern wird der Bock in der Brunstzeit durch Nachahmung des zirpenden Liebeslautes seines Weibchens herbeigelockt und dann erlegt. In Sibirien errichtet man auf den Wechseln der Rehe Fallgruben, hetzt sie, wenn der Schnee beim Schmelzen sich mit einer dünnen Eisdecke belegt, mit Hunden und Pferden, fährt sie mit dem Schlitten an und erlegt sie, nachdem sie sich an das Gefährt gewöhnt haben, sticht sie nieder, wenn sie bei ihren Wanderungen die Flüsse übersetzen, treibt jedoch im ganzen nicht ärgere Aasjägerei als unsere Wildschützen und Bauern. Außer dem Menschen stellen Luchs und Wolf, Wildkatze und Fuchs den Rehen nach, erstere großen und kleinen ohne Unterschied, letztere namentlich den Rehkälbern, welche zuweilen auch dem zwerghaften blutgierigen Wiesel zum Opfer fallen sollen.

Der Nutzen, welchen das Reh dem Menschen gewährt, ist beziehentlich derselbe wie der des übrigen Hochwildes, der Schaden, welchen es anrichtet, verhältnismäßig gering, jedoch immer noch viel bedeutender als der Nutzen. Namentlich in jungen Schlägen haust es oft schlimm und vereitelt in wenigen Tagen jahrelange sorgsame Arbeiten des Forstmannes. Bei uns zu Lande nützt man das köstliche Wildpret, das Gehörn und die Decke wie das Fell; in Sibirien verarbeitet man die Decke zu Pelzen, welche allgemein getragen werden, weil sie sehr leicht und billig sind.

Im Wildgarten wie im Thierzwinger oder im engern Gewahrsam überhaupt hält sich das Reh minder leicht als andere Hirsche, weil seinem ungebundenen Wesen aller Zwang zuwider ist. Ist der Wildgarten zu klein, so kümmert es, geht immer mehr zurück und schließlich ein, auch wenn es reichliche und ihm zusagende Aesung hat, beziehentlich gefüttert wird. Nach den Erfahrungen des Grafen von Mengersen, welcher einen gut bestandenen Rehpark unterhält, muß man mindestens sieben Morgen Landes auf ein Reh rechnen, aber auch dann noch im Winter Kleeheu, Kartoffeln, Rüben und Eicheln füttern, falls man auf Erfolg zählen will. In den Thiergärten rechnet man das Reh unter diejenigen Thiere, deren Erhaltung schwierig ist. Einzelne von ihnen gedeihen allerdings nicht allein unter einer durchaus sachgemäßen Pflege, sondern auch unter Umständen, welche den erfahrenen Thierpfleger in Erstaunen versetzen müssen, da sie eigentlich gar keine Pflege genießen; sie aber bilden Ausnahmen von der Regel. Das Reh erweist sich als ein sehr wählerisches, heikliges und schwer zu befriedigendes Geschöpf, ist weichlich und hinfällig, pflanzt sich daher auch keineswegs regelmäßig im Zwinger fort und geht oft infolge einer sehr unbedeutenden Veranlassung ein. Jung aufgezogen, wird es leicht und in hohem Grade zahm, befreundet sich mit Menschen und Thieren, benimmt sich wie ein wirkliches Hausthier und gewährt dann viel Vergnügen. Doch erlebt man auf die Dauer nur an der Rike, nicht aber auch an dem Bocke Freude; denn letzterer bekundet mit der Zeit sein eigentliches Wesen, wird dreist, zudringlich und unverschämt, während die Rike in der Regel sanftmüthig bleibt.

»Einer meiner Brüder«, sagt Dietrich aus dem Winckell, »besaß eine gezähmte Rike, welche sich in der menschlichen Gesellschaft fast am besten zu gefallen schien. Oft lag sie zu unseren Füßen, und gern machte sie sich die Erlaubnis zu Nutze, auf dem Sofa an der Seite meiner Schwägerin zu ruhen. Hund und Katze waren ihre Gespielen. Fand sie sich von ihnen beleidigt, so wurden sie durch tüchtige Schläge mit den Läufen hart bestraft. Die liebe Rike ging mit uns oder auch für sich allein im Freien spazieren. Zur Brunstzeit blieb sie gewöhnlich, kurze Besuche abgerechnet, welche sie ihrem Wohlthäter abzustatten nicht vergaß, einige Tage und Nächte hindurch im Walde, kam dann, wenn sie sich hochbeschlagen fühlte, nach Hause und setzte zur gehörigen Zeit. Die Kälber aber, mit der Muttermilch dieses zahmen Rehes genährt, blieben wild und wurden deshalb im folgenden Oktober ausgesetzt. Sogar während der Brunstzeit verließ unsere Rike, wenn sie von ihrem Herrn beim Namen gerufen war, den Bock und folgte dem Gebieter bis ans Ende des Waldes; hier aber trennte sie sich von ihm und gab dem Gatten den gewöhnlichen Ruf, ein Zeichen zur Annäherung.«

Das Benehmen gezähmter Böcke ist regelmäßig ein anderes als der Riken. Die ihnen angeborne Furchtsamkeit wird durch Gewohnheit abgestumpft; sie kennen den Menschen und wissen, daß weder er noch die Hunde ihnen etwas thun dürfen, und zeigen sich dann nicht bloß anmaßend, sondern werden sogar gefährlich. Ein junger Rehbock, welchen der meinem Vater befreundete Oberförster Heerwart hielt, hatte sich in den Kopf gesetzt, daß die Hundehütte für ihn ein ganz bequemes Lager wäre, und ging, so oft es ihm einfiel, da hinein. Wenn nun der bereits erwähnte Hund Basko gerade in der Hütte lag, schlug er mit seinen Vorderläufen kühn auf den gewaltigen Feind seines Geschlechtes los, bis dieser mit eingeklemmtem Schwanze die Hütte verließ und dem übermüthigen Gesellen Platz machte. Der vortreffliche Hund wußte recht wohl, daß er dem Liebling seines Herrn nichts abschlagen durfte, und ließ sich von ihm in wirklich lächerlicher Weise beherrschen. Aeltere Böcke dürfen unter keiner Bedingung als Spielgenossen von Kindern angesehen werden. Sie fürchten sich nicht einmal vor erwachsenen Männern, geschweige denn vor Frauen und Kindern, nehmen bei der unbedeutendsten Veranlassung eine drohende Miene an, gehen auf denjenigen, welcher sie beleidigte oder auch nicht beleidigte, mit niedergebogenem Gehörn los und wissen dieses so kräftig zu gebrauchen, daß selbst starke Männer ihrer kaum sich erwehren, Frauen und Kinder aber durch sie ernstlich gefährdet, schwer verletzt und selbst getödtet werden können.

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