Charles Foster: Der Geschmack von Laub und Erde (Rezension)

Tier sein – ein radikaler Selbstversuch
Was fühlt ein Tier, wie lebt es und wie nimmt es seine Umwelt wahr? Um das herauszufinden, tritt Charles Foster ein faszinierendes Experiment an. Er schlüpft in die Rolle von fünf verschiedenen Tierarten: Dachs, Otter, Fuchs, Rothirsch und Mauersegler. Er haust in einem Bau unter der Erde, schnappt mit den Zähnen nach Fischen in einem Fluss und durchstöbert Mülltonnen auf der Suche nach Nahrung. In die scharfsinnige, witzige Schilderung seiner skurrilen Erfahrungen lässt er wissenswerte Fakten einfließen – und letztlich geht es auch um eine philosophische Frage: Was bedeutet es, Mensch zu sein?

Ich gebe zu, dass ich ganz andere Erwartungen an DER GESCHMACK VON LAUB UND ERDE hatte, als ich zum ersten Mal von dem Buch gehört habe. Aber interessiert hat es mich trotzdem. Und auch wenn das Buch nicht ganz meine Erwartungen erfüllte, so traf das zumindest nur teilweise zu. Ich hatte den Eindruck, dass es sich bei Charles Foster um einen exzentrischen Eigenbrödler handeln würde, der sich vom Menschsein absagte und ein einsames Leben im Wald führte und versuchte wie ein Tier zu leben. Und nun seine Erfahrungen als Dachs, Fuchs oder Otter zu teilen. Das war jedoch bevor ich DER RUF DES SOMMERS gelesen habe. Vielleicht mag Charles Foster etwas merkwürdig sein, aber ein exzentrischer menschenscheuer Eigenbrödler ist er nicht. Obwohl … ein bisschen schräg ist das Buch schon.
Man darf nicht erwarten viel von Dachs, Fuchs und Co zu erfahren. Charles Foster versucht zwar Erfahrungen wie diese (und andere) Tiere zu machen, aber natürlich ist er den Einschränkungen eines Menschen unterworfen. Und so muss er hin und wieder auch etwas cheaten. Aber … DER GESCHMACK VON LAUB UND ERDE ist ein unterhaltsames und sehr witziges Buch. Der Autor versucht wie ein Tier zu leben und scheitert (an unterschiedlichen Gründen).
Das Buch weist wunderschön beschriebene Naturwahrnehmungen auf. Was die Tiere selbst anbelangt so mischt sich Allgemeinwissen mit subjektiver Wahrnehmung und driftet oft in esoterische Philosophie ab. Man muss sich darauf einlassen und sich einfach berieseln lassen. Zum Träumen eignet sich das Buch auf jeden Fall. Zum Nachahmen weniger und wer mehr über die Lebensweise von Dachs, Fuchs und Co. erfahren will … nun, jedes andere Buch ist dafür besser geeignet. Aber … das sollte auch nicht der Grund sein DER GESCHMACK VON LAUB UND ERDE zu lesen.
Einfach mal Abschalten und die Seele baumeln lassen (und über die Gedanken und Ideen des Autors sinnieren und schmunzeln).
Eine Verfilmung des Stoffs ist in Planung … man darf gespannt sein.

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