Martin Suter: Elefant (Rezension)

Ein Wesen, das die Menschen verzaubert: ein kleiner rosaroter Elefant, der in der Dunkelheit leuchtet. Plötzlich ist er da, in der Höhle des Obdachlosen Schoch, der dort seinen Schlafplatz hat. Wie das seltsame Geschöpf entstanden ist und woher es kommt, weiß nur einer: der Genforscher Roux. Er möchte eine weltweite Sensation daraus machen. Allerdings wurde es ihm entwendet. Denn es gibt auch Leute, die es beschützen wollen, etwa der burmesische Elefantenflüsterer Kaung.
ELEFANT klingt wie ScienceFiction, aber (vielleicht abgesehen von kleinen rosa Elefanten) leuchtende Tiere gibt es. Also jene, die von Menschenhand geschaffen wurden und die nicht von Natur aus leuchten.
„Schuld“ daran ist das GFP. Das grün fluoreszierende Protein (Abkürzung GFP; engl. green fluorescent protein) ist ein erstmals 1962 von Osamu Shimomura beschriebenes Protein aus der Qualle Aequorea victoria, das bei Anregung mit blauem oder ultraviolettem Licht grün fluoresziert. Seine unschätzbare Bedeutung in der Biologie, insbesondere der Zellbiologie, liegt in der Möglichkeit, GFP mit beliebigen anderen Proteinen Gen-spezifisch zu fusionieren. Durch die Fluoreszenz des GFP kann so die räumliche und zeitliche Verteilung des anderen Proteins in lebenden Zellen, Geweben oder Organismen direkt beobachtet werden.
Im Jahr 2008 wurde der Nobelpreis für Chemie für die „Entdeckung und Weiterentwicklung des grün fluoreszierenden Proteins“ an Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien verliehen.
Suter spinnt die Geschichte weiter und erschafft einen kleinen Rosa Elefanten, mit der Farbe eines Marzipanschweins und der Fähigkeit im Dunkeln zu leuchten. Das geht auch mit anderen Proteinen. Und so ist es eine Jagd um einen Elefanten, der für die einen eine heilige Kreatur für andere ein Prestigeobjekt ist. Und natürlich eine Schöpfung, die Ruhm und Geld bringt. Nur… irgendwie gerät der Elefant in die falschen Hände und die Wissenschaft guckt in die Röhre.
Unterhaltsam und witzig hat Martin Suter einen Science-Krimi geschaffen, der mit Schweizer Gemütlichkeit dahinplätschert und den Leser auf angenehme Weise einlullt. Alles klingt schlüssig und man ist gespannt auf das Ende, das dann doch irgendwie vorhersehbar ist. Aber, ein anderes Ende wäre undenkbar. Es gibt kaum Gewalt, wenig Blut und weniger skurrile Personen, wie man es von den Allmen-Krimis erwarten könnte, doch es wird nie langweilig oder unverständlich. Die Protagonisten sind liebenswert und durchaus eher als ungewöhnlich zu bezeichnen, die Antagonisten sind mehr oder weniger oberflächlich, aber das macht sie nicht weniger beängstigend.
Spannend, auf ruhige Art, und durch den Elefanten irgendwie süß, ohne jedoch kitschig zu wirken. Und auch die Größe (bzw. die nicht vorhandene Größe) hat eine glaubwürdige Erklärung. Suter bringt neueste wissenschaftliche Technik nahe und schafft gleichzeitig den mahnenden Zeigefinger zu erheben.

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