Ausgestorbene Vögel seit 1500 – Hühnervögel (Archiv)

(Erstveröffentlichung am 23. Januar 2012)

Großfußhühner

Megapodius molistructor erreichte ein Gewicht von 3,5 Kilogramm und war damit schwerer als alle heute noch existierenden Großfußhühner. Auf Tonga war Megapodius molistructor die größte bodenbewohnende Vogelart.
Als die frühen Siedler während der Lapita-Kultur (ab 1500 v. Chr.) Tonga erreichten, fanden sie nur Meerestiere wie Meeresschildkröten und terrestrische Vögel mit Riesenwuchs wie Rallen, Tauben und Großfußhühner vor. Die Jagd auf die Vögel zur Nahrungsbeschaffung führte zu einem zügigen Aussterben der Avifauna.
Auf Neukaledonien könnte das Riesengroßfußhuhn bis in historische Zeiten existiert haben. Als William Anderson, der Sanitätsmaat auf der Resolution, auf James Cooks zweiter Südseereise Halt auf Neukaledonien machte, beschrieb er eine Vogelart mit unbefiederten Beinen, die er Tetrao australis nannte. Da aber alle Arten der Gattung Tetrao befiederte Beine haben, könnte es sich bei Andersons Vogel um ein Großfußhuhn gehandelt haben.

Das Viti-Levu-Großfußhuhn  von Viti Levu könnte bis ins frühe 19. Jahrhundert überlebt haben. Subfossile Knochen, die denen von des Viti-Levu-Großfußhuhn sehr ähnlich sehen, wurden auf Kadavu und Fidschi gefunden.

Fasanenartige

Neuseeländische Schwarzbrustwachtel (John Gerrard Keulemans)

Neuseeländische Schwarzbrustwachtel (John Gerrard Keulemans)

Die Neuseeländische Schwarzbrustwachtel, von den Māori als Koreke bezeichnet, war eine endemisch auf Neuseeland vorkommende Wachtelart. Die erste nachgewiesene Beobachtung erfolgte durch Sir Joseph Banks während der ersten Neuseelandreise von James Cook 1769/70, das erste gefangene Exemplar stammte von den Naturforschern Jean René Constant Quoy und Joseph Paul Gaimard aus dem Jahre 1827. Zu diesem Zeitpunkt kam die Art auf beiden Inseln Neuseelands vor. Sie war bis in die 1860er Jahre hinein häufig, bevor eine rapide Bestandsabnahme einsetzte, die 1875 mit dem Aussterben der Art endete.
Die Vögel besaßen eine Länge von 17 bis 22 cm und wogen ca. 200 g. Das Gefieder war oberseits dunkelbraun, die Federn der oberen und hinteren Partien besaßen eine hellere Zeichnung. Die sandfarbene Unterseite wies eine stark ausgeprägte, dunkelbraune bis schwarze Sprenkelung auf. Die Kopfoberseite war braun mit helleren Streifen. Gesicht und Kehle zeigten bei den Weibchen eine ähnliche Färbung wie die Unterseite, bei den Männchen dagegen waren sie rotbraun. Dies stellte, neben der etwas geringeren Größe der Hennen, den einzigen äußeren Unterschied zwischen beiden Geschlechtern dar. Beiden gemeinsam war ein dunkleres Band, das vom schwarzen Schnabel über das Auge zum Nacken zog.
Die Jungtiere zeigten ähnliche Merkmale, jedoch eine etwas blassere Färbung der Bauchseite.
Die Art kam endemisch auf der Süd- und Nordinsel Neuseelands vor. Es handelte sich um Bodenbewohner, die sich bevorzugt in offenem Grasland aufhielten und sich dort von Samen und Gräsern ernährten.
Die Nester der Koreke waren flache, am Boden mit Gras ausgelegte Mulden, in die zehn bis zwölf sandfarbene, dunkelbraun gefleckte Eier hineingelegt wurden. Die Brutdauer betrug 21 Tage. Bei den Jungen handelte es sich um Nestflüchter.
Das Aussterben der Neuseeländischen Schwarzbrustwachtel vollzog sich innerhalb weniger Jahre. Während sie noch 1865 auf der Südinsel als verbreitet galt, wurden 1873 von Sir Julius von Haast, dem damaligen Direktor des Canterbury Museum in Christchurch, nur noch zwei lokale Vorkommen erwähnt. Die letzten Tiere wurden 1868 (Südinsel) bzw. 1869 (Nordinsel) geschossen, seit 1875 gilt die Art als ausgestorben.
Die Ursache für das Aussterben der Art wurde niemals endgültig geklärt. Ursprünglich galten das Niederbrennen des Lebensraums sowie die intensive Bejagung durch den Menschen als Hauptursachen. Die Einführung von Hunden, Katzen und Ratten könnte ebenso dazu beigetragen haben. In Anbetracht der Tatsache, dass sich andere, später eingeführte Wachtelarten mit vergleichbarer Lebensweise dort dauerhaft etablieren konnten, scheinen die angeführten Gründe jedoch nicht ausreichend zu sein. Neuere Hypothesen gehen davon aus, dass Krankheiten, die von den eingeführten Wachteln und Fasanen übertragen wurden, die Ursache für das ungewöhnlich rasche Verschwinden sein könnten.

Himalayawachtel (P. Dougalis)

Himalayawachtel (P. Dougalis)

Die Himalayawachtel, auch Hangwachtel genannt, ist eine Art der Familie der Fasanenartige. Sie ist die einzige Art ihrer Gattung und kommt ausschließlich im Himalaya vor. Die Himalayawachtel wurde letztmals im 19. Jahrhundert gesichtet, so dass sie vermutlich ausgestorben ist.
Die Himalayawachtel erreicht eine Körperlänge von 25 Zentimeter. Die Weibchen sind etwas kleiner. Beim adulten Männchen ist die Stirn weiß mit einer schwarzen Umrahmung. Die Kopfseiten, das Kinn und die Kehle sind schwarz. Vor und hinter dem Augen befinden sich kleine weiße Flecken. Der Oberkopfkopf ist braungrau mit schwarzen schmalen Längsstreifen. Das Körpergefieder ist braungrau mit gleichmäßigen schwarzen Längsstreifen. Die Flügel sind braun und etwas heller als das Körpergefieder. Das Weibchen ist etwas heller als das Männchen. Stirn, Kehle und Ohrflecken sind blass zimtgrau. Kleine weiße Flecken finden sich auch bei ihr hinter und vor den Augen. Hals und Körperoberseite sind rötlich braun mit auffälligen dreieckigen Flecken. Die Körperunterseite ist zimtgrau.
Die Füße sind kurz und kräftig; Sporen fehlen. Die Körperfedern sind lang und lanzettförmig und gleichen darin dem Blutfasan. Der Schnabel ist sehr kräftig, der Schwanz besteht aus zehn Federn, die am Ende gerundet sind.
Das Verbreitungsgebiet der Himalayawachtel ist Nordindien. Sie wurde an drei Stellen im Norden von Uttar Pradesh beobachtet. Die letzte Beobachtung wird auf das Jahr 1890 datiert. Die wenigen Museumsbälge wurden alle in den trockenen Wintermonaten November bis Januar gesammelt. was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass es sich um nicht brütende Vögel handelte, die aus höher liegenden Regionen weiter nördlich zugewandert waren. Ihre relativ kleinen Flügel lassen jedoch nicht vermuten, dass es sich um Langstreckenzieher handelt. Die Region, aus dem die Museumsbälge stammen, unterlief während der letzten 150 Jahren einer drastischen Veränderung. Intensive Weidewirtschaft hat hier dazu geführt, das die Grashänge überweidet sind und sich in dieser Region diese Art vermutlich nicht halten konnte. Es kommen jedoch aus dem Osthimalaya nicht bestätigte Sichtungen von Hühnervögeln, die der Himalayawachtel gleichen, so dass es noch eine Möglichkeit gibt, dass Restpopulationen existieren.
Offenbar lebt die Himalayawachtel in kleinen Trupps von sechs bis 12 Individuen. Sie hält sich bevorzugt in dichtem Unterholz und steilen Hängen auf. Beobachter beschrieben sie als scheu und wachsam und nur ungern auffliegend. Sicher ist, dass die Art sich unter anderem von Grassamen ernährte.

Der Doppelband-Argusfasan ist ein nicht eindeutig identifizierter Fasan unbekannter Herkunft, der nur durch einen Teil der Handschwingenfeder eines Männchens bekannt geworden ist. Diese Feder wurde in einer Fracht für einen Modisten entdeckt und 1871 von J. Wood im Magazin des Natural History Museum The Annals and Magazine of Natural history: Zoology, Botany, and Geology beschrieben.
In seiner Betrachtung über diese Art schrieb William Robert Ogilvie-Grant im Jahre 1897: „Sie unterscheidet sich sowohl in ihren Markierungen als auch in der Form des Federkiels so perfekt von den oben genannten Arten (Anmerkung: Argus argus und Argus grayi), dass man sie ohne zu Zögern einer eigenständigen Art zuordnen kann, ungeachtet des etwas bruchstückhaften Beleges. Die allgemeine Färbung ist dem Handschwingenfederkiel von Argus argus und Argus grayi ähnlich, jedoch erstreckt sich sowohl auf der Innenfahne als auch auf der Außenfahne ein rötlich-braunes Band, das ein feines, weißes Punktmuster aufweist. Der Federschaft ist sehr schmal.“
Die taxonomische Einordnung dieses Vogels ist bis heute umstritten. 1951 nannte Jean Delacour die Insel Java als vermutliches Herkunftsgebiet. 1983 vermutete der Ornithologe Geoffrey Davison, dass es sich bei Argusianus bipunctatus um eine ausgestorbene, flugunfähige Art von Tioman handeln könnte. In einer Erwiderung auf Davisons Studie stellte der Ornithologe Kenneth C. Parkes die Validität von Argusianus bipunctatus in Frage und betrachtete diese Feder lediglich als anormale Feder des Argusfasans. Im Jahre 2002 argumentierten Steve Madge und Phil McGowan, dass sich die Struktur und die Musterung dieser Feder zu stark von der des Argusfasans unterscheiden, um sie als abweichende Argusfasan-Feder anzusehen.
Bis zur endgültigen Klärung über Herkunft und Identität dieses Taxons wird der Doppelband-Argusfasan von der IUCN als ausgestorbene Art gelistet.

Heidehühner waren in historischen Zeiten im mit Buschwerk bewachsenen, kargen Heiden der Küstenregion New Englands, vom südlichsten Zipfel New Hampshires bis ins nördliche Virginia und in vorgeschichtlicher Zeit möglicherweise bis nach Florida verbreitet. Die Präriehühner andererseits bewohnen Prärien von Texas nördlich nach Indiana bis North Dakota und South Dakota. In früherer Zeit erstreckte sich das Verbreitungsgebiet bis ins zentralsüdliche Kanada.
Heidehühner waren während des Kolonialismus enorm häufig in ihrem Lebensraum. Sie wurden ausgiebig als Nahrungsquelle gejagt. Tatsächlich vermuten viele Fachleute, dass die Abendessen der Pilgerväter zum Thanksgiving nicht aus wilden Truthühnern, sondern aus Heidehühnern bestanden. Im späten 18. Jahrhundert hatte das Heidehuhn einen Ruf als preiswertes und im Überfluss vorhandenes „Armeleuteessen“.
Das Heidehuhn sah dem Großen Präriehuhn sehr ähnlich, es war aber etwas kleiner (Pearson 1917). Die Länge des Vogels betrug ungefähr 43 Zentimeter und das Gewicht lag bei 900 Gramm.
Infolge eines enormen Jagddruckes sank die Population schnell ab. Möglicherweise in den 1840er Jahren, auf jedem Fall aber ab 1870 war das Heidehuhn auf dem Festland verschwunden. Es waren nur noch 300 Exemplare auf der Insel Martha’s Vineyard vor Massachusetts vorhanden, aber 1890 war dieser Bestand auf 120 bis 200 Vögel abgesunken, hauptsächlich wegen der Nachstellung durch Katzen und der Wilderei. Im späten 19. Jahrhundert waren noch 70 Exemplare übrig. Diese wurden nun durch ein striktes Jagdverbot geschützt und 1908 wurde das „Heath Hen Reserve“ (heute Manuel F. Correllus State Forest genannt) eingerichtet. Bis zur Mitte der 1910er Jahre stieg die Population auf fast 2000 Vögel an und ihre Balzarenen wurden zur Touristenattraktion. Ein verheerender Brand während der Brutsaison 1916, strenge Winter, Inzucht, ein Überschuss an Männchen und offenbar durch Geflügel eingeschleppte Histomoniasis-Erreger (Blackhead) ließen jedoch den Bestand zusammenbrechen. Nach einer letzten Erholung im Jahre 1920 auf 600 Exemplare begann für die Population der letzte Rückgang. 1927 hatte nur noch ein Dutzend Heidehühner überlebt, davon nur zwei Weibchen. Ende des Jahres 1927 waren trotz der besten Schutzmaßnahmen nur noch fünf Exemplare übrig, die allesamt Männchen waren. Nach dem 8. Dezember 1928 überlebte anscheinend nur noch ein Männchen (Gross, 1931), das den Spitznamen „Booming Ben“ erhielt. Er wurde früh in der Brutsaison am 11. März 1932 in seiner angestammten Balzarena zwischen West Tisbury und dem heutigen Martha’s Vineyard Flughafen zuletzt beobachtet und starb unter ungeklärten Umständen nur Stunden oder Tage danach im Alter von ungefähr acht Jahren.
Heidehühner gehörten zu den ersten Vogelarten, die die Amerikaner schützen wollten. Bereits 1791 wurde eine Gesetzesvorlage „zum Schutz des Heidehuhns und anderem Jagdwild“ dem New Yorker Parlament vorgelegt. Obgleich die Bemühungen, das Heidehuhn vor der Ausrottung zu bewahren, letztendlich erfolglos blieben, ebneten sie den Weg für die Erhaltung anderer Vogelarten. Ironischerweise könnte die Einrichtung von Reservaten auf dem offenen Buschland, was dann die „Große Prärie“ genannt wurde, das Aussterben des Heidehuhns eher beschleunigt haben. Brände waren normalerweise ein Teil der Umwelt, aber mit dem Versuch Feuer zu unterdrücken anstatt eine Sukzession mit kontrollierten Bränden durchzuführen, nahm die Lebensraumqualität ab und ein normalerweise begrenzter Brand hatte bei dem angesammelten Unterholz verheerende Konsequenzen, wie im Jahre 1916.
Die taxonomische Diskussion hat einige Forschungsprojekte ins Leben gerufen, um mehr über das Heidehuhn und dessen Lebensraum herauszufinden. Ein erster Vergleich von mtDNA-Haplotypen zwischen Heidehuhn- und Präriehuhntypen (Palkovacs et al., 2004) brachte das unerwartete Ergebnis, dass alle getesteten Heidehühner eine Gruppe bildeten, die sich sehr von den Festlandvögeln unterschieden und den Großen Präriehühnern aus Wisconsin genetisch sehr ähnlich waren. Eine neuere Studie (Johnson & Dunn, 2006) über dieselben Parameter bestätigte die Ergebnisse, widersprach jedoch der Platzierung des Heidehuhns in Bezug auf seine verwandtschaftlichen Verhältnisse und schlug stattdessen eine engere Verwandtschaft mit dem Kleinen Präriehuhn vor. Johnson und Dunn warnten jedoch davor, zu viel in die Ergebnisse hineinzuinterpretieren: während das Kleine Präriehuhn eine eigenständige Art darstellt und das genetisch offenbar gleichermaßen unterschiedliche Heidehuhn folglich ebenfalls einen eigenständigen Status verdienen würde, durchlaufen mtDNA-Haplotypen in kleinen Populationen einen genetischen Flaschenhals und zeigen wahrscheinlich eine höhere Abweichung, als allein vom taxonomischen Status her zu beurteilen ist (Johnson et al., 2003). Geht man von der Tatsache aus, dass alle Heidehuhn-Exemplare, die von Johnson und Dunn untersucht wurden, von der Insel Martha’s Vineyard stammen – wo der Bestand nie einige tausend Vögel wegen des begrenzten Platzes überschreiten konnte und der genetische Austausch mit dem Festland begrenzt war – so ist es möglich, dass die geringe genetische Vielfalt und offensichtliche Unverwechselbarkeit des Heidehuhns ein Artefakt einer kleinen Anzahl von brauchbaren Exemplaren aus derselben eng zusammengewachsenen Population war.
Präriehühner wurden wahllos an der Ostküste der Vereinigten Staaten eingeführt, nach dem das Heidehuhn auf dem Festland ausgestorben war, sie konnten sich jedoch nicht halten. Heute existiert eine beträchtliche Anzahl von Heidehuhn-Typen in öffentlichen Sammlungen, aber viele – alle Festlandexemplare und solche mit unzureichenden Informationen – können nicht eindeutig als Heidehühner angesehen werden. Beispielsweise sind heutzutage nur sieben eindeutige Heidehuhn-Eier, das entspricht einem sehr kleinen Gelege (Luther, 1996), in den öffentlichen Sammlungen bekannt.

Die italienische Unterart des Rebhuhns, Perdix perdix italica, wurde zuletzt in den 1980er Jahre gesehen.
Eine Unterart des Halsbandfrankolins, Francolinus francolinus billypayni ist seit den 1960er Jahren ausgestorben.
Eine Unterart des des Schweifhuhns, Tympanuchus phasianellus hueyi, gilt seit 1954 als ausgestorben.
Die nur in einem kleinen Gebiet in Marokko vorkommende Unterart des Helmperlhuhns, Numida meleagris saby ist vermutlich seit den 1950er Jahren ausgestorben.

Ausgestorbene Vögel seit 1500 – Tauben
Ausgestorbene Vögel seit 1500 – Steißhühner und Laufvögel

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